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   AG Brandenburg, 19.12.2022 - 34 C 20/20   

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AG Brandenburg, 19.12.2022 - 34 C 20/20 (https://dejure.org/2022,37300)
AG Brandenburg, Entscheidung vom 19.12.2022 - 34 C 20/20 (https://dejure.org/2022,37300)
AG Brandenburg, Entscheidung vom 19. Dezember 2022 - 34 C 20/20 (https://dejure.org/2022,37300)
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Volltextveröffentlichungen (3)

Kurzfassungen/Presse (3)

  • mdr-recht.de (Kurzinformation)

    Schmerzensgeld nach Haarfärbung - Hausverbot ist trotzdem rechtens

  • onlineurteile.de (Kurzmitteilung)

    Gegen Ammoniak und Henna allergisch - Kundin wies die Friseurin darauf hin, die trotzdem Haarfärbemittel mit Spuren dieser Stoffe einsetzte

  • kostenlose-urteile.de (Kurzmitteilung)

    Friseur haftet wegen fehlender Aufklärung nach Hinweis des Kunden auf Allergie gegen Ammoniak und Henna - Schmerzensgeld von 2.000 € nach allergischer Reaktion auf Färbemittel

 
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  • AG Brandenburg, 26.05.2016 - 34 C 40/15

    Strafanzeige, falsche Verdächtigung, Erstattung Verteidigerkosten, Schmerzensgeld

    Auszug aus AG Brandenburg, 19.12.2022 - 34 C 20/20
    Das erkennende Gericht ( AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ) beurteilt die Frage, unter welchen Umständen die Einleitung eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens eine schadensersatzauslösende unerlaubte Handlung ist nach den von der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, des Bundesgerichtshofs und der übrigen Rechtsprechung entwickelten Grundsätzen.

    Danach handelt zwar derjenige, der sich eines staatlichen, gesetzlich geregelten Verfahrens zur Durchsetzung seiner Ansprüche oder berechtigten Interessen bedient - außer im Fall des § 826 BGB -, grundsätzlich nicht rechtswidrig, da jedermann das Recht hat, durch eine Strafanzeige ein gesetzlich geregeltes Verfahren in Gang zu bringen ( BGH , Urteil vom 28.02.2012, Az.: VI ZR 79/11, u.a. in: NJW 2012, Seiten 1659 f.; BGH , VersR 1979, Seite 544; BGH , BGHZ 20, Seite 169; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 =,,juris"; AG Ibbenbüren , DAR 2014, Seiten 330 f. ).

    Insoweit ist es mit rechtsstaatlichen Geboten unvereinbar, wenn derjenige, der im guten Glauben eine Strafanzeige erstatte, Nachteile (z.B. in Form von Schadensersatzforderungen) dadurch erleidet, dass sich seine Behauptung nach behördlicher Prüfung als unrichtig oder nicht aufklärbar erweist ( BVerfG , NJW 2008, Seiten 570 f.; BVerfG , NJW 1991, Seiten 1285 f.; BVerfG , NJW 1987, Seiten 1929 f.; BGH , Urteil vom 28.02.2012, Az.: VI ZR 79/11, u.a. in: NJW 2012, Seiten 1659 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Auch Rechtsanwaltskosten für die Vertretung in einem Ermittlungsverfahren gehören insoweit grundsätzlich zu den typischen, ersatzlos hinzunehmenden Folgen einer formal berechtigten Einleitung und Durchführung eines strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens ( AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris"; AG Ibbenbüren , DAR 2014, Seiten 330 f. ).

    Dies gilt auch dann, wenn sich das Begehren nachträglich als sachlich nicht gerechtfertigt erweist und dem anderen Teil Nachteile entstanden sind ( BGH , BGHZ 74, Seiten 9 ff. = VersR 1979, Seiten 544 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = ",juris"; AG Hamburg , VersR 1993, Seiten 1363 f. = ZfSch 1994, Seite 164 ).

    Den Schutz der Beschuldigten bietet das Strafverfahren selbst nach Maßgabe seiner gesetzlichen Ausgestaltung ( BGH , BGHZ 36, Seiten 18 ff.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = ",juris"; AG Hamburg , VersR 1993, Seiten 1363 f. = ZfSch 1994, Seite 164 ).

    Bei einem willkürlich, leichtfertig oder mit unlauteren Mitteln in Gang gebrachten Strafverfahren ist aber die Vermutung der Rechtmäßigkeit bereits widerlegt ( BGH , NJW 1985, Seiten 1959 ff.; BGH , BGHZ 74, Seiten 9 ff. = VersR 1979, Seiten 544 ff.; BGH , BGHZ 36, Seiten 18 ff.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = ",juris"; AG Hamburg , VersR 1993, Seiten 1363 f. = ZfSch 1994, Seite 164 ).

    Bedingter Vorsatz genügt insoweit - anders als für die übrigen Tatbestandsmerkmale - jedoch nicht ( BVerfG , NJW 2008, Seiten 570 f.; BVerfG , NJW 1991, Seiten 1285 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = ",juris" ).

