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   LSG Niedersachsen-Bremen, 26.01.2021 - L 8 AY 21/19   

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LSG Niedersachsen-Bremen, 26.01.2021 - L 8 AY 21/19 (https://dejure.org/2021,39994)
LSG Niedersachsen-Bremen, Entscheidung vom 26.01.2021 - L 8 AY 21/19 (https://dejure.org/2021,39994)
LSG Niedersachsen-Bremen, Entscheidung vom 26. Januar 2021 - L 8 AY 21/19 (https://dejure.org/2021,39994)
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Volltextveröffentlichungen (7)

  • Sozialgerichtsbarkeit.de

    Asylbewerberleistungsgesetz

  • openjur.de
  • Entscheidungsdatenbank Niedersachsen

    § 1 Abs. 1 Nr. 4 AsylbLG; § 6 Abs. 1 S. 1 AsylbLG; v. 31.07.20... 16 ; § 2 Abs. 1 AsylbLG; v. 20.10.2015 ; § 3 Abs. 1 S. 1 und S. 5 AsylbLG; v. 11.03.2016 ; § 3 Abs. 1 S. 8 Nr. 1 und Nr. 5 AsylbLG; v. 20.10.2015 ; § 3 Abs. 2 S. 1 und S. 2 Nr. 1 und Nr. 5 und S. 5 AsylbLG; v. 20.10.2015 ; § 3 Abs. 4 S. 1 AsylbLG; v. 20.10.2015 ; § 3 Abs. 5 AsylbLG; v. 10.12.2014 ; § 3 Abs. 4 S. 2-3 AsylbLG; v. 23.12.2014 ; § 3 Abs. 2 S. 3-4 AsylbLG; § 27a Abs. 4 S. 1 Nr. 1 SGB XII; § 28 SGB XII; § 28a Abs. 2 S. 1-2 SGB XII; Anlage SGB XII; § 287 ZPO; § 3 Abs. 4 AsylbLG; Art. 1 Abs. 1 GG; Art. 20 Abs. 1 GG; Art. 100 Abs. 1 S. 1 GG; Art. 1 Abs. 1 GG
    Aussetzung eines Verfahrens um Leistungen nach dem AsylbLG; Konkrete Normenkontrolle; Bestimmung der Leistungen zur Gewährleistung des soziokulturellen Existenzminimums; Rechtsmissbräuchliche Selbstbeeinflussung der Aufenthaltsdauer in Deutschland; Mischform der ...

  • Informationsverbund Asyl und Migration
  • rechtsportal.de(Abodienst, kostenloses Probeabo)

    1. Eine Fortschreibung der Bedarfssätze nach § 3 AsylbLG a.F. für die Zeit ab 2017 gemäß § 3 Abs. 4 Satz 1 und 2 AsylbLG a.F. kommt im Wege der Gesetzesauslegung nicht in Betracht. 2. Die für das Jahr 2018 festgesetzten Geldleistungen nach § 3 AsylbLG a.F. (Bedarfsstufen 1 ...

  • rechtsportal.de

    Aussetzung eines Verfahrens um Leistungen nach dem AsylbLG Konkrete Normenkontrolle Bestimmung der Leistungen zur Gewährleistung des soziokulturellen Existenzminimums Rechtsmissbräuchliche Selbstbeeinflussung der Aufenthaltsdauer in Deutschland Mischform der ...

  • juris(Abodienst) (Volltext/Leitsatz)

Kurzfassungen/Presse

Verfahrensgang

Papierfundstellen

  • NZS 2022, 514
 
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Wird zitiert von ... (8)Neu Zitiert selbst (82)

  • BVerfG, 18.07.2012 - 1 BvL 10/10

    "Asylbewerberleistungsgesetz/Grundleistungen"

    Auszug aus LSG Niedersachsen-Bremen, 26.01.2021 - L 8 AY 21/19
    Die Ermessensvorschrift des § 6 AsylbLG ist als Ausnahmebestimmung für den atypischen Bedarfsfall konzipiert und daher von vornherein nicht geeignet, strukturelle Leistungsdefizite im Regelbereich des § 3 AsylbLG zu kompensieren (Anschluss an BVerfG v. 18.07.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 89).

    Diese Bedarfssätze seien gemessen an dem Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums nach Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz (GG) i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG auch nicht in verfassungswidriger Weise zu niedrig bemessen, weil der Gesetzgeber die Vorgaben aus der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) vom 18.7.2012 (- 1 BvL 10/10 und 1 BvL 2/11 -) umgesetzt habe, insbesondere betreffend die spezifischen Minderbedarfe für Personen mit einem kurzfristigen, nicht auf Dauer angelegten Aufenthalt in Deutschland.

    Der Gesetzgeber habe entgegen dem Urteil des BVerfG vom 18.7.2012 (- 1 BvL 10/10 und 1 BvL 2/11 -) durch § 1 i.V.m. § 3 AsylbLG a.F. nicht sichergestellt, dass die davon erfasste Personengruppe hinreichend zuverlässig tatsächlich nur diejenigen erfasst, die sich regelmäßig nur kurzfristig in Deutschland aufhalten.

    Es widerspricht Sinn und Zweck der Fortschreibung nach § 3 Abs. 4 AsylbLG a.F., die Höhe der existenzsichernden Leistungen entsprechend der Vorgabe des BVerfG (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 72) "fortwährend zu überprüfen und weiterzuentwickeln", hierzu auf eine RBSFV des Vorjahres abzustellen.

    Die Ermessensvorschrift des § 6 AsylbLG ist als Ausnahmebestimmung für den atypischen Bedarfsfall konzipiert und daher von vornherein nicht geeignet, strukturelle Leistungsdefizite im Regelbereich des § 3 AsylbLG zu kompensieren (BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 89; LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 26.7.2010 - L 20 AY 13/09 - juris Rn. 75; Senatsbeschluss vom 17.11.2011 - L 8 AY 80/11 B ER - juris Rn. 9; vgl. auch unten B. III. 3. c) cc) (5); anders nach h.M. im Bereich der Gesundheitsleistungen nach § 4 AsylbLG, insb.

    Das BVerfG hat sich mit der Existenzsicherung durch den Bezug von Grundleistungen nach § 3 AsylbLG a.F., wie sie auf die Verpflichtung des BVerfG vom 18.7.2012 (- 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 -) vom Gesetzgeber ab 1.3.2015 neu bestimmt worden sind, anlässlich einer Verfassungsbeschwerde betreffend einen Anspruch einer schwerbehinderten und in ihrer Bewegungsfähigkeit erheblich beeinträchtigten Empfängerin von Grundleistungen nach § 3 AsylbLG auf unentgeltliche Beförderung im öffentlichen Personennahverkehr nur mittelbar auseinandergesetzt (BVerfG, Beschluss vom 5.3.2018 - 1 BvR 2926/14 - juris Rn. 22-24).

    Nach der Rechtsprechung des BVerfG (grundlegend sog. Regelsatzurteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68) erwächst aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG ein verfassungsrechtlich garantierter Leistungsanspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums, der das gesamte Existenzminimum durch eine einheitliche grundrechtliche Garantie gewährleistet, die sowohl die physische Existenz des Menschen als auch die Sicherung der Möglichkeit zur Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen und zu einem Mindestmaß an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben umfasst (vgl. dazu zuletzt BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 119).

    Dem Gesetzgeber steht ein Gestaltungsspielraum zu (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 138; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 62; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 74).

    Dabei ist er auch durch völkerrechtliche Verpflichtungen gebunden (vgl. BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 68).

    Der verfassungsrechtlich garantierte Leistungsanspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums erstreckt sich nur auf die unbedingt erforderlichen Mittel zur Sicherung sowohl der physischen Existenz als auch zur Sicherung eines Mindestmaßes an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 135; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 64).

    Entscheidend ist, dass der Gesetzgeber seine Entscheidung an den konkreten Bedarfen der Hilfebedürftigen ausrichtet (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 138; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 67) und die Leistungen zur Konkretisierung des grundrechtlich fundierten Anspruchs tragfähig begründet werden können (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 139; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 69; zum Vorstehenden und im Einzelnen zu den Anforderungen an die methodisch sachgerechte Bestimmung grundrechtlich garantierter Leistungen BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 76 ff.).

    Auf Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie auf Preissteigerungen oder auf die Erhöhung von Verbrauchsteuern muss daher auch in der Normsetzung zeitnah reagiert werden, um sicherzustellen, dass der aktuelle Bedarf gedeckt wird (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 72; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 79).

    Eine Differenzierung ist nur möglich, sofern deren Bedarf an existenznotwendigen Leistungen von dem anderer Bedürftiger signifikant abweicht und dies folgerichtig in einem inhaltlich transparenten Verfahren anhand des tatsächlichen Bedarfs gerade dieser Gruppe belegt werden kann (BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 73).

    Da das Grundgesetz selbst keine exakte Bezifferung des Anspruchs auf existenzsichernde Leistungen vorgibt, beschränkt sich die materielle Kontrolle der Höhe von Sozialleistungen zur Sicherung einer menschenwürdigen Existenz darauf, ob die Leistungen evident unzureichend sind (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 141; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 77; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 81; Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 41, 47).

    Für diese Evidenzkontrolle setzt der Senat die Geldleistungen nach § 3 AsylbLG a.F. (nach den Bedarfsstufen 1 und 5) - bezogen auf den streitgegenständlichen Zeitraum - ins Verhältnis zu den Leistungen nach dem allgemeinen Grundsicherungsrecht (SGB II/SGB XII) bzw. den Regelbedarfsstufen nach der Anlage zu § 28 SGB XII (so auch BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 86 ff.).

    Anders als im allgemeinen Grundsicherungsrecht wird dieser Bedarf im Asylbewerberleistungsrecht nicht pauschal durch den Regelsatz, sondern gesondert durch Sach- oder Geldleistungen gedeckt (§ 3 Abs. 2 Satz 4 a.F.; seit 1.9.2019 auch der Bedarf an Wohnungsinstandhaltung und Haushaltsenergie, vgl. § 3 Abs. 3 Satz 3 AsylbLG i.d.F.v. 13.8.2019, BGBl. I 1290), mit der Folge, dass die regelbedarfsrelevanten Verbrauchsausgaben der Abteilung 5 (Innenausstattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände) der jeweils maßgeblichen EVS bei der Bemessung der pauschalen Bedarfssätze nach § 3 AsylbLG a.F. (nun § 3a Abs. 1 und 2 AsylbLG) nicht berücksichtigt werden (vgl. BT-Drs. 18/2592, S. 24; BT-Drs. 19/10052, S. 26; vgl. auch BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 87, 104).

    Der Abstand der Leistungen der Höhe nach liegt prozentual deutlich unter einer Differenz von 35 %, bei der die Evidenz unzureichender Leistungen vom BVerfG in der AsylbLG-Entscheidung aus dem Jahr 2012 bejaht worden ist (vgl. BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 87).

    aa) Nach der Rechtsprechung des BVerfG ist eine Differenzierung bei der Festlegung des menschenwürdigen Existenzminimums nach Besonderheiten bestimmter Personengruppen nur möglich, sofern deren Bedarf an existenznotwendigen Leistungen von dem anderer Bedürftiger signifikant abweicht und dies folgerichtig in einem inhaltlich transparenten Verfahren anhand des tatsächlichen Bedarfs gerade dieser Gruppe belegt werden kann (BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 73).

    (1) Der Gesetzgeber durfte bei der Neubestimmung der Grundleistungen zum 1.3.2015 durch das Gesetz zur Änderung des AsylbLG und des SGG (BGBl. I 2014, 2187) im Wege einer 1:1-Umsetzung der Übergangsregelung des BVerfG (Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 98 ff.) mangels anderweitiger Erkenntnisse auf die nach § 28 SGB XII vorgenommene Sonderauswertung der EVS 2008 zurückgreifen und damit für Leistungsberechtigte nach dem AsylbLG und nach dem SGB XII und SGB II grundsätzlich dieselbe Datengrundlage verwenden (vgl. dazu den Gesetzentwurf der Bundesregierung vom 22.9.2014, BT-Drs. 18/2592, S. 20 f.; zustimmend u.a. Adolph in Adolph, SGB II/SGB XII/AsylbLG, 116. Lfg., Stand 1/2021, § 3a AsylbLG Rn. 72c; krit. Deibel, ZFSH SGB 2012, 582, 590; Frerichs in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3 AsylbLG Rn. 51 f.).

    Auch in der Literatur wird eine solche eigenständige Datenerhebung in einem transparenten und nachvollziehbaren Verfahren wegen der sehr heterogenen Zusammensetzung dieses Personenkreises - leistungsberechtigt sind nicht nur Personen, deren Aufenthalt wegen eines Asylverfahrens gestattet ist (§ 1 Abs. 1 Nr. 1 AsylbLG), sondern auch Aufenthaltsberechtigte (§ 1 Abs. 1 Nr. 3 AsylbLG) oder Geduldete (§ 1 Abs. 1 Nr. 4 AsylbLG; vgl. dazu bereits BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 93) - und deren mitunter sehr unterschiedlichen Lebenssituationen in Deutschland (z.B. wegen der bisherigen und voraussichtlichen Aufenthaltsdauer, der Unterbringung in einer Einrichtung oder Wohnung oder aufgrund unterschiedlicher aufenthaltsrechtlicher Beschränkungen) als nicht möglich erachtet (vgl. etwa Janda, ZAR 2013, 175, 180; Frerichs in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3 AsylbLG Rn. 54; Wahrendorf, AsylbLG, 2017, § 3 Rn. 7, 41; so schon Fahlbusch, NDV 2011, S. 145, 146).

    Bedient sich der Gesetzgeber dieser allgemeinen Datengrundlage, haben bei der verfassungsrechtlichen Prüfung aber die Ausführungen des BVerfG zu der Geeignetheit der Normen des RBEG als einzig verfügbare (vgl. BT-Drs. 17/3404, S. 51), durch den Gesetzgeber vorgenommene und angesichts seines Gestaltungsspielraums wertende Bestimmung der Höhe von Leistungen zur Sicherstellung eines menschenwürdigen Existenzminimums weiterhin Bestand (vgl. BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 100): es ist nicht gesichert, ob damit auch die möglicherweise abweichenden Bedarfe derjenigen realitätsgerecht abgebildet werden, auf die das AsylbLG Anwendung findet.

