Rechtsprechung
   SG Hamburg, 24.09.2020 - S 58 AS 369/17   

Zitiervorschläge
https://dejure.org/2020,38742
SG Hamburg, 24.09.2020 - S 58 AS 369/17 (https://dejure.org/2020,38742)
SG Hamburg, Entscheidung vom 24.09.2020 - S 58 AS 369/17 (https://dejure.org/2020,38742)
SG Hamburg, Entscheidung vom 24. September 2020 - S 58 AS 369/17 (https://dejure.org/2020,38742)
Tipp: Um den Kurzlink (hier: https://dejure.org/2020,38742) schnell in die Zwischenablage zu kopieren, können Sie die Tastenkombination Alt + R verwenden - auch ohne diesen Bereich zu öffnen.

Volltextveröffentlichungen (3)

  • Sozialgerichtsbarkeit.de

    Grundsicherung für Arbeitsuchende

  • Justiz Hamburg

    § 31 Abs 1 S 1 SGB 2, § 31a Abs 1 S 1 SGB 2, § 34a Abs 1 S 2 SGB 2, § 34a Abs 1 S 3 SGB 2, § 31b Abs 1 S 3 SGB 2
    Minderung des Arbeitslosengeld II - Rechtsprechung des BVerfG - Anforderungen an die vorherige Rechtsfolgenbelehrung - Überprüfung nicht bestandskräftiger Sanktionsbescheide - verfassungskonforme Auslegung

  • juris(Abodienst) (Volltext/Leitsatz)
 
Sortierung



Kontextvorschau





Hinweis: Klicken Sie auf das Sprechblasensymbol, um eine Kontextvorschau im Fließtext zu sehen. Um alle zu sehen, genügt ein Doppelklick.

Wird zitiert von ... (4)Neu Zitiert selbst (6)

  • BVerfG, 05.11.2019 - 1 BvL 7/16

    Sanktionen zur Durchsetzung von Mitwirkungspflichten bei Bezug von

    Auszug aus SG Hamburg, 24.09.2020 - S 58 AS 369/17
    Die sich aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 5.11.2019 - 1 BvL 7/16 = BVerfGE 152, 68 ergebenden Anforderungen an eine richtige und vollständige Rechtsfolgenbelehrung sind bei der Prüfung der Rechtmäßigkeit von nicht bestandskräftigen Bescheiden über Leistungsminderungen nach § 31a Abs. 1 S 1 SGB II, die vor dessen Verkündung festgestellt worden sind, zu berücksichtigen, weil den Weitergeltungsanordnungen nach Nr. 2 des Tenors der Entscheidung keine rückwirkende Legalisierungswirkung zukommt.

    Die Rechtsfolgenbelehrung vom 19.08.2016 wird diesen Anforderungen nicht gerecht, weil sie mit den grundgesetzlichen Vorgaben nach Maßgabe der bundesverfassungsgerichtlichen Entscheidung vom 05.11.2019 - 1 BvL 7/16 - [hierzu a)] nicht in Einklang zu bringen ist [hierzu b)].

    Leistungsminderungen sind daher nur verhältnismäßig und wahren die Anforderungen aus Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG, wenn es den Betroffenen tatsächlich möglich ist, die Minderung staatlicher Leistungen durch eigenes zumutbares Verhalten abzuwenden und die existenzsichernde Leistung auch nach einer Minderung wiederzuerlangen (BVerfG, Urteil vom 05. November 2019 - 1 BvL 7/16 -, BVerfGE 152, 68-151, Rn. 130 - 133).

    Zumutbar ist eine Leistungsminderung in Höhe von 30 Prozent des maßgebenden Regelbedarfs daher nur, wenn in einem Fall außergewöhnlicher Härte von der Sanktion abgesehen werden kann und die Minderung nicht unabhängig von der Mitwirkung der Betroffenen starr andauert (BVerfG, Urteil vom 05. November 2019 - 1 BvL 7/16 -, BVerfGE 152, 68-151, Rn. 159).