    Mit diesen Grundgeboten des Rechtsstaats wäre es nicht vereinbar, wenn derjenige, der in gutem Glauben eine vermeintliche Straftat bei der Polizei anzeigt, Nachteile dadurch erleidet, dass sich nach Einstellung des aufgrund seiner Mitteilung eingeleiteten Verfahrens seine Behauptung in einem nachfolgenden Zivilprozess als objektiv unrichtig oder nicht aufklärbar erweist ( BVerfG , NJW 1991, Seiten 1285 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts besteht sogar eine verfassungsrechtliche Pflicht des Staates, eine funktionstüchtige Strafrechtspflege im Interesse der Allgemeinheit zu gewährleisten ( BVerfG , BVerfGE 74, Seiten 257 ff. = NJW 1987, Seiten 1929 f.; BVerfG , BVerfGE 46, Seiten 214 ff.; OLG Dresden , FamRZ 2013, Seiten 410 ff.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Diese Vermutung muss schon deshalb bestehen, weil auch die nicht nur formal, sondern auch materiell berechtigte Einleitung und Durchführung eines gerichtlichen Verfahrens sogar typischerweise Schadensfolgen haben könne, die über die mit der Rechtsverfolgung erstrebte Anspruchsdurchsetzung oder Sanktion hinausgehen, die der Gegner jedoch ersatzlos hinnehmen muss ( BGH , VersR 1979, Seite 544; OLG Dresden , FamRZ 2013, Seiten 410 ff.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris"; AG Ibbenbüren, DAR 2014, Seiten 330 f.).

    Der § 164 StGB ist auch ein Schutzgesetz im Sinne des § 823 Abs. 2 BGB ( BVerfG , NJW 2008, Seiten 570 f.; BVerfG , NJW 1991, Seiten 1285 f.; BVerfG , NJW 1987, Seiten 1929 f.; BGH , Urteil vom 28.02.2012, Az.: VI ZR 79/11, u.a. in: NJW 2012, Seiten 1659 f.; BGH , Urteil vom 07.01.1953, Az.: VI ZR 39/52, u.a. in: LM Nr. 3 zu § 823 (Be) BGB = JZ 1953, Seite 184; OLG Hamm , Streit 2014, Seiten 34 ff.; OLG Dresden , FamRZ 2013, Seiten 410 ff.; OLG Koblenz , NJW-RR 2012, Seiten 600 f.; OLG Hamm , VersR 2007, Seiten 512 f.; OLG Koblenz , NJW-RR 2002, Seiten 1539 ff.; OLG Düsseldorf , Urteil vom 21.09.1999, Az.: 26 U 10/99, u.a. in: "juris"; OLG Karlsruhe , NStZ-RR 1997, Seiten 37 f.; KG Berlin , VersR 1975, Seite 1030; LG Freiburg/Breisgau , Urteil vom 14.10.2002, Az.: 3 S 191/02; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris"; AG Ibbenbüren , DAR 2014, Seiten 330 f.; AG Bremen , NJW-RR 2014, Seiten 207 ff.; AG Hamburg , Urteil vom 13.08.2008, Az.: 7c C 31/07, u.a. in: "juris"; AG Kenzingen , AGS 2003, Seiten 133 f.; AG Hamburg , VersR 1993, Seiten 1363 f. = ZfSch 1994, Seite 164 ).

    Der von der Beklagten mit Schriftsatz ihres nunmehrigen Prozessbevollmächtigten vom 22.06.2019 vorgetragene Sachverhalt lässt unter Berücksichtigung der Ermittlungsergebnisse in dem gegen die Klägerin wegen falscher Verdächtigung (§ 164 Abs. 1 StGB) durchgeführten Strafverfahrens und aufgrund der nunmehr hier im Zivilverfahren durchgeführten Beweisaufnahme nämlich nach Überzeugung des Gerichts den sicheren Schluss zu, dass die Beklagte wider besseren Wissens die Klägerin dieser Straftat gegenüber der Polizei verdächtigt hat ( OLG Koblenz , NJW-RR 2002, Seiten 1539 ff.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Protokolle über die Aussagen und andere Urkunden in einem Strafverfahren dürfen im Übrigen stets im Wege des Urkundenbeweises auch in den Zivilprozess eingeführt und dort gewürdigt werden, wenn dies - wie hier seitens der Klägerseite geschehen - von der beweispflichtigen Partei beantragt wird ( BGH , Urteil vom 12.11.2003, Az.: XII ZR 109/01, u.a. in: NJW 2004, Seiten 1324 ff.; BGH , WM 1973, Seiten 560 f.; BAG , NJW 1999, Seiten 81 f; OLG Köln , FamRZ 1991, Seite 580 f.; Reichsgericht , Gruch 52, Seiten 446 ff.; OLG Koblenz , AnwBl. 1990, Seiten 215 ff.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris"; Dr. A. Völzmann , Die Bindungswirkung von Strafurteilen im Zivilprozess, Carl Heymanns Verlag, Prozessrechtliche Abhandlungen, Heft 123, Ausgabe 2006, Seite 43 ).

    Die in einem Strafverfahren getroffenen Feststellungen hat das Zivilgericht dann zwar zu würdigen, jedoch kann das Zivilgericht ihnen auch folgen, soweit nicht gewichtige Gründe für die Unrichtigkeit von den Zivilprozessparteien vorgebracht werden ( Reichsgericht , Gruch 37, Seite 137; LG Essen , MDR 1947, Seiten 68 f.; OLG Koblenz , AnwBl. 1990, Seiten 215 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris"; Dr. A. Völzmann , ebenda, Seite 43 ).

    Dieser Grundsatz gilt nicht nur für die Tatsache der Verurteilung bzw. eines Freispruchs an sich, sondern auch für die vor dem Strafgericht und/oder bei der Polizei gemachten Aussagen ( BGH , VersR 1970, Seite 375; BGH , VersR 1963, Seite 195; OLG München , VersR 1976, Seite 1143; OLG Köln , MDR 1972, Seite 957; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Ein solches Verständnis widerspricht auch nicht der freien richterlichen Beweiswürdigung des § 286 Abs. 1 Satz 1 ZPO ( AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 =,,juris"; Dr. A. Völzmann, ebenda, Seite 43 ), da es sich hierbei nur um eine Regel handelt, von der der Zivilrichter jederzeit abweichen darf.

