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OLG Nürnberg, 13.02.2018 - 3 U 169/17 |
Volltextveröffentlichungen (9)
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- BAYERN | RECHT
UKlaG § 1, § ... 4, §§ 5 ff., § 8 Abs. 2 Nr. 1; BGB § 305, § 305c, § 307 Abs. 1, Abs. 2, § 309 Nr. 5, Nr. 12 lit. a; VVG § 169 Abs. 3 S. 1, § 176; AltZertG § 1 Abs. 1 Nr. 8; UWG § 12 Abs. 1 S. 2, Abs. 4, Abs. 5; GKG § 51 Abs. 2, Abs. 5
Unwirksamkeit von Teilklauseln in Allgemeinen Versicherungsbedingungen zu so genannten Riester-Rentenversicherungsverträgen - IWW
UKlaG § 1, § ... 4, §§ 5 ff., § 8 Abs. 2 Nr. 1; BGB § 305, § 305c, § 307 Abs. 1, Abs. 2, § 309 Nr. 5, Nr. 12 lit. a; VVG § 169 Abs. 3 S. 1, § 176; AltZertG § 1 Abs. 1 Nr. 8; UWG § 12 Abs. 1 S. 2, Abs. 4, Abs. 5; GKG § 51 Abs. 2, Abs. 5
- Wolters Kluwer(Abodienst, Leitsatz/Tenor frei)
- rewis.io
Unwirksamkeit von Teilklauseln in Allgemeinen Versicherungsbedingungen zu so genannten Riester-Rentenversicherungsverträgen
- ra.de
- rechtsportal.de(Abodienst, kostenloses Probeabo)
BGB § 305 Abs. 1
Wirksamkeit von Klauseln in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen sog. Riester-Rentenversicherungsverträge - rechtsportal.de
Fondsgebundene Rentenversicherungen; Altersvorsorgevertrag; Riester-Rentenversicherungsvertrag; Versicherungsbedingungen; Klauselkontrolle; Inhaltskontrolle; Intransparenz; unangemessene Benachteiligung; Streitwert
- juris(Abodienst) (Volltext/Leitsatz)
Verfahrensgang
- LG Nürnberg-Fürth, 22.12.2016 - 7 O 9287/15
- OLG Nürnberg, 13.02.2018 - 3 U 169/17
Wird zitiert von ... (2) Neu Zitiert selbst (13)
- BGH, 25.07.2012 - IV ZR 201/10
Zur Unwirksamkeit von Klauseln in Lebens- und Rentenversicherungsverträgen
Auszug aus OLG Nürnberg, 13.02.2018 - 3 U 169/17
Die angegriffenen Klauseln entsprechen, wenn auch nicht wörtlich zumindest sinngemäß, denjenigen, die Gegenstand der Entscheidungen des Bundesgerichtshofs vom 25.07.2012 (Az.: IV ZR 201/10) und vom 17.10.2012 (Az.: IV ZR 202/10) waren.Auch wenn die Beklagte in diesen Klauseln - anders als in denjenigen, die der Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 25.07.2012 (Az. IV ZR 201/10) zugrunde lagen - nicht davor warnt, dass eine Kündigung bzw. Beitragsfreistellung "immer" mit Nachteilen verbunden ist, sind die Bestimmungen gleichwohl irreführend und damit gemäß § 307 Abs. 1 S. 2 BGB unwirksam.
Zu Recht hat das Landgericht auch bei der Prüfung dieser Klauseln auf die hier ebenfalls einschlägigen Maßgaben der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes aus den Urteilen vom 25.07.2012 (Az. IV ZR 201/10, Rn. 45 bis 52) und vom 17.10.2012 (…Az. IV ZR 202/10, Rn. 17) Bezug genommen.
Auch bezüglich der Klausel über die Beweislastregelung folgt der Senat der auf die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (Urteil vom 25. Juli 2012, Az. IV ZR 201/10 Rn. 63 ff) gestützten Auffassung des Landgerichts, dass diese nach § 309 Nr. 12.a) BGB jedenfalls in der Zusammenschau mit § 9 Abs. 2 UA 1 AVB unwirksam sind.
aa) Das Transparenzgebot verpflichtet den Verwender Allgemeiner Geschäftsbedingungen, Rechte und Pflichten seiner Vertragspartner möglichst klar und durchschaubar darzustellen (st. Rspr.;… vgl. nur BGH, Urteile vom 03.12.2015, Az. VII ZR 100/15, BB 2016, 84 Rn. 22 und vom 29.04 2015, Az. VIII ZR 104/14, NJW 2015, 2244 Rn. 16, 25.07.2012,Az.: IV ZR 201/10 Rn. 45 jeweils m.w.N.).