    (2) Das Bundesverfassungsgericht hat § 31a Abs. 1 SGB II und § 31b Abs. 1 Satz 3 SGB II vorliegend nicht für nichtig erklärt, sondern die Tenorierungsvariante der Unvereinbarerklärung gewählt, weil der Gesetzgeber verschiedene Möglichkeiten hat, den Verfassungsverstoß zu beseitigen (BVerfG, Urteil vom 05. November 2019 - 1 BvL 7/16 -, BVerfGE 152, 68-151, Rn. 213).

    (a) Allein aus dem Hinweis des Bundesverfassungsgerichts, dass die nicht bestandskräftigen Bescheide gem. § 31a Abs. 1 Satz 1 SGB II, die vor der Urteilsverkündung festgestellt worden sind, wirksam bleiben (BVerfG, Urteil vom 05. November 2019 - 1 BvL 7/16 -, BVerfGE 152, 68-151, Rn. 221), kann nicht geschlossen werden, dass sich deren Rechtmäßigkeit nicht nach den verfassungsrechtlich erforderlichen Einschränkungen von § 31a Abs. 1 Satz 1 und § 31b Abs. 1 Satz 3 SGB II nach Maßgabe von Nr. 2a und Nr. 2c des Tenors bemisst [a.A. SG München, Urteil vom 31. Januar 2020 - S 46 AS 536/18 -, Rn. 17, juris; Greiser/Susnjar, NJW 2019, 3683 (3685), Weber in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB 11, 5.

    Andererseits können etwa die Voraussetzungen von § 31b Abs. 1 Satz 3 SGB II in der Fassung der Weitergeltungsanordnung nach Nr. 2 Satz 1 i.V.m. Nr. 2c des Tenors dann vorgelegen haben, wenn Mitwirkungspflichten anhaltend verletzt worden sind, weil ein Minderungszeitraum von drei Monaten als solcher in diesem Fall nicht zu beanstanden ist (BVerfG, Urteil vom 05. November 2019 - 1 BvL 7/16 -, BVerfGE 152, 68-151, Rn. 186).

    Letzteres ergibt sich auch aus den Entscheidungsgründen selbst, weil der Gesetzgeber danach einen verfassungskonformen Zustand auch dadurch bewirken könnte, dass er auf Sanktionen ganz verzichten würde (BVerfG, Urteil vom 05. November 2019 - 1 BvL 7/16 -, BVerfGE 152, 68-151, Rn. 213).

  • SG München, 31.01.2020 - S 46 AS 536/18

    Sanktionen wegen unzureichenden Eigenbemühungen um eine neue Beschäftigung

    Auszug aus SG Hamburg, 24.09.2020 - S 58 AS 369/17
    c) Die sich aus Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 1 GG ergebenden verfassungsrechtlichen Anforderungen an eine richtige und vollständige Rechtsfolgenbelehrung sind bei der Prüfung der Rechtmäßigkeit von nicht bestandskräftigen Bescheiden über Leistungsminderungen nach § 31a Abs. 1 Satz 1 SGB II, die vor der Verkündung der bundesverfassungsgerichtlichen Entscheidung vom 05.11.2019 festgestellt worden sind, zu berücksichtigen(Geckeler in: Adolph, SGB II, SGB XII, AsylbLG, 66. UPD August 2020, 111. Fragen des Rechtsschutzes, Rn. 38; a.A. etwa SG München, Urteil vom 31. Januar 2020 - S 46 AS 536/18 -, Rn. 17, juris, m.w.N.), weil den Weitergeltungsanordnungen nach Nr. 2 des Tenors der Entscheidung keine rückwirkende Legalisierungswirkung zukommt.

    (a) Allein aus dem Hinweis des Bundesverfassungsgerichts, dass die nicht bestandskräftigen Bescheide gem. § 31a Abs. 1 Satz 1 SGB II, die vor der Urteilsverkündung festgestellt worden sind, wirksam bleiben (BVerfG, Urteil vom 05. November 2019 - 1 BvL 7/16 -, BVerfGE 152, 68-151, Rn. 221), kann nicht geschlossen werden, dass sich deren Rechtmäßigkeit nicht nach den verfassungsrechtlich erforderlichen Einschränkungen von § 31a Abs. 1 Satz 1 und § 31b Abs. 1 Satz 3 SGB II nach Maßgabe von Nr. 2a und Nr. 2c des Tenors bemisst [a.A. SG München, Urteil vom 31. Januar 2020 - S 46 AS 536/18 -, Rn. 17, juris; Greiser/Susnjar, NJW 2019, 3683 (3685), Weber in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB 11, 5.

