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   VGH Baden-Württemberg, 09.10.2018 - 1 S 2342/17   

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VGH Baden-Württemberg, 09.10.2018 - 1 S 2342/17 (https://dejure.org/2018,34849)
VGH Baden-Württemberg, Entscheidung vom 09.10.2018 - 1 S 2342/17 (https://dejure.org/2018,34849)
VGH Baden-Württemberg, Entscheidung vom 09. Oktober 2018 - 1 S 2342/17 (https://dejure.org/2018,34849)
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Wird zitiert von ... (3)Neu Zitiert selbst (22)

  • BVerwG, 24.06.1975 - I C 25.73

    Taxifahrer - Bedürfnisprüfung im Waffenrecht - Materielle Beweislast -

    Auszug aus VGH Baden-Württemberg, 09.10.2018 - 1 S 2342/17
    Dieses habe in seinem Urteil vom 24.06.1975 (- I C 25.73 -) als Vergleichsgruppe für die Feststellung eines erhöhten Schutzbedürfnisses auf "die Allgemeinheit" abgestellt, das Verwaltungsgericht habe aber stattdessen auf seine (des Klägers) Berufsgruppe bzw. auf die Berufsgruppe der "Juweliere" als Vergleichsgruppe verwiesen.

    a) Begründet ein Antragsteller ein Bedürfnis für den Erwerb einer Schusswaffe und/oder die Ausübung der tatsächlichen Gewalt über sie damit, dass er sich mit der Waffe vor Angriffen auf bestimmte Rechtsgüter schützen wolle, bedarf es einer Interessenabwägung zwischen dem persönlichen Interesse des Antragstellers an der Verbesserung seiner Sicherheit durch den Besitz einer Schusswaffe und dem öffentlichen Interesse daran, dass möglichst wenige Waffen "ins Volk" kommen (grdl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975 - I C 25.73 - BVerwGE 49, 1 zu § 32 Abs. 1 Nr. 3 WaffG 1972; zu Letzterem auch dass., Beschl. v. 11.11.2015 - 6 C 67.14 - NJW 2016, 888 und v. 26.03.2008 - 6 B 11.08 u.a. - Buchholz 402.5 WaffG Nr. 95 jeweils m.w.N.).

    Ergibt die Wertung der verschiedenen Belange ein überwiegendes Interesse des Antragstellers, so hat er ein Bedürfnis im Sinne des § 19 WaffG nachgewiesen (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O., zu § 30 Abs. 1 Nr. 3 WaffG 1972; Senat, Urt. v. 15.05.1995 - 1 S 3087/94 - n.v., und v. 28.02.1992 - 1 S 1095/91 - NJW 1992, 2308; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 13.03.1991 - 10 S 2786/89 - n.v.).

    Bei der Prüfung des Bedürfnisses für das Führen einer Schusswaffe ist allerdings stets ein strenger Maßstab anzulegen (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.; Senat, Urt. v. 16.12.2009 - 1 S 202/09 - VBlBW 2010, 201, v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 - BWVpr 1996, 209, v. 13.11.1995 - 1 S 3089/14 - n.v. und v. 15.05.1995, a.a.O.; Urt. v. 28.02.1992, a.a.O.; Beschl. v. 26.11.1996 - 1 S 1205/96 - n.v.; v. 12.09.1996 - 1 S 1423/96 - n.v.).

    Denn es ist einer der Hauptzwecke des Waffengesetzes, dass nur in Ausnahmefällen Schusswaffen in der Öffentlichkeit geführt werden (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O., unter Hinweis unter anderem auf BT-Drucks. VI/2678: "Sie [die Bedürfnisprüfung] dient dem Ziel, die Zahl der Waffenbesitzer sowie die Art und die Zahl der in Privatbesitz befindlichen Schusswaffen auf das unbedingt notwendige und mit Rücksicht auf die Interessen der öffentlichen Sicherheit vertretbare Maß zu beschränken"; ebenso Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O., und Beschl. v. 18.08.1995 - 1 S 19/95 - n.v.; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 13.03.1991, a.a.O.; Urt. v. 11.04.1989 - 10 S 902/88 - NVwZ-RR 1990, 73).

    Außerdem ist innerhalb der genannten Räume die Verteidigungsmöglichkeit durch Schusswaffengebrauch günstiger als außerhalb, wo der Besitz einer Schusswaffe insbesondere gegenüber Überraschungsangriffen vielfach nichts nützt, dem Überfallenen sogar eher schaden kann (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.).

    Bezugspunkt dieser Prüfung ist das Verhältnis der individuellen Gefährdung zur Gefährdung der Allgemeinheit (und nicht lediglich andere Personen in vergleichbarer Lage wie etwa eine bestimmte Berufsgruppe, vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.; ferner dass., Beschl. v. 22.09.1993 - 1 B 153.92 - Buchholz 402.5 WaffG Nr. 67; Senat, Urt. v. 28.02.1992, a.a.O.; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 13.03.1991, a.a.O.; OVG Rh.-Pf., Urt. v. 30.08.1978 - 2 A 85/77 - GewArch 1978, 398).

    Maßgebend für die Beurteilung der Gefährdung und das Vorliegen eines Bedürfnisses ist nicht die persönliche Anschauung des Antragstellers (vgl. Senat, Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O., und v. 15.05.1995, a.a.O.), daher auch insbesondere nicht die Einschätzung der Lage durch einen besonders ängstlichen, übertrieben vorsichtigen oder phantasiereichen Menschen (BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.).