Die Klausel beinhaltet kontrollfähige (Prämien-) Nebenabreden außerhalb des Anwendungsbereichs des § 307 Abs. 3 Satz 1 BGB (BGH, Urteil v. 25.07.2012, Az. IV ZR 201/10, Rn. 16).
Die Prüfung der Wirksamkeit der im Streit stehenden Klauseln erforderte eine rechtlich anspruchsvolle Prüfung und versicherungsrechtliche Spezialkenntnisse, die weit über der täglichen Beratungspraxis der Kläger und der hierfür erforderlichen Kenntnisse des Versicherungsvertrags rechts lagen (BGH Urt. v. 25.07.2012, IV ZR 201/10, Rn.74).
- BGH, 29.07.2015 - IV ZR 45/15
Streitwertbemessung: Verbandsklage auf Unterlassung der Verwendung einzelner …
Auszug aus OLG Nürnberg, 13.02.2018 - 3 U 169/17
Sie stehe in Einklang mit der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, der grundsätzlich einen Wert von 2.500,00 EUR je angegriffener Teil-Klausel festsetze, und an der er auch unter Geltung d. § 12 Abs. 4 UWG n.F. ausweislich der Entscheidung vom 29.07.2015, Az. IV ZR 45/15 festhalte.Diesen Wert setzt der Bundesgerichtshof in ständiger Rechtsprechung mit 2.500,00 EUR je angegriffener Teilklausel an (etwa BGH Beschluss vom 29.07.2015, Az.: IV ZR 45/15 - juris m.w.N.).
Gemäß § 51 Abs. 5 GKG sind die Vorschriften über die Anordnung der Streitwertbegünstigung in § 12 Abs. 4 UWG auch für die Erhebung der Gerichtskosten anzuwenden (BGH Beschluss vom 29.07.2015, Az.: IV ZR 45/15 - juris m.w.N.).
Auch unter Geltung der geänderten Vorschriften hält der Bundesgerichtshof (etwa Beschl., vom 07.05.2015; Az.: 1 ZR 108/14 - juris; 29.07.2015, Az. IV ZR 45/15; Beschl., v. 23.2.2017 - III ZR 389/16, BeckRS 2017, 103961) daran fest, dass bei der Verbandsklage eines Verbraucherschutzverbandes der wirtschaftlichen Bedeutung des Verbots, bestimmte Klauseln zu verwenden, bei der Bemessung des Streitwerts in der Regel keine ausschlaggebende Bedeutung zukommt.
Dass der vorliegend angesetzte volle Streitwert in Höhe von 35.000 EUR angemessen ist, ergibt sich weiter aus der Entscheidung des BGH vom 29.07,2015 (Az: IV ZR 45/15), die ausdrücklich in Anwendung der Neuregelung des § 12 Abs. 4 UWG und § 51 Abs. 5 GKG ergangen ist und bei der ebenfalls die beantragte Festsetzung eines zweigeteilten Streitwertes zu prüfen war.
- BGH, 17.10.2012 - IV ZR 202/10
Zur Unwirksamkeit von Klauseln in Lebens- und Rentenversicherungsverträgen
Auszug aus OLG Nürnberg, 13.02.2018 - 3 U 169/17
Die angegriffenen Klauseln entsprechen, wenn auch nicht wörtlich zumindest sinngemäß, denjenigen, die Gegenstand der Entscheidungen des Bundesgerichtshofs vom 25.07.2012 (Az.: IV ZR 201/10) und vom 17.10.2012 (Az.: IV ZR 202/10) waren.Der genaue Kostenausweis erfolgt erst in § 7 TB, Insofern sind die Maßgaben aus dem Urteil des Bundesgerichtshofs vom 17.10.2012 (Az. IV ZR 202/10, Rn. 21, juris) heranzuziehen.
Das hat der Bundesgerichtshof in der Entscheidung vom 17.10,2012 (Az. IV ZR 202/10, Rn. 16) klargestellt.
Zu Recht hat das Landgericht auch bei der Prüfung dieser Klauseln auf die hier ebenfalls einschlägigen Maßgaben der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes aus den Urteilen vom 25.07.2012 (…Az. IV ZR 201/10, Rn. 45 bis 52) und vom 17.10.2012 (Az. IV ZR 202/10, Rn. 17) Bezug genommen.