    Der verfassungsrechtlich garantierte Leistungsanspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums erstreckt sich auf die unbedingt erforderlichen Mittel als einheitliche Gewährleistung zur Sicherung sowohl der physischen Existenz als auch zur Sicherung eines Mindestmaßes an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 135; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 64; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 75; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353, juris Rn. 37; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 119).

    Dies steht nicht im Widerspruch mit der Rechtsprechung des BVerfG (zuletzt Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 119 m.w.N.), nach der die physische und soziokulturelle Existenz als einheitliche Gewährleistung gesichert werden muss (vgl. BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 102 ff.).

    Namentlich die Herausnahme der Verbrauchsausgaben nach Abteilung 5 der EVS (Innenausstattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände) ist vom BVerfG im Rahmen der 2012 angeordneten Übergangsregelung zum AsylbLG als zulässig erachtet worden, weil nach § 3 AsylbLG - nach wie vor - nur Gebrauchsgüter des Haushalts, aber nicht der Hausrat zu den Grundleistungen gerechnet werden (BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 104) und der Bedarf an Hausrat nach § 3 Abs. 2 Satz 4 AsylbLG a.F. (bzw. nun § 3 Abs. 3 Satz 3 AsylbLG) gesondert gedeckt wird (vgl. zu den strukturellen Besonderheiten des AsylbLG auch oben B. III. 3. b) aa)).

    Auch wenn § 6 Abs. 1 Satz 1 AsylbLG seinem Wortlaut nach als Ermessensvorschrift ausgestaltet ist (vgl. zur Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums durch im Ermessen stehende Leistungen BVerfG, Urteil vom 4.12.2019 - 1 BvL 4/16 - juris Rn. 18 und die Anmerkung zu dieser Entscheidung von Stotz, jurisPR-SozR 6/2020 Anm. 1; zudem Krauß in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 6 Rn. 18 ff.) und im Grundsatz nicht geeignet ist, strukturelle Leistungsdefizite im Regelbereich des § 3 AsylbLG zu kompensieren (vgl. BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BverfGE 132, 134, juris Rn. 89 und oben B. III. 1. b) cc) (4) sowie unten B. III. 3. c) cc) (5)), genügt in diesem Zusammenhang die danach mögliche Bedarfsdeckung wegen des begrenzten Anwendungsbereichs und der eindeutigen gesetzgeberischen Vorgabe zur Normauslegung verfassungsrechtlichen Anforderungen (so auch Deibel, ZFSH SGB 2015, S. 117, 119 f.).

    Falls der Gesetzgeber bei der Festlegung des menschenwürdigen Existenzminimums die Besonderheiten bestimmter Personengruppen berücksichtigen will, ist eine Differenzierung nur möglich, sofern deren Bedarf an existenznotwendigen Leistungen von dem anderer Bedürftiger signifikant abweicht und dies folgerichtig in einem inhaltlich transparenten Verfahren anhand des tatsächlichen Bedarfs gerade dieser Gruppe belegt werden kann (BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 73).

    Eine solche Vorgehensweise wird den Anforderungen an eine vom allgemeinen Grundsicherungsrecht abweichende Festlegung des menschenwürdigen Existenzminimums für bestimmte Personengruppen (dazu BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 73, 92) nicht gerecht.

    Nach wie vor existiert keine hinreichend verlässliche Grundlage dafür, dass sich die Aufenthaltsdauer konkret auf existenzsichernde Bedarfe auswirkt und inwiefern dies die gesetzlich festgestellte Höhe der Geldleistungen tragen könnte (so schon zu § 3 AsylbLG in der ab 1993 geltenden Fassung BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 92).

    Ausländische Staatsangehörige verlieren den Geltungsanspruch als soziale Individuen nicht dadurch, dass sie ihre Heimat verlassen und sich in Deutschland nicht auf Dauer aufhalten (BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 94).

    Fiskalische Erwägungen (allein) werden aber den prozeduralen Anforderungen an die Bemessung von Leistungen zur Existenzsicherung (dazu BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 133-140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 73, 95) nicht gerecht.

    Bei der für eine vom Grundsicherungsrecht (SGB II/SGB XII) abweichende Leistungsbemessung erforderlichen Prüfung, ob wegen eines nur kurzfristigen Aufenthalts konkrete Minderbedarfe gegenüber Hilfsempfängern mit Daueraufenthaltsrecht nachvollziehbar festgestellt und bemessen werden können, ist auch zu berücksichtigen, ob durch die Kürze des Aufenthalts Minderbedarfe durch Mehrbedarfe kompensiert werden, die typischerweise gerade unter den Bedingungen eines nur vorübergehenden Aufenthalts anfallen (vgl. BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 74).

    Sie ist auf die Entwicklungen im allgemeinen Grundsicherungsrecht der letzten Jahrzehnte nicht angepasst worden, insbesondere auf die Überführung des Sozialhilferechts in das SGB II und das SGB XII im Jahr 2005, auf für das Asylbewerberleistungsrecht wesentliche Entscheidungen des BVerfG in den Jahren 2010 (Regelsatzurteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175), 2012 (BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134) und 2014 (BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34) sowie im Rahmen der AsylbLG-Novelle 2015 (BGBl. I 2014, 2187 und 2439) und auf die Änderungen des AsylbLG ab Herbst 2015 durch das Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz (BGBl. I 2015, 1722), das Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfahren (BGBl I 2016, 390), das Integrationsgesetz (BGBl. I 2016, 1939), das Dritte Gesetz zur Änderung des AsylbLG (BGBl. 2019, 1290), das zweite Gesetz zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht (BGBl I 2019, 1294) und das Gesetz zur Ermittlung der Regelbedarfe und zur Änderung des SGB XII sowie weiterer Gesetze (BGBl I 2020, 2855).

    Zudem ist die Vorschrift als Ausnahmebestimmung für den atypischen Bedarfsfall von vornherein nicht geeignet, strukturelle Leistungsdefizite im Regelbereich des § 3 AsylbLG zu kompensieren (BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 89; krit. dazu Krauß in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, Rn. 20 ff.).

    Das BVerfG hat zu diesen Vorgaben ausgeführt (zum Nachstehenden BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 75): Lassen sich tatsächlich spezifische Minderbedarfe bei einem nur kurzfristigen, nicht auf Dauer angelegten Aufenthalt feststellen, und will der Gesetzgeber die existenznotwendigen Leistungen für eine Personengruppe deshalb gesondert bestimmen, muss er sicherstellen, dass die gesetzliche Umschreibung dieser Gruppe hinreichend zuverlässig tatsächlich nur diejenigen erfasst, die sich regelmäßig nur kurzfristig in Deutschland aufhalten.

    Um sicherzustellen, dass die gesetzliche Umschreibung der Leistungsberechtigten nach §§ 1, 3 AsylbLG hinreichend zuverlässig nur diejenigen erfasst, die sich regelmäßig nur kurzfristig in Deutschland aufhalten (vgl. BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 75), knüpft die Bestimmung dieser Personengruppe in einer noch sachgerechten Weise an eine typischerweise ungesicherte Bleibeperspektive der Betroffenen nach ihrem Aufenthaltsstatus während der Anfangsphase ihres Aufenthalts in Deutschland (von bis zu 15 Monaten) an (a).

    Die zeitliche Befristung eines Leistungsbezugs nach § 3 AsylbLG a.F. durch § 2 Abs. 1 AsylbLG a.F. auf einen Zeitraum von bis zu 15 Monaten seit Einreise in das Bundesgebiet gewährleistet im Grundsatz, dass im Falle eines längeren (tatsächlichen) Aufenthalts der Leistungsberechtigten in Deutschland bei der Bemessung der existenzsichernden Leistungen nicht mehr von möglicherweise spezifischen Minderbedarfen aufgrund eines nur kurzen Aufenthalts ausgegangen wird (vgl. dazu BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 93).

    Die Zeitspanne liegt deutlich unter der vom BVerfG beanstandeten Dauer von vier Jahren, bei der jedenfalls nicht (mehr) von einem nur kurzen Aufenthalt mit möglicherweise spezifisch niedrigem Bedarf auszugehen ist (BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 75, 76, 93).

    (2) Jedenfalls hat der Gesetzgeber durch die Regelungen zur Angleichung der existenzsichernden Leistungen nach dem AsylbLG auf das Niveau des allgemeinen Grundsicherungsrechts (durch eine entsprechende Anwendung des SGB XII) gemäß § 2 Abs. 1 AsylbLG a.F. (zum Erfordernis einer solchen Regelung BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 76) nicht sichergestellt, dass die gesetzliche Umschreibung der Leistungsberechtigten nach §§ 1, 3 AsylbLG bei einem längeren Aufenthalt im Bundesgebiet hinreichend zuverlässig tatsächlich nur diejenigen erfasst, die sich regelmäßig nur kurzfristig in Deutschland aufhalten.

    Unabhängig von der Frage, ob ein Ausschluss von Leistungen nach § 2 Abs. 1 AsylbLG auf unbestimmte Dauer - abstrakt-generell oder im konkreten Einzelfall - in verfassungsrechtlicher Hinsicht Anforderungen der Verhältnismäßigkeit genügen muss, also ob die tatsächlichen Einschränkungen, die an den Bezug von Leistungen nach § 3 AsylbLG geknüpft sind, gemessen an der Zielsetzung des § 2 AsylbLG verhältnismäßig sind (vgl. dazu etwa Krauß in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 2 Rn. 41, 48; Cantzler, AsylbLG, 1. Aufl. 2019, § 2 Rn. 36; Deibel in GK-AsylbLG, 84. Lfg., Stand 3/2021, § 2 Rn. 169 ff., der sich für eine Befristung des Ausschlusses im Einzelfall ausspricht), gelten die verfassungsrechtlichen Vorgaben für eine Berücksichtigung von Besonderheiten bestimmter Personengruppen bei der Festlegung des menschenwürdigen Existenzminimums (dazu BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 73 ff.) auch für Personen, die bei Bedürftigkeit selbst nach Ablauf der Wartefrist i.S. des § 2 Abs. 1 AsylbLG wegen eines rechtsmissbräuchlichen Verhaltens (nur) Grundleistungen nach § 3 AsylbLG beziehen (ebenso Oppermann, jurisPR-SozR 16/2016 Anm. 1; Frerichs in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3 AsylbLG Rn. 62; a.A. wohl Cantzler, AsylbLG, 1. Aufl. 2019, § 3 Rn. 44 und Deibel, ZFSH SGB 2014, S. 475, 480).

    Dass der elementare Lebensbedarf eines Menschen grundsätzlich nur in dem Augenblick befriedigt werden kann, aber auch muss, in dem er entsteht (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 72; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 79, 85; sog. Gegenwärtigkeitsprinzip), bleibt hiervon allerdings unberührt.

    Bezogen auf den (personalen) Anwendungsbereich der Grundleistungen nach § 3 AsylbLG ist durch die Einbeziehung derjenigen Personen, die sich rechtsmissbräuchlich i.S. des § 2 Abs. 1 AsylbLG verhalten haben, nicht sichergestellt, dass die damit umschriebene Gruppe der Leistungsberechtigten nach §§ 1, 3 AsylbLG hinreichend zuverlässig tatsächlich nur diejenigen erfasst, die sich regelmäßig nur kurzfristig in Deutschland aufhalten (zu diesem Erfordernis BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 75).

    Auf Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie auf Preissteigerungen oder auf die Erhöhung von Verbrauchsteuern muss daher auch in der Normsetzung zeitnah reagiert werden, um sicherzustellen, dass der aktuelle Bedarf gedeckt wird (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 72; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 79, 85).

    Kommt der Gesetzgeber dieser Pflicht ohne sachliche Rechtfertigung nicht nach, stehen die betreffenden Leistungsregeln nicht mit Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG in Einklang (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 142; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 79; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 82).

    Die gerichtliche Prüfung findet insoweit jenseits der Evidenzkontrolle statt (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 143; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 79; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 82).

  • BVerfG, 09.02.2010 - 1 BvL 1/09

    Hartz IV - Regelleistungen nach SGB II ("Hartz IV-Gesetz") nicht verfassungsgemäß

    Auszug aus LSG Niedersachsen-Bremen, 26.01.2021 - L 8 AY 21/19
    Die regelbedarfsrelevanten Ausgabepositionen und -beträge sind von vornherein als abstrakte Rechengrößen konzipiert, die nicht bei jedem Hilfebedürftigen exakt zutreffen müssen, sondern erst in ihrer Summe ein menschenwürdiges Existenzminimum gewährleisten sollen (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 205; BT-Drs.

    Es widerspricht Sinn und Zweck der Fortschreibung nach § 3 Abs. 4 AsylbLG a.F., die Höhe der existenzsichernden Leistungen entsprechend der Vorgabe des BVerfG (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 72) "fortwährend zu überprüfen und weiterzuentwickeln", hierzu auf eine RBSFV des Vorjahres abzustellen.

    Die Neufestsetzung der Bedarfssätze nach § 3 Abs. 5 AsylbLG a.F. ist nach dem Rechtsstaats- und Demokratieprinzip, nach dem der Gesetzgeber die für die Grundrechtsverwirklichung maßgeblichen Regelungen selbst zu treffen hat, Aufgabe des Gesetzgebers (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 136) und kann nicht durch ein angerufenes Gericht erfolgen (vgl. auch Hohm, ZFSH SGB 2019, S. 68, 71).

    Nach der Rechtsprechung des BVerfG (grundlegend sog. Regelsatzurteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68) erwächst aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG ein verfassungsrechtlich garantierter Leistungsanspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums, der das gesamte Existenzminimum durch eine einheitliche grundrechtliche Garantie gewährleistet, die sowohl die physische Existenz des Menschen als auch die Sicherung der Möglichkeit zur Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen und zu einem Mindestmaß an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben umfasst (vgl. dazu zuletzt BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 119).

    Dem Gesetzgeber steht ein Gestaltungsspielraum zu (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 138; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 62; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 74).

