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   VG Karlsruhe, 18.02.2021 - 9 K 5003/19   

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VG Karlsruhe, 18.02.2021 - 9 K 5003/19 (https://dejure.org/2021,5590)
VG Karlsruhe, Entscheidung vom 18.02.2021 - 9 K 5003/19 (https://dejure.org/2021,5590)
VG Karlsruhe, Entscheidung vom 18. Februar 2021 - 9 K 5003/19 (https://dejure.org/2021,5590)
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Volltextveröffentlichungen (4)

  • openjur.de
  • Justiz Baden-Württemberg

    Art 21 Abs 1 S 1 GG, Art 28 Abs 1 S 2 GG
    Wahlanfechtung einer Gemeinderatswahl; baden-württembergisches Kommunalwahlsystem; Benachteiligung von Einzelbewerbern gegenüber vollständigen Listen

  • rechtsportal.de(Abodienst, kostenloses Probeabo)
  • juris(Abodienst) (Volltext/Leitsatz)

Kurzfassungen/Presse

  • vgkarlsruhe.de (Pressemitteilung)

    Enzkreis: Gemeinderatswahl in Knittlingen bleibt gültig

Verfahrensgang

 
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Wird zitiert von ... (2)Neu Zitiert selbst (28)

  • BVerfG, 13.02.2008 - 2 BvK 1/07

    Sperrklausel Kommunalwahlen

    Auszug aus VG Karlsruhe, 18.02.2021 - 9 K 5003/19
    Der Gesetzgeber ist vor dem Hintergrund der Wahlrechtsgleichheit verpflichtet, das ausgewählte Wahlsystem ungeachtet verschiedener Ausgestaltungsmöglichkeiten in seinen Grundelementen folgerichtig zu gestalten und keine strukturwidrigen Elemente einzuführen (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 100 = BVerfGE 120, 82 [103 f.]).

    Er muss, wenn er sich für ein Wahlsystem entschieden hat, die im Rahmen des jeweiligen Systems geltenden Maßstäbe der Wahlgleichheit beachten (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 101 = BVerfGE 120, 82 [104]; Urteil des Zweiten Senats vom 10.04.1997 - 2 BvF 1/95 -, juris Rn. 69 = BVerfGE 95, 335 [354]).

    Der Grundsatz der Gleichheit der Wahl hat unter dem Grundgesetz und unter der Landesverfassung die gleiche Bedeutung und den gleichen Inhalt (vgl. allgemein zur Identität der Wahlrechtsgrundsätze auf Bundes- und Landesebene BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 95 = BVerfGE 120, 82 [102], m.w.N.; vgl. auch Pautsch, in: Haug, Verfassung des Landes Baden-Württemberg, 1. Auflage 2018, Art. 72 Rn. 4 und 9 ff.).

    Zur Zählwert- und Erfolgschancengleichheit tritt im Verhältniswahlrecht die Erfolgswertgleichheit hinzu (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 19.09.2017 - 2 BvC 46/14 -, juris Rn. 59 = NVwZ 2018, 648 [651]; Urteil des Zweiten Senats vom 09.11.2011 - 2 BvC 4/10 -, juris Rn. 79 = BVerfGE 129, 300 [318]; Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 99 = BVerfGE 120, 82 [103]).

    Der auf Landesebene aus Art. 26 Abs. 4, Art. 27 Abs. 3 LV i.V.m. Art. 21 Abs. 1 GG abzuleitende Grundsatz der Chancengleichheit der Parteien (vgl. dazu zuletzt VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 46 m.w.N.; vgl. auch BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 103 = BVerfGE 120, 82 [104]) verlangt, dass jeder Partei grundsätzlich die gleichen Möglichkeiten im gesamten Wahlverfahren und damit gleiche Chancen bei der Verteilung der Sitze eingeräumt werden.

    Das Recht der politischen Parteien auf Chancengleichheit hängt eng mit den Grundsätzen der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl zusammen, die ihre Prägung durch das Demokratieprinzip erfahren (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 104 = BVerfGE 120, 82 [105]; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 48; VerfGH Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.07.2020 - 88/20 -, juris Rn. 64).

    Der Grundsatz der Chancengleichheit findet auch für andere Gruppen oder Kandidierende, die mit den politischen Parteien in den Wettbewerb um Wählerstimmen treten, gleichermaßen Anwendung (vgl. zur Chancengleichheit von Wählergruppen bei der Kommunalwahl BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 118 = BVerfGE 120, 82 [104 f.]; vgl. auch BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 17.04.2008 - 2 BvL 4/05 -, juris Rn. 49 = BVerfGE 121, 108 [121] m.w.N.; VerfGH Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.07.2020 - 88/20 -, juris Rn. 65).

    Der Gesetzgeber hat bei der Festlegung und konkreten Ausgestaltung des Wahlsystems den verschiedenen auf die Ziele der Wahl bezogenen verfassungsrechtlichen Anforderungen Rechnung zu tragen und die gegebenenfalls kollidierenden Ziele in Ausgleich zu bringen (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 25.07.2012 - 2 BvE 9/11 -, juris Rn. 55 = BVerfGE 131, 316 [335]; vgl. auch Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 109 = BVerfGE 121, 266 [297]; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 50).

    Gegen die Grundsätze der Wahlgleichheit und der Chancengleichheit der Parteien wird verstoßen, wenn der Gesetzgeber mit der Regelung ein Ziel verfolgt hat, das er bei der Ausgestaltung des Wahlrechts nicht verfolgen darf, oder wenn die Regelung nicht geeignet und erforderlich ist, um die mit der jeweiligen Wahl verfolgten Ziele zu erreichen (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 110 = BVerfGE 121, 266 [298] m.w.N.; VerfGH Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.07.2020 - 88/20 - juris, Rn. 69).

