Rechtsprechung
OLG Braunschweig, 25.01.2022 - 3 W 68/21 |
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§ 1970 BGB; § 1973 Abs. 1 S. 1 BGB; § 434 Abs. 2 S. 2 FamFG; § 186 Abs. 1 ZPO; § 186 Abs. 2 S. 1 ZPO; § 58 Abs. 1 FamFG
Beschwerde gegen die Ausschließung als Nachlassgläubiger nach Durchführung eines Aufgebotsverfahrens; Verfahrensfehlerhaftes Aufgebot; Öffentliche Zustellung eines Ausschließungsbeschlusses - rechtsportal.de(Abodienst, kostenloses Probeabo)
FamFG § 58 Abs. 1
Beschwerde gegen die Ausschließung als Nachlassgläubiger nach Durchführung eines Aufgebotsverfahrens; Verfahrensfehlerhaftes Aufgebot; Öffentliche Zustellung eines Ausschließungsbeschlusses
Kurzfassungen/Presse
- datenbank.nwb.de (Leitsatz)
Verfahrensgang
- AG Northeim, 14.04.2021 - 3 II 10/20
- OLG Braunschweig, 25.01.2022 - 3 W 68/21
Papierfundstellen
- FGPrax 2022, 90
- FamRZ 2022, 978
Wird zitiert von ... Neu Zitiert selbst (7)
- OLG München, 26.08.2015 - 34 Wx 247/15
Verspätete Anmeldung einer Nachlssforderung im Aufgebotsverfahren
Auszug aus OLG Braunschweig, 25.01.2022 - 3 W 68/21
Im Falle der öffentlichen Zustellung eines Ausschließungsbeschlusses gemäß § 441 FamFG i.V.m. §§ 186-188 ZPO bedarf es keines Bewilligungsbeschlusses im Sinne des § 186 Abs. 1 ZPO (Abweichung von OLG München, Beschluss vom 26. August 2015 - 34 Wx 247/15 -, ZEV 2016, S. 195 [Rn. 7 a.E.]).Für die Bestimmung der Beschwerdefrist ist für alle Beteiligten die öffentliche Zustellung des Ausschließungsbeschlusses maßgeblich: Die einmonatige Beschwerdefrist des § 63 Abs. 1 FamFG beginnt mit dem Eintritt der Zustellungsfiktion des § 188 ZPO, also einem Monat, gerechnet vom Aushang der Benachrichtigung an der Gerichtstafel, § 186 ZPO (vgl. OLG München, Beschluss vom 26. August 2015 - 34 Wx 247/15 -, ZEV 2016, S. 195 [Rn. 7]; KG Berlin…, Beschluss vom 19. Mai 2014 - 12 W 57/12 -, NJW-RR 2015, S. 79 [Rn. 15];… Krätzschel , in: Firsching/Graf, Nachlassrecht, § 20, Rn. 80).
Dem steht nicht entgegen, dass die Rechtspflegerin die öffentliche Zustellung des Beschlusses lediglich verfügt und nicht deren Bewilligung förmlich beschlossen hat im Sinne des § 186 Abs. 1 ZPO, denn im Falle der öffentlichen Zustellung eines Ausschließungsbeschlusses gemäß § 441 FamFG i.V.m. §§ 186-188 ZPO bedarf es keines Bewilligungsbeschlusses im Sinne des § 186 Abs. 1 ZPO (…so auch Schlögel , in: BeckOK FamFG, 40. Edition, Stand: 1. Oktober 2021, § 441, Rn. 1;… Waldner , in: Bahrenfuss, FamFG, 3. Auflage 2017, § 441, Rn. 2;… so wohl auch Harders , in: Bumiller/Harders, FamFG, 12. Auflage 2019, § 441, Rn. 2; a.A. OLG München, Beschluss vom 26. August 2015 - 34 Wx 247/15 -, ZEV 2016, S. 195 [Rn. 7 a.E.];… Dörndorfer , in: MüKo FamFG, 3. Auflage 2019, § 441, Rn. 3;… Zimmermann , in: Keidel, FamFG, 20. Auflage 2020, § 441, Rn. 2).
Soweit der Senat von der Rechtsprechung des Oberlandesgerichts München (Beschluss vom 26. August 2015 - 34 Wx 247/15 -, ZEV 2016, S. 195 [Rn. 7]) abweicht, ist dies nicht tragend.