    Der verfassungsrechtlich garantierte Leistungsanspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums erstreckt sich nur auf die unbedingt erforderlichen Mittel zur Sicherung sowohl der physischen Existenz als auch zur Sicherung eines Mindestmaßes an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 135; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 64).

    Entscheidend ist, dass der Gesetzgeber seine Entscheidung an den konkreten Bedarfen der Hilfebedürftigen ausrichtet (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 138; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 67) und die Leistungen zur Konkretisierung des grundrechtlich fundierten Anspruchs tragfähig begründet werden können (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 139; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 69; zum Vorstehenden und im Einzelnen zu den Anforderungen an die methodisch sachgerechte Bestimmung grundrechtlich garantierter Leistungen BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 76 ff.).

    Auf Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie auf Preissteigerungen oder auf die Erhöhung von Verbrauchsteuern muss daher auch in der Normsetzung zeitnah reagiert werden, um sicherzustellen, dass der aktuelle Bedarf gedeckt wird (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 72; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 79).

    Da das Grundgesetz selbst keine exakte Bezifferung des Anspruchs auf existenzsichernde Leistungen vorgibt, beschränkt sich die materielle Kontrolle der Höhe von Sozialleistungen zur Sicherung einer menschenwürdigen Existenz darauf, ob die Leistungen evident unzureichend sind (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 141; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 77; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 81; Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 41, 47).

    Jenseits dieser Evidenzkontrolle ist verfassungsrechtlich zu überprüfen, ob Leistungen jeweils aktuell auf der Grundlage verlässlicher Zahlen und schlüssiger Berechnungsverfahren im Ergebnis tragfähig zu rechtfertigen sind (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 143; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 82).

    Zudem muss der Pflicht zur Aktualisierung von Leistungsbeträgen nachgekommen werden, wenn und soweit dies unter Berücksichtigung der tatsächlichen Lebenshaltungskosten zur Deckung des existenznotwendigen Bedarfs erforderlich geworden ist (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140).

    Die Orientierung an der EVS ist als statistisches Berechnungsmodell ein im Grundsatz geeignetes Verfahren, die zur Sicherung eines menschenwürdigen Existenzminimums notwendigen Leistungen realitätsgerecht zu bemessen (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 159 ff.; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 93).

    Der verfassungsrechtlich garantierte Leistungsanspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums erstreckt sich auf die unbedingt erforderlichen Mittel als einheitliche Gewährleistung zur Sicherung sowohl der physischen Existenz als auch zur Sicherung eines Mindestmaßes an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 135; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 64; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 75; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353, juris Rn. 37; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 119).

    Wenn das Statistikmodell entsprechend den verfassungsrechtlichen Vorgaben angewandt und der Pauschalbetrag insbesondere so bestimmt worden ist, dass ein Ausgleich zwischen verschiedenen Bedarfspositionen möglich ist, kann die hilfebedürftige Person in der Regel sein individuelles Verbrauchsverhalten so gestalten, dass er mit dem Festbetrag auskommt (zum Vorstehenden BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 205; zum Budgetcharakter der Regelleistung vgl. auch BT-Drs.

    Der existenzsichernde Regelbedarf muss jedoch entweder insgesamt so bemessen sein, dass Unterdeckungen intern ausgeglichen oder durch Ansparen gedeckt werden können, oder ist durch zusätzliche Leistungsansprüche zu sichern (BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 84, 109; vgl. auch BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 172; BSG, Urteil vom 28.3.2013 - B 4 AS 47/12 R - juris Rn. 18).

    Dass diese Verbrauchsausgaben (u. a. für Ballettunterricht, Gitarrenkurse, Musikunterricht, Reitunterricht, Töpferkurse) bei Leistungsberechtigten nach §§ 1, 3 AsylbLG tatsächlich in einem geringeren Maß anfallen als bei anderen Bedürftigen, ist den Gesetzesmaterialien nicht zu entnehmen, obwohl eine Nichtberücksichtigung gerade dieser Ausgaben einer besonderen Begründung bedarf (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 180).

    (g) Diese Ausführungen gelten in ähnlicher Weise für die Nichtberücksichtigung der in der Abteilung 10 (Bildungswesen) der EVS 2008 erfassten Ausgaben für "Gebühren für Kurse u.Ä." (Regelbedarfsstufe 1 lfd. Nr. 71, BT-Drs. 17/3404, S. 62; vgl. auch BT-Drs. 18/9984, S. 47), die in erster Linie Sprachkurse betreffen sollen (vgl. BT-Drs. 18/7538, S. 23) und deren Bewertung als nicht existenznotwendig ebenfalls einer besonderen Begründung bedarf (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 180).

    Fiskalische Erwägungen (allein) werden aber den prozeduralen Anforderungen an die Bemessung von Leistungen zur Existenzsicherung (dazu BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 133-140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 73, 95) nicht gerecht.

    Die Bedarfssätze nach § 3 AsylbLG a.F. lassen sich der Höhe nach wegen der Bezugnahme auf die Gesetzesmaterialien des RBEG 2011 (BT-Drs. 17/3404; vgl. BT-Drs. 18/2592, S. 20-22), durch das die Grundsatzentscheidung des BVerfG vom 9.2.2010 (- 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 -) umgesetzt worden ist, aber in einer noch hinreichenden Weise begründen bzw. berechnen (vgl. etwa Schwabe, ZfF 2016, 25 ff.; krit. dazu etwa die schriftliche Stellungnahme des Sachverständigen Decker zur AsylbLG-Novelle 2015 vom 29.10.2014, Ausschussdrucksache 18(11)220, S. 60, abgerufen unter http://www.sozialpolitik-aktuell.de, zuletzt am 16.6.2021).

    Durch jede wertmäßige Kürzung der Geldleistungen wird die notwendige Dispositionsfreiheit (vgl. dazu BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 205, 172) eingeschränkt, durch die eigenverantwortliche Verwendung der pauschalierten Leistung einen gegenüber dem statistisch ermittelten Durchschnittsbetrag höheren Bedarf in einem Lebensbereich durch geringere Ausgaben in einem anderen Lebensbereich auszugleichen (vgl. auch Cantzler, AsylbLG, § 3 AsylbLG Rn. 52; Frerichs in jurisPK, SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3a AsylbLG, Rn. 84 und § 3 AsylbLG, Rn. 56 f.; SG Landshut, Urteil vom 16.12.2016 - S 11 AY 74/16 - juris Rn. 40; SG Bayreuth, Beschluss vom 13.9.2018 - S 5 AY 28/18 - juris Rn. 45 f.).

    Sie ist auf die Entwicklungen im allgemeinen Grundsicherungsrecht der letzten Jahrzehnte nicht angepasst worden, insbesondere auf die Überführung des Sozialhilferechts in das SGB II und das SGB XII im Jahr 2005, auf für das Asylbewerberleistungsrecht wesentliche Entscheidungen des BVerfG in den Jahren 2010 (Regelsatzurteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175), 2012 (BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134) und 2014 (BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34) sowie im Rahmen der AsylbLG-Novelle 2015 (BGBl. I 2014, 2187 und 2439) und auf die Änderungen des AsylbLG ab Herbst 2015 durch das Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz (BGBl. I 2015, 1722), das Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfahren (BGBl I 2016, 390), das Integrationsgesetz (BGBl. I 2016, 1939), das Dritte Gesetz zur Änderung des AsylbLG (BGBl. 2019, 1290), das zweite Gesetz zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht (BGBl I 2019, 1294) und das Gesetz zur Ermittlung der Regelbedarfe und zur Änderung des SGB XII sowie weiterer Gesetze (BGBl I 2020, 2855).

    Ob eine entsprechende Differenzierung nach der Bleibeperspektive von Verfassungs wegen auch in das Asylbewerberleistungsrecht aufzunehmen ist, um sicherzustellen, dass die gesetzliche Umschreibung der Leistungsberechtigten nach §§ 1, 3 AsylbLG bei einem längeren Aufenthalt im Bundesgebiet hinreichend zuverlässig tatsächlich nur diejenigen erfasst, die sich regelmäßig nur kurzfristig in Deutschland aufhalten, hängt - orientierend an der Befugnis des Gesetzgebers, zur Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums typisierende und pauschalierende Regelungen zu treffen (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 205), und an einem am Grundsatz der Verhältnismäßigkeit ausgerichteten Prüfungsmaßstab (vgl. dazu insb. BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris) - maßgeblich von den tatsächlichen Einschränkungen ab, die an den Bezug von Leistungen nach § 3 AsylbLG geknüpft sind (so auch Krauß in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 2 Rn. 28, 41; Deibel in GK-AsylbLG, 84. Lfg. Stand 3/2021, § 2 Rn. 36).

    Dass der elementare Lebensbedarf eines Menschen grundsätzlich nur in dem Augenblick befriedigt werden kann, aber auch muss, in dem er entsteht (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 72; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 79, 85; sog. Gegenwärtigkeitsprinzip), bleibt hiervon allerdings unberührt.

    Auf Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie auf Preissteigerungen oder auf die Erhöhung von Verbrauchsteuern muss daher auch in der Normsetzung zeitnah reagiert werden, um sicherzustellen, dass der aktuelle Bedarf gedeckt wird (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 72; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 79, 85).

    Kommt der Gesetzgeber dieser Pflicht ohne sachliche Rechtfertigung nicht nach, stehen die betreffenden Leistungsregeln nicht mit Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG in Einklang (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 142; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 79; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 82).

    Die gerichtliche Prüfung findet insoweit jenseits der Evidenzkontrolle statt (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 143; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 79; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 82).

    Da der Rechtstreit (allein) die Bemessung von der Sicherung des Existenzminimums dienenden Leistungen betrifft, ist von Verfassungs wegen allein entscheidend, dass für jede individuelle hilfebedürftige Person das Existenzminimum nach Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG ausreichend erfasst wird; eines Rückgriffs auf weitere Grundrechte bedarf es nicht (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 145; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 140; vgl. auch F. Kirchhof, NZS 2015, S. 1, 4 f.; instruktiv Aubel in Emmenegger/Wiedmann, Linien der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, 2011, S. 273, 278 ff.; ders., SGb 2016, S. 105, 108; Frerichs in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3 AsylbLG Rn. 68 f. und § 1 AsylbLG Rn. 41 ff.).

  • BVerfG, 23.07.2014 - 1 BvL 10/12

    Sozialrechtliche Regelbedarfsleistungen derzeit noch verfassungsgemäß

    Auszug aus LSG Niedersachsen-Bremen, 26.01.2021 - L 8 AY 21/19
    Zur Fortschreibung der Bedarfssätze nach § 3 AsylbLG a.F. kann und darf nicht auf die für das Jahr 2016 geltende RSBFV (BGBl. I 2015, 1788) zurückgegriffen werden (so aber SG Augsburg, Urteil vom 26.2.2020 - S 15 AY 33/19 - juris Rn. 27), auch nicht im Wege der verfassungskonformen Auslegung, die zwar insbesondere betreffend das Grundrecht aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG höchstrichterlich anerkannt ist (vgl. etwa BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 116, 125, 132; BSG, Urteil vom 12.9.2018 - B 4 AS 33/17 R - juris Rn. 40; BSG, Urteil vom 8.5.2019 - B 14 AS 13/18 R - juris Rn. 22 ff.; vgl. auch Senatsurteil vom 26.9.2019 - L 8 AY 70/15 - juris Rn. 35), deren Grenzen sich aber grundsätzlich aus dem ordnungsgemäßen Gebrauch der anerkannten Auslegungsmethoden ergeben.

    Nach der Rechtsprechung des BVerfG (grundlegend sog. Regelsatzurteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68) erwächst aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG ein verfassungsrechtlich garantierter Leistungsanspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums, der das gesamte Existenzminimum durch eine einheitliche grundrechtliche Garantie gewährleistet, die sowohl die physische Existenz des Menschen als auch die Sicherung der Möglichkeit zur Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen und zu einem Mindestmaß an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben umfasst (vgl. dazu zuletzt BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 119).

    Dem Gesetzgeber steht ein Gestaltungsspielraum zu (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 138; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 62; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 74).

    Entscheidend ist, dass der Gesetzgeber seine Entscheidung an den konkreten Bedarfen der Hilfebedürftigen ausrichtet (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 138; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 67) und die Leistungen zur Konkretisierung des grundrechtlich fundierten Anspruchs tragfähig begründet werden können (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 139; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 69; zum Vorstehenden und im Einzelnen zu den Anforderungen an die methodisch sachgerechte Bestimmung grundrechtlich garantierter Leistungen BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 76 ff.).

    Auf Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie auf Preissteigerungen oder auf die Erhöhung von Verbrauchsteuern muss daher auch in der Normsetzung zeitnah reagiert werden, um sicherzustellen, dass der aktuelle Bedarf gedeckt wird (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 72; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 79).

    Da das Grundgesetz selbst keine exakte Bezifferung des Anspruchs auf existenzsichernde Leistungen vorgibt, beschränkt sich die materielle Kontrolle der Höhe von Sozialleistungen zur Sicherung einer menschenwürdigen Existenz darauf, ob die Leistungen evident unzureichend sind (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 141; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 77; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 81; Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 41, 47).

    Jenseits dieser Evidenzkontrolle ist verfassungsrechtlich zu überprüfen, ob Leistungen jeweils aktuell auf der Grundlage verlässlicher Zahlen und schlüssiger Berechnungsverfahren im Ergebnis tragfähig zu rechtfertigen sind (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 143; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 82).

    Lassen sich diese nachvollziehbar und sachlich differenziert tragfähig begründen, stehen sie mit Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG in Einklang (BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 82 m.w.N.; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353, juris Rn. 42).

    Die Evidenzkontrolle zielt allein auf die offenkundige Unterschreitung der insgesamt notwendigen Höhe existenzsichernder Leistungen und grundsätzlich nicht auf einzelne Positionen der Berechnung (BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 87).