    Die im Wahlsystem der personalisierten Verhältniswahl vorgenommene Differenzierung zwischen vollständigen und unvollständigen Wahlvorschlägen lässt sich daher nicht mit den Fällen einer Sperrklausel vergleichen, bei welcher die Stimmen, die für einen Wahlvorschlag abgegeben werden, der an der Sperrklausel scheitert, keinen Einfluss auf die Zusammensetzung des Vertretungsorgans nehmen und damit verloren sind (vgl. zur Sperrklausel im Kommunalwahlrecht BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 - juris = BVerfGE 120, 82).

    Vor dem verfassungsrechtlichen Hintergrund der Chancengleichheit der Parteien und sonstigen Wahlbewerber fällt für die Rechtfertigung eines etwaigen Eingriffs durch die Differenzierung zwischen vollständigen und unvollständigen Wahlvorschlägen bei der Stimmabgabe weiter ins Gewicht, dass der Grundsatz der Chancengleichheit der Parteien und sonstigen Wahlbewerber nicht verlangt, dass der Gesetzgeber vorhandene Unterschiede zwischen diesen beseitigt, sondern ihnen lediglich die gleichen Möglichkeiten im Wahlprozess einräumt (vgl. VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 47 m.w.N.; vgl. auch BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 103 = BVerfGE 120, 82 [104]; Beschluss des Zweiten Senats vom 30.05.1962 - 2 BvR 158/62 -, juris Rn. 37 = BVerfGE 14, 121 [134]).

  • VerfGH Baden-Württemberg, 09.11.2020 - 1 GR 101/20

    Erfordernis von 150 Unterstützungsunterschriften nach

    Auszug aus VG Karlsruhe, 18.02.2021 - 9 K 5003/19
    Der auf Landesebene aus Art. 26 Abs. 4, Art. 27 Abs. 3 LV i.V.m. Art. 21 Abs. 1 GG abzuleitende Grundsatz der Chancengleichheit der Parteien (vgl. dazu zuletzt VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 46 m.w.N.; vgl. auch BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 103 = BVerfGE 120, 82 [104]) verlangt, dass jeder Partei grundsätzlich die gleichen Möglichkeiten im gesamten Wahlverfahren und damit gleiche Chancen bei der Verteilung der Sitze eingeräumt werden.

    Das Recht der politischen Parteien auf Chancengleichheit hängt eng mit den Grundsätzen der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl zusammen, die ihre Prägung durch das Demokratieprinzip erfahren (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 104 = BVerfGE 120, 82 [105]; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 48; VerfGH Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.07.2020 - 88/20 -, juris Rn. 64).

    Deshalb muss in diesem Bereich - ebenso wie bei der durch die Grundsätze der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl verbürgten gleichen Behandlung der Wähler - Gleichheit in einem strikten und formalen Sinn verstanden werden (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 19.09.2017 - 2 BvC 46/14 -, juris Rn. 60 = NVwZ 2018, 648 [651] m.w.N.; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 48; VerfGH Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.07.2020 - 88/20 -, juris Rn. 67 m.w.N.).

    Wenn die öffentliche Gewalt in den Parteienwettbewerb in einer Weise eingreift, die die Chancen der politischen Parteien verändern kann, sind ihrem Ermessen daher besonders enge Grenzen gezogen (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 19.09.2017 - 2 BvC 46/14 -, juris Rn. 60 = NVwZ 2018, 648 [651] m.w.N.; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 48 m.w.N.; StGH Baden-Württemberg, Urteil vom 27.02.1981 - GR 1/80 -, ESVGH 31, 81 [84 f.]).

    Er gilt im gesamten Wahlverfahren, also nicht nur für den Wahlvorgang selbst, sondern auch für die Wahlvorbereitung und die Wahlwerbung (vgl. VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 47 m.w.N.).

    Es geht um die Ausübung des aktiven und passiven Wahlrechts in formal möglichst gleicher Weise (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 03.07.2008 - 2 BvC 1/07 -, juris Rn. 97 = BVerfGE 121, 266 [297]; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 49).

    Differenzierungen bedürfen zu ihrer Rechtfertigung stets eines besonderen, sachlich legitimierten, "zwingenden" Grundes (stRspr. vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 03.07.2008 - 2 BvC 1/07 -, juris Rn. 98 = BVerfGE 121, 266 [297]; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 49).

    Dazu gehören die Sicherung des Charakters der Wahl als eines Integrationsvorgangs bei der politischen Willensbildung des Volkes und die Gewährleistung der Funktionsfähigkeit der zu wählenden Volksvertretung (vgl. dazu insgesamt BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 03.07.2008 - 2 BvC 1/07 -, juris Rn. 98 = BVerfGE 121, 266 [297] m.w.N.; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 49).

    Der Gesetzgeber hat bei der Festlegung und konkreten Ausgestaltung des Wahlsystems den verschiedenen auf die Ziele der Wahl bezogenen verfassungsrechtlichen Anforderungen Rechnung zu tragen und die gegebenenfalls kollidierenden Ziele in Ausgleich zu bringen (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 25.07.2012 - 2 BvE 9/11 -, juris Rn. 55 = BVerfGE 131, 316 [335]; vgl. auch Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 109 = BVerfGE 121, 266 [297]; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 50).