- OLG Frankfurt, 06.03.2018 - 20 W 360/16
Zur Aufhebung von Ausschließungsbeschluss nebst Aufgebot bei inhaltlich …
Auszug aus OLG Braunschweig, 25.01.2022 - 3 W 68/21
In einem Aufgebot ist gemäß § 434 Abs. 2 Satz 2 FamFG unter anderem anzugeben, dass etwaige Ansprüche bei dem (Aufgebots-) Gericht anzumelden sind; fehlt diese Angabe, liegt ein Verfahrensfehler vor, der die Aufhebung des Aufgebotsbeschlusses zur Folge hat (Anschluss an OLG Frankfurt, Beschluss vom 6. März 2018 - 20 W 360/16 -, FGPrax 2018, S. 188).Der - hier fehlende - Erlassvermerk nach § 38 Abs. 3 Satz 3 FamFG ist auch keine Wirksamkeitsvoraussetzung für den Ausschließungsbeschluss (OLG Frankfurt, Beschluss vom 6. März 2018 - 20 W 360/16 -, FGPrax 2018, S. 188 [189] m.w.N.).
Dies bedeutet, dass zumindest anzugeben ist, dass die Ansprüche "bei Gericht", "bei dem Gericht" oder "bei diesem Gericht" anzumelden sind (OLG Frankfurt, Beschluss vom 6. März 2018 - 20 W 360/16 -, FGPrax 2018, S. 188 ["bei dem Gericht"]; OLG Hamm…, Beschluss vom 27. Dezember 2013 - 15 W 299/12 -, FGPrax 2014, S. 136 [noch zur früher zum Teil akzeptierten Wiedereinsetzung];… Herzog , in: BeckOGK BGB, Stand: 1. November 2021, § 1970, Rn. 90 ["bei dem Gericht"];… Krätzschel , in: Firsching/Graf, Nachlassrecht, 11. Auflage 2019, § 20, Rn. 82 ["bei diesem Gericht"];… Schlögel , in: BeckOK FamFG, 40. Edition, Stand: 1. Oktober 2021, § 434, Rn. 5;… Zimmermann , in: Keidel, FamFG, 20. Auflage 2020, § 434, Rn. 11 ["Zudem ist der Anmeldeadressat genau anzugeben."]).
- BGH, 05.10.2016 - IV ZB 37/15
Aufgebot der Nachlassgläubiger: Wiedereinsetzung in den vorigen Stand bei …
Auszug aus OLG Braunschweig, 25.01.2022 - 3 W 68/21
Insbesondere ist der Beschwerdeführer beschwerdeberechtigt im Sinne des § 59 Abs. 1 FamFG, da der Ausschließungsbeschluss ihn in seinen Rechten beeinträchtigt: Durch die ausgesprochene Ausschließung muss er mit Erschwernissen bei der Durchsetzung der von ihm behaupteten Forderungen gemäß § 1973 Abs. 1 Satz 1 BGB rechnen (vgl. BGH, Beschluss vom 5. Oktober 2016 - IV ZB 37/15 -, NJW 2016, S. 3664 [Rn. 11 f.]; OLG Köln…, Beschluss vom 5. Juni 2019 - 2 Wx 176/19 -, juris, Rn. 9).Der letzte mögliche Anmeldezeitpunkt ist dabei der Tag des Erlasses des Ausschließungsbeschlusses, der sich gemäß § 38 Abs. 3 Satz 3 FamFG aus dem auf dem Beschluss zu vermerkenden Datum der Übergabe des Beschlusses an die Geschäftsstelle ergibt (BGH, Beschluss vom 5. Oktober 2016 - IV ZB 37/15 -, NJW 2016, S. 3664 [3665 f. Rn. 15-20]).
c) Auch eine Wiedereinsetzung kommt hier nicht in Betracht: Bei Aufgebotsverfahren zur Ausschließung von Nachlassgläubigern nach § 1970 BGB ist eine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäumung des Anmeldezeitpunkts nicht möglich (BGH, Beschluss vom 5. Oktober 2016 - IV ZB 37/15 -, NJW 2016, S. 3664 [3665 f. Rn. 25 ff.]).