    Selbst in Anbetracht dessen, dass schon die Regelbedarfe nach § 28 SGB XII auf einer knappen Berechnung beruhen, die nur in der Gesamtschau für noch verfassungsgemäß befunden worden ist, weil nur dann und nur unter Berücksichtigung von Auslegungsspielräumen für Härtefälle davon ausgegangen werden konnte, dass die menschenwürdige Existenz der Hilfebedürftigen tatsächlich realistisch gesichert ist (BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 190 unter Bezugnahme auf BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 86, 120, 144), und es an stichfesten Kriterien fehlen dürfte, ab wann die Höhe von existenzsichernden Leistungen "offensichtlich nicht mehr tragbar" ist (so etwa Lenze, ZFSH SGB 2014, S. 745, 746), ist nach Maßgabe der o.g. Entscheidungen, die in gewisser Weise die mögliche Deckung konkreter Bedarfe durch existenzsichernde Leistungen betreffen, die der Gesetzgeber als Pauschalbetrag berechnet, von einer Evidenz unzureichender Leistungen nicht auszugehen.

    Die Orientierung an der EVS ist als statistisches Berechnungsmodell ein im Grundsatz geeignetes Verfahren, die zur Sicherung eines menschenwürdigen Existenzminimums notwendigen Leistungen realitätsgerecht zu bemessen (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 159 ff.; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 93).

    Die Personen im Leistungsbezug nach dem AsylbLG sind nicht - jedenfalls nicht repräsentativ - in die Erfassung des Ausgabeverhaltens nach der EVS einbezogen (vgl. BT-Drs. 17/3404, S. 88; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 107; BSG, Urteil vom 12.7.2012 - B 14 AS 153/11 R - juris Rn. 49; Gutzler in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3 RBEG, 1. Überarbeitung, Rn. 17 m.w.N.; Adolph in Adolph, SGB II/SGB XII/AsylbLG, 116. Lfg., Stand 1/2021, § 3a AsylbLG Rn. 72e).

    Der verfassungsrechtlich garantierte Leistungsanspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums erstreckt sich auf die unbedingt erforderlichen Mittel als einheitliche Gewährleistung zur Sicherung sowohl der physischen Existenz als auch zur Sicherung eines Mindestmaßes an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 135; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 64; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 75; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353, juris Rn. 37; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 119).

    Der existenzsichernde Regelbedarf muss jedoch entweder insgesamt so bemessen sein, dass Unterdeckungen intern ausgeglichen oder durch Ansparen gedeckt werden können, oder ist durch zusätzliche Leistungsansprüche zu sichern (BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 84, 109; vgl. auch BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 172; BSG, Urteil vom 28.3.2013 - B 4 AS 47/12 R - juris Rn. 18).

    Zu den Anforderungen bei der Festlegung des menschenwürdigen Existenzminimums auf Grundlage des Statistikmodells hat das BVerfG im Einzelnen ausgeführt (zum Nachstehenden BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 115 ff. m.w.N.): Aus der statistischen Berechnung des Regelbedarfs in Orientierung an den auf der Grundlage einer Stichprobe berechneten Verbrauchsausgaben eines Teils der Bevölkerung folgt die Gefahr, dass mit der Festsetzung der Gesamtsumme für den Regelbedarf die Kosten für einzelne bedarfsrelevante Güter nicht durchgängig gedeckt sind.

    Der ohnehin sehr knapp bemessene Pauschalbetrag (vgl. dazu etwa Krauß in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 6 Rn. 26) ist jedenfalls aufgrund dieser Kürzungen nicht mehr hinreichend hoch bemessen, um einen finanziellen Spielraum für Rücklagen zu lassen (zu dieser Anforderung BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 117).

    Im Grundsatz kann sie - ggf. im Wege der verfassungskonformen Auslegung (dazu BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 116) - für eine Hilfegewährung in Fällen der Bedarfsunterdeckung bzw. -spitzen herangezogen werden, in denen existenznotwendige Bedarfe oder einzelne bedarfsrelevante Güter angesichts der Höhe der Kosten nicht mit den monatlich zur Verfügung stehenden Bedarfssätzen nach § 3 AsylbLG gedeckt werden können.

    Sie ist auf die Entwicklungen im allgemeinen Grundsicherungsrecht der letzten Jahrzehnte nicht angepasst worden, insbesondere auf die Überführung des Sozialhilferechts in das SGB II und das SGB XII im Jahr 2005, auf für das Asylbewerberleistungsrecht wesentliche Entscheidungen des BVerfG in den Jahren 2010 (Regelsatzurteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175), 2012 (BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134) und 2014 (BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34) sowie im Rahmen der AsylbLG-Novelle 2015 (BGBl. I 2014, 2187 und 2439) und auf die Änderungen des AsylbLG ab Herbst 2015 durch das Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz (BGBl. I 2015, 1722), das Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfahren (BGBl I 2016, 390), das Integrationsgesetz (BGBl. I 2016, 1939), das Dritte Gesetz zur Änderung des AsylbLG (BGBl. 2019, 1290), das zweite Gesetz zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht (BGBl I 2019, 1294) und das Gesetz zur Ermittlung der Regelbedarfe und zur Änderung des SGB XII sowie weiterer Gesetze (BGBl I 2020, 2855).

    Dass der Bestimmung der (konkreten) Frist i.S. des § 2 AsylbLG, die nach einem ersten Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des AsylbLG des BMAS mit einem Bearbeitungsstand von Dezember 2012 zunächst 24 Monate (S. 9; abgerufen unter www.fluechtlingsinfo-berlin.de/fr/asylblg/BMAS_Entwurf_AsylbLG_041212.pdf, zuletzt am 25.5.2021) und nach einem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des AsylbLG und des SGG mit einem Bearbeitungsstand von Juni 2014 zwölf Monate betragen sollte (vgl. Deibel, ZFSH/SGB 2014, 475, 480), und zum 23.8.2019 von 15 auf 18 Monate verlängert worden ist (BGBl. I 2019, 1294), eine gewisse Beliebigkeit bzw. ein politischer Kompromiss innewohnt (zur Zulässigkeit von politischen Kompromissen im Rahmen der Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums vgl. BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 77; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 122; krit. zur Bemessung der Frist wegen der Zunahme von Asylverfahren ab 2012 aber Deibel, ZFSH SGB 2014, S. 475, 480; ders., ZFSH SGB 2015, S. 117, 123; Cantzler, AsylbLG, 1. Aufl. 2019, § 2 Rn. 14; Wahrendorf, AsylbLG, 2017, § 2 Rn. 3; zur Verlängerung der Frist auf 18 Monate krit. Oppermann/Filges in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 2 AsylbLG Rn. 32 ff.; Krauß in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 2 Rn. 21 ff.; Genge, Beilage zum Asylmagazin 8-9/2019, S. 18 f.), ist bezogen auf die im streitgegenständlichen Zeitraum (noch) geltende Wartefrist i.S. des § 2 Abs. 1 AsylbLG von 15 Monaten verfassungsrechtlich vertretbar (i.E. ebenso Cantzler, AsylbLG, 1. Aufl. 2019, § 2 Rn. 20; a.A. etwa Stellungnahme von Pro Asyl Bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge e.V. vom 11.7.2014 zur AsylbLG-Novelle 2015, S. 7, abgerufen unter https://fluechtlingsrat-berlin.de/, zuletzt am 7.6.2021).

    Dass der elementare Lebensbedarf eines Menschen grundsätzlich nur in dem Augenblick befriedigt werden kann, aber auch muss, in dem er entsteht (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 72; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 79, 85; sog. Gegenwärtigkeitsprinzip), bleibt hiervon allerdings unberührt.

    Auf Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie auf Preissteigerungen oder auf die Erhöhung von Verbrauchsteuern muss daher auch in der Normsetzung zeitnah reagiert werden, um sicherzustellen, dass der aktuelle Bedarf gedeckt wird (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 72; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 79, 85).

    Kommt der Gesetzgeber dieser Pflicht ohne sachliche Rechtfertigung nicht nach, stehen die betreffenden Leistungsregeln nicht mit Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG in Einklang (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 142; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 79; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 82).

    Die gerichtliche Prüfung findet insoweit jenseits der Evidenzkontrolle statt (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 143; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 79; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 82).

    Da der Rechtstreit (allein) die Bemessung von der Sicherung des Existenzminimums dienenden Leistungen betrifft, ist von Verfassungs wegen allein entscheidend, dass für jede individuelle hilfebedürftige Person das Existenzminimum nach Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG ausreichend erfasst wird; eines Rückgriffs auf weitere Grundrechte bedarf es nicht (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 145; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 140; vgl. auch F. Kirchhof, NZS 2015, S. 1, 4 f.; instruktiv Aubel in Emmenegger/Wiedmann, Linien der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, 2011, S. 273, 278 ff.; ders., SGb 2016, S. 105, 108; Frerichs in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3 AsylbLG Rn. 68 f. und § 1 AsylbLG Rn. 41 ff.).

  • BVerfG, 28.08.2013 - 1 BvL 12/12
    Auszug aus LSG Niedersachsen-Bremen, 26.01.2021 - L 8 AY 21/19
    Zur Fortschreibung der Bedarfssätze nach § 3 AsylbLG a.F. kann und darf nicht auf die für das Jahr 2016 geltende RSBFV (BGBl. I 2015, 1788) zurückgegriffen werden (so aber SG Augsburg, Urteil vom 26.2.2020 - S 15 AY 33/19 - juris Rn. 27), auch nicht im Wege der verfassungskonformen Auslegung, die zwar insbesondere betreffend das Grundrecht aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG höchstrichterlich anerkannt ist (vgl. etwa BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 116, 125, 132; BSG, Urteil vom 12.9.2018 - B 4 AS 33/17 R - juris Rn. 40; BSG, Urteil vom 8.5.2019 - B 14 AS 13/18 R - juris Rn. 22 ff.; vgl. auch Senatsurteil vom 26.9.2019 - L 8 AY 70/15 - juris Rn. 35), deren Grenzen sich aber grundsätzlich aus dem ordnungsgemäßen Gebrauch der anerkannten Auslegungsmethoden ergeben.

    Nach der Rechtsprechung des BVerfG (grundlegend sog. Regelsatzurteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68) erwächst aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG ein verfassungsrechtlich garantierter Leistungsanspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums, der das gesamte Existenzminimum durch eine einheitliche grundrechtliche Garantie gewährleistet, die sowohl die physische Existenz des Menschen als auch die Sicherung der Möglichkeit zur Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen und zu einem Mindestmaß an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben umfasst (vgl. dazu zuletzt BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 119).

    Dem Gesetzgeber steht ein Gestaltungsspielraum zu (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 138; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 62; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 74).

    Entscheidend ist, dass der Gesetzgeber seine Entscheidung an den konkreten Bedarfen der Hilfebedürftigen ausrichtet (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 138; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 67) und die Leistungen zur Konkretisierung des grundrechtlich fundierten Anspruchs tragfähig begründet werden können (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 139; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 69; zum Vorstehenden und im Einzelnen zu den Anforderungen an die methodisch sachgerechte Bestimmung grundrechtlich garantierter Leistungen BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 76 ff.).

    Auf Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie auf Preissteigerungen oder auf die Erhöhung von Verbrauchsteuern muss daher auch in der Normsetzung zeitnah reagiert werden, um sicherzustellen, dass der aktuelle Bedarf gedeckt wird (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 72; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 79).

    Da das Grundgesetz selbst keine exakte Bezifferung des Anspruchs auf existenzsichernde Leistungen vorgibt, beschränkt sich die materielle Kontrolle der Höhe von Sozialleistungen zur Sicherung einer menschenwürdigen Existenz darauf, ob die Leistungen evident unzureichend sind (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 141; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 77; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 81; Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 41, 47).

    Jenseits dieser Evidenzkontrolle ist verfassungsrechtlich zu überprüfen, ob Leistungen jeweils aktuell auf der Grundlage verlässlicher Zahlen und schlüssiger Berechnungsverfahren im Ergebnis tragfähig zu rechtfertigen sind (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 143; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 82).

    Lassen sich diese nachvollziehbar und sachlich differenziert tragfähig begründen, stehen sie mit Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG in Einklang (BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 82 m.w.N.; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353, juris Rn. 42).

    Die Evidenzkontrolle zielt allein auf die offenkundige Unterschreitung der insgesamt notwendigen Höhe existenzsichernder Leistungen und grundsätzlich nicht auf einzelne Positionen der Berechnung (BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 87).

    Selbst in Anbetracht dessen, dass schon die Regelbedarfe nach § 28 SGB XII auf einer knappen Berechnung beruhen, die nur in der Gesamtschau für noch verfassungsgemäß befunden worden ist, weil nur dann und nur unter Berücksichtigung von Auslegungsspielräumen für Härtefälle davon ausgegangen werden konnte, dass die menschenwürdige Existenz der Hilfebedürftigen tatsächlich realistisch gesichert ist (BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 190 unter Bezugnahme auf BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 86, 120, 144), und es an stichfesten Kriterien fehlen dürfte, ab wann die Höhe von existenzsichernden Leistungen "offensichtlich nicht mehr tragbar" ist (so etwa Lenze, ZFSH SGB 2014, S. 745, 746), ist nach Maßgabe der o.g. Entscheidungen, die in gewisser Weise die mögliche Deckung konkreter Bedarfe durch existenzsichernde Leistungen betreffen, die der Gesetzgeber als Pauschalbetrag berechnet, von einer Evidenz unzureichender Leistungen nicht auszugehen.

    Die Orientierung an der EVS ist als statistisches Berechnungsmodell ein im Grundsatz geeignetes Verfahren, die zur Sicherung eines menschenwürdigen Existenzminimums notwendigen Leistungen realitätsgerecht zu bemessen (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 159 ff.; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 93).

    Die Personen im Leistungsbezug nach dem AsylbLG sind nicht - jedenfalls nicht repräsentativ - in die Erfassung des Ausgabeverhaltens nach der EVS einbezogen (vgl. BT-Drs. 17/3404, S. 88; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 107; BSG, Urteil vom 12.7.2012 - B 14 AS 153/11 R - juris Rn. 49; Gutzler in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3 RBEG, 1. Überarbeitung, Rn. 17 m.w.N.; Adolph in Adolph, SGB II/SGB XII/AsylbLG, 116. Lfg., Stand 1/2021, § 3a AsylbLG Rn. 72e).