    Vor dem verfassungsrechtlichen Hintergrund der Chancengleichheit der Parteien und sonstigen Wahlbewerber fällt für die Rechtfertigung eines etwaigen Eingriffs durch die Differenzierung zwischen vollständigen und unvollständigen Wahlvorschlägen bei der Stimmabgabe weiter ins Gewicht, dass der Grundsatz der Chancengleichheit der Parteien und sonstigen Wahlbewerber nicht verlangt, dass der Gesetzgeber vorhandene Unterschiede zwischen diesen beseitigt, sondern ihnen lediglich die gleichen Möglichkeiten im Wahlprozess einräumt (vgl. VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 47 m.w.N.; vgl. auch BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 103 = BVerfGE 120, 82 [104]; Beschluss des Zweiten Senats vom 30.05.1962 - 2 BvR 158/62 -, juris Rn. 37 = BVerfGE 14, 121 [134]).

  • BVerfG, 03.07.2008 - 2 BvC 1/07

    Regelungen des Bundeswahlgesetzes, aus denen sich Effekt des negativen

    Auszug aus VG Karlsruhe, 18.02.2021 - 9 K 5003/19
    Es geht um die Ausübung des aktiven und passiven Wahlrechts in formal möglichst gleicher Weise (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 03.07.2008 - 2 BvC 1/07 -, juris Rn. 97 = BVerfGE 121, 266 [297]; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 49).

    Differenzierungen bedürfen zu ihrer Rechtfertigung stets eines besonderen, sachlich legitimierten, "zwingenden" Grundes (stRspr. vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 03.07.2008 - 2 BvC 1/07 -, juris Rn. 98 = BVerfGE 121, 266 [297]; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 49).

    Differenzierungen im Wahlrecht können auch durch Gründe gerechtfertigt werden, die durch die Verfassung legitimiert und von einem Gewicht sind, das der Wahlgleichheit die Waage halten kann (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 03.07.2008 - 2 BvC 1/07 -, juris Rn. 98 = BVerfGE 121, 266 [297]; VerfGH Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.07.2020 - 88/20 - juris Rn. 68).

    Dazu gehören die Sicherung des Charakters der Wahl als eines Integrationsvorgangs bei der politischen Willensbildung des Volkes und die Gewährleistung der Funktionsfähigkeit der zu wählenden Volksvertretung (vgl. dazu insgesamt BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 03.07.2008 - 2 BvC 1/07 -, juris Rn. 98 = BVerfGE 121, 266 [297] m.w.N.; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 49).

    Der Gesetzgeber hat bei der Festlegung und konkreten Ausgestaltung des Wahlsystems den verschiedenen auf die Ziele der Wahl bezogenen verfassungsrechtlichen Anforderungen Rechnung zu tragen und die gegebenenfalls kollidierenden Ziele in Ausgleich zu bringen (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 25.07.2012 - 2 BvE 9/11 -, juris Rn. 55 = BVerfGE 131, 316 [335]; vgl. auch Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 109 = BVerfGE 121, 266 [297]; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 50).

    Gegen die Grundsätze der Wahlgleichheit und der Chancengleichheit der Parteien wird verstoßen, wenn der Gesetzgeber mit der Regelung ein Ziel verfolgt hat, das er bei der Ausgestaltung des Wahlrechts nicht verfolgen darf, oder wenn die Regelung nicht geeignet und erforderlich ist, um die mit der jeweiligen Wahl verfolgten Ziele zu erreichen (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 110 = BVerfGE 121, 266 [298] m.w.N.; VerfGH Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.07.2020 - 88/20 - juris, Rn. 69).

    Denn da die in der jeweiligen Vertretung vorhandenen Sitze nur ganzzahlig vergeben werden können, ist eine absolute Gleichheit des Erfolgswerts bei keinem Verteilungssystem im Rahmen der Verhältniswahl möglich (vgl. zur Verteilung der Reststimmen BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 03.07.2008 - 2 BvC 1/07 -, juris Rn. 104 = BVerfGE 121, 266 [299 f.]; Beschluss des Zweiten Senats vom 24.11.1988 - 2 BvC 4/88 -, juris Rn. 5 = BVerfGE 79, 169 [170 f.]; Urteil des Zweiten Senats vom 10.04.1997 - 2 BvF 1/95 -, juris Rn. 111 = BVerfGE 95, 335 [273, abweichendes Votum]; OVG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 26.09.2016 - 15 A 2466/15 -, juris Rn. 16 m.w.N.; LT-Drs.

  • VGH Baden-Württemberg, 27.02.1996 - 1 S 2570/95

    Verfassungsmäßigkeit der Regelung der unechten Teilortswahl; Rechtfertigung der

    Auszug aus VG Karlsruhe, 18.02.2021 - 9 K 5003/19
    Die Wahlanfechtung lässt sich nur auf solche Gründe stützen, die in der abschließenden Regelung des § 32 Abs. 1 KomWG aufgeführt sind (vgl. VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 27.02.1996 - 1 S 2570/95 -, juris Rn. 24).

    Entgegen der Auffassung des Beklagten kann sie allerdings auch mit der Begründung angefochten werden, dass wesentliche Vorschriften über das Wahlverfahren verfassungswidrig seien (vgl. VGH Baden-Württemberg, Beschluss vom 13.01.1987 - 1 S 1246/86 -, juris Leitsatz; Urteil vom 27.02.1996 - 1 S 2570/95 -, juris Rn. 24).