  • BVerfG, 21.03.1957 - 1 BvB 2/51

    Vollstreckung eines Urteils des BVerfG

    Auszug aus SG Hamburg, 24.09.2020 - S 58 AS 369/17
    Das Bundesverfassungsgericht versteht zudem die weitere einzelfallbezogene Festlegung der Folgen der Verfassungswidrigkeit namentlich von Gesetzen in einem sehr weiten Sinne noch als "Vollstreckung" i.S.v. § 35 BVerfGG (grundlegend BVerfGE 6, 300 (303 f.) = NJW 1957, 785) und entnimmt jener Bestimmung die Ermächtigung für ein umfassendes einzelfalladäquates "Folgenmanagement" (BeckOK BVerfGG/Sauer, 9. Ed. 1.7.2020, BVerfGG § 35).

    § 35 BVerfGG hat dem Bundesverfassungsgericht nach dessen Auffassung volle Freiheit belassen, das Gebotene in der jeweils sachgerechtesten, raschesten, zweckmäßigsten, einfachsten und wirksamsten Weise zu erreichen [BVerfG, Beschluss vom 21.03.1957- 1 BvB 2/51, BVerfGE 6, 300 (304)].

  • BVerfG, 09.02.2010 - 1 BvL 1/09

    Hartz IV - Regelleistungen nach SGB II ("Hartz IV-Gesetz") nicht verfassungsgemäß

    Auszug aus SG Hamburg, 24.09.2020 - S 58 AS 369/17
    Die hohen Anforderungen an eine ordnungsgemäße Rechtsfolgenbelehrung sind im Hinblick auf die gravierenden Folgen einer Pflichtverletzung im Bereich der existenzsichernden Leistungen geboten (Weber in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB 11, 5. Aufl., § 31 (Stand: 01.03.2020), Rn. 136) und durch das Bundessozialgericht unter anderem bereits aus der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 09.02.2010 (1 BvL 1/09, 3/09 und 4/09) abgeleitet worden (BSG, Urteil vom 15.12.2010 - B 14 AS 92/09 R -, Rn. 24, juris).
  • BSG, 15.12.2010 - B 14 AS 92/09 R

    Absenkung des Arbeitslosengeld II - Sanktionsbescheid - Bestimmtheit -

    Auszug aus SG Hamburg, 24.09.2020 - S 58 AS 369/17
    Die hohen Anforderungen an eine ordnungsgemäße Rechtsfolgenbelehrung sind im Hinblick auf die gravierenden Folgen einer Pflichtverletzung im Bereich der existenzsichernden Leistungen geboten (Weber in: Schlegel/Voelzke, jurisPK-SGB 11, 5. Aufl., § 31 (Stand: 01.03.2020), Rn. 136) und durch das Bundessozialgericht unter anderem bereits aus der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 09.02.2010 (1 BvL 1/09, 3/09 und 4/09) abgeleitet worden (BSG, Urteil vom 15.12.2010 - B 14 AS 92/09 R -, Rn. 24, juris).
  • BVerfG, 04.05.2011 - 2 BvR 2365/09

    Regelungen zur Sicherungsverwahrung verfassungswidrig

    Auszug aus SG Hamburg, 24.09.2020 - S 58 AS 369/17
    Sie dient insofern etwa der Vermeidung eines "rechtlichen Vakuums" bzw. der Verhinderung von Regelungslücken, die zu einem "Chaos" führen würden (BVerfG, Urteil vom 04. Mai 2011 - 2 BvR 2333/08 -, BVerfGE 128, 326-409, Rn. 168; vgl. zu den weiteren Fallgruppen, in denen einer Weitergeltungsanordnung für zulässig erachtet wird Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge/Bethge, ebenda, Rn. 67).
  • LSG Berlin-Brandenburg, 17.02.2022 - L 20 AS 229/20