- OLG Köln, 02.09.2016 - 20 U 201/15
Formularmäßige Verteilung der Abschlusskosten einer Lebensversicherung
Auszug aus OLG Nürnberg, 13.02.2018 - 3 U 169/17
Prämienzahldauer zu erfolgen habe (OLG Köln, Urteil vom 02.09.2016, Az. 20 U 201/15).Wie das Landgericht hierzu unter Bezugnahme auf die Entscheidung des Oberlandesgerichts Köln vom 02.09.2016 (Urteil vom 02.09.2016, Az.l-20 U 201/15, Rn. 49, juris) zutreffend ausführt, entspricht es mittlerweile allgemeiner Auffassung zu § 169 Abs. 3 VVG, dass bei einer geringeren Vertrags- bzw. Prämienzahldauer eine entsprechende Anwendung d. Abs. 3 S. 1 Hs. 2, d.h. eine gleichmäßige Umlegung der angesetzten Abschluss- und Vertriebskosten auf die tatsächliche Vertrags- bzw. Prämienzahldauer zu erfolgen habe (…etwa Reiff in Prölss/Martin/Reiff, VVG, 30. Aufl., § 169 Rn. 38;… Winter in Bruck/Möller VVG, Rn. 99).
(1) Zwar enthält die Klausel selbst keine ausdrückliche Bezugnahme auch auf die Berechnung des Rückkaufswertes, wie dies bei den der Entscheidung des Oberlandesgerichts Köln vom 02.09.2016 (Az (-20 U 201/15,-juris) zugrundeliegenden Versicherungsbedingungen der Fall war.
- BGH, 12.10.2005 - IV ZR 162/03
Ersetzung unwirksamer Klauseln in den Allgemeinen Bedingungen der …
Auszug aus OLG Nürnberg, 13.02.2018 - 3 U 169/17
Denn jedenfalls ist auch dann erforderlich, dass im Falle einer vorzeitigen Kündigung der Mindestrückkaufswert nicht unterschritten wird, der sich aus § 169 Abs. 3 VVG oder dem vom Bundesgerichtshof (Urteil vom 12.10.2005, Az. IV ZR 162/03, Rn 51, juris) entwickeltem Grundsatz ergibt, wonach der Rückkaufswert bei Kündigung einen Mindestbetrag nicht unterschreiten darf, der bestimmt wird durch die Hälfte des mit den Rechnungsgrundlagen der Prämienkalkulation berechneten ungezillmerten Deckungskapitals.Die Klausel enthält eine abweichende Regelung von § 1 Abs. 1 Nr. 8 AltZertG, § 176 VVG a.F., der auch über den 31. Dezember 2008 hinaus gilt (Art. 4 Abs. 2 EG-VVG) und für den weiterhin die Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (Urt. v. 12.10.2005, Az. IV ZR 162/03) maßgeblich ist.
- LG Nürnberg-Fürth, 22.12.2016 - 7 O 9287/15
Unwirksamkeit von Klauseln in Allgemeinen Versicherungsbedingungen wegen …
Auszug aus OLG Nürnberg, 13.02.2018 - 3 U 169/17
Auf die Berufung der Kläger wird das Endurteil des Landgerichts Nürnberg-Fürth vom 22.12.2016, Az: 7 O 9287/15 teilweise abgeändert und die Beklagte über die im angefochtenen Urteil hinaus ausgesprochene Verurteilung verurteilt,.die Beklagte über die vom Landgericht Nürnberg-Fürth in seinem Endurteil vom 22. Dezember 2016 (7 O 9287/15) ausgesprochene Verurteilung hinausgehend zu verurteilen,.
- BGH, 07.11.2012 - IV ZR 292/10
Zur Verteilung der Abschluss- und Vertriebskosten in zertifizierten …
Auszug aus OLG Nürnberg, 13.02.2018 - 3 U 169/17
Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (Urteil vom 07.11.2012, IV ZR 292/10) sei eine Kostenverteilung linear über fünf Jahre nicht zu beanstanden.Die Klausel sei nicht an § 169 Abs. 3 VVG n.F. zu messen, sondern am gesetzlichen Leitbild des § 1 Abs. 1 Satz 1 Nr. 8 AltZertG, wie dies der Bundesgerichtshof im Urteil vom 07.11.2012, Az. IV ZR 292/10 getan habe.