    Mit der Vorgabe des Art. 72 Abs. 2 Satz 1 LV, dass die Wahl (lediglich) unter Berücksichtigung der Grundsätze der Verhältniswahl zu erfolgen hat, sind die landesverfassungsrechtlichen Anforderungen hinsichtlich der Ausgestaltung der Gemeinderatswahlen als Verhältniswahl damit zurückgenommen und zugunsten anderer Wahlziele offener (vgl. grundlegend StGH Baden-Württemberg, Urteil vom 14.07.1979 - GR 4/78 -, ESVGH 29, 160 [162] zur unechten Teilortswahl; dazu auch VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 27.02.1996 - 1 S 2570/95 -, juris Rn. 27; vgl. ferner Aker, in: Aker/Hafner/Notheis, Gemeindeordnung und Gemeindehaushaltsordnung Baden-Württemberg, 1. Auflage 2013, § 26 Rn. 8).

    Da bei der Verhältniswahl die Repräsentation dadurch bewirkt wird, dass die Parteien ihre Kandidaten und Programme den Wahlberechtigten vorstellen und die Wähler mit der Wahl einer Liste die Entscheidung für eine parteipolitische Richtung treffen, soll jeder Wähler mit seiner Stimme den gleichen Einfluss auf das Wahlergebnis haben (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 10.04.1997 - 2 BvF 1/95 -, juris Rn. 63 = BVerfGE 95, 335 [352]; vgl. auch Hamburgisches VerfG, Urteil vom 27.04.2007 - 4/06 -, juris Rn. 124; VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 27.02.1996 - 1 S 2570/95 -, juris Rn. 26).

    Zu einer Entscheidung darüber, ob eine gesetzliche Regelung in der vom Kläger befürworteten Richtung, die mit einer Systemveränderung des Kommunalwahlrechts hin zu einem Mehrheitswahlrecht einhergehen dürfte, oder eine sonstige Regelung zur Stärkung von Einzelbewerbern gegenüber vollständigen Wahlvorschlägen rechtspolitisch wünschenswert, systemgerecht und ihrerseits verfassungsmäßig wäre, ist die Kammer nicht berufen (vgl. dazu VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 27.02.1996 - 1 S 2570/95 -, juris Rn. 28).

    c) Mit seinem weiteren Vorbringen, der Gemeinderat der Beigeladenen habe in verfassungswidriger Weise auf seine, des Klägers, Erfolgsaussichten bei der Gemeinderatswahl Einfluss genommen, indem er es unterlassen habe, die Zahl der Gemeinderatssitze gemäß § 25 Abs. 2 GemO von achtzehn auf vierzehn Sitze zu reduzieren, ist der Kläger bereits nach § 31 Abs. 1 Satz 2 KomWG präkludiert (vgl. dazu VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 27.02.1996 - 1 S 2570/95 -, juris Rn. 46; zur Rechtmäßigkeit der Fristgebundenheit vgl. BVerwG, Beschluss vom 04.12.1981 - 7 B 132.81 -, juris).

  • BVerfG, 19.09.2017 - 2 BvC 46/14

    Wahlprüfungsbeschwerde gegen die Wahl zum 18. Deutschen Bundestag erfolglos

    Auszug aus VG Karlsruhe, 18.02.2021 - 9 K 5003/19
    Er sichert die vom Demokratieprinzip vorausgesetzte Egalität der Bürger (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 19.09.2017 - 2 BvC 46/14 -, juris Rn. 59 = NVwZ 2018, 648 [651]; Urteil des Zweiten Senats vom 26.02.2014 - 2 BvE 2/13 -, juris Rn. 46 = BVerfGE 135, 259 [284 Rn. 44], jeweils m.w.N) und ist eine der wesentlichen Grundlagen der Staatsordnung (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 09.11.2011 - 2 BvC 4/10 -, juris Rn. 78 = BVerfGE 129, 300 [317]; Urteil des Zweiten Senats vom 02.11.1960 - 2 BvR 504/60 -, juris Rn. 28 = BVerfGE 11, 351 [360]).

    Der Grundsatz der Gleichheit der Wahl gebietet, dass alle Wahlberechtigten das aktive und passive Wahlrecht möglichst in formal gleicher Weise ausüben können, und ist im Sinne einer strengen und formalen Gleichheit zu verstehen (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 19.09.2017 - 2 BvC 46/14 -, juris Rn. 59 = NVwZ 2018, 648 [651]; Beschluss des Zweiten Senats vom 22.05.1979 - 2 BvR 193/79 -, juris Rn. 50 = BVerfGE 51, 222 [234]).

    Die Verhältniswahl in strikter Ausprägung macht das gewählte Vertretungsorgan zum getreuen Spiegelbild der parteipolitischen - beziehungsweise auf kommunaler Ebene auch der sonstigen - Gruppierung der Wählerschaft, in dem jede politische Richtung in der Stärke vertreten ist, die dem Gesamtanteil der für sie abgegebenen Stimmen entspricht (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 19.09.2017 - 2 BvC 46/14 -, juris Rn. 59 = NVwZ 2018, 648 [651]; Urteil des Zweiten Senats vom 10.04.1997 - 2 BvF 1/95 -, juris Rn. 63 = BVerfGE 95, 335 [352], jeweils m.w.N.).

    Zur Zählwert- und Erfolgschancengleichheit tritt im Verhältniswahlrecht die Erfolgswertgleichheit hinzu (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 19.09.2017 - 2 BvC 46/14 -, juris Rn. 59 = NVwZ 2018, 648 [651]; Urteil des Zweiten Senats vom 09.11.2011 - 2 BvC 4/10 -, juris Rn. 79 = BVerfGE 129, 300 [318]; Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 99 = BVerfGE 120, 82 [103]).