    Das Zivilgericht darf und kann somit aber auch tatsächliche Feststellungen des Strafverfahrens in freier Beweiswürdigung nach § 286 Abs. 1 Satz 1 ZPO übernehmen ( Reichsgericht , Gruch 52, Seiten 446 ff.; BayObLG , BayObLGZ Band 9, Seiten 102 ff.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris"; Dr. A. Völzmann, ebenda, Seite 44 ).

    Auch einzelne Beweisergebnisse des strafgerichtlichen Verfahrens können somit grundsätzlich auch urkundsbeweislich verwertet werden ( BGH , VersR 1970, Seite 375; BGH , VersR 1963, Seite 195; BGH , BGHZ 1, Seiten 218 ff.; Reichsgericht , RGZ Band 105, Seiten 219 ff.; OLG München , NJW 1972, Seite 2047; OLG München , VersR 1976, Seite 1143; OLG Köln , MDR 1972, Seite 957; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Den Parteien verbleibt nämlich immer noch das Recht, anstelle des Urkundenbeweises bzw. daneben auch eine Beweisaufnahme im Zivilverfahren durch die Vernehmung von Zeugen bzw. den Parteien durch den Zivilrichter zu beantragen ( BGH , BGHZ 7, Seite 116; Reichsgericht , JW 1930, Seite 2052; OLG München , NJW 1972, Seiten 2047 f.; KG Berlin , VersR 1972, Seite 104; OLG Bamberg , NJW-RR 2003, Seite 1223; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Diese Einschränkung der Verwertungsbefugnis ergibt sich nämlich nicht aus dem Grundsatz der Unmittelbarkeit der Beweisaufnahme nach § 355 Abs. 1 ZPO, da es materielle Unmittelbarkeit der Beweisaufnahme im Zivilprozess - anders als im Strafprozess - nicht gibt ( AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris"; Dr. A. Völzmann , ebenda, Seite 44 ).

    in: NJW-Spezial 2008, Seite 602; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Es war dementsprechend auch hier zulässig, die Akten des Strafverfahrens als Beweisurkunde heranzuziehen und die Aussage- und Beweisprotokolle aus dem Strafverfahren sowie die dortigen tatsächlichen Feststellungen im hiesigen Zivilverfahren zu verwerten ( BGH , NJW-RR 1988, Seiten 1527 f.; BGH , WM 1971, Seite 560; BGH , VersR 1970, Seite 322; BGH , BGHZ 7, Seiten 116 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    in: NJW-Spezial 2008, Seite 602; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    in: NJW-Spezial 2008, Seite 602; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    in: NJW-Spezial 2008, Seite 602; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    in: NJW-Spezial 2008, Seite 602; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Die von der Klägerin im Zivilverfahren beantragte Verwertung der Urkunden aus einem Strafverfahren im Wege des Urkundenbeweises bedurfte zudem nicht der Zustimmung der Beklagtenseite ( BGH , ZIP 1983, Seite 738 = VersR 1983, Seiten 667 f. = VRS Band 65, Seiten 94 ff.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Sogar gegen den ausdrücklich erklärten Widerspruch einer Partei ist die Verwertung einer Strafakte nämlich möglich ( BGH , NJW 1985, Seite 1470; BGH , VersR 1983, Seiten 667 f.; BGH , BGHR ZPO § 286 Abs. 1 Strafakten 1 = KTS 1989, Seiten 857 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Die Unschuldsvermutung verbietet zwar gegen einen Beklagten Maßregeln zu verhängen, die in ihrer Wirkung einer "Strafe" gleich kommen würden, ohne dass ihm in dem gesetzlich dafür vorgeschriebenen Verfahren strafrechtliche Schuld nachgewiesen worden wäre; jedoch können Rechtsfolgen, die keinen Strafcharakter haben und lediglich zivilrechtliche Ansprüche beinhalten - wie hier die geltend gemachten Schadenersatz- und Schmerzensgeldansprüche - in einem Zivilprozessverfahren an einem verbleibenden Tatverdacht angeknüpft werden, auch wenn es sich hierbei lediglich um eine Bewertung der Verdachtslage handelt ( BVerfG , NJW 1990, Seite 2742; BGH , NJW 1999, Seiten 2895 f.; OLG Celle , OLG-Report 2000, Seiten 195 ff.; OLG Köln , NJW-RR 2002, Seiten 1392 f.; OLG Hamm , OLG-Report 2001, Seite 231; OLG Köln , FamRZ 1991, Seiten 580 f.; OLG Koblenz , AnwBl. 1990, Seiten 215 ff.; LG Potsdam , Urteil vom 27.07.2000, Az.: 3 S 26/00; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Sie schließt es indes aber nicht aus, in einem Zivilprozessverfahren einen Tatverdacht festzustellen und zu bewerten und dies bei der Entscheidung des Zivilgerichts zu berücksichtigen ( BVerfG , NJW 1990, Seite 2742; BVerfG , NStZ 1992, Seite 238; BGH , NJW 1999, Seiten 2895 f.; OLG Celle , OLG-Report 2000, Seiten 195 ff; OLG Köln , OLG-Report 2002, Seiten 197 f.; OLG Köln , FamRZ 1991, Seiten 580 f.; OLG Koblenz , AnwBl. 1990, Seiten 215 ff.; LG Potsdam , Urteil vom 27.07.2000, Az.: 3 S 26/00; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Im Rahmen der freien Beweiswürdigung des § 286 ZPO ist nämlich für die erforderliche Überzeugung des Richters keine absolute oder unumstößliche Gewissheit und auch keine "an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit" erforderlich, sondern nur ein für das praktische Leben brauchbarer Grad von Gewissheit, der Zweifeln Schweigen gebietet ( BGH , NJW 2003, Seite 1116; BGH , NJW 1970, Seite 946; BGH , VersR 1977, Seite 721; KG Berlin , NJW 1989, Seite 2948; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Wer aber - wie hier die Beklagte entsprechend dem Ergebnis der Beweisaufnahme in dem Zivilprozessverfahren - eine falsche Verdächtigung begeht, haftet hierfür auch nach § 823 Abs. 2 BGB ( BGH , NJW 1975, Seite 50; BGH , VersR 1971, Seiten 820 f.; BGH , BGHZ 8, Seiten 288 ff.; BGH , Urteil vom 07.01.1953, Az.: VI ZR 39/52, u.a. in: LM Nr. 3 zu § 823 (Be) BGB = JZ 1953, Seite 184; OLG Hamm , Streit 2014, Seiten 34 ff.; OLG Dresden , FamRZ 2013, Seiten 410 ff.; OLG Koblenz , NJW-RR 2012, Seiten 600 f.; OLG Hamm , VersR 2007, Seiten 512 f.; OLG Koblenz , NJW-RR 2002, Seiten 1539 ff.; OLG Köln , NJW-RR 2002, Seiten 1392 f.; OLG Hamm , Urteil vom 08.05.2000, Az.: 13 U 7/00, u.a. in: "juris"; OLG Brandenburg , NJW 2000, Seiten 3579 f.; OLG Dresden , OLG-Report 2000, Seiten 508 ff.; OLG Celle , OLG-Report 2000, Seiten 195 ff.; OLG Düsseldorf , Urteil vom 21.09.1999, Az.: 26 U 10/99, u.a. in: "juris"; OLG Karlsruhe , Die Justiz 1999, Seite 445; OLG Karlsruhe , NStZ-RR 1997, Seiten 37 f.; KG Berlin , VersR 1975, Seite 1030; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris"; AG Ibbenbüren , DAR 2014, Seiten 330 f.; AG Bremen , NJW-RR 2014, Seiten 207 ff.; AG Hamburg , Urteil vom 13.08.2008, Az.: 7c C 31/07, u.a. in: "juris"; AG Kenzingen , AGS 2003, Seiten 133 f.; AG Hamburg , VersR 1993, Seiten 1363 f. ).