    Der verfassungsrechtlich garantierte Leistungsanspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums erstreckt sich auf die unbedingt erforderlichen Mittel als einheitliche Gewährleistung zur Sicherung sowohl der physischen Existenz als auch zur Sicherung eines Mindestmaßes an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 135; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 64; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 75; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353, juris Rn. 37; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 119).

    Der existenzsichernde Regelbedarf muss jedoch entweder insgesamt so bemessen sein, dass Unterdeckungen intern ausgeglichen oder durch Ansparen gedeckt werden können, oder ist durch zusätzliche Leistungsansprüche zu sichern (BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 84, 109; vgl. auch BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 172; BSG, Urteil vom 28.3.2013 - B 4 AS 47/12 R - juris Rn. 18).

    Zu den Anforderungen bei der Festlegung des menschenwürdigen Existenzminimums auf Grundlage des Statistikmodells hat das BVerfG im Einzelnen ausgeführt (zum Nachstehenden BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 115 ff. m.w.N.): Aus der statistischen Berechnung des Regelbedarfs in Orientierung an den auf der Grundlage einer Stichprobe berechneten Verbrauchsausgaben eines Teils der Bevölkerung folgt die Gefahr, dass mit der Festsetzung der Gesamtsumme für den Regelbedarf die Kosten für einzelne bedarfsrelevante Güter nicht durchgängig gedeckt sind.

    Der ohnehin sehr knapp bemessene Pauschalbetrag (vgl. dazu etwa Krauß in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 6 Rn. 26) ist jedenfalls aufgrund dieser Kürzungen nicht mehr hinreichend hoch bemessen, um einen finanziellen Spielraum für Rücklagen zu lassen (zu dieser Anforderung BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 117).

    Im Grundsatz kann sie - ggf. im Wege der verfassungskonformen Auslegung (dazu BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 116) - für eine Hilfegewährung in Fällen der Bedarfsunterdeckung bzw. -spitzen herangezogen werden, in denen existenznotwendige Bedarfe oder einzelne bedarfsrelevante Güter angesichts der Höhe der Kosten nicht mit den monatlich zur Verfügung stehenden Bedarfssätzen nach § 3 AsylbLG gedeckt werden können.

    Sie ist auf die Entwicklungen im allgemeinen Grundsicherungsrecht der letzten Jahrzehnte nicht angepasst worden, insbesondere auf die Überführung des Sozialhilferechts in das SGB II und das SGB XII im Jahr 2005, auf für das Asylbewerberleistungsrecht wesentliche Entscheidungen des BVerfG in den Jahren 2010 (Regelsatzurteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175), 2012 (BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134) und 2014 (BVerfG, Urteil vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34) sowie im Rahmen der AsylbLG-Novelle 2015 (BGBl. I 2014, 2187 und 2439) und auf die Änderungen des AsylbLG ab Herbst 2015 durch das Asylverfahrensbeschleunigungsgesetz (BGBl. I 2015, 1722), das Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfahren (BGBl I 2016, 390), das Integrationsgesetz (BGBl. I 2016, 1939), das Dritte Gesetz zur Änderung des AsylbLG (BGBl. 2019, 1290), das zweite Gesetz zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht (BGBl I 2019, 1294) und das Gesetz zur Ermittlung der Regelbedarfe und zur Änderung des SGB XII sowie weiterer Gesetze (BGBl I 2020, 2855).

    Dass der Bestimmung der (konkreten) Frist i.S. des § 2 AsylbLG, die nach einem ersten Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des AsylbLG des BMAS mit einem Bearbeitungsstand von Dezember 2012 zunächst 24 Monate (S. 9; abgerufen unter www.fluechtlingsinfo-berlin.de/fr/asylblg/BMAS_Entwurf_AsylbLG_041212.pdf, zuletzt am 25.5.2021) und nach einem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des AsylbLG und des SGG mit einem Bearbeitungsstand von Juni 2014 zwölf Monate betragen sollte (vgl. Deibel, ZFSH/SGB 2014, 475, 480), und zum 23.8.2019 von 15 auf 18 Monate verlängert worden ist (BGBl. I 2019, 1294), eine gewisse Beliebigkeit bzw. ein politischer Kompromiss innewohnt (zur Zulässigkeit von politischen Kompromissen im Rahmen der Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums vgl. BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 77; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 122; krit. zur Bemessung der Frist wegen der Zunahme von Asylverfahren ab 2012 aber Deibel, ZFSH SGB 2014, S. 475, 480; ders., ZFSH SGB 2015, S. 117, 123; Cantzler, AsylbLG, 1. Aufl. 2019, § 2 Rn. 14; Wahrendorf, AsylbLG, 2017, § 2 Rn. 3; zur Verlängerung der Frist auf 18 Monate krit. Oppermann/Filges in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 2 AsylbLG Rn. 32 ff.; Krauß in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 2 Rn. 21 ff.; Genge, Beilage zum Asylmagazin 8-9/2019, S. 18 f.), ist bezogen auf die im streitgegenständlichen Zeitraum (noch) geltende Wartefrist i.S. des § 2 Abs. 1 AsylbLG von 15 Monaten verfassungsrechtlich vertretbar (i.E. ebenso Cantzler, AsylbLG, 1. Aufl. 2019, § 2 Rn. 20; a.A. etwa Stellungnahme von Pro Asyl Bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge e.V. vom 11.7.2014 zur AsylbLG-Novelle 2015, S. 7, abgerufen unter https://fluechtlingsrat-berlin.de/, zuletzt am 7.6.2021).

    Dass der elementare Lebensbedarf eines Menschen grundsätzlich nur in dem Augenblick befriedigt werden kann, aber auch muss, in dem er entsteht (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 72; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 79, 85; sog. Gegenwärtigkeitsprinzip), bleibt hiervon allerdings unberührt.

    Auf Änderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie auf Preissteigerungen oder auf die Erhöhung von Verbrauchsteuern muss daher auch in der Normsetzung zeitnah reagiert werden, um sicherzustellen, dass der aktuelle Bedarf gedeckt wird (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 140; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 72; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 79, 85).

    Kommt der Gesetzgeber dieser Pflicht ohne sachliche Rechtfertigung nicht nach, stehen die betreffenden Leistungsregeln nicht mit Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG in Einklang (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 142; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 79; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 82).

    Die gerichtliche Prüfung findet insoweit jenseits der Evidenzkontrolle statt (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 143; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 79; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 82).

    Da der Rechtstreit (allein) die Bemessung von der Sicherung des Existenzminimums dienenden Leistungen betrifft, ist von Verfassungs wegen allein entscheidend, dass für jede individuelle hilfebedürftige Person das Existenzminimum nach Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG ausreichend erfasst wird; eines Rückgriffs auf weitere Grundrechte bedarf es nicht (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 145; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 140; vgl. auch F. Kirchhof, NZS 2015, S. 1, 4 f.; instruktiv Aubel in Emmenegger/Wiedmann, Linien der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, 2011, S. 273, 278 ff.; ders., SGb 2016, S. 105, 108; Frerichs in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3 AsylbLG Rn. 68 f. und § 1 AsylbLG Rn. 41 ff.).

  • BVerfG, 05.11.2019 - 1 BvL 7/16

    Sanktionen zur Durchsetzung von Mitwirkungspflichten bei Bezug von

    Auszug aus LSG Niedersachsen-Bremen, 26.01.2021 - L 8 AY 21/19
    Nach der Rechtsprechung des BVerfG (grundlegend sog. Regelsatzurteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68) erwächst aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG ein verfassungsrechtlich garantierter Leistungsanspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums, der das gesamte Existenzminimum durch eine einheitliche grundrechtliche Garantie gewährleistet, die sowohl die physische Existenz des Menschen als auch die Sicherung der Möglichkeit zur Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen und zu einem Mindestmaß an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben umfasst (vgl. dazu zuletzt BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 119).

    Da das Grundgesetz selbst keine exakte Bezifferung des Anspruchs auf existenzsichernde Leistungen vorgibt, beschränkt sich die materielle Kontrolle der Höhe von Sozialleistungen zur Sicherung einer menschenwürdigen Existenz darauf, ob die Leistungen evident unzureichend sind (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 141; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 77; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 81; Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 41, 47).

    Er liegt auch noch deutlich unter einer Leistungsminderung von 30 %, die vom BVerfG - jedenfalls vorübergehend zur Durchsetzung von Mitwirkungspflichten - unter strengen Anforderungen der Verhältnismäßigkeit der gesetzlichen Regelung als vereinbar mit der Verfassung (Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG) angesehen worden ist (BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 158 ff.; zur Aufrechnung wegen Erstattungsforderungen bei sozialwidrigem Verhalten in Höhe von 30 % des maßgebenden Regelbedarfs über einen Zeitraum von bis zu drei Jahren vgl. auch BSG, Urteil vom 9.3.2016 - B 14 AS 20/15 R - juris, nachfolgend BVerfG, Beschluss vom 10.8.2017 - 1 BvR 1412/16 - juris; vgl. auch Guttenberger, NZS 2021, S. 201 ff.).

    Selbst in Anbetracht dessen, dass schon die Regelbedarfe nach § 28 SGB XII auf einer knappen Berechnung beruhen, die nur in der Gesamtschau für noch verfassungsgemäß befunden worden ist, weil nur dann und nur unter Berücksichtigung von Auslegungsspielräumen für Härtefälle davon ausgegangen werden konnte, dass die menschenwürdige Existenz der Hilfebedürftigen tatsächlich realistisch gesichert ist (BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 190 unter Bezugnahme auf BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 86, 120, 144), und es an stichfesten Kriterien fehlen dürfte, ab wann die Höhe von existenzsichernden Leistungen "offensichtlich nicht mehr tragbar" ist (so etwa Lenze, ZFSH SGB 2014, S. 745, 746), ist nach Maßgabe der o.g. Entscheidungen, die in gewisser Weise die mögliche Deckung konkreter Bedarfe durch existenzsichernde Leistungen betreffen, die der Gesetzgeber als Pauschalbetrag berechnet, von einer Evidenz unzureichender Leistungen nicht auszugehen.

    Der verfassungsrechtlich garantierte Leistungsanspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums erstreckt sich auf die unbedingt erforderlichen Mittel als einheitliche Gewährleistung zur Sicherung sowohl der physischen Existenz als auch zur Sicherung eines Mindestmaßes an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 135; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 64; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 75; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353, juris Rn. 37; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 119).

    Dies steht nicht im Widerspruch mit der Rechtsprechung des BVerfG (zuletzt Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 119 m.w.N.), nach der die physische und soziokulturelle Existenz als einheitliche Gewährleistung gesichert werden muss (vgl. BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 102 ff.).

    Dass der Bestimmung der (konkreten) Frist i.S. des § 2 AsylbLG, die nach einem ersten Entwurf eines Dritten Gesetzes zur Änderung des AsylbLG des BMAS mit einem Bearbeitungsstand von Dezember 2012 zunächst 24 Monate (S. 9; abgerufen unter www.fluechtlingsinfo-berlin.de/fr/asylblg/BMAS_Entwurf_AsylbLG_041212.pdf, zuletzt am 25.5.2021) und nach einem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des AsylbLG und des SGG mit einem Bearbeitungsstand von Juni 2014 zwölf Monate betragen sollte (vgl. Deibel, ZFSH/SGB 2014, 475, 480), und zum 23.8.2019 von 15 auf 18 Monate verlängert worden ist (BGBl. I 2019, 1294), eine gewisse Beliebigkeit bzw. ein politischer Kompromiss innewohnt (zur Zulässigkeit von politischen Kompromissen im Rahmen der Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums vgl. BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 77; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 122; krit. zur Bemessung der Frist wegen der Zunahme von Asylverfahren ab 2012 aber Deibel, ZFSH SGB 2014, S. 475, 480; ders., ZFSH SGB 2015, S. 117, 123; Cantzler, AsylbLG, 1. Aufl. 2019, § 2 Rn. 14; Wahrendorf, AsylbLG, 2017, § 2 Rn. 3; zur Verlängerung der Frist auf 18 Monate krit. Oppermann/Filges in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 2 AsylbLG Rn. 32 ff.; Krauß in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 2 Rn. 21 ff.; Genge, Beilage zum Asylmagazin 8-9/2019, S. 18 f.), ist bezogen auf die im streitgegenständlichen Zeitraum (noch) geltende Wartefrist i.S. des § 2 Abs. 1 AsylbLG von 15 Monaten verfassungsrechtlich vertretbar (i.E. ebenso Cantzler, AsylbLG, 1. Aufl. 2019, § 2 Rn. 20; a.A. etwa Stellungnahme von Pro Asyl Bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge e.V. vom 11.7.2014 zur AsylbLG-Novelle 2015, S. 7, abgerufen unter https://fluechtlingsrat-berlin.de/, zuletzt am 7.6.2021).

    Ob eine entsprechende Differenzierung nach der Bleibeperspektive von Verfassungs wegen auch in das Asylbewerberleistungsrecht aufzunehmen ist, um sicherzustellen, dass die gesetzliche Umschreibung der Leistungsberechtigten nach §§ 1, 3 AsylbLG bei einem längeren Aufenthalt im Bundesgebiet hinreichend zuverlässig tatsächlich nur diejenigen erfasst, die sich regelmäßig nur kurzfristig in Deutschland aufhalten, hängt - orientierend an der Befugnis des Gesetzgebers, zur Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums typisierende und pauschalierende Regelungen zu treffen (vgl. BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 205), und an einem am Grundsatz der Verhältnismäßigkeit ausgerichteten Prüfungsmaßstab (vgl. dazu insb. BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris) - maßgeblich von den tatsächlichen Einschränkungen ab, die an den Bezug von Leistungen nach § 3 AsylbLG geknüpft sind (so auch Krauß in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 2 Rn. 28, 41; Deibel in GK-AsylbLG, 84. Lfg. Stand 3/2021, § 2 Rn. 36).

    Die Bestimmung über die Folgen eines rechtsmissbräuchlichen Verhaltens i.S. des § 2 Abs. 1 AsylbLG unterscheidet sich grundlegend von einer Sanktion zur Durchsetzung verhältnismäßiger Pflichten (vgl. dazu BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris; vgl. auch Krauß in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 2 Rn. 48).