    Deshalb muss in diesem Bereich - ebenso wie bei der durch die Grundsätze der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl verbürgten gleichen Behandlung der Wähler - Gleichheit in einem strikten und formalen Sinn verstanden werden (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 19.09.2017 - 2 BvC 46/14 -, juris Rn. 60 = NVwZ 2018, 648 [651] m.w.N.; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 48; VerfGH Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.07.2020 - 88/20 -, juris Rn. 67 m.w.N.).

    Wenn die öffentliche Gewalt in den Parteienwettbewerb in einer Weise eingreift, die die Chancen der politischen Parteien verändern kann, sind ihrem Ermessen daher besonders enge Grenzen gezogen (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 19.09.2017 - 2 BvC 46/14 -, juris Rn. 60 = NVwZ 2018, 648 [651] m.w.N.; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 48 m.w.N.; StGH Baden-Württemberg, Urteil vom 27.02.1981 - GR 1/80 -, ESVGH 31, 81 [84 f.]).

  • RG, 02.10.1920 - I 88/20

    Versicherung von imaginärem Gewinn und Bezeichnung des versicherten Interesses

    Auszug aus VG Karlsruhe, 18.02.2021 - 9 K 5003/19
    Das Recht der politischen Parteien auf Chancengleichheit hängt eng mit den Grundsätzen der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl zusammen, die ihre Prägung durch das Demokratieprinzip erfahren (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 104 = BVerfGE 120, 82 [105]; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 48; VerfGH Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.07.2020 - 88/20 -, juris Rn. 64).

    Deshalb muss in diesem Bereich - ebenso wie bei der durch die Grundsätze der Allgemeinheit und Gleichheit der Wahl verbürgten gleichen Behandlung der Wähler - Gleichheit in einem strikten und formalen Sinn verstanden werden (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 19.09.2017 - 2 BvC 46/14 -, juris Rn. 60 = NVwZ 2018, 648 [651] m.w.N.; VerfGH Baden-Württemberg, Urteil vom 09.11.2020 - 1 GR 101/20 -, juris Rn. 48; VerfGH Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.07.2020 - 88/20 -, juris Rn. 67 m.w.N.).

    Der Grundsatz der Chancengleichheit findet auch für andere Gruppen oder Kandidierende, die mit den politischen Parteien in den Wettbewerb um Wählerstimmen treten, gleichermaßen Anwendung (vgl. zur Chancengleichheit von Wählergruppen bei der Kommunalwahl BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 118 = BVerfGE 120, 82 [104 f.]; vgl. auch BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 17.04.2008 - 2 BvL 4/05 -, juris Rn. 49 = BVerfGE 121, 108 [121] m.w.N.; VerfGH Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.07.2020 - 88/20 -, juris Rn. 65).

    Differenzierungen im Wahlrecht können auch durch Gründe gerechtfertigt werden, die durch die Verfassung legitimiert und von einem Gewicht sind, das der Wahlgleichheit die Waage halten kann (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 03.07.2008 - 2 BvC 1/07 -, juris Rn. 98 = BVerfGE 121, 266 [297]; VerfGH Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.07.2020 - 88/20 - juris Rn. 68).

    Gegen die Grundsätze der Wahlgleichheit und der Chancengleichheit der Parteien wird verstoßen, wenn der Gesetzgeber mit der Regelung ein Ziel verfolgt hat, das er bei der Ausgestaltung des Wahlrechts nicht verfolgen darf, oder wenn die Regelung nicht geeignet und erforderlich ist, um die mit der jeweiligen Wahl verfolgten Ziele zu erreichen (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 110 = BVerfGE 121, 266 [298] m.w.N.; VerfGH Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 07.07.2020 - 88/20 - juris, Rn. 69).

  • BVerfG, 10.04.1997 - 2 BvF 1/95

    Überhangmandate II

    Auszug aus VG Karlsruhe, 18.02.2021 - 9 K 5003/19
    Er muss, wenn er sich für ein Wahlsystem entschieden hat, die im Rahmen des jeweiligen Systems geltenden Maßstäbe der Wahlgleichheit beachten (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 101 = BVerfGE 120, 82 [104]; Urteil des Zweiten Senats vom 10.04.1997 - 2 BvF 1/95 -, juris Rn. 69 = BVerfGE 95, 335 [354]).

    Da bei der Verhältniswahl die Repräsentation dadurch bewirkt wird, dass die Parteien ihre Kandidaten und Programme den Wahlberechtigten vorstellen und die Wähler mit der Wahl einer Liste die Entscheidung für eine parteipolitische Richtung treffen, soll jeder Wähler mit seiner Stimme den gleichen Einfluss auf das Wahlergebnis haben (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 10.04.1997 - 2 BvF 1/95 -, juris Rn. 63 = BVerfGE 95, 335 [352]; vgl. auch Hamburgisches VerfG, Urteil vom 27.04.2007 - 4/06 -, juris Rn. 124; VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 27.02.1996 - 1 S 2570/95 -, juris Rn. 26).