    Die Beklagte ist somit hier der Klägerin gegenüber für diese begangene Tat auch grundsätzlich dann ersatzpflichtig ( BGH , VersR 1977, Seite 183; BGH , Urteil vom 07.01.1953, Az.: VI ZR 39/52, u.a. in: LM Nr. 3 zu § 823 (Be) BGB = JZ 1953, Seite 184; Reichsgericht , GruchB 51, Seite 990; OLG Hamm , Streit 2014, Seiten 34 ff.; OLG Dresden , FamRZ 2013, Seiten 410 ff.; OLG Koblenz , NJW-RR 2012, Seiten 600 f.; OLG Hamm , VersR 2007, Seiten 512 f.; OLG Koblenz , NJW-RR 2002, Seiten 1539 ff.; OLG Köln , NJW-RR 2002, Seiten 1392 f.; OLG Hamm , OLG-Report 2001, Seite 231; OLG Celle , OLG-Report 2000, Seiten 195 ff.; OLG Düsseldorf , Urteil vom 21.09.1999, Az.: 26 U 10/99, u.a. in: "juris"; KG Berlin , VersR 1975, Seite 1030; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris"; AG Ibbenbüren , DAR 2014, Seiten 330 f.; AG Bremen , NJW-RR 2014, Seiten 207 ff.; AG Hamburg , Urteil vom 13.08.2008, Az.: 7c C 31/07, u.a. in: "juris"; AG Pinneberg , SchlHA 2003, Seiten 143 f.; AG Kenzingen , AGS 2003, Seiten 133 f.; AG Hamburg , VersR 1993, Seiten 1363 f. ).