    Diese Verpflichtung zur Sicherung des Existenzminimums ist auch zur Erreichung anderweitiger Ziele nicht zu relativieren (zum Vorstehenden BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 120 m.w.N.; vgl. auch Aubel in Emmenegger/Wiedmann, Linien der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, 2011, S. 273, 290 m.w.N.).

  • LSG Bayern, 11.12.2020 - L 8 AY 32/20

    Leistungen, Bescheid, Einkommen, Asylverfahren, Berufung, Widerspruchsbescheid,

    Auszug aus LSG Niedersachsen-Bremen, 26.01.2021 - L 8 AY 21/19
    Die Gewährung höherer Leistungen, insbesondere aufgrund einer Fortschreibung der Bedarfssätze für die Zeit ab 2017 gemäß § 3 Abs. 4 Satz 1 und 2 AsylbLG a.F., kommt im Wege der Gesetzesauslegung nicht in Betracht (ebenso Bayerisches LSG, Urteil vom 11.12.2020 - L 8 AY 32/20 - juris Rn. 34; SG Nürnberg, Urteil vom 19.10.2020 - S 5 AY 137/20 - juris Rn. 23; SG Aachen, Urteil vom 18.8.2020 - S 20 AY 18/19 - juris Rn. 26; SG Hildesheim, Urteil vom 10.7.2020 - S 42 AY 112/19 - juris Rn. 31 ff.; SG Hamburg, Beschluss vom 8.7.2019 - S 28 AY 48/19 ER - juris Rn. 10; Siefert in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 3a Rn. 31; Hohm, ZFSH/SGB 2019, S. 68 ff.; Korff in BeckOK SozR, 60. Ed., Stand 1.3.2021, § 3a AsylbLG Rn. 16-18; Birk in LPK-SGB XII, 12. Aufl. 2020, § 3 AsylbLG Rn. 26; Lange, jurisPR-SozR 19/2019 Anm. 1; a.A. noch in einem obiter dictum Senatsurteil vom 23.5.2019 - L 8 AY 49/18 - juris Rn. 21 ff.; SG Stade, Urteil vom 13.11.2018 - S 19 AY 15/18 - juris Rn. 7; SG Augsburg, Urteil vom 26.2.2020 - S 15 AY 33/19 - juris Rn. 23 ff.; SG Bremen, Urteil vom 29.1.2020 - S 39 AY 79/18 - juris Rn. 22 ff.; SG Bremen, Beschluss vom 15.4.2019 - S 40 AY 23/19 ER - juris Rn. 18 ff.; SG Oldenburg, Beschluss vom 12.7.2019 - S 26 AY 18/19 ER - juris Rn. 21 ff.; SG Dresden, Beschluss vom 2.8.2019 - S 20 AY 55/19 ER - juris Rn. 39 ff.; Frerichs in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3a AsylbLG Rn. 100 ff.; Herbst in Mergler/Zink, SGB XII, 49. Lfg., Stand 6/2021, § 3a AsylbLG Rn. 24).

    Insoweit kann auch die Frage unbeantwortet bleiben, ob eine Bekanntgabe der Höhe der Bedarfe, die für das folgende Kalenderjahr maßgebend sind, durch das BMAS nach § 3 Abs. 4 Satz 3 AsylbLG a.F. (nun § 3a Abs. 4 Satz 3 AsylbLG) "als integrierender Bestandteil des Rechtssetzungsaktes" (vergleichbar mit der nach Art. 82 Abs. 1 Satz 1 GG erforderlichen Verkündung von Bundesgesetzen) für die Gültigkeit bzw. Allgemeinverbindlichkeit der Leistungssätze erforderlich ist (so Hohm, ZFSH SGB 2019, S. 68, 71 f.; SG Hildesheim, Urteil vom 10.7.2020 - S 42 AY 112/19 - juris Rn. 42; wohl auch Siefert in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 3a Rn. 31 a.E.) oder einer solchen Bekanntmachung mangels wirksamer "Delegation von Rechtssetzungsbefugnissen des Gesetzgebers an die Exekutive" eine rein informatorische bzw. deklaratorische Bedeutung zukommt (so Senatsurteil vom 23.5.2019 - L 8 AY 49/18 - juris Rn. 26; LSG Mecklenburg-Vorpommern, Beschluss vom 26.9.2019 - L 9 AY 3/19 B ER - juris Rn. 23; SG Bremen, Urteil vom 29.1.2020 - S 39 AY 79/18 - juris Rn. 28; SG Oldenburg, Beschluss vom 12.7.2019 - S 26 AY 18/19 ER - juris Rn. 24; mit ähnlicher Begründung Frerichs in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3a AsylbLG Rn. 98; Cantzler, AsylblG, 1. Aufl. 2019, § 3 Rn. 98; in diese Richtung, aber offen gelassen Bayerisches LSG, Urteil vom 11.12.2020 - L 8 AY 32/20 - juris Rn. 36).

    Ein Vergleich der Leistungen mit den für die Zeit ab 1.9.2019 auf Grundlage des RBEG 2017 und der Sonderauswertungen der EVS 2013 festgesetzten Geldbeträge nach § 3a Abs. 1 und 2 AsylbLG (BGBl. I 2019, 1290) ist im Rahmen der Evidenzprüfung ungeeignet (so aber Bayerisches LSG, Urteil vom 11.12.2020 - L 8 AY 32/20 - juris Rn. 35; krit. dazu auch Frerichs in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3a AsylbLG Rn. 102.2), weil die neu festgesetzten Leistungen eine andere Zusammensetzung aufweisen (z.B. ist der Bedarf der Abteilung 4 der EVS, also an Wohnungsinstandsetzung und Haushaltsenergie, nicht in den Pauschalleistungen enthalten, weil auch dieser Bedarf gemäß § 3 Abs. 3 Satz 3 AsylbLG gesondert erbracht wird, vgl. BT-Drs. 19/10052, S. 26) und selbst (noch) nicht abschließend auf ihre Vereinbarkeit mit Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG überprüft worden sind.

    Dass die Bedarfssätze nach § 3 AsylbLG a.F. aus dem Jahr 2016 offensichtlich unzureichend (gewesen) sind, ein menschenwürdiges Existenzminimum im Jahr 2018 zu gewährleisten, wird - soweit ersichtlich - nicht vertreten (vgl. etwa Bayerisches LSG, Urteil vom 11.12.2020 - L 8 AY 32/20 - juris Rn. 35; SG Hildesheim, Urteil vom 10.7.2020 - S 42 AY 112/19 - juris Rn. 50; Hohm, ZFSH SGB 2019, S. 68, 72).

    Die Erforderlichkeit einer Aktualisierung existenzsichernder Leistungen bzw. die Verfassungswidrigkeit einer Regelung aus diesem Grund ist nicht erst dann zu bejahen, wenn diese evident unzureichend sind, ein menschenwürdiges Existenzminimum zu gewährleisten (a.A. wohl Bayerisches LSG, Urteil vom 11.12.2020 - L 8 AY 32/20 - juris Rn. 35; SG Hildesheim, Urteil vom 10.7.2020 - S 42 AY 112/19 - juris Rn. 50; Hohm, ZFSH SGB 2019, S. 68, 72).

  • BVerfG, 27.07.2016 - 1 BvR 371/11

    Erfolglose Verfassungsbeschwerde gegen die Berücksichtigung von Einkommen eines

    Auszug aus LSG Niedersachsen-Bremen, 26.01.2021 - L 8 AY 21/19
    Nach der Rechtsprechung des BVerfG (grundlegend sog. Regelsatzurteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68) erwächst aus Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG ein verfassungsrechtlich garantierter Leistungsanspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums, der das gesamte Existenzminimum durch eine einheitliche grundrechtliche Garantie gewährleistet, die sowohl die physische Existenz des Menschen als auch die Sicherung der Möglichkeit zur Pflege zwischenmenschlicher Beziehungen und zu einem Mindestmaß an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben umfasst (vgl. dazu zuletzt BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 119).

    Da das Grundgesetz selbst keine exakte Bezifferung des Anspruchs auf existenzsichernde Leistungen vorgibt, beschränkt sich die materielle Kontrolle der Höhe von Sozialleistungen zur Sicherung einer menschenwürdigen Existenz darauf, ob die Leistungen evident unzureichend sind (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 141; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 77; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 81; Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 41, 47).

    Lassen sich diese nachvollziehbar und sachlich differenziert tragfähig begründen, stehen sie mit Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG in Einklang (BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 82 m.w.N.; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353, juris Rn. 42).

    Evident unzureichend sind Sozialleistungen nur, wenn offensichtlich ist, dass sie in der Gesamtsumme keinesfalls sicherstellen können, Hilfebedürftigen in Deutschland ein Leben zu ermöglichen, das physisch, sozial und kulturell als menschenwürdig anzusehen ist (BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353, juris Rn. 47).

    Der verfassungsrechtlich garantierte Leistungsanspruch auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums erstreckt sich auf die unbedingt erforderlichen Mittel als einheitliche Gewährleistung zur Sicherung sowohl der physischen Existenz als auch zur Sicherung eines Mindestmaßes an Teilhabe am gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Leben (BVerfG, Urteil vom 9.2.2010 - 1 BvL 1/09, 1 BvL 3/09, 1 BvL 4/09 - BVerfGE 125, 175, juris Rn. 135; BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - BVerfGE 132, 134, juris Rn. 64; BVerfG, Beschluss vom 23.7.2014 - 1 BvL 10/12, 1 BvL 12/12, 1 BvR 1691/13 - BVerfGE 137, 34, juris Rn. 75; BVerfG, Beschluss vom 27.7.2016 - 1 BvR 371/11 - BVerfGE 142, 353, juris Rn. 37; BVerfG, Urteil vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 - BVerfGE 152, 68, juris Rn. 119).

  • LSG Niedersachsen-Bremen, 23.05.2019 - L 8 AY 49/18

    Leistungen nach dem AsylbLG; Fehlendes Rechtsschutzbedürfnis einer Behörde für

    Auszug aus LSG Niedersachsen-Bremen, 26.01.2021 - L 8 AY 21/19
    Die Gewährung höherer Leistungen, insbesondere aufgrund einer Fortschreibung der Bedarfssätze für die Zeit ab 2017 gemäß § 3 Abs. 4 Satz 1 und 2 AsylbLG a.F., kommt im Wege der Gesetzesauslegung nicht in Betracht (ebenso Bayerisches LSG, Urteil vom 11.12.2020 - L 8 AY 32/20 - juris Rn. 34; SG Nürnberg, Urteil vom 19.10.2020 - S 5 AY 137/20 - juris Rn. 23; SG Aachen, Urteil vom 18.8.2020 - S 20 AY 18/19 - juris Rn. 26; SG Hildesheim, Urteil vom 10.7.2020 - S 42 AY 112/19 - juris Rn. 31 ff.; SG Hamburg, Beschluss vom 8.7.2019 - S 28 AY 48/19 ER - juris Rn. 10; Siefert in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 3a Rn. 31; Hohm, ZFSH/SGB 2019, S. 68 ff.; Korff in BeckOK SozR, 60. Ed., Stand 1.3.2021, § 3a AsylbLG Rn. 16-18; Birk in LPK-SGB XII, 12. Aufl. 2020, § 3 AsylbLG Rn. 26; Lange, jurisPR-SozR 19/2019 Anm. 1; a.A. noch in einem obiter dictum Senatsurteil vom 23.5.2019 - L 8 AY 49/18 - juris Rn. 21 ff.; SG Stade, Urteil vom 13.11.2018 - S 19 AY 15/18 - juris Rn. 7; SG Augsburg, Urteil vom 26.2.2020 - S 15 AY 33/19 - juris Rn. 23 ff.; SG Bremen, Urteil vom 29.1.2020 - S 39 AY 79/18 - juris Rn. 22 ff.; SG Bremen, Beschluss vom 15.4.2019 - S 40 AY 23/19 ER - juris Rn. 18 ff.; SG Oldenburg, Beschluss vom 12.7.2019 - S 26 AY 18/19 ER - juris Rn. 21 ff.; SG Dresden, Beschluss vom 2.8.2019 - S 20 AY 55/19 ER - juris Rn. 39 ff.; Frerichs in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3a AsylbLG Rn. 100 ff.; Herbst in Mergler/Zink, SGB XII, 49. Lfg., Stand 6/2021, § 3a AsylbLG Rn. 24).

    Eine Fortschreibung der Bedarfssätze nach § 3 AsylbLG a.F. für das Jahr 2017 kann auch nicht aufgrund einer Veränderungsrate erfolgen, die aus der Neufestsetzung der Regelbedarfsstufen nach dem SGB XII aufgrund des RBEG 2017 hergeleitet wird (offen gelassen durch Senatsurteil vom 23.5.2019 - L 8 AY 49/18 - juris Rn. 27; vgl. auch Frerichs in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3a AsylbLG Rn. 103).

    Aus diesem Grund hält der Senat nicht mehr an der früher von ihm befürworteten Fortschreibung nach § 3 Abs. 4 AsylbLG a.F. fest (vgl. dazu Senatsurteil vom 23.5.2019 - L 8 AY 49/18 - juris Rn. 21 ff.).

    Insoweit kann auch die Frage unbeantwortet bleiben, ob eine Bekanntgabe der Höhe der Bedarfe, die für das folgende Kalenderjahr maßgebend sind, durch das BMAS nach § 3 Abs. 4 Satz 3 AsylbLG a.F. (nun § 3a Abs. 4 Satz 3 AsylbLG) "als integrierender Bestandteil des Rechtssetzungsaktes" (vergleichbar mit der nach Art. 82 Abs. 1 Satz 1 GG erforderlichen Verkündung von Bundesgesetzen) für die Gültigkeit bzw. Allgemeinverbindlichkeit der Leistungssätze erforderlich ist (so Hohm, ZFSH SGB 2019, S. 68, 71 f.; SG Hildesheim, Urteil vom 10.7.2020 - S 42 AY 112/19 - juris Rn. 42; wohl auch Siefert in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 3a Rn. 31 a.E.) oder einer solchen Bekanntmachung mangels wirksamer "Delegation von Rechtssetzungsbefugnissen des Gesetzgebers an die Exekutive" eine rein informatorische bzw. deklaratorische Bedeutung zukommt (so Senatsurteil vom 23.5.2019 - L 8 AY 49/18 - juris Rn. 26; LSG Mecklenburg-Vorpommern, Beschluss vom 26.9.2019 - L 9 AY 3/19 B ER - juris Rn. 23; SG Bremen, Urteil vom 29.1.2020 - S 39 AY 79/18 - juris Rn. 28; SG Oldenburg, Beschluss vom 12.7.2019 - S 26 AY 18/19 ER - juris Rn. 24; mit ähnlicher Begründung Frerichs in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3a AsylbLG Rn. 98; Cantzler, AsylblG, 1. Aufl. 2019, § 3 Rn. 98; in diese Richtung, aber offen gelassen Bayerisches LSG, Urteil vom 11.12.2020 - L 8 AY 32/20 - juris Rn. 36).