    Die Verhältniswahl in strikter Ausprägung macht das gewählte Vertretungsorgan zum getreuen Spiegelbild der parteipolitischen - beziehungsweise auf kommunaler Ebene auch der sonstigen - Gruppierung der Wählerschaft, in dem jede politische Richtung in der Stärke vertreten ist, die dem Gesamtanteil der für sie abgegebenen Stimmen entspricht (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 19.09.2017 - 2 BvC 46/14 -, juris Rn. 59 = NVwZ 2018, 648 [651]; Urteil des Zweiten Senats vom 10.04.1997 - 2 BvF 1/95 -, juris Rn. 63 = BVerfGE 95, 335 [352], jeweils m.w.N.).

    Denn das Anliegen des Wahlgesetzgebers, den Wahlberechtigten bei der Stimmabgabe eine größtmögliche Freiheit einzuräumen und nicht nur über eine kommunalpolitische Richtung, sondern auch über die personelle Besetzung des gewählten Vertretungsorgans abstimmen zu lassen, dient nicht zuletzt der Schaffung und Gewährleistung einer persönlichen Beziehung und von persönlichem Vertrauen zwischen Wähler und Wahlbewerber und damit der Sicherung des Charakters der Wahl als Integrationsvorgang (vgl. zur Direktwahl der Wahlkreiskandidaten bei der Wahl zum Deutschen Bundestag BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 10.04.1997 - 2 BvF 1/95 -, juris Rn. 80 = BVerfGE 95, 335 [358]).

    Denn da die in der jeweiligen Vertretung vorhandenen Sitze nur ganzzahlig vergeben werden können, ist eine absolute Gleichheit des Erfolgswerts bei keinem Verteilungssystem im Rahmen der Verhältniswahl möglich (vgl. zur Verteilung der Reststimmen BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 03.07.2008 - 2 BvC 1/07 -, juris Rn. 104 = BVerfGE 121, 266 [299 f.]; Beschluss des Zweiten Senats vom 24.11.1988 - 2 BvC 4/88 -, juris Rn. 5 = BVerfGE 79, 169 [170 f.]; Urteil des Zweiten Senats vom 10.04.1997 - 2 BvF 1/95 -, juris Rn. 111 = BVerfGE 95, 335 [273, abweichendes Votum]; OVG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 26.09.2016 - 15 A 2466/15 -, juris Rn. 16 m.w.N.; LT-Drs.

  • StGH Baden-Württemberg, 14.07.1979 - GR 4/78

    Zur Verfassungsmäßigkeit der Bestimmungen zur unechten Teilortswahl in

    Auszug aus VG Karlsruhe, 18.02.2021 - 9 K 5003/19
    Die Länder können daher bei der Ausgestaltung des Kommunalwahlrechts sowohl ein reines Mehrheitswahlrecht, ein reines Verhältniswahlrecht oder eine Kombination beider Systeme einführen (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 23.01.1957 - 2 BvF 3/56 -, juris Rn. 30 = BVerfGE 6, 104 [111]; StGH Baden-Württemberg, Urteil vom 14.07.1979 - GR 4/78 -, ESVGH 29, 160 [163]; OVG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 26.09.2016 - 15 A 2466/15 -, juris Rn. 14; Pautsch, in: Haug, Verfassung des Landes Baden-Württemberg, 1. Auflage 2018, Art. 72 Rn. 23; Aker, in: Aker/Hafner/Notheis, Gemeindeordnung und Gemeindehaushaltsordnung Baden-Württemberg, 1. Auflage 2013, § 26 Rn. 8).

    Der Landesgesetzgeber ist durch Art. 28 Abs. 1 Satz 2 GG insbesondere nicht gehalten, das Verhältniswahlrecht rein oder nur in abgewandelter Form einzuführen (vgl. StGH Baden-Württemberg, Urteil vom 14.07.1979 - GR 4/78 -, ESVGH 29, 160 [163]).

    Mit der Vorgabe des Art. 72 Abs. 2 Satz 1 LV, dass die Wahl (lediglich) unter Berücksichtigung der Grundsätze der Verhältniswahl zu erfolgen hat, sind die landesverfassungsrechtlichen Anforderungen hinsichtlich der Ausgestaltung der Gemeinderatswahlen als Verhältniswahl damit zurückgenommen und zugunsten anderer Wahlziele offener (vgl. grundlegend StGH Baden-Württemberg, Urteil vom 14.07.1979 - GR 4/78 -, ESVGH 29, 160 [162] zur unechten Teilortswahl; dazu auch VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 27.02.1996 - 1 S 2570/95 -, juris Rn. 27; vgl. ferner Aker, in: Aker/Hafner/Notheis, Gemeindeordnung und Gemeindehaushaltsordnung Baden-Württemberg, 1. Auflage 2013, § 26 Rn. 8).

    Aus der Entstehungsgeschichte der Vorschrift lässt sich weiter erkennen, dass die Verfassunggebende Landesversammlung Baden-Württemberg mit dieser abgeschwächten Formulierung des Art. 72 Abs. 2 Satz 1 LV etwaigen Bedenken Rechnung tragen wollte, ob die Einteilung eines Wahlgebiets in Wahlkreise, die Einrichtung der Teilortswahlen und das Panaschieren mit den Grundsätzen der Verhältniswahl vereinbar sind (vgl. StGH Baden-Württemberg, Urteil vom 14.07.1979 - GR 4/78 -, ESVGH 29, 160 [163] unter Berufung auf die Protokolle des Verfassungsausschusses der Verfassunggebenden Landesversammlung Baden-Württemberg; vgl. auch die Begründung zum Entwurf eines Gesetzes zur Angleichung und Ergänzung des Kommunalrechts, Verfassunggebende Landesversammlung Baden-Württemberg, Beilage 852 vom 13.06.1953, Beilagenband II, S. 843 [850]).