    Erforderlich ist, dass der Antragsteller auf Grund besonderer Umstände des Einzelfalls wesentlich mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung mit der von ihm befürchteten Verletzung von Rechtsgütern rechnen muss (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.; ferner BVerwG, Urt. v. 18.12.1979 - I C 38.77 - Buchholz 402.5 WaffG Nr. 23), das heißt, dass ein Gefährdungsgrad vorliegen muss, der sich - gemessen an dem genannten sehr strengen Maßstab - deutlich von dem der Allgemeinheit unterscheidet (BVerwG, Beschl. v. 12.10.1998, a.a.O., und v. 22.09.1993, a.a.O.; Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O., und v. 15.05.1995, a.a.O.; Beschl. v. 07.02.2001, a.a.O., v. 26.11.1996, a.a.O., und v. 12.09.1996, a.a.O.).

    Wegen der stets vorzunehmenden Würdigung der gesamten Umstände des einzelnen Falles ist jedoch mit der Zugehörigkeit des Antragstellers zu einer solchen Personengruppe allein das erforderliche Bedürfnis noch nicht ohne weiteres nachgewiesen (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O., dort abl.

    Mit dem Verweis auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufsgruppe allein ist, wie gezeigt, wegen der Einzelfallbezogenheit der waffenrechtlichen Bedürfnisprüfung keine Glaubhaftmachung möglich (vgl. u.a. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O., Beschl. v. 18.12.1997, a.a.O.; Senat, Urt. v. 15.05.1995, a.a.O.; Beschl. v. 10.05.2001, a.a.O.; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 11.04.1989, a.a.O.).

    Es wäre an dem Kläger, dahingehende Tatsachen glaubhaft zu machen, die als Anknüpfung für eine Gefährdungsprognose in Bezug auf seine Berufsgruppe oder den Kreis der reisenden Schmuckhändler dienen könnten (vgl. zum Bezugspunkt der Glaubhaftmachung erneut BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.).

  • VGH Baden-Württemberg, 13.11.1995 - 1 S 3088/94

    Waffenrechtliches Bedürfnis zum Führen von Waffen

    Auszug aus VGH Baden-Württemberg, 09.10.2018 - 1 S 2342/17
    Bei der Prüfung des Bedürfnisses für das Führen einer Schusswaffe ist allerdings stets ein strenger Maßstab anzulegen (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.; Senat, Urt. v. 16.12.2009 - 1 S 202/09 - VBlBW 2010, 201, v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 - BWVpr 1996, 209, v. 13.11.1995 - 1 S 3089/14 - n.v. und v. 15.05.1995, a.a.O.; Urt. v. 28.02.1992, a.a.O.; Beschl. v. 26.11.1996 - 1 S 1205/96 - n.v.; v. 12.09.1996 - 1 S 1423/96 - n.v.).

    Denn es ist einer der Hauptzwecke des Waffengesetzes, dass nur in Ausnahmefällen Schusswaffen in der Öffentlichkeit geführt werden (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O., unter Hinweis unter anderem auf BT-Drucks. VI/2678: "Sie [die Bedürfnisprüfung] dient dem Ziel, die Zahl der Waffenbesitzer sowie die Art und die Zahl der in Privatbesitz befindlichen Schusswaffen auf das unbedingt notwendige und mit Rücksicht auf die Interessen der öffentlichen Sicherheit vertretbare Maß zu beschränken"; ebenso Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O., und Beschl. v. 18.08.1995 - 1 S 19/95 - n.v.; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 13.03.1991, a.a.O.; Urt. v. 11.04.1989 - 10 S 902/88 - NVwZ-RR 1990, 73).

    Maßgebend für die Beurteilung der Gefährdung und das Vorliegen eines Bedürfnisses ist nicht die persönliche Anschauung des Antragstellers (vgl. Senat, Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O., und v. 15.05.1995, a.a.O.), daher auch insbesondere nicht die Einschätzung der Lage durch einen besonders ängstlichen, übertrieben vorsichtigen oder phantasiereichen Menschen (BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.).

    Erforderlich ist, dass der Antragsteller auf Grund besonderer Umstände des Einzelfalls wesentlich mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung mit der von ihm befürchteten Verletzung von Rechtsgütern rechnen muss (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.; ferner BVerwG, Urt. v. 18.12.1979 - I C 38.77 - Buchholz 402.5 WaffG Nr. 23), das heißt, dass ein Gefährdungsgrad vorliegen muss, der sich - gemessen an dem genannten sehr strengen Maßstab - deutlich von dem der Allgemeinheit unterscheidet (BVerwG, Beschl. v. 12.10.1998, a.a.O., und v. 22.09.1993, a.a.O.; Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O., und v. 15.05.1995, a.a.O.; Beschl. v. 07.02.2001, a.a.O., v. 26.11.1996, a.a.O., und v. 12.09.1996, a.a.O.).

    für die Berufsgruppe der Taxifahrer; Beschl. v. 18.12.1997 - 1 B 195.97 - juris; Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O., v. 15.05.1995, a.a.O., und v. 28.02.1992, a.a.O., dort abl.

    Betreibt ein Antragsteller diejenige Tätigkeit, bei deren Ausübung er eine Schusswaffe mit sich führen will, allerdings schon geraume Zeit und war er dabei noch keinen Gefährdungssituationen ausgesetzt, so kann dies ein Indiz dafür bieten, dass keine besondere Gefährdung im Sinne der genannten Vorschrift vorliegt (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.6.1975, a.a.O.; Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O.; Beschl. v. 07.02.2001, a.a.O.; ähnl. VG Düsseldorf, Urt. v. 12.04.2016 - 22 K 2053/16 - juris).

    Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 - n.v. für einen Großhandelskaufmann, der geltend gemacht hatte, er bedürfe Faustfeuerwaffen, um sich und die von ihm mehrmals wöchentlich zu Kunden transportierten Schmuckstücke, Waffen und Munition vor räuberischen Angriffen zu schützen, zumal für das Sortiment öffentlich geworben werde; ebenso Senat, Beschl. v. 18.08.1995 - 1 S 19/95 - n.v. für einen Unternehmensberater, der geltend gemacht hatte, in seinem Pkw Computer und Bargeld zu transportieren; ebenso abl.

    aa) Eine solche deutlich gesteigerte Gefährdung (vgl. u.a. BVerwG, Beschl. v. 12.10.1998, a.a.O., und v. 22.09.1993, a.a.O.; Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O.; Beschl. v. 07.02.2001, a.a.O.) ist nicht allein deshalb glaubhaft, weil der Kläger einer Berufsgruppe - (reisende) Schmuck(groß)händler - angehört, die wertvolle Güter besitzt und transportiert.

    Er ist aber als Umstand bei der Gesamtwürdigung zu berücksichtigen und spricht als Indiz nicht für, sondern gegen eine im Vergleich zur Allgemeinheit wesentlich erhöhte Gefährdung (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.6.1975, a.a.O.; Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O.; Beschl. v. 07.02.2001, a.a.O).

    Dass ein Gewerbetreibender mit solchen Werten - zumal ohne professionellen Schutz und wiederholt - alleine reisen wird, ist für Außenstehende im Gegenteil grundsätzlich nicht zu erwarten (vgl. Senat, Urt. v. 16.12.2009, a.a.O., und v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O.).

    Es entspricht gerade dem vom Gesetz mit der Befristung verfolgten Zweck, nach Ablauf der Geltungsdauer der Verwaltung grundsätzlich Regelungsoffenheit für die Zukunft zu verschaffen (vgl. BVerwG, Urt. v. 18.12.1979, a.a.O.; Senat, Urt. v. 16.12.2009, a.a.O., und v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 - a.a.O.; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 13.03.1991, a.a.O.; Urt. v. 11.04.1989, a.a.O.; BayVGH, Beschl. v. 03.07.2013 - 21 ZB 12.2503 - juris).

  • VGH Baden-Württemberg, 11.04.1989 - 10 S 902/88

    Waffenrechtliche Bedürfnisprüfung

    Auszug aus VGH Baden-Württemberg, 09.10.2018 - 1 S 2342/17
    Zu den Maßstäben für die Prüfung, ob ein Antragsteller, der einen Waffenschein begehrt, im Sinne von § 19 WaffG "wesentlich mehr als die Allgemeinheit durch Angriffe auf Leib oder Leben gefährdet" ist (hier abgelehnt für einen reisenden Schmuckhändler; Abgrenzung zu VGH Mannheim, Urt. v. 11.04.1989 - 10 S 902/88 - VBlBW 1989, 563).

    Zwar gebe es ein älteres Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg vom "25.04.1989" [gemeint: 11.04.1989] - 10 S 902/88 -, in dem ein gegenüber der Allgemeinheit wesentlich erhöhtes individuelles Schutzbedürfnis in einem Einzelfall bejaht worden sei, in dem die Tätigkeit weder einseitig dem Berufsbild des Goldschmieds noch des Juweliers noch eines Schmuckreisenden habe zugeordnet werden können (VGH Bad.-Württ., Urt. v. 11.04.1989 - 10 S 902/88 - [teils unzutreffend als Urteil vom "25.04.1989" veröffentlicht, vgl. NVwZ-RR 1990, 73, richtig stattdessen "11.04.1989", vgl. ESVGH 39, 200 = VBlBW 1989, 563 = GewArch 1989, 245).

    Dieser habe im genannten Urteil vom 11.04.1989 - 10 S 902/88 - über einen im Wesentlichen vergleichbaren Sachverhalt eines reisenden Juweliers und Goldschmieds entschieden und eine überdurchschnittliche Gefährdung des damaligen Klägers angenommen, das Vorhandensein anderer geeigneter Sicherungsmaßnahmen auf dem Weg von und zu Kunden verneint sowie Schusswaffen als geeignet angesehen, den durch die Reisetätigkeit hervorgerufenen Gefährdungen wirksam zu begegnen.

    Er verteidigt die angefochtenen Bescheide und das Urteil des Verwaltungsgerichts und macht geltend, die Abweichung des Verwaltungsgerichts von dem genannten Urteil des Verwaltungsgerichtshofs vom 11.04.1989 - 10 S 902/88 - begegne im Ergebnis keinen rechtlichen Bedenken.

    Seit der Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofs vom 11.04.1989 - 10 S 902/88 - habe das Sicherheitsgewerbe an Bedeutung gewonnen und eine Vielzahl von Angeboten für Geld- und Werttransportbegleitungen entwickelt.

    Denn es ist einer der Hauptzwecke des Waffengesetzes, dass nur in Ausnahmefällen Schusswaffen in der Öffentlichkeit geführt werden (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O., unter Hinweis unter anderem auf BT-Drucks. VI/2678: "Sie [die Bedürfnisprüfung] dient dem Ziel, die Zahl der Waffenbesitzer sowie die Art und die Zahl der in Privatbesitz befindlichen Schusswaffen auf das unbedingt notwendige und mit Rücksicht auf die Interessen der öffentlichen Sicherheit vertretbare Maß zu beschränken"; ebenso Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O., und Beschl. v. 18.08.1995 - 1 S 19/95 - n.v.; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 13.03.1991, a.a.O.; Urt. v. 11.04.1989 - 10 S 902/88 - NVwZ-RR 1990, 73).

    u.a. für die Berufsgruppe der Detektive; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 11.04.1989, a.a.O.; NdsOVG, Urt. v. 23.02.2010, a.a.O.).