- KG, 19.05.2014 - 12 W 57/12
Aufgebotsverfahren für ein Grundstück: Öffentliche Zustellung des …
Auszug aus OLG Braunschweig, 25.01.2022 - 3 W 68/21
Für die Bestimmung der Beschwerdefrist ist für alle Beteiligten die öffentliche Zustellung des Ausschließungsbeschlusses maßgeblich: Die einmonatige Beschwerdefrist des § 63 Abs. 1 FamFG beginnt mit dem Eintritt der Zustellungsfiktion des § 188 ZPO, also einem Monat, gerechnet vom Aushang der Benachrichtigung an der Gerichtstafel, § 186 ZPO (vgl. OLG München…, Beschluss vom 26. August 2015 - 34 Wx 247/15 -, ZEV 2016, S. 195 [Rn. 7]; KG Berlin, Beschluss vom 19. Mai 2014 - 12 W 57/12 -, NJW-RR 2015, S. 79 [Rn. 15];… Krätzschel , in: Firsching/Graf, Nachlassrecht, § 20, Rn. 80).Von dieser Verweisung ist § 185 ZPO gerade nicht umfasst (KG Berlin, Beschluss vom 19. Mai 2014 - 12 W 57/12 -, NJW-RR 2015, S. 79 [Rn. 16];… Dörndorfer , in: MüKo FamFG, 3. Auflage 2019, § 441, Rn. 2;… Zimmermann , in: Keidel, FamFG, 20. Auflage 2020, § 441, Rn. 2).
- OLG Hamm, 27.12.2013 - 15 W 299/12
Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wegen Versäumung der Anmeldefrist im …
Auszug aus OLG Braunschweig, 25.01.2022 - 3 W 68/21
Dies bedeutet, dass zumindest anzugeben ist, dass die Ansprüche "bei Gericht", "bei dem Gericht" oder "bei diesem Gericht" anzumelden sind (OLG Frankfurt…, Beschluss vom 6. März 2018 - 20 W 360/16 -, FGPrax 2018, S. 188 ["bei dem Gericht"]; OLG Hamm, Beschluss vom 27. Dezember 2013 - 15 W 299/12 -, FGPrax 2014, S. 136 [noch zur früher zum Teil akzeptierten Wiedereinsetzung];… Herzog , in: BeckOGK BGB, Stand: 1. November 2021, § 1970, Rn. 90 ["bei dem Gericht"];… Krätzschel , in: Firsching/Graf, Nachlassrecht, 11. Auflage 2019, § 20, Rn. 82 ["bei diesem Gericht"];… Schlögel , in: BeckOK FamFG, 40. Edition, Stand: 1. Oktober 2021, § 434, Rn. 5;… Zimmermann , in: Keidel, FamFG, 20. Auflage 2020, § 434, Rn. 11 ["Zudem ist der Anmeldeadressat genau anzugeben."]). - OLG Düsseldorf, 24.01.2012 - 3 Wx 301/11
Aufforderung der Nachlassgläubiger zur Anmeldung ihrer Forderungen im Wege des …
Auszug aus OLG Braunschweig, 25.01.2022 - 3 W 68/21
Die Beschwerde gegen den Ausschließungsbeschluss ist gemäß § 58 Abs. 1 FamFG statthaft (vgl. OLG Düsseldorf, Beschluss vom 24. Januar 2012 - 3 Wx 301/11 -, NJW-RR 2012, S. 841 m.w.N.) und auch ansonsten zulässig. - OLG Köln, 05.06.2019 - 2 Wx 176/19
Erlass eines erbrechtlichen Ausschließungsbeschlusses
Auszug aus OLG Braunschweig, 25.01.2022 - 3 W 68/21
Insbesondere ist der Beschwerdeführer beschwerdeberechtigt im Sinne des § 59 Abs. 1 FamFG, da der Ausschließungsbeschluss ihn in seinen Rechten beeinträchtigt: Durch die ausgesprochene Ausschließung muss er mit Erschwernissen bei der Durchsetzung der von ihm behaupteten Forderungen gemäß § 1973 Abs. 1 Satz 1 BGB rechnen (vgl. BGH…, Beschluss vom 5. Oktober 2016 - IV ZB 37/15 -, NJW 2016, S. 3664 [Rn. 11 f.]; OLG Köln, Beschluss vom 5. Juni 2019 - 2 Wx 176/19 -, juris, Rn. 9).
- OLG Celle, 05.09.2022 - 6 W 100/22
Beschwerde gegen einen Ausschließungsbeschluss; Aufgebot zum Zwecke der …
3 W 68/21, Beschluss vom 26. Januar 2022, juris).