    Dass der Wahlgesetzgeber dieses Ziel der größtmöglichen Wahlfreiheit und der Schaffung und Aufrechterhaltung persönlicher Vertrauensbeziehungen zwischen Wählern und Wahlbewerbern bei der Ausgestaltung des Kommunalwahlsystems verfolgt und mit anderen, gegenläufigen Erwägungen in Ausgleich gebracht hat, lässt sich aus der Entstehungsgeschichte der einschlägigen Vorschriften zur personalisierten Verhältniswahl in Baden-Württemberg erkennen (zur Heranziehung der Entstehungsgeschichte einer Norm vgl. etwa BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 29.01.2019 - 2 BvC 62/14 -, juris Rn. 89 ff. = NJW 2019, 1201 [1210]; VerfG Brandenburg, Urteil vom 23.10.2020 - 9/19 -, juris Rn. 138 m.w.N.; vgl. auch StGH Baden-Württemberg, Urteil vom 14.07.1979 - GR 4/78 -, ESVGH 29, 160 [163]):.

  • OVG Nordrhein-Westfalen, 26.09.2016 - 15 A 2466/15

    Grundsatz der Wahlrechtsgleichheit einer Gemeinderatswahl hinsichtlich

    Auszug aus VG Karlsruhe, 18.02.2021 - 9 K 5003/19
    Die Länder können daher bei der Ausgestaltung des Kommunalwahlrechts sowohl ein reines Mehrheitswahlrecht, ein reines Verhältniswahlrecht oder eine Kombination beider Systeme einführen (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 23.01.1957 - 2 BvF 3/56 -, juris Rn. 30 = BVerfGE 6, 104 [111]; StGH Baden-Württemberg, Urteil vom 14.07.1979 - GR 4/78 -, ESVGH 29, 160 [163]; OVG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 26.09.2016 - 15 A 2466/15 -, juris Rn. 14; Pautsch, in: Haug, Verfassung des Landes Baden-Württemberg, 1. Auflage 2018, Art. 72 Rn. 23; Aker, in: Aker/Hafner/Notheis, Gemeindeordnung und Gemeindehaushaltsordnung Baden-Württemberg, 1. Auflage 2013, § 26 Rn. 8).

    Denn da die in der jeweiligen Vertretung vorhandenen Sitze nur ganzzahlig vergeben werden können, ist eine absolute Gleichheit des Erfolgswerts bei keinem Verteilungssystem im Rahmen der Verhältniswahl möglich (vgl. zur Verteilung der Reststimmen BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 03.07.2008 - 2 BvC 1/07 -, juris Rn. 104 = BVerfGE 121, 266 [299 f.]; Beschluss des Zweiten Senats vom 24.11.1988 - 2 BvC 4/88 -, juris Rn. 5 = BVerfGE 79, 169 [170 f.]; Urteil des Zweiten Senats vom 10.04.1997 - 2 BvF 1/95 -, juris Rn. 111 = BVerfGE 95, 335 [273, abweichendes Votum]; OVG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 26.09.2016 - 15 A 2466/15 -, juris Rn. 16 m.w.N.; LT-Drs.

    Da der Gesetzgeber bei verschiedenen in Betracht kommenden Verteilungssystemen eine Wahl zwischen diesen hat, sind die mit dem gewählten Verteilungssystem verbundenen systembedingten Differenzierungen im Erfolgswert grundsätzlich hinzunehmen (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 24.11.1988 - 2 BvC 4/88 -, juris = BVerfGE 79, 169 [171]; OVG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 26.09.2016 - 15 A 2466/15 -, juris Rn. 16 ff. m.w.N.).

    Solche systembedingten Differenzierungen entstehen nicht nur für die Listen, deren errungene Stimmen für die Berücksichtigung bei der Sitzverteilung nicht ausreichen, sondern führen auch zu einem unterschiedlichen Erfolgswert der für größere Parteien abgegebenen Stimmen und damit zu einer - ebenfalls systemimmanenten - "Benachteiligung" größerer Parteien oder Wählervereinigungen, die für die Erlangung eines Sitzes mehr Stimmen erzielen müssen als eine kleinere Wählervereinigung (vgl. dazu OVG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 26.09.2016 - 15 A 2466/15 -, juris Rn. 28).

  • BVerfG, 09.11.2011 - 2 BvC 4/10

    "Fünf-Prozent-Sperrklausel im Europawahlrecht"

    Auszug aus VG Karlsruhe, 18.02.2021 - 9 K 5003/19
    Er sichert die vom Demokratieprinzip vorausgesetzte Egalität der Bürger (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 19.09.2017 - 2 BvC 46/14 -, juris Rn. 59 = NVwZ 2018, 648 [651]; Urteil des Zweiten Senats vom 26.02.2014 - 2 BvE 2/13 -, juris Rn. 46 = BVerfGE 135, 259 [284 Rn. 44], jeweils m.w.N) und ist eine der wesentlichen Grundlagen der Staatsordnung (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 09.11.2011 - 2 BvC 4/10 -, juris Rn. 78 = BVerfGE 129, 300 [317]; Urteil des Zweiten Senats vom 02.11.1960 - 2 BvR 504/60 -, juris Rn. 28 = BVerfGE 11, 351 [360]).

    Alle Wähler sollen mit der Stimme, die sie abgeben, den gleichen Einfluss auf das Wahlergebnis haben (vgl. BVerfG, Urteil des Zweiten Senats vom 09.11.2011 - 2 BvC 4/10 -, juris Rn. 78 = BVerfGE 129, 300 [317 f.]).