    b) Ausgehend von im Wesentlichen diesen Maßstäben - wenn auch vor Erlass des genannten Waffenrechtsneuregelungsgesetzes vom 07.12.2001 - hat der 10. Senat des Verwaltungsgerichtshofs in dem vom Kläger zur Stützung seiner Rechtsauffassung in Bezug genommenen Urteil vom 11.04.1989 in einem Einzelfall bei einem Kunstgoldschmied, der ohne eigenes Atelier von seiner Wohnung aus im Bundesgebiet umherreiste und Kunden zu Kollektionen in einem Gesamtwert von 300.000 DM beriet, als glaubhaft angesehen, dass dieser "wesentlich mehr als die Allgemeinheit" durch Angriff auf Leib oder Leben gefährdet war (vgl. VGH Bad.-Württ., Urt. v. 11.04.1989 - 10 S 902/88 - NVwZ-RR 1990, 73 zu § 32 Abs. 1 Nr. 3 WaffG 1972).

    Die Modalitäten seiner Berufsausübung [...] bewirken [...], daß, anders als bei einem Schmuckreisenden, eine unbestimmte Vielzahl von Personen außerhalb der von ihm angebahnten eigentlichen Geschäftsbeziehungen aufgrund seiner Inserate und der Berichterstattung über die von ihm beschickten Ausstellungen in der Lage ist, von seiner Tätigkeit Kenntnis zu nehmen und seine Gewohnheiten auszuspähen" (VGH Bad.-Württ. Urt. v. 11.04.1989, a.a.O. = juris Rn. 20; im Ergebnis ähnl. zuvor BVerwG, Urt. v. 18.12.1979 - I C 38.77 - Buchholz 402.5 WaffG Nr. 23, und OVG Rh.-Pf., Urt. v. 30.08.1978 - 2 A 85/77 - GewArch 1978, 398, für einen reisenden Juwelenhändler).

    Mit dem Verweis auf die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Berufsgruppe allein ist, wie gezeigt, wegen der Einzelfallbezogenheit der waffenrechtlichen Bedürfnisprüfung keine Glaubhaftmachung möglich (vgl. u.a. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O., Beschl. v. 18.12.1997, a.a.O.; Senat, Urt. v. 15.05.1995, a.a.O.; Beschl. v. 10.05.2001, a.a.O.; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 11.04.1989, a.a.O.).

    Es entspricht gerade dem vom Gesetz mit der Befristung verfolgten Zweck, nach Ablauf der Geltungsdauer der Verwaltung grundsätzlich Regelungsoffenheit für die Zukunft zu verschaffen (vgl. BVerwG, Urt. v. 18.12.1979, a.a.O.; Senat, Urt. v. 16.12.2009, a.a.O., und v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 - a.a.O.; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 13.03.1991, a.a.O.; Urt. v. 11.04.1989, a.a.O.; BayVGH, Beschl. v. 03.07.2013 - 21 ZB 12.2503 - juris).

  • BVerwG, 22.09.1993 - 1 B 153.92

    Versagung einer waffenrechtlichen Erlaubnis mangels Bedürfnis - Glaubhaftmachung

    Auszug aus VGH Baden-Württemberg, 09.10.2018 - 1 S 2342/17
    Bezugspunkt dieser Prüfung ist das Verhältnis der individuellen Gefährdung zur Gefährdung der Allgemeinheit (und nicht lediglich andere Personen in vergleichbarer Lage wie etwa eine bestimmte Berufsgruppe, vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.; ferner dass., Beschl. v. 22.09.1993 - 1 B 153.92 - Buchholz 402.5 WaffG Nr. 67; Senat, Urt. v. 28.02.1992, a.a.O.; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 13.03.1991, a.a.O.; OVG Rh.-Pf., Urt. v. 30.08.1978 - 2 A 85/77 - GewArch 1978, 398).

    Erforderlich ist, dass der Antragsteller auf Grund besonderer Umstände des Einzelfalls wesentlich mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung mit der von ihm befürchteten Verletzung von Rechtsgütern rechnen muss (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.; ferner BVerwG, Urt. v. 18.12.1979 - I C 38.77 - Buchholz 402.5 WaffG Nr. 23), das heißt, dass ein Gefährdungsgrad vorliegen muss, der sich - gemessen an dem genannten sehr strengen Maßstab - deutlich von dem der Allgemeinheit unterscheidet (BVerwG, Beschl. v. 12.10.1998, a.a.O., und v. 22.09.1993, a.a.O.; Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O., und v. 15.05.1995, a.a.O.; Beschl. v. 07.02.2001, a.a.O., v. 26.11.1996, a.a.O., und v. 12.09.1996, a.a.O.).

    Auch für Personen, die aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit etwa "des Öfteren mit Wertsachen, Bargeld und Dokumenten unterwegs sind", gelten daher bezüglich der erforderlichen Gefährdung grundsätzlich die dargelegten Darlegungsanforderungen (vgl. BVerwG, Beschl. v. 22.09.1993, a.a.O.).

    aa) Eine solche deutlich gesteigerte Gefährdung (vgl. u.a. BVerwG, Beschl. v. 12.10.1998, a.a.O., und v. 22.09.1993, a.a.O.; Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O.; Beschl. v. 07.02.2001, a.a.O.) ist nicht allein deshalb glaubhaft, weil der Kläger einer Berufsgruppe - (reisende) Schmuck(groß)händler - angehört, die wertvolle Güter besitzt und transportiert.