    Damit aber übertrat die Beklagte die Strafbestimmung des § 164 StGB, handelte also einem Schutzgesetz im Sinne des § 823 Abs. 2 BGB zuwider, welches die geschädigte Klägerin schützen wollte ( AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Darauf, ob die Beklagte den konkreten Schaden, welcher die Folge der von ihm begangenen Verletzung der Schutzgesetze war, voraussehen konnten, kommt es zudem nicht an ( BGH , NJW 1972, Seiten 40 ff.; BGH , NJW 1968, Seite 1279; Reichsgericht , RGZ Band 69, Seiten 340 ff.; OLG Köln , NJW-RR 2002, Seiten 1392 f.; OLG Hamm , OLG-Report 2001, Seite 231; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Zudem hätte dies die Schuldfähigkeit der Beklagten grundsätzlich auch nicht vermindert ( OLG Naumburg , Urteil vom 13.12.2001, Az.: 4 U 120/01, u.a. in: NJOZ 2002, Seiten 1372 ff. = "juris"; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Dies müsste zudem der Beklagte beweisen ( BGH , MDR 2001, Seiten 887 f. = r + s 2002, Seite 43; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Nur "zureichende tatsächliche Anhaltspunkte" können ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren (§ 152 Abs. 2 StPO) auslösen ( KG Berlin , NStZ-RR 2006, Seiten 276 f. = StraFo 2006, Seiten 413 ff.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Eine Verdächtigung im Sinne von § 164 StGB liegt aber grundsätzlich bereits dann vor, wenn das gesamte tatsächliche Vorbringen des Täters nicht nur nach seiner persönlichen Auffassung, sondern nach objektiv-richtiger Würdigung einen Verdacht hervorruft oder verstärkt ( OLG Karlsruhe , OLGSt Nr. 2 zu § 164 StGB; OLG Karlsruhe , NStZ-RR 1997, Seiten 37 f.; KG Berlin , NStZ-RR 2006, Seiten 276 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Die auf Tatsachen gestützte Verdächtigung muss dem Denunzierten ein bestimmtes, durch individuelle Merkmale konkretisiertes Verhalten zur Last legen, das bei entsprechender Subsumtion den Verdacht einer Straftat begründen kann ( OLG Karlsruhe , NStZ-RR 1997, Seiten 37 f.; KG Berlin , NStZ-RR 2006, Seiten 276 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Wertende Behauptungen erfüllen diese Voraussetzung zudem nur, wenn sie in erkennbarer Weise zu "greifbaren, des Beweises fähigen Tatsachen" in Beziehung gesetzt werden ( OLG Karlsruhe , OLGSt Nr. 2 zu § 164 StGB; KG Berlin , NStZ-RR 2006, Seiten 276 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Die erhobenen Vorwürfe werden in einem mit rechtsstaatlichen Garantien ausgestatteten Verfahren überprüft, dem sich jeder betroffene Staatsbürger bei Vorliegen des Verdachts einer Straftat stellen muss ( BVerfG , NJW 1991, Seiten 1285 f.; BVerfG , BVerfGE 74, Seiten 257 ff.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Dessen ungeachtet kann aber eine falsche Verdächtigung sogar objektiv auch in der Angabe wahrer Tatsachen liegen, wenn zugleich Umstände verschwiegen werden, die für die Beurteilung durch den Adressaten von wesentlicher Bedeutung sind ( BVerfG , NJW 2008, Seiten 570 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Zwar bedeutet "wider besseres Wissen" im Sinne von § 164 StGB auch, dass die Beklagte sicher wusste, dass ihre Behauptung tatsächlicher Art unwahr ist ( BVerfG , NJW 1991, Seiten 1285 f.; Reichsgericht , RGSt Band 32, Seiten 302 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ); fahrlässiges oder bedingt vorsätzliches Handeln genügt also noch nicht, da fahrlässige Delikte nur strafbar sind, soweit dies gesondert bestimmt ist.