- BGH, 23.02.2017 - III ZR 389/16
Bemessung der Beschwer in Verfahren nach dem Unterlassungsklagengesetz ( UKlaG ) …
Auszug aus OLG Nürnberg, 13.02.2018 - 3 U 169/17
Auch unter Geltung der geänderten Vorschriften hält der Bundesgerichtshof (etwa Beschl., vom 07.05.2015; Az.: 1 ZR 108/14 - juris; 29.07.2015, Az. IV ZR 45/15; Beschl., v. 23.2.2017 - III ZR 389/16, BeckRS 2017, 103961) daran fest, dass bei der Verbandsklage eines Verbraucherschutzverbandes der wirtschaftlichen Bedeutung des Verbots, bestimmte Klauseln zu verwenden, bei der Bemessung des Streitwerts in der Regel keine ausschlaggebende Bedeutung zukommt. - Drs-Bund, 19.10.2006 - BT-Drs 16/3045
Auszug aus OLG Nürnberg, 13.02.2018 - 3 U 169/17
(3) Für Verträge, die nach dem 31.12.2007 abgeschlossen wurden, bestimmt § 169 Abs. 3 S. 1 Hs. 2, 3 VVG, der eine Sonderregelung für Frühstornofälie enthält (BT-Drs. 16/3045, S.102), dass bei einer Kündigung des Versicherungsverhäitnisses der Rückkaufswert mindestens der Betrag des Deckungskapitals ist, der sich bei gleichmäßiger Verteilung der angesetzten Abschluss- und Vertriebskosten auf die ersten fünf Vertragsjahre ergibt und dass die aufsichtsrechtlichen Regelungen über Höchstzillmersätze unberührt bleiben. - BGH, 03.12.2015 - VII ZR 100/15
Allgemeine Geschäftsbedingungen in einem Handelsvertretervertrag mit einem …
Auszug aus OLG Nürnberg, 13.02.2018 - 3 U 169/17
aa) Das Transparenzgebot verpflichtet den Verwender Allgemeiner Geschäftsbedingungen, Rechte und Pflichten seiner Vertragspartner möglichst klar und durchschaubar darzustellen (st. Rspr.; vgl. nur BGH, Urteile vom 03.12.2015, Az. VII ZR 100/15, BB 2016, 84 Rn. 22 …und vom 29.04 2015, Az. VIII ZR 104/14, NJW 2015, 2244 Rn. 16, 25.07.2012,Az.: IV ZR 201/10 Rn. 45 jeweils m.w.N.). - BGH, 29.04.2015 - VIII ZR 104/14
Gebrauchtwagenhandel: Keine wirksame Verkürzung der gesetzlichen Verjährungsfrist …
- BVerfG, 26.07.2005 - 1 BvR 80/95
Kapitalbildende Lebensversicherung mit Überschussbeteiligung: Schutzdefizit für …
- BGH, 26.06.2013 - IV ZR 39/10
Lebensversicherung: Höhe des Rückkaufswerts bei Unwirksamkeit der Allgemeinen …
- OLG Stuttgart, 03.02.2022 - 2 U 117/20
Privatrente Perspektive - Zulässige Klauseln hinsichtlich Abschlusskosten und …
?) Über den Höchstzillmersatz hinausgehende Abschlusskosten sind beitragsproportional, d. h. über die gesamte Prämienzahlungsdauer des Vertrages zu verteilen (OLG Nürnberg, Urteil vom 13. Februar 2018 - 3 U 169/17, juris Rn. 110;… Mönnich in: Münchener Kommentar zum VVG, 2. Aufl. 2017, § 169 VVG Rn. 97;… Reiff in: Prölss/Martin, VVG, 31. Aufl. 2021, § 169 VVG Rn. 36). - OLG Dresden, 08.06.2021 - 4 U 2159/20
Verträge mit Verbrauchern über kapitalbildende Rentenversicherungen; …
Es mag sein, dass in Frühstornofällen auch die Verteilung auf einen kürzeren Zeitraum verfassungsrechtlich zulässig gewesen wäre, wenn die Ansparphase vor Ablauf dieses Zeitraums endet (in diesem Sinne OLG Köln, Urteil vom 02.09.2016, 20 U 201/15 Rn 49 - juris; offengelassen von OLG Nürnberg, Urteil vom 13.02.2018 - 3 U 169/17 - juris).Das OLG Köln (…a.a.O.) vertritt die Auffassung, dass die den Höchstzillmersatz überschreitenden Kosten gleichmäßig auf die Restlaufzeit verteilt werden müssten, die sich an die ersten fünf Jahre anschließt, das OLG Nürnberg (Urteil vom 13.02.2018 - 3 U 169/17 - juris Rn 110) spricht sich zugleich für einen Zillmerungshöchstbetrag aus.