    Da das Waffengesetz, wie gezeigt, grundsätzlich - und so auch hier - keine berufsspezifischen Gefährdungsmaßstäbe aufstellt, genügt der Verweis darauf, dass ein Gewerbetreibender aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit des Öfteren Wertsachen, Bargeld und Dokumente transportiert, zur Glaubhaftmachung nicht (vgl. BVerwG, Beschl. v. 22.09.1993, a.a.O.).

  • OVG Niedersachsen, 23.02.2010 - 11 LB 234/09

    Waffenrechtliches Bedürfnis für die Erteilung eines Waffenscheines an einen

    Auszug aus VGH Baden-Württemberg, 09.10.2018 - 1 S 2342/17
    Der Neufassung der seither in § 19 WaffG geregelten Bedürfnisprüfung für sog. gefährdete Personen liegt die Annahme zugrunde, dass für die Anerkennung einer Gefährdung als Bedürfnis, wie gezeigt, ohnehin stets ein " strenger Maßstab" bei der Abwägung der persönlichen Interessen des Antragstellers an der Verbesserung seiner Sicherheit durch den Besitz einer Schusswaffe und dem öffentlichen Interesse daran, dass möglichst wenig Waffen unter die Bevölkerung kommen, anzulegen ist, dass aber dann, wenn eine gefährdete Person eine Schusswaffe außerhalb des eigenen befriedeten Besitztums, der eigenen Wohnung oder Geschäftsräume führen will, im Hinblick "auf die besondere Gefährlichkeit des Führens von Schusswaffen im öffentlichen Bereich [...] hier ein besonders strenger Maßstab bei der Prüfung dieses Bedürfnisses" gilt (Gesetzentwurf der Bundesregierung für ein Gesetz zur Neuregelung des Waffenrechts - WaffRNeuRegG - vom 07.12.2001, BT-Drs. 14/7758, S. 66, Hervorhebung nur hier; ebenso Senat, Beschl. v. 23.03.2007 - 1 S 2612/06 - n.v.; ähnl. NdsOVG, Urt. v. 23.02.2010 - 11 LB 234/09 - NdsVBl 2010, 208).

    Auch in solchen Fällen sind vielmehr die Umstände des Einzelfalls maßgeblich (vgl. Senat, Beschl. v. 23.03.2007, a.a.O.; NdsOVG, Urt. v. 23.02.2010, a.a.O.).

    u.a. für die Berufsgruppe der Detektive; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 11.04.1989, a.a.O.; NdsOVG, Urt. v. 23.02.2010, a.a.O.).

    Auch in der übrigen (aktuellen) obergerichtlichen Rechtsprechung werden die genannten Maßstäbe im Wesentlichen einheitlich zugrunde gelegt (vgl. NdsOVG, Urt. v. 23.02.2010, a.a.O.: keine ausreichend überdurchschnittliche Gefährdung bei einem reisenden Uhren- und Antiquitätenhändler mit Messe- und Kundenbesuchen; ebenso abl.

    Sie bieten unabhängig davon keine Informationen gerade zu der Art des vom Kläger gewählten Warentransports (vgl. im Ergebnis ebenso für die Bedeutung von Messebesuchen vgl. NdsOVG, Urt. v. 23.02.2010, a.a.O.).

  • VGH Baden-Württemberg, 16.12.2009 - 1 S 202/09

    Bewachungsunternehmen; waffenrechtliche Erlaubnis; Glaubhaftmachung des

    Auszug aus VGH Baden-Württemberg, 09.10.2018 - 1 S 2342/17
    Bei der Prüfung des Bedürfnisses für das Führen einer Schusswaffe ist allerdings stets ein strenger Maßstab anzulegen (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.; Senat, Urt. v. 16.12.2009 - 1 S 202/09 - VBlBW 2010, 201, v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 - BWVpr 1996, 209, v. 13.11.1995 - 1 S 3089/14 - n.v. und v. 15.05.1995, a.a.O.; Urt. v. 28.02.1992, a.a.O.; Beschl. v. 26.11.1996 - 1 S 1205/96 - n.v.; v. 12.09.1996 - 1 S 1423/96 - n.v.).

    Vielmehr ist ein objektiver Maßstab anzulegen, wobei die besonderen Umstände des Antragstellers berücksichtigt werden müssen (vgl. BVerwG, Beschl. v. 12.10.1998 - 1 B 245.97 - Buchholz 402.5 WaffG Nr. 83; Senat, Urt. v. 16.12.2009, a.a.O., und Beschl. v. 07.02.2001 - 1 S 905/00 - n.v.).

    Nach dem - wie gezeigt - anzulegenden objektiven Maßstab (vgl. BVerwG, Beschl. v. 12.10.1998, a.a.O.; Senat, Urt. v. 16.12.2009, a.a.O.) kommt den vom Kläger geschilderten Vergleichsfällen jedoch keine indizielle Bedeutung für die von ihm erstrebte Erlaubnis zum Führen von Schusswaffen zu.

    Dass ein Gewerbetreibender mit solchen Werten - zumal ohne professionellen Schutz und wiederholt - alleine reisen wird, ist für Außenstehende im Gegenteil grundsätzlich nicht zu erwarten (vgl. Senat, Urt. v. 16.12.2009, a.a.O., und v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O.).

    Es entspricht gerade dem vom Gesetz mit der Befristung verfolgten Zweck, nach Ablauf der Geltungsdauer der Verwaltung grundsätzlich Regelungsoffenheit für die Zukunft zu verschaffen (vgl. BVerwG, Urt. v. 18.12.1979, a.a.O.; Senat, Urt. v. 16.12.2009, a.a.O., und v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 - a.a.O.; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 13.03.1991, a.a.O.; Urt. v. 11.04.1989, a.a.O.; BayVGH, Beschl. v. 03.07.2013 - 21 ZB 12.2503 - juris).