    Aus diesem Grunde muss bei falscher Verdächtigung gemäß § 164 StGB eine vorsätzliche Begehungsform vorgetragen werden ( AG Hamburg , Urteil vom 13.08.2008, Az.: 7c C 31/07, u.a. in: "juris"; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Auch trägt die Klägerin hier für das Vorliegen einer solchen Pflichtverletzung der Beklagten nach den allgemeinen Regeln die Darlegungs- und Beweislast ( OLG Hamm , Beschluss vom 24.05.2013, Az.: I-9 U 197/12, u.a. in: Streit 2014, Seiten 34 f.; OLG Dresden , FamRZ 2013, Seiten 410 ff.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Insofern ist ein Ersatzanspruch der Klägerin hier aber auch zu bejahen, zumal die Strafanzeige der Beklagten bewusst unwahr gewesen ist und die oben näher dargelegten Grundsätze auch für Äußerungen gegenüber Strafverfolgungsbehörden gelten ( BVerfG , NJW-RR 2007, Seite 840; BVerfG , NJW 1991, Seiten 29 f.; BGH , Urteil vom 28.02.2012, Az.: VI ZR 79/11, u.a. in: NJW 2012, Seiten 1659 f.; BGH , NJW 1986, Seiten 2502 f.; BGH , NJW 1962, Seiten 243 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Damit ist aber hier auch festzustellen, dass die Beklagte auch gewusst haben muss, dass ihre Strafanzeige für die rechtliche Beurteilung von wesentlicher Bedeutung war ( BVerfG , NJW 2008, Seiten 570 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Insofern war die Klägerin als Verdächtigte aber tatsächlich nicht Täterin der ihr von der Beklagten vorgeworfenen rechtswidrigen Tat ( BGH , BGHSt 35, Seite 50; OLG Rostock , NStZ 2005, Seite 335 = StraFo 2005, Seite 81; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Das Gericht hält die hier gegebenen Tatsachen für die Begründung einer Strafbarkeit gemäß § 164 Abs. 1 StGB für ausreichend ( BVerfG , NJW 2008, Seiten 570 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Im Übrigen gehört die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens oder einer anderen behördlichen Maßnahme gegen die falsche Verdächtigte nicht zur Vollendung der Straftat gemäß § 164 StGB und liegt diese somit schon dann vor, wenn die Verdächtigung bei einer Behörde oder einem zur Entgegennahme von Anzeigen zuständigen Beamten eingegangen oder mündlich angebracht ist ( OLG Düsseldorf , NJW 2000, Seiten 3582 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Zwar ist auch anerkannt, dass es bei einer Verdächtigung der Vollendung der Tat entgegensteht, wenn die Anzeige noch rechtzeitig widerrufen wird, d.h., wenn Anzeige und Widerruf zusammentreffen ( OLG Düsseldorf , NJW 2000, Seiten 3582 f.; Reichsgericht , GA 52, Seite 246; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Dasselbe gilt, wenn die Verdächtigende ihre mündliche Erklärung durch eine noch mit ihrer Behauptung in zeitlichem und räumlichem Zusammenhang stehende Gegenerklärung bei einer noch nicht abgeschlossenen polizeilichen Vernehmung richtig stellt ( OLG Düsseldorf , NJW 2000, Seiten 3582 f.; OLG Hamm , JMBlNW 1964, Seite 129; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Nach der herrschenden Rechtsprechung können durch schuldhafte Pflichtverletzungen verursachte Beeinträchtigungen des Persönlichkeitsrechts aber auch einen Anspruch auf Geldentschädigung in Form von Schmerzensgeld begründen ( BGH , Urteil vom 23.10.2003, Az.: III ZR 9/03, u.a. in: NJW 2003, Seiten 3693 ff.; BGH , NJW 1994, Seiten 1950 ff.; BGH , NJW 1981, Seite 675; BGH , VersR 1972, Seiten 368 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Ein solcher Anspruch kommt zwar nur dann in Betracht, wenn es sich um einen schwerwiegenden Eingriff in das Persönlichkeitsrecht handelt ( BGH , Urteil vom 23.10.2003, Az.: III ZR 9/03, u.a. in: NJW 2003, Seiten 3693 ff.; BGH , NJW 1994, Seiten 1950 ff.; BGH , NJW 1981, Seite 675; BGH , VersR 1972, Seiten 368 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Ob eine schwerwiegende Verletzung des Persönlichkeitsrechts vorliegt, die die Zahlung einer Geldentschädigung erfordert, ist insofern aufgrund der gesamten Umstände des Einzelfalls zu beurteilen und hängt insbesondere von der Bedeutung und der Tragweite des Eingriffs, ferner von Anlass und Beweggrund der Handelnden sowie von dem Grad des Verschuldens ab ( BGH , Urteil vom 23.10.2003, Az.: III ZR 9/03, u.a. in: NJW 2003, Seiten 3693 ff.; BGH , NJW 1994, Seiten 1950 ff.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Zwar sind schwere Verletzungen des Persönlichkeitsrechts in der Rechtsprechung vor allem dann angenommen worden, wenn durch Veröffentlichung in der Presse die Allgemeinheit oder wenigstens ein weiter, nicht abgegrenzter Personenkreis von dem verletzenden Tatbestand Kenntnis erhalten hat ( BGH , Urteil vom 23.10.2003, Az.: III ZR 9/03, u.a. in: NJW 2003, Seiten 3693 ff.; BGH , NJW 1981, Seiten 675 ff.; BGH , VersR 1972, Seite 368; OLG München , Urteil vom 06.06.2013, Az.: 24 U 4364/12, u.a. in: BeckRS 2014, Nr.: 10350 ) oder wenn eine Untersuchungs- bzw. Zwangs-Haft angeordnet und verhängt wurde ( BGH , Urteil vom 23.10.2003, Az.: III ZR 9/03, u.a. in: NJW 2003, Seiten 3693 ff.; OLG Hamm , Beschluss vom 24.05.2013, Az.: 9 U 197/12, u.a. in: BeckRS 2014, Nr.: 10896; OLG Frankfurt/Main , VersR 2008, Seite 649; OLG München , NJW-RR 1994, Seite 724; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ) bzw. bei Einrichtung und Aufrechterhaltung eines "virtuellen Prangers" im Internet ( OLG Celle , NJW-RR 2008, Seite 1262; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ) oder wegen des Verlustes des Arbeitsplatzes und der Mietwohnung ( LAG Rheinland-Pfalz , Urteil vom 14.08.2014, Az.: 5 Sa 160/14, u.a. in: "juris"; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ) bzw. wegen der Behinderung der Ausübung von Umgangskontakten mit den Kindern durch Falschangaben des anderen Ehepartners gegenüber der Polizei ( LG Essen , FamRZ 2008, Seiten 2032 f.; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ).

    Eine bloße Anhörung der hiesigen Klägerin in dem Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Potsdam hätte einen derartig schweren Eingriff in das Persönlichkeitsrecht der Klägerin somit noch nicht dargestellt ( BVerfG , NJW 1987, Seiten 1929 f.; BGH , NJW 1985, 3081; OLG Koblenz , NJW-RR 2012, Seiten 600 f.; LG Bad Kreuznach , Urteil vom 14.10.2011, Az.: 2 O 198/10; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ), jedoch erging hier bereits ein Strafbefehl gegen die Klägerin und musste diese in einem mehrtägigen Strafverfahren (quasi) ihre Unschuld beweisen.

    Insofern brachte die Beklagte ihre falschen Anschuldigung auch unbeteiligten Dritten gegenüber zum Ausdruck ( OLG Koblenz , NJW-RR 2012, Seiten 600 f.; OLG Hamm , Urteil vom 03.02.2006, Az.: 9 U 117/05, u.a. in: VersR 2007, Seite 512; LG Bad Kreuznach , Urteil vom 14.10.2011, Az.: 2 O 198/10; LG Bielefeld , Urteil vom 31.05.2005, Az.: 7 O 446/04; AG Brandenburg an der Havel , Urteil vom 26.05.2016, Az.: 34 C 40/15, u.a. in: ZAP EN-Nr. 554/2016 = NJOZ 2016, Seiten 1035 = BeckRS 2016, Nr. 9705 = "juris" ), so dass die hiesige Klage bezüglich des insofern geltend gemachten Schmerzensgeldanspruches in Höhe von 500, 00 Euro als berechtigt aber auch ausreichend anzusehen ist.