    In der (veröffentlichten) sozialgerichtlichen Rechtsprechung sind die durch das Gesetz zur Einführung beschleunigter Asylverfahren (BGBl. I 2016, 390) zum 17.3.2016 vorgenommenen Kürzungen unter dem Gesichtspunkt des Grundrechts auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums (Art. 1 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG) nur vereinzelt thematisiert worden (vgl. etwa LSG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 11.7.2017 - L 20 AY 4/17 B - juris Rn. 28; Senatsurteil vom 23.5.2019 - L 8 AY 49/18 - juris Rn. 28).

  • SG Hildesheim, 10.07.2020 - S 42 AY 112/19

    Gewährung fortgeschriebener Grundleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz

    Auszug aus LSG Niedersachsen-Bremen, 26.01.2021 - L 8 AY 21/19
    Die Gewährung höherer Leistungen, insbesondere aufgrund einer Fortschreibung der Bedarfssätze für die Zeit ab 2017 gemäß § 3 Abs. 4 Satz 1 und 2 AsylbLG a.F., kommt im Wege der Gesetzesauslegung nicht in Betracht (ebenso Bayerisches LSG, Urteil vom 11.12.2020 - L 8 AY 32/20 - juris Rn. 34; SG Nürnberg, Urteil vom 19.10.2020 - S 5 AY 137/20 - juris Rn. 23; SG Aachen, Urteil vom 18.8.2020 - S 20 AY 18/19 - juris Rn. 26; SG Hildesheim, Urteil vom 10.7.2020 - S 42 AY 112/19 - juris Rn. 31 ff.; SG Hamburg, Beschluss vom 8.7.2019 - S 28 AY 48/19 ER - juris Rn. 10; Siefert in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 3a Rn. 31; Hohm, ZFSH/SGB 2019, S. 68 ff.; Korff in BeckOK SozR, 60. Ed., Stand 1.3.2021, § 3a AsylbLG Rn. 16-18; Birk in LPK-SGB XII, 12. Aufl. 2020, § 3 AsylbLG Rn. 26; Lange, jurisPR-SozR 19/2019 Anm. 1; a.A. noch in einem obiter dictum Senatsurteil vom 23.5.2019 - L 8 AY 49/18 - juris Rn. 21 ff.; SG Stade, Urteil vom 13.11.2018 - S 19 AY 15/18 - juris Rn. 7; SG Augsburg, Urteil vom 26.2.2020 - S 15 AY 33/19 - juris Rn. 23 ff.; SG Bremen, Urteil vom 29.1.2020 - S 39 AY 79/18 - juris Rn. 22 ff.; SG Bremen, Beschluss vom 15.4.2019 - S 40 AY 23/19 ER - juris Rn. 18 ff.; SG Oldenburg, Beschluss vom 12.7.2019 - S 26 AY 18/19 ER - juris Rn. 21 ff.; SG Dresden, Beschluss vom 2.8.2019 - S 20 AY 55/19 ER - juris Rn. 39 ff.; Frerichs in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3a AsylbLG Rn. 100 ff.; Herbst in Mergler/Zink, SGB XII, 49. Lfg., Stand 6/2021, § 3a AsylbLG Rn. 24).

    Insoweit kann auch die Frage unbeantwortet bleiben, ob eine Bekanntgabe der Höhe der Bedarfe, die für das folgende Kalenderjahr maßgebend sind, durch das BMAS nach § 3 Abs. 4 Satz 3 AsylbLG a.F. (nun § 3a Abs. 4 Satz 3 AsylbLG) "als integrierender Bestandteil des Rechtssetzungsaktes" (vergleichbar mit der nach Art. 82 Abs. 1 Satz 1 GG erforderlichen Verkündung von Bundesgesetzen) für die Gültigkeit bzw. Allgemeinverbindlichkeit der Leistungssätze erforderlich ist (so Hohm, ZFSH SGB 2019, S. 68, 71 f.; SG Hildesheim, Urteil vom 10.7.2020 - S 42 AY 112/19 - juris Rn. 42; wohl auch Siefert in Siefert, AsylbLG, 2. Aufl. 2020, § 3a Rn. 31 a.E.) oder einer solchen Bekanntmachung mangels wirksamer "Delegation von Rechtssetzungsbefugnissen des Gesetzgebers an die Exekutive" eine rein informatorische bzw. deklaratorische Bedeutung zukommt (so Senatsurteil vom 23.5.2019 - L 8 AY 49/18 - juris Rn. 26; LSG Mecklenburg-Vorpommern, Beschluss vom 26.9.2019 - L 9 AY 3/19 B ER - juris Rn. 23; SG Bremen, Urteil vom 29.1.2020 - S 39 AY 79/18 - juris Rn. 28; SG Oldenburg, Beschluss vom 12.7.2019 - S 26 AY 18/19 ER - juris Rn. 24; mit ähnlicher Begründung Frerichs in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 3a AsylbLG Rn. 98; Cantzler, AsylblG, 1. Aufl. 2019, § 3 Rn. 98; in diese Richtung, aber offen gelassen Bayerisches LSG, Urteil vom 11.12.2020 - L 8 AY 32/20 - juris Rn. 36).

    Dass die Bedarfssätze nach § 3 AsylbLG a.F. aus dem Jahr 2016 offensichtlich unzureichend (gewesen) sind, ein menschenwürdiges Existenzminimum im Jahr 2018 zu gewährleisten, wird - soweit ersichtlich - nicht vertreten (vgl. etwa Bayerisches LSG, Urteil vom 11.12.2020 - L 8 AY 32/20 - juris Rn. 35; SG Hildesheim, Urteil vom 10.7.2020 - S 42 AY 112/19 - juris Rn. 50; Hohm, ZFSH SGB 2019, S. 68, 72).

    Die Erforderlichkeit einer Aktualisierung existenzsichernder Leistungen bzw. die Verfassungswidrigkeit einer Regelung aus diesem Grund ist nicht erst dann zu bejahen, wenn diese evident unzureichend sind, ein menschenwürdiges Existenzminimum zu gewährleisten (a.A. wohl Bayerisches LSG, Urteil vom 11.12.2020 - L 8 AY 32/20 - juris Rn. 35; SG Hildesheim, Urteil vom 10.7.2020 - S 42 AY 112/19 - juris Rn. 50; Hohm, ZFSH SGB 2019, S. 68, 72).

  • LSG Sachsen-Anhalt, 06.09.2018 - L 8 AY 5/14

    Asylbewerberleistung - Analogleistung - rechtsmissbräuchliche Beeinflussung der

    Auszug aus LSG Niedersachsen-Bremen, 26.01.2021 - L 8 AY 21/19
    Dieser Rechtsprechung haben sich die Instanzgerichte (im Grundsatz) angeschlossen (vgl. etwa LSG Baden-Württemberg, Urteil vom 29.6.2017 - L 7 AY 2217/13 - juris Rn. 24 ff., 35 f.; Bayerisches LSG, Urteil vom 28.5.2020 - L 19 AY 38/18 - juris Rn. 49 ff., Revision beim BSG anhängig - B 7 AY 4/20 R - LSG Hamburg, Urteil vom 28.10.2019 - L 4 AY 3/17 - juris Rn. 47 f.; Hessisches LSG, Urteil vom 22.7.2020 - L 4 AY 8/17 - juris Rn. 40 f.; LSG Sachsen-Anhalt, Urteil vom 6.9.2018 - L 8 AY 5/14 - juris Rn. 60; jüngst Senatsurteil vom 22.10.2020 - L 8 AY 21/17 - juris Rn. 21).

    Nur vereinzelt wird ein dauerhafter Ausschluss von Leistungen nach § 2 AsylbLG wegen eines rechtsmissbräuchlichen Verhaltens als im Einzelfall nicht verhältnismäßig angesehen (vgl. etwa LSG Sachsen, Urteil vom 26.2.2020 - L 8 AY 5/14 - juris Rn. 40 ff., Revision beim BSG anhängig - B 7 AY 2/20 R - SG Hildesheim, Beschluss vom 23.11.2012 - S 42 AY 113/12 ER - juris Rn. 11 ff.; SG Landshut, Beschluss vom 6.5.2019 - S 11 AY 38/19 ER - juris Rn. 36; vgl. auch OVG Bremen, Urteil vom 16.5.2013 - S 3 A 197/12 - juris 28).

    Insoweit ist aber die (umstrittene) Rechtsfrage, ob das Entfallen der Leistungsberechtigung durch eine Ausreise aus dem Bundesgebiet (§ 1 Abs. 1 AsylbLG) die Durchsetzung des Anspruchs auf existenzsichernde Leistungen nach dem AsylbLG während des Aufenthalts in Deutschland berührt (vgl. dazu etwa Sächsisches LSG, Urteil vom 26.2.2020 - L 8 AY 5/14 - juris Rn. 47 ff., Revision anhängig beim BSG - B 7 AY 2/20 R - Sächsisches LSG, Urteil vom Urteil vom 6.12.2017 - L 8 AY 9/17 - juris Rn. 20; Hessisches LSG, Beschluss vom 21.12.2007 - L 6 AY 4/07 NZB - juris Rn. 11), für eine sachliche Rechtfertigung der unterlassenen Aktualisierung der Bedarfssätze nicht relevant (vgl. auch die zutreffende Stellungnahme der Sachverständigen Steffen in der o.g. Sitzung, Protokoll-Nr. 19/50, S. 849).

  • BSG, 25.10.2018 - B 7 AY 1/18 R

    Anspruch auf Asylbewerberleistungen

  • BSG, 17.06.2008 - B 8/9b AY 1/07 R

    Asylbewerberleistung - Analogleistung - rechtsmissbräuchliche Beeinflussung -

  • SG Landshut, 16.12.2016 - S 11 AY 74/16

    Einfache bereitstellung von WLAN in Erstaufnahmeeinrichtung reicht nicht zur

  • LSG Bayern, 15.11.2019 - L 8 AY 43/19

    Ersetzung der Abteilung 7 (Verkehr) durch Sachleistungen nach § 2 Abs. 2 AsylbLG

  • BSG, 24.06.2021 - B 7 AY 2/20 R

    Anspruch auf Analogleistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz Vorsätzliche

  • LSG Sachsen, 06.12.2017 - L 8 AY 9/17

    Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz ; Abschiebung ins Herkunftsland;

  • LSG Nordrhein-Westfalen, 11.07.2017 - L 20 AY 4/17

    Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz ; Einstweiliger Rechtsschutz;

  • LSG Nordrhein-Westfalen, 26.07.2010 - L 20 AY 13/09

    Leistungen für Asylbewerber sind verfassungswidrig

  • SG Bayreuth, 13.09.2018 - S 5 AY 28/18

    Mobilitätsbedarf von Asylbewerbern

  • SG Augsburg, 26.02.2020 - S 15 AY 33/19

    Unmittelbarer Rechtsanspruch auf höhere Leistungen nach dem AsylbLG trotz

  • BVerfG, 01.10.2020 - 1 BvR 1106/20

    Verfassungsbeschwerde bezüglich der Höhe von Asylbewerberleistungen für in

  • SG Bremen, 29.01.2020 - S 39 AY 79/18
  • BSG, 24.02.2011 - B 14 AS 75/10 R

    Arbeitslosengeld II - Sonderbedarf - Wohnungserstausstattung - Fernsehgerät -

  • LSG Nordrhein-Westfalen, 19.05.2014 - L 20 AY 90/13

    Übernahme von Kosten für die Teilnahme an einem Sprachkurs zum Erlernen der

  • SG Oldenburg, 12.07.2019 - S 26 AY 18/19

    Gewährung von höheren Leistungen eines leistungsberechtigten Duldungsinhabers

  • LSG Hessen, 21.12.2007 - L 6 AY 4/07

    Asylbewerberleistungen trotz Ausreise; Fortbestand einer Vollmacht trotz

  • BVerfG, 10.08.2017 - 1 BvR 1412/16

    Unzulässige Verfassungsbeschwerde gegen eine Aufrechnung durch das Jobcenter

  • LSG Niedersachsen-Bremen, 27.11.2014 - L 8 AY 57/14

    Mehrbedarf für Alleinerziehende nach dem AsylbLG; Konkret individuelle

  • BSG, 19.05.2009 - B 8 SO 8/08 R

    Sozialhilfe - Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung - gemeinsame

  • BSG, 20.12.2012 - B 7 AY 4/11 R

    Sozialrechtliches Verwaltungsverfahren - Zugunstenverfahren -

  • BVerfG, 04.12.2019 - 1 BvL 4/16

    Vorlagen zum Ausschluss ausländischer Staatsangehöriger und Auszubildender von

  • BSG, 24.06.2021 - B 7 AY 4/20 R

    Asylbewerberleistungen - Analogleistungen - rechtsmissbräuchliche Beeinflussung

  • SG Berlin, 19.05.2020 - S 90 AY 57/20

    Asylbewerberleistung - Grundleistung - Bedarfssatz - Unterbringung in einer

  • BSG, 09.06.2011 - B 8 AY 1/10 R

    Asylbewerberleistung - Zugunstenverfahren - Nachzahlung von Analogleistungen gem

  • LSG Nordrhein-Westfalen, 08.06.2020 - L 20 AY 40/19
  • BSG, 12.09.2018 - B 4 AS 33/17 R