  • BVerwG, 12.10.1998 - 1 B 245.97
    Auszug aus VGH Baden-Württemberg, 09.10.2018 - 1 S 2342/17
    Vielmehr ist ein objektiver Maßstab anzulegen, wobei die besonderen Umstände des Antragstellers berücksichtigt werden müssen (vgl. BVerwG, Beschl. v. 12.10.1998 - 1 B 245.97 - Buchholz 402.5 WaffG Nr. 83; Senat, Urt. v. 16.12.2009, a.a.O., und Beschl. v. 07.02.2001 - 1 S 905/00 - n.v.).

    Erforderlich ist, dass der Antragsteller auf Grund besonderer Umstände des Einzelfalls wesentlich mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung mit der von ihm befürchteten Verletzung von Rechtsgütern rechnen muss (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.; ferner BVerwG, Urt. v. 18.12.1979 - I C 38.77 - Buchholz 402.5 WaffG Nr. 23), das heißt, dass ein Gefährdungsgrad vorliegen muss, der sich - gemessen an dem genannten sehr strengen Maßstab - deutlich von dem der Allgemeinheit unterscheidet (BVerwG, Beschl. v. 12.10.1998, a.a.O., und v. 22.09.1993, a.a.O.; Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O., und v. 15.05.1995, a.a.O.; Beschl. v. 07.02.2001, a.a.O., v. 26.11.1996, a.a.O., und v. 12.09.1996, a.a.O.).

    aa) Eine solche deutlich gesteigerte Gefährdung (vgl. u.a. BVerwG, Beschl. v. 12.10.1998, a.a.O., und v. 22.09.1993, a.a.O.; Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O.; Beschl. v. 07.02.2001, a.a.O.) ist nicht allein deshalb glaubhaft, weil der Kläger einer Berufsgruppe - (reisende) Schmuck(groß)händler - angehört, die wertvolle Güter besitzt und transportiert.

    Nach dem - wie gezeigt - anzulegenden objektiven Maßstab (vgl. BVerwG, Beschl. v. 12.10.1998, a.a.O.; Senat, Urt. v. 16.12.2009, a.a.O.) kommt den vom Kläger geschilderten Vergleichsfällen jedoch keine indizielle Bedeutung für die von ihm erstrebte Erlaubnis zum Führen von Schusswaffen zu.

  • VGH Baden-Württemberg, 28.02.1992 - 1 S 1095/91

    Waffenbesitzkarte für Rechtsanwalt - waffenrechtliches Bedürfnis

    Auszug aus VGH Baden-Württemberg, 09.10.2018 - 1 S 2342/17
    Ergibt die Wertung der verschiedenen Belange ein überwiegendes Interesse des Antragstellers, so hat er ein Bedürfnis im Sinne des § 19 WaffG nachgewiesen (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O., zu § 30 Abs. 1 Nr. 3 WaffG 1972; Senat, Urt. v. 15.05.1995 - 1 S 3087/94 - n.v., und v. 28.02.1992 - 1 S 1095/91 - NJW 1992, 2308; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 13.03.1991 - 10 S 2786/89 - n.v.).

    Bei der Prüfung des Bedürfnisses für das Führen einer Schusswaffe ist allerdings stets ein strenger Maßstab anzulegen (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.; Senat, Urt. v. 16.12.2009 - 1 S 202/09 - VBlBW 2010, 201, v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 - BWVpr 1996, 209, v. 13.11.1995 - 1 S 3089/14 - n.v. und v. 15.05.1995, a.a.O.; Urt. v. 28.02.1992, a.a.O.; Beschl. v. 26.11.1996 - 1 S 1205/96 - n.v.; v. 12.09.1996 - 1 S 1423/96 - n.v.).

    Bezugspunkt dieser Prüfung ist das Verhältnis der individuellen Gefährdung zur Gefährdung der Allgemeinheit (und nicht lediglich andere Personen in vergleichbarer Lage wie etwa eine bestimmte Berufsgruppe, vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.; ferner dass., Beschl. v. 22.09.1993 - 1 B 153.92 - Buchholz 402.5 WaffG Nr. 67; Senat, Urt. v. 28.02.1992, a.a.O.; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 13.03.1991, a.a.O.; OVG Rh.-Pf., Urt. v. 30.08.1978 - 2 A 85/77 - GewArch 1978, 398).

    für die Berufsgruppe der Taxifahrer; Beschl. v. 18.12.1997 - 1 B 195.97 - juris; Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O., v. 15.05.1995, a.a.O., und v. 28.02.1992, a.a.O., dort abl.

  • BVerwG, 18.12.1979 - 1 C 38.77

    Erteilung eines Waffenscheins - Prüfungsumfang einer waffenrechtlichen Erlaubnis

    Auszug aus VGH Baden-Württemberg, 09.10.2018 - 1 S 2342/17
    Erforderlich ist, dass der Antragsteller auf Grund besonderer Umstände des Einzelfalls wesentlich mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung mit der von ihm befürchteten Verletzung von Rechtsgütern rechnen muss (vgl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975, a.a.O.; ferner BVerwG, Urt. v. 18.12.1979 - I C 38.77 - Buchholz 402.5 WaffG Nr. 23), das heißt, dass ein Gefährdungsgrad vorliegen muss, der sich - gemessen an dem genannten sehr strengen Maßstab - deutlich von dem der Allgemeinheit unterscheidet (BVerwG, Beschl. v. 12.10.1998, a.a.O., und v. 22.09.1993, a.a.O.; Senat, Urt. v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 -, a.a.O., und v. 15.05.1995, a.a.O.; Beschl. v. 07.02.2001, a.a.O., v. 26.11.1996, a.a.O., und v. 12.09.1996, a.a.O.).