  • BGH, 29.05.2020 - V ZR 275/18

    Willkürliches Hausverbot zulässig

    Auszug aus AG Brandenburg, 19.12.2022 - 34 C 20/20
    Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs können sich - außer durch vertragliche Bindungen und die hier nicht einschlägigen Benachteiligungsverbote aus § 19 AGG - Einschränkungen bei der Ausübung des Hausrechts insbesondere daraus ergeben, dass der Hausrechtsinhaber die Örtlichkeit für den allgemeinen Publikumsverkehr öffnet und dadurch seine Bereitschaft zu erkennen gibt, generell und unter Verzicht auf eine Prüfung im Einzelfall jedem den Zutritt zu gestatten, der sich im Rahmen des üblichen Verhaltens bewegt ( BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff.; BGH , Urteil vom 20.01.2006, Az.: V ZR 134/05, u.a. in: NJW 2006, Seite 1054; BGH , Urteil vom 30.10.2009, Az.: V ZR 253/08, u.a. in: NJW 2010, Seite 534; BGH , Urteil vom 09.03.2012, Az.: V ZR 115/11, u.a. in: NJW 2012, Seite 1725; BGH , Urteil vom 03.11.1993, Az.: VIII ZR 106/93, u.a. in: BGHZ 124, Seiten 39 ff.; BGH , Urteil vom 25.04.1991, Az.: I ZR 283/89, u.a. in: NJW-RR 1991, Seite 1512 ).

    In solchen Konstellationen tritt die Privatautonomie (Art. 2 Abs. 1 GG) des Hausrechtsinhabers in ihrem Gewicht zurück und stehen die Grundrechte des Betroffenen, namentlich dessen allgemeines Persönlichkeitsrecht (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG) und das Gebot der Gleichbehandlung (Art. 3 GG), bei der gebotenen Abwägung einem willkürlichen Ausschluss entgegen ( BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff.; BGH , Urteil vom 09.03.2012, Az.: V ZR 115/11, u.a. in: NJW 2012, Seite 1725; BGH , Urteil vom 30.10.2009, Az.: V ZR 253/08, u.a. in: NJW 2010, Seite 534 ).

    Diese Rechtsprechung bedarf nach Ansicht des Bundesgerichtshofs ( BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ) und der übrigen Rechtsprechung ( AG Stuttgart , Urteil vom 29.01.2021, Az.: 3 C 2853/20, u.a. in: BeckRS 2021, Nr. 3671 = "juris" ) aber nunmehr im Hinblick auf die zwischenzeitlich ergangene Grundsatzentscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur mittelbaren Drittwirkung von Art. 3 Abs. 1 GG im Verhältnis zwischen Privaten ( BVerfG , Beschluss vom 11.04.2018, Az.: 1 BvR 3080/09, u.a. in: NJW 2018, Seiten 1667 ff. ) der Modifizierung.

    Grundsätzlich gehört es zur Freiheit jeder Person, nach eigenen Präferenzen darüber zu bestimmen, mit wem sie unter welchen Bedingungen Verträge abschließen will ( BVerfG , BVerfGE 148, Seite 267; BVerfG , NJW 2019, Seite 3769; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

    Gleichheitsrechtliche Anforderungen für das Verhältnis zwischen Privaten können sich aus Art. 3 Abs. 1 GG jedoch für spezifische Konstellationen ergeben, etwa wenn der Ausschluss von Veranstaltungen, die aufgrund eigener Entscheidung der Veranstalter einem großen Publikum ohne Ansehen der Person geöffnet werden, für die Betroffenen in erheblichem Umfang über die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben entscheidet ( BVerfG , BVerfGE 148, Seite 267; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

    Er darf seine aus dem Hausrecht - so wie in anderen Fällen möglicherweise aus einem Monopol oder aus struktureller Überlegenheit - resultierende Entscheidungsmacht nicht dazu nutzen, bestimmte Personen ohne sachlichen Grund von einem solchen Ereignis auszuschließen ( BVerfG , BVerfGE 148, Seite 267; BVerfG, NJW 2019, Seite 3769; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

    In diesem Fall greift die Wirkung von Art. 3 Abs. 1 GG zwischen dem Betreiber einer solchen Einrichtung und deren (potentiellen) Besuchern, Gästen oder Kunden über die in Art. 3 Abs. 3 GG und in den §§ 19 ff. AGG besonders geregelten Diskriminierungsverbote hinaus und stellt die Ausübung des Hausrechts durch den Veranstalter bzw. Betreiber in einen Zusammenhang mit dem Recht des Einzelnen auf Teilhabe am kulturellen Leben ( BVerfG , BVerfGE 148, Seite 267; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

    Dies zeigt auch der von dem Bundesverfassungsgericht gezogene Vergleich zu anderen Fällen der mittelbaren Grundrechtswirkung, in denen insbesondere die Unausweichlichkeit von Situationen, das Ungleichgewicht zwischen sich gegenüberstehenden Parteien, die gesellschaftliche Bedeutung von bestimmten Leistungen oder die soziale Mächtigkeit einer Seite eine maßgebliche Rolle spielen ( BVerfG , BVerfGE 148, Seite 267; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ), wie etwa in den Fällen des Monopols oder der strukturellen Überlegenheit ( BVerfG , BVerfGE 148, Seite 267; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