    Sanktion - Minderungen Arbeitslosengeld II - Ermessensausübung -

    Schließlich fehle es der Feststellung der Pflichtverletzung an einer ordnungsgemäßen Rechtsfolgenbelehrung, weil sie mit den grundgesetzlichen Vorgaben nach Maßgabe der bundesverfassungsrechtlichen Entscheidung vom 5. November 2019 - 1 BvL 7/16 - nicht in Einklang stehe (Verweis auf SG Hamburg, Urteil vom 24. September 2020 - S 58 AS 369/17 -).

    Anders als der Prozessbevollmächtigte des Klägers unter Verweis auf das SG Hamburg, Urteil vom 24. September 2020 - S 58 AS 369/17 - meint, führen die bundesverfassungsrechtlichen Vorgaben in der Entscheidung vom 5. November 2019 - 1 BvL 7/16 - auch nicht dazu, dass es der Feststellung der Pflichtverletzung auch an einer ordnungsgemäßen Rechtsfolgenbelehrung mangelt.

  • SG Speyer, 22.04.2021 - S 15 AS 117/19

    Minderung des Arbeitslosengeld II - Eintritt von Sanktionstatbeständen vor dem

    Diese gelten mangels entsprechender Einschränkungen im Tenor des Urteils rückwirkend ab dem Zeitpunkt des Inkrafttretens der für mit der Verfassung unvereinbar erklärten Vorschriften (Anschluss an SG Hamburg, Urteil vom 24.09.2020 - S 58 AS 369/17 -, Rn. 37 ff.).

    Diese Regelungen gelten mangels entsprechender Einschränkungen im Tenor des Urteils rückwirkend ab dem Zeitpunkt des Inkrafttretens der für mit der Verfassung unvereinbar erklärten Vorschriften (so mit ausführlicher Begründung auch SG Hamburg, Urteil vom 24.09.2020 - S 58 AS 369/17 -, Rn. 37 ff.).

  • LSG Sachsen-Anhalt, 27.01.2021 - L 2 AS 24/21

    Minderung des Arbeitslosengeld II - Verletzung von Pflichten aus dem

    Es ist daher nicht überzeugend, sie aufgrund der Nichterwähnung der späteren Maßgaben des BVerfG zur einschränkenden Anwendung der Sanktionsvorschriften (Härtefallregelung, keine starre Minderung für drei Monate) als unrichtig anzusehen (anderer Ansicht: SG Hamburg, Urteil vom 24. September 2020 - S 58 AS 369/17, juris).
  • SG Magdeburg, 28.03.2022 - S 34 AS 751/16

    Minderung des Arbeitslosengeld II - Nichtantritt einer Arbeitsgelegenheit gegen

    Umstritten ist jedoch, ob bei nicht am 5. November 2019 bestandskräftigen Bescheiden und abgelaufenen Sanktionszeiträumen durch die Gerichte noch eine Prüfung vorzunehmen ist, ob Umstände vorliegen, die zu einer außergewöhnlichen Härte führen oder geführt haben, oder ob sich der bzw. die Leistungsberechtigte nachträglich ernsthaft und nachhaltig bereit erklärt hat, seine Pflichten zu erfüllen bzw. die Mitwirkungspflicht tatsächlich erfüllt hat (bejahend: Berlit in LPK-SGB 11, 7. Auflage 2021, § 31b SGB II, Rn. 28; SG Hamburg, Urteil vom 24. September 2020 - S 58 AS 369/17; verneinend: LSG Sachsen-Anhalt, Urteil vom 17. Juni 2020 - L 4 AS 709/15).
Haben Sie eine Ergänzung? Oder haben Sie einen Fehler gefunden? Schreiben Sie uns.
Sie können auswählen (Maus oder Pfeiltasten):
(Liste aufgrund Ihrer bisherigen Eingabe)
Komplette Übersicht