    Die Modalitäten seiner Berufsausübung [...] bewirken [...], daß, anders als bei einem Schmuckreisenden, eine unbestimmte Vielzahl von Personen außerhalb der von ihm angebahnten eigentlichen Geschäftsbeziehungen aufgrund seiner Inserate und der Berichterstattung über die von ihm beschickten Ausstellungen in der Lage ist, von seiner Tätigkeit Kenntnis zu nehmen und seine Gewohnheiten auszuspähen" (VGH Bad.-Württ. Urt. v. 11.04.1989, a.a.O. = juris Rn. 20; im Ergebnis ähnl. zuvor BVerwG, Urt. v. 18.12.1979 - I C 38.77 - Buchholz 402.5 WaffG Nr. 23, und OVG Rh.-Pf., Urt. v. 30.08.1978 - 2 A 85/77 - GewArch 1978, 398, für einen reisenden Juwelenhändler).

    Es entspricht gerade dem vom Gesetz mit der Befristung verfolgten Zweck, nach Ablauf der Geltungsdauer der Verwaltung grundsätzlich Regelungsoffenheit für die Zukunft zu verschaffen (vgl. BVerwG, Urt. v. 18.12.1979, a.a.O.; Senat, Urt. v. 16.12.2009, a.a.O., und v. 13.11.1995 - 1 S 3088/94 - a.a.O.; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 13.03.1991, a.a.O.; Urt. v. 11.04.1989, a.a.O.; BayVGH, Beschl. v. 03.07.2013 - 21 ZB 12.2503 - juris).

  • BVerwG, 11.11.2015 - 6 C 67.14

    Waffenschein; Bedürfnis; Bewachungsunternehmer; Bewachungsaufträge; gefährdete

    Auszug aus VGH Baden-Württemberg, 09.10.2018 - 1 S 2342/17
    a) Begründet ein Antragsteller ein Bedürfnis für den Erwerb einer Schusswaffe und/oder die Ausübung der tatsächlichen Gewalt über sie damit, dass er sich mit der Waffe vor Angriffen auf bestimmte Rechtsgüter schützen wolle, bedarf es einer Interessenabwägung zwischen dem persönlichen Interesse des Antragstellers an der Verbesserung seiner Sicherheit durch den Besitz einer Schusswaffe und dem öffentlichen Interesse daran, dass möglichst wenige Waffen "ins Volk" kommen (grdl. BVerwG, Urt. v. 24.06.1975 - I C 25.73 - BVerwGE 49, 1 zu § 32 Abs. 1 Nr. 3 WaffG 1972; zu Letzterem auch dass., Beschl. v. 11.11.2015 - 6 C 67.14 - NJW 2016, 888 und v. 26.03.2008 - 6 B 11.08 u.a. - Buchholz 402.5 WaffG Nr. 95 jeweils m.w.N.).

    Deshalb stellen insbesondere auch Geld- und Werttransporte keine eigene Kategorie dar, bei der ohne Weiteres anzunehmen ist, dass aus Gründen der Sicherung des Transports Schusswaffen erforderlich sind (BVerwG, Beschl. v. 11.11.2015, a.a.O.).

    Geld- und Werttransporte stellen keine eigene Kategorie dar, bei der ohne Weiteres anzunehmen ist, dass aus Gründen der Sicherung des Transports Schusswaffen erforderlich sind (BVerwG, Beschl. v. 11.11.2015, a.a.O.; VGH Bad.-Württ., Urt. v. 13.03.1991, a.a.O.).

  • VGH Baden-Württemberg, 25.04.1989 - 10 S 902/88

    Bedürfnisprüfung für eine Schußwaffe

  • BVerwG, 18.12.1997 - 1 B 195.97

    Waffenrecht - Darlegung des waffenrechtlichen Bedürfnisses durch Zugehörigkeit zu

  • OVG Rheinland-Pfalz, 23.11.1988 - 2 A 85/87
  • VG Düsseldorf, 12.04.2016 - 22 K 2053/14

    Waffenschein; Erteilung; Bordell; Bedürfnis; Geldtransporte; Gefährdung;