    Anspruch auf Arbeitslosengeld II

  • LSG Niedersachsen-Bremen, 26.09.2019 - L 8 AY 70/15

    Akzessorische Anspruchseinschränkung; Anspruchseinschränkung nach § 1a Nr 2

  • BSG, 02.12.2014 - B 14 AS 8/13 R

    Grundsicherung für Arbeitsuchende - Anwendung des Leistungsausschlusses für

  • EuGH, 21.11.2018 - C-713/17

    Ayubi - Gleiche Sozialhilfeleistungen für Flüchtlinge

  • LSG Hessen, 11.07.2018 - L 4 AY 9/18

    Mann aus Aserbaidschan erhält Hepatitis-C-Behandlung

  • SG Nürnberg, 19.10.2020 - S 5 AY 137/20

    Keine Dynamisierung der Asylbewerberleistungen

  • LSG Niedersachsen-Bremen, 09.07.2020 - L 8 AY 52/20

    Vorläufige Gewährung höherer Leistungen nach dem AsylbLG; Rechtsmissbräuchliches

  • BSG, 25.04.2018 - B 8 SO 25/16 R

    Zahlung eines pauschalierten Mehrbedarfs wegen der Zuerkennung des Merkzeichens G

  • BSG, 19.02.2009 - B 4 AS 48/08 R

    Arbeitslosengeld II - Unterkunft und Heizung - Neben- bzw Betriebskosten -

  • BVerfG, 12.05.2005 - 1 BvR 569/05

    Verletzung des Grundrechts auf wirksamen Rechtsschutz (GG Art 19 Abs 4)

  • SG Aachen, 18.08.2020 - S 20 AY 18/19
  • BSG, 08.05.2019 - B 14 AS 13/18 R

    Grundsicherung für Arbeitsuchende - Bildung und Teilhabe - Kosten für Schulbücher

  • BSG, 14.12.2017 - B 8 SO 18/15 R

    Sozialhilfe - Eingliederungshilfe - Leistungen in einer Werkstatt für behinderte

  • SG Fulda, 18.06.2018 - S 7 AY 2/18
  • BSG, 28.03.2013 - B 4 AS 47/12 R

    Arbeitslosengeld II - Mehrbedarf bei dezentraler Warmwassererzeugung -

  • LSG Hamburg, 28.10.2019 - L 4 AY 3/17

    Asylbewerberleistung - Analogleistung - Vorbezugszeit - Unterbrechung durch

  • SG Hamburg, 08.07.2019 - S 28 AY 48/19

    Kürzungen der existenzsichernden Leistungen eines Asylbewerbers bei Gewährung des

  • SG Hildesheim, 23.11.2012 - S 42 AY 113/12

    Gewährung höherer Leistungen für libanesische Staatsangehörige nach dem AsylbLG

  • BSG, 12.07.2012 - B 14 AS 153/11 R

    Arbeitslosengeld II - Verfassungsmäßigkeit der Neuermittlung des Regelbedarfs für

  • LSG Niedersachsen-Bremen, 17.11.2011 - L 8 AY 80/11
  • BSG, 11.12.2007 - B 8/9b SO 21/06 R

    Sozialhilfe - Grundsicherung bei Erwerbsminderung - kostenloses Mittagessen in

  • OVG Bremen, 16.05.2013 - S 3 A 197/12
  • LSG Bayern, 28.05.2020 - L 19 AY 38/18

    Aufenthalt im Kirchenasyl als rechtsmissbräuchliches Verhalten

  • SG Landshut, 06.05.2019 - S 11 AY 38/19

    Aufenthaltsverlängerung durch unterlassene Rückkehr

  • LSG Baden-Württemberg, 29.06.2017 - L 7 AY 2217/13

    Asylbewerberleistung - Analogleistung - rechtsmissbräuchliche Selbstbeeinflussung

  • BSG, 26.06.2013 - B 7 AY 6/12 R

    Sozialrechtliches Verwaltungsverfahren - Überprüfungsantrag -

  • BVerfG, 29.01.2019 - 2 BvC 62/14

    Wahlrechtsausschlüsse für Betreute in allen Angelegenheiten und wegen

  • BVerfG, 16.12.2014 - 1 BvR 2142/11

    Unterlassen einer Richtervorlage aufgrund unvertretbarer verfassungskonformer

  • LSG Bayern, 18.07.2017 - L 8 AY 18/15

    Zur Frage der Gewährung eines Mehrbedarfs für Alleinerziehende bei Asylbewerbern

  • LSG Niedersachsen-Bremen, 22.10.2020 - L 8 AY 21/17

    Übernahme von Fahrtkosten und Übernachtungskosten für die Wahrnehmung eines

  • LSG Mecklenburg-Vorpommern, 26.09.2019 - L 9 AY 3/19

    Asylbewerberleistung - Grundleistung - Fortschreibung der Geldbeträge - fehlende

  • BSG, 02.11.2012 - B 4 AS 39/12 R

    Grundsicherung für Arbeitsuchende - Ersatzanspruch bei sozialwidrigem Verhalten-

  • LSG Hessen, 22.07.2020 - L 4 AY 8/17

    Asylbewerberleistungsrecht

  • BSG, 09.03.2016 - B 14 AS 20/15 R

    Grundsicherung für Arbeitsuchende - Aufrechnung in Höhe von 30 % des Regelbedarfs

  • LSG Nordrhein-Westfalen, 06.05.2013 - L 20 AY 145/11
  • LSG Baden-Württemberg, 11.01.2007 - L 7 AY 6025/06 PKH-B

    Asylbewerberleistung - Leistungen bei Krankheit - chronisch Kranker - Sicherung

  • SG Landshut, 24.11.2015 - S 11 AY 11/14

    Psychotherapie nach dem Asylbewerberleistungsgesetz

  • SG Hamburg, 07.10.2013 - S 20 AY 65/13

    Asylbewerberleistung - Grundleistung - Verfassungswidrigkeit der Höhe der

  • BSG, 28.05.2015 - B 7 AY 4/12 R

    Grundsicherung für Arbeitsuchende - Leistungsausschluss für Leistungsberechtigte

  • BSG, 28.02.2013 - B 8 SO 4/12 R

    Sozialrechtliches Verwaltungsverfahren - Überprüfungsantrag - Sozialhilfe -

  • SG Dresden, 02.08.2019 - S 20 AY 55/19

    Gewährung von Geldleistungen zur Deckung des notwendigen Bedarfs eines

  • BVerfG, 05.03.2018 - 1 BvR 2926/14

    Nichtannahme einer Verfassungsbeschwerde einer schwerbehinderten Personen zur

  • SG Stade, 13.11.2018 - S 19 AY 15/18

    Beantragung höherer Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG)

  • BSG, 28.11.2018 - B 14 AS 31/17 R

    Anspruch auf Arbeitslosengeld II

  • SG Bremen, 15.04.2019 - S 40 AY 23/19
  • BSG, 26.06.2013 - B 7 AY 3/12 R

    Asylbewerberleistung - Zugunstenverfahren - keine Nachzahlung von Leistungen für

  • BVerfG, 12.10.2010 - 2 BvL 59/06

    Vorlage des Bundesfinanzhofs zur "Mindestbesteuerung" nach dem

  • BVerfG - 1 BvL 5/21 (anhängig)

    Vorlage des Landessozialgerichts Niedersachsen-Bremen zu der Frage, ob § 3 Abs. 2

    Aussetzungs- und Vorlagebeschluss vom 26. Januar 2021 - L 8 AY 21/19 -.
  • LSG Niedersachsen-Bremen, 03.11.2022 - L 8 AY 55/21

    Leistungen nach dem AsylbLG; Passiver Widerstand gegen eine Abschiebungsmaßnahme;

    Der Streit um Leistungen nach § 2 Abs. 1 AsylbLG (hier i.d.F.v. 31.7.2016, BGBl. I 1939, a.F.) i.V.m. dem SGB XII anstelle von Grundleistungen nach § 3 AsylbLG (hier bezogen auf die Geldleistungen nach § 3 Abs. 2 Satz 2 AsylbLG i.d.F.v. 10. und 23.12.2014, BGBl. I 2187 und 2439, i.V.m. der Bekanntmachung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales v. 26.10.2015, BGBl I 1793, und nach § 3 Abs. 1 Satz 8 AsylbLG i.d.F.v. 11.3.2016, BGBl. I 390, jeweils a.F.; zur Verfassungswidrigkeit dieser Leistungen vgl. Senatsbeschluss vom 26.1.2021 - L 8 AY 21/19 - juris, anhängig beim BVerfG - 1 BvL 5/21 -) ist nach der Rechtsprechung des BSG ein - wenn auch nicht typischer - Höhenstreit, also über einen Anspruch auf höhere Geldleistungen (vgl. etwa BSG, Urteil vom 2.2.2010 - B 8 AY 1/08 R - juris Rn. 10).

    Dabei hat der Kläger den Gegenstand der Klage beschränkt betreffend einen Anspruch auf höhere Geldleistungen nach den für die Jahre 2017 und 2018 geltenden Regelsätzen nach § 2 Abs. 1 AsylbLG a.F. i.V.m. der Anlage zu § 28 SGB XII, hilfsweise nach Bedarfssätzen gemäß § 3 AsylbLG a.F. in verfassungsmäßiger Höhe (vgl. dazu wiederum Senatsbeschluss vom 26.1.2021 - L 8 AY 21/19 - juris).

    Eine Kürzung der Geldleistungen ist der Höhe nach auf denjenigen Anteil des Bedarfes begrenzt, der auf die konkrete Sachleistung entfällt (zum Vorstehenden vgl. auch Senatsbeschluss vom 26.1.2021 - L 8 AY 21/19 - juris Rn. 33-35 m.w.N.).

  • SG Osnabrück, 27.01.2020 - S 44 AY 76/19

    Leistungskürzung; Leistungskürzung nach § 1a Asylbewerberleistungsgesetz;

    Bei dieser Vorschrift bestünden nach Entscheidungen des Bayrischen LSG vom 08.07.2019 (L 8 AY 21/19 B ER) und des LSG Baden-Württemberg vom 14.05.2019 (L 7 AY 116/19) keine verfassungsrechtlichen Bedenken.
  • LSG Niedersachsen-Bremen, 29.04.2021 - L 8 AY 21/18

    Leistungen nach dem AsylbLG; Rechtmäßigkeit einer Leistungseinschränkung;

    Bei der Umsetzung des Grundurteils des SG, also bei der Leistungsgewährung nach § 3 AsylbLG (zuletzt geändert durch Gesetz vom 11.3.2016, BGBl. I 390, im Weiteren a.F.) für den Monat Februar 2017, wird der Beklagte dem Kläger die Bedarfssätze für einen alleinstehenden Leistungsberechtigten nach § 3 Abs. 2 Satz 2 Nr. 1 AsylbLG und § 3 Abs. 2 Satz 5 AsylbLG i.V.m. § 3 Abs. 1 Satz 8 AsylbLG (jeweils a.F.) unter Anrechnung des bereits ausgezahlten Betrags von 151, 00 EUR zu gewähren haben, wobei - nach einer ggf. erst vorläufigen Leistungsgewährung - die Entscheidung des BVerfG über den (noch nicht veröffentlichten) Vorlagebeschluss des Senats vom 26.1.2021 (- L 8 AY 21/19 -) über die Verfassungswidrigkeit der seit 2017 nicht neu festgesetzten bzw. fortgeschriebenen Grundleistungen nach § 3 AsylbLG a.F. zu berücksichtigen sein dürfte.
  • LSG Niedersachsen-Bremen, 01.06.2023 - L 8 AY 19/22

    Abgrenzung der Anwendungsbereiche des § 4 und des § 6 AsylbLG;

    Eine vom allgemeinen Niveau abweichende Sicherstellung des Existenzminimums bestimmter Personengruppen setzt an der Feststellung eines signifikant von dem anderer Bedürftiger abweichenden Bedarfs an existenznotwendigen Leistungen an, nicht aber an migrationspolitischen oder gar fiskalischen Erwägungen (vgl. BVerfG, Urteil vom 18.7.2012 - 1 BvL 10/10, 1 BvL 2/11 - juris Rn. 73, 94, 95; Vorlagebeschluss des Senats vom 26.1.2021 - L 8 AY 21/19 - juris Rn. 120).
  • LSG Sachsen-Anhalt, 28.08.2023 - L 8 AY 6/22

    Asylbewerberleistungen - Grundleistungen - Höhe der Geldbeträge für den

    Die Kammer halte § 3 AsylbLG auch nicht für verfassungswidrig, weil der Gesetzgeber bis zum 1. September 2019 seiner Pflicht zur Aktualisierung ohne sachliche Rechtfertigung nicht nachgekommen sei (Hinweis auf die hiervon abweichende Auffassung des LSG Niedersachsen-Bremen, Vorlage zum Bundesverfassungsgericht [BVerfG] mit Beschluss vom 26. Januar 2021 - L 8 AY 21/19 -, juris, RdNr. 19 [anhängig hierzu 1 BvL 5/21]).
  • SG Osnabrück, 09.04.2021 - S 44 AY 77/19

    Leistungskürzung nach § 1a Asylbewerberleistungsgesetz; Tatbestandswirkung;

    Bei dieser Vorschrift bestünden nach Entscheidungen des Bayrischen LSG vom 08.07.2019 (L 8 AY 21/19 B ER) und des LSG Baden-Württemberg vom 14.05.2019 (L 7 AY 116/19) keine verfassungsrechtlichen Bedenken.
  • LSG Niedersachsen-Bremen, 08.12.2022 - L 8 AY 48/18

    Analogleistungen; Anspruchseinschränkung; Asylbewerberleistungen; Beugecharakter;

    Die Wartefrist von 15 Monaten, innerhalb derer sich der Kläger ohne Unterbrechung im Bundesgebiet aufgehalten hat, begann für den am 19.6.2014 eingereisten Kläger am 20.6.2014 und endete mit Ablauf 19.9.2015 (zur Fristenberechnung entsprechend §§ 187 ff. BGB vgl. Senatsbeschluss vom 26.1.2021 - L 8 AY 21/19 - juris Rn. 29; Oppermann/Filges in jurisPK-SGB XII, 3. Aufl. 2020, § 2 AsylbLG, Rn. 56 bis 58 m.w.N.).
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