    Zur Zählwert- und Erfolgschancengleichheit tritt im Verhältniswahlrecht die Erfolgswertgleichheit hinzu (vgl. BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 19.09.2017 - 2 BvC 46/14 -, juris Rn. 59 = NVwZ 2018, 648 [651]; Urteil des Zweiten Senats vom 09.11.2011 - 2 BvC 4/10 -, juris Rn. 79 = BVerfGE 129, 300 [318]; Urteil des Zweiten Senats vom 13.02.2008 - 2 BvK 1/07 -, juris Rn. 99 = BVerfGE 120, 82 [103]).

  • BVerfG, 25.07.2012 - 2 BvF 3/11

    Landeslisten - Neuregelung des Sitzzuteilungsverfahrens für die Wahlen zum

  • BVerfG, 24.11.1988 - 2 BvC 4/88

    Überhangmandate I

  • KAG Mainz, 20.02.2019 - M 9/19
  • BVerfG, 23.01.1957 - 2 BvF 3/56

    Kommunalwahl-Sperrklausel I

  • BVerfG, 21.10.1993 - 2 BvC 7/91

    Unabhängige Arbeiterpartei

  • BVerfG, 30.05.1962 - 2 BvR 158/62

    FDP-Sendezeit

  • BVerfG, 06.12.1961 - 2 BvR 399/61

    Wahlgebietsgröße

  • BVerfG, 29.01.2019 - 2 BvC 62/14

    Wahlrechtsausschlüsse für Betreute in allen Angelegenheiten und wegen

  • BVerfG, 02.03.1977 - 2 BvE 1/76

    Öffentlichkeitsarbeit

  • BVerwG, 04.12.1981 - 7 B 132.81

    Ungültigkeit von Landratswahlen und Kreistagswahlen - Antrag auf Bewilligung von

  • BVerfG, 23.07.2013 - 2 BvC 4/13

    Zurückweisung einer Nichtanerkennungsbeschwerde (§ 18 Abs 4a S 1 BWahlG): Fehlen

  • BVerfG, 02.11.1960 - 2 BvR 504/60

    Reserveliste Nordrhein-Westfalen

  • BVerfG, 22.05.1979 - 2 BvR 193/79

    5%-Sperrklausel III

  • VGH Baden-Württemberg, 13.01.1987 - 1 S 1246/86

    Wahlanfechtung und Gesetzesprüfungskompetenz der Verwaltung

  • BVerfG, 17.04.2008 - 2 BvL 4/05

    Wählervereinigungen

  • BVerfG, 26.02.2014 - 2 BvE 2/13

    Europawahl: Drei-Prozent-Sperrklausel für Wahl zum Europäischen Parlament

  • VGH Baden-Württemberg, 27.01.1997 - 1 S 1741/96

    Kommunalwahl: Wahlbeeinflussung durch Gestaltung der Stimmzettel; Ursächlichkeit

  • StGH Baden-Württemberg, 27.02.1981 - GR 1/80

    Organklage gegen Öffentlichkeitsarbeit einer Landesregierung im Vorwahlkampf

  • VGH Baden-Württemberg, 22.08.2022 - 1 S 1264/21

    Anfechtung einer Gemeinderatswahl; Verfassungsmäßigkeit des Systems der

    Die Berufung des Klägers gegen das Urteil des Verwaltungsgerichts Karlsruhe vom 18. Februar 2021 - 9 K 5003/19 - wird zurückgewiesen.

    das Urteil des Verwaltungsgerichts Karlsruhe vom 18.02.2021 - 9 K 5003/19 - zu ändern und den Beklagten unter Aufhebung des Einspruchsbescheids des Landratsamts Enzkreis vom 28.06.2019 zu verpflichten, die Gemeinderatswahl der Beigeladenen vom 26.05.2019 für ungültig zu erklären.

    Dem entsprechen auch die historischen Ausführungen des Verwaltungsgerichts, nach denen die landesverfassungsrechtlichen Vorgaben an die Ausgestaltung der Wahl als Verhältniswahl abgeschwächt wurden, um das vormals schon vorhandene Personenwahlelement in das Verhältniswahlrecht integrieren zu können (vgl. VG Karlsruhe Urt. v. 18.02.2021 - 9 K 5003/19 -, juris Rn. 57).

  • VG Stuttgart, 04.08.2021 - 7 K 5004/19

    Anfechtung einer Gemeinderatswahl; Repräsentation seines Stadtteils im

    Die sich aus der Ausgestaltung des baden-württembergischen Kommunalwahlsystems als personalisierte Verhältniswahl mit der Möglichkeit des Kumulierens von bis zu drei Stimmen und des Panaschierens ergebende Differenzierung zwischen vollständigen und unvollständigen Wahlvorschlägen bei der Stimmabgabe und Sitzzuteilung ist - auch im Hinblick auf Einzelbewerber - mit dem Grundsatz der Gleichheit der Wahl aus Art. 28 Abs. 1 Satz 2 GG i.V.m. Art. 72 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 Satz 1 LV und dem Grundsatz der Chancengleichheit der Parteien und sonstigen Wahlbewerber aus Art. 21 Abs. 1 Satz 1 GG i.V.m. Art. 26 Abs. 4, Art. 27 Abs. 3 LV vereinbar (vgl. VG Karlsruhe, U. v. 18.2.2021 - 9 K 5003/19 -, juris).
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