    Der Friseurladen der Beklagten in der Gemeinde W... ist aber keine Einrichtung, die für die Klägerin mit ihrem Wohnsitz in der Stadt B... in erheblichem Umfang über die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben entscheidet ( BVerfG , NJW 2019, Seite 3769; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

    Diese könnte, wenn es nicht auf den objektiven Charakter ihrer Einrichtung, sondern auf die - ihr regelmäßig nicht bekannten - Bedürfnisse der einzelnen Kunden ankäme, vor der Erteilung eines Hausverbots nicht erkennen, ob sie dieses frei oder nur bei Vorliegen eines sachlichen Grundes aussprechen darf und welche verfahrensrechtlichen Vorgaben für sie gelten, namentlich ob sie die Klägerin hierzu anhören, ggf. auch abmahnen und ob sie das Hausverbot der Klägerin gegenüber begründen muss ( BVerfG , BVerfGE 148, Seite 267; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

    Die Beklagte hat auch keine Monopolstellung, aus der sich ebenfalls gleichheitsrechtliche Anforderungen für das Verhältnis zu den Kunden ergeben könnten ( BVerfG , NJW 2019, Seite 3769; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

    Selbst wenn aber der Friseurladen der Beklagten am Wohnort der Klägerin liegen und somit für diese besonders einfach zu erreichen wäre, würde dies noch keine Monopolstellung der Beklagten in diesem Sinne begründen ( BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

  • BVerfG, 11.04.2018 - 1 BvR 3080/09

    Stadionverbot - Zur Ausstrahlungswirkung des allgemeinen Gleichheitssatzes in das

    Auszug aus AG Brandenburg, 19.12.2022 - 34 C 20/20
    Diese Rechtsprechung bedarf nach Ansicht des Bundesgerichtshofs ( BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ) und der übrigen Rechtsprechung ( AG Stuttgart , Urteil vom 29.01.2021, Az.: 3 C 2853/20, u.a. in: BeckRS 2021, Nr. 3671 = "juris" ) aber nunmehr im Hinblick auf die zwischenzeitlich ergangene Grundsatzentscheidung des Bundesverfassungsgerichts zur mittelbaren Drittwirkung von Art. 3 Abs. 1 GG im Verhältnis zwischen Privaten ( BVerfG , Beschluss vom 11.04.2018, Az.: 1 BvR 3080/09, u.a. in: NJW 2018, Seiten 1667 ff. ) der Modifizierung.

    Grundsätzlich gehört es zur Freiheit jeder Person, nach eigenen Präferenzen darüber zu bestimmen, mit wem sie unter welchen Bedingungen Verträge abschließen will ( BVerfG , BVerfGE 148, Seite 267; BVerfG , NJW 2019, Seite 3769; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

    Gleichheitsrechtliche Anforderungen für das Verhältnis zwischen Privaten können sich aus Art. 3 Abs. 1 GG jedoch für spezifische Konstellationen ergeben, etwa wenn der Ausschluss von Veranstaltungen, die aufgrund eigener Entscheidung der Veranstalter einem großen Publikum ohne Ansehen der Person geöffnet werden, für die Betroffenen in erheblichem Umfang über die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben entscheidet ( BVerfG , BVerfGE 148, Seite 267; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

    Er darf seine aus dem Hausrecht - so wie in anderen Fällen möglicherweise aus einem Monopol oder aus struktureller Überlegenheit - resultierende Entscheidungsmacht nicht dazu nutzen, bestimmte Personen ohne sachlichen Grund von einem solchen Ereignis auszuschließen ( BVerfG , BVerfGE 148, Seite 267; BVerfG, NJW 2019, Seite 3769; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

    In diesem Fall greift die Wirkung von Art. 3 Abs. 1 GG zwischen dem Betreiber einer solchen Einrichtung und deren (potentiellen) Besuchern, Gästen oder Kunden über die in Art. 3 Abs. 3 GG und in den §§ 19 ff. AGG besonders geregelten Diskriminierungsverbote hinaus und stellt die Ausübung des Hausrechts durch den Veranstalter bzw. Betreiber in einen Zusammenhang mit dem Recht des Einzelnen auf Teilhabe am kulturellen Leben ( BVerfG , BVerfGE 148, Seite 267; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

    Dies zeigt auch der von dem Bundesverfassungsgericht gezogene Vergleich zu anderen Fällen der mittelbaren Grundrechtswirkung, in denen insbesondere die Unausweichlichkeit von Situationen, das Ungleichgewicht zwischen sich gegenüberstehenden Parteien, die gesellschaftliche Bedeutung von bestimmten Leistungen oder die soziale Mächtigkeit einer Seite eine maßgebliche Rolle spielen ( BVerfG , BVerfGE 148, Seite 267; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ), wie etwa in den Fällen des Monopols oder der strukturellen Überlegenheit ( BVerfG , BVerfGE 148, Seite 267; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

    Diese könnte, wenn es nicht auf den objektiven Charakter ihrer Einrichtung, sondern auf die - ihr regelmäßig nicht bekannten - Bedürfnisse der einzelnen Kunden ankäme, vor der Erteilung eines Hausverbots nicht erkennen, ob sie dieses frei oder nur bei Vorliegen eines sachlichen Grundes aussprechen darf und welche verfahrensrechtlichen Vorgaben für sie gelten, namentlich ob sie die Klägerin hierzu anhören, ggf. auch abmahnen und ob sie das Hausverbot der Klägerin gegenüber begründen muss ( BVerfG , BVerfGE 148, Seite 267; BGH , Urteil vom 29.05.2020, Az.: V ZR 275/18, u.a. in: NJW 2020, Seiten 3382 ff. ).

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