  • VG München, 30.04.2014 - M 7 K 14.633

    Erteilung einer Waffenbesitzkarte; besondere persönliche Gefährdung als

  • VG Augsburg, 29.05.2013 - Au 4 K 13.614

    Schusswaffe nicht erforderlich und nicht geeignet, Gefährdung zu mindern

  • VGH Bayern, 03.07.2013 - 21 ZB 12.2503

    Waffenschein; Juwelier; Bedürfnis

  • VG Oldenburg, 08.12.2010 - 11 A 3043/09

    Waffenschein; Waffenhändler; Waffe; Führen; Bedürfnis

  • OVG Rheinland-Pfalz, 15.09.2008 - 7 A 10475/08

    Sportschütze erhält keinen Waffenschein zum Transport von Waffen

  • OVG Nordrhein-Westfalen, 23.04.2008 - 20 A 321/07

    Anspruch eines Diamantenhändlers auf Erteilung eines Waffenscheins wegen dessen

  • OVG Rheinland-Pfalz, 23.05.2007 - 7 A 11492/06

    Schmuckhändler bekommt keinen Waffenschein

  • BVerwG, 26.03.2008 - 6 B 11.08

    Voraussetzungen für die Erteilung einer waffenrechtlichen Erlaubnis; Umgang und

  • VG Berlin, 15.05.2023 - 31 K 118.22
    Die erforderliche Abwägung zwischen dem persönlichen Interesse des Antragstellers an der Verbesserung seiner Sicherheit durch den Besitz einer Schusswaffe und den gegenläufigen Belangen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung hat zunächst den Grundsatz zu beachten, dass so wenig Waffen wie möglich "ins Volk", also in private Hand gelangen sollen (vgl. BVerwG, Beschluss vom 26. März 2008 - BVerwG 6 B 11/08 u.a. -, juris Rn. 12, sowie Urteile vom 13. Juli 1999 - BVerwG 1 C 5/99 -, juris Rn. 14, und vom 24. Juni 1975 - BVerwG I C 25.73 -, juris Rn. 20; OVG Berlin-Brandenburg, Urteil vom 6. April 2017 - OVG 11 B 11.16 -, juris Rn.37; Bayerischer VGH, Beschluss vom 20. Dezember 2021 - 24 ZB 20.1820 -, juris Rn. 10, und Urteil vom 21. September 2020 - 21 B 17.641 -, juris Rn. 18; VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 9. Oktober 2018 - 1 S 2342/17 -, juris Rn. 21; s. auch BT-Drs.

    Ergibt die Wertung der verschiedenen Belange ein überwiegendes Interesse des Antragstellers, so hat er ein Bedürfnis im Sinne des § 19 WaffG nachgewiesen (VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 9. Oktober 2018, a.a.O., m.w.Nachw.).

    Bei der Prüfung des Bedürfnisses für das Führen einer Schusswaffe ist allerdings im Hinblick auf die besondere Gefährlichkeit des Führens von Schusswaffen ein strenger Maßstab anzulegen (vgl. dazu sowie zum Folgenden nur VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 9. Oktober 2018, a.a.O., Rn. 22 f. m.w.Nachw.).

    Bezugspunkt dieser Prüfung sind nicht lediglich andere Personen in vergleichbarer Lage wie etwa eine bestimmte Berufsgruppe; vielmehr geht es - wie schon der Wortlaut der gesetzlichen Regelung zeigt - um das Verhältnis der individuellen Gefährdung zur Gefährdung der Allgemeinheit (vgl. VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 9. Oktober 2018, a.a.O., Rn. 24 m.w.Nachw.).

    Erforderlich ist, dass der Antragsteller aufgrund besonderer Umstände nach den Erfahrungen wesentlich mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung mit Angriffen rechnen muss, das heißt, dass sich der Gefährdungsgrad deutlich von dem der Allgemeinheit unterscheidet (vgl. Bayerischer VGH, Beschluss vom 20. Dezember 2021, a.a.O., und Urteil vom 21. September 2020, a.a.O.; VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 9. Oktober 2018, a.a.O.; jeweils unter Hinweis u.a. auf BVerwG, Beschluss vom 12. Oktober 1998 - BVerwG 1 B 245.97 -, juris Rn. 9, und Urteil vom 24. Juni 1975, a.a.O., Rn. 23 f.).

    Das bloße Gefühl allgemeiner Unsicherheit begründet demgegenüber noch kein Bedürfnis für einen Waffenbesitz (vgl. VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 9. Oktober 2018, a.a.O.).

    Auch in solchen Fällen sind vielmehr die individuellen Verhältnisse des jeweiligen Antragstellers, also eine bezogen auf seine konkrete Person bezogene Prüfung maßgeblich (vgl. BVerwG, Urteil vom 11. November 2015 - BVerwG 6 C 67/14 -, juris Rn.12 ; VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 9. Oktober 2018, a.a.O., Rn. 25 m.w.Nachw.).

    Wegen der stets vorzunehmenden Würdigung der gesamten Umstände des einzelnen Falls ist jedoch mit der Zugehörigkeit des Antragstellers zu einer solchen Personengruppe allein das erforderliche Bedürfnis noch nicht ohne Weiteres nachgewiesen (VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 9. Oktober 2018, a.a.O., Rn. 26 m.w.Nachw.).

    Die Schilderung von bloßen Vermutungen oder subjektiven Bedrohungsempfindungen oder der Verweis auf eine "allgemeine Lebenserfahrung" zu angenommenen Bedrohungslagen genügen zur Glaubhaftmachung hingegen auch in diesem Zusammenhang grundsätzlich nicht (VGH Baden-Württemberg, Urteil vom 9. Oktober 2018, a.a.O., Rn. 27 m.w.Nachw.).

  • VG München, 20.06.2023 - M 7 K 20.3708

    (Wieder-)Erteilung eines Waffenscheins, Strafrichter im Ruhestand, Kein

    Begründet ein Antragsteller ein Bedürfnis für den Erwerb einer Schusswaffe und/oder die Ausübung der tatsächlichen Gewalt über sie damit, dass er sich mit der Waffe vor Angriffen auf bestimmte Rechtsgüter schützen wolle, bedarf es einer Interessenabwägung zwischen dem persönlichen Interesse des Antragstellers an der Verbesserung seiner Sicherheit durch den Besitz einer Schusswaffe und dem öffentlichen Interesse daran, dass möglichst wenige Waffen "ins Volk" kommen (stRspr, vgl. z.B. VGH BW, U.v. 9.10.2018 - 1 S 2342/17 - juris Rn. 21 u.a. mit Verweis auf BVerwG, U.v. 24.6.1975 - I C 25.73 - juris Rn. 20 ff.).

    Wenn eine gefährdete Person eine Schusswaffe außerhalb des eigenen befriedeten Besitztums, der eigenen Wohnung oder Geschäftsräume führen will, gilt daher im Hinblick auf die besondere Gefährlichkeit des Führens von Schusswaffen im öffentlichen Bereich ein besonders strenger Maßstab bei der Prüfung dieses Bedürfnisses (vgl. VGH BW, U.v. 9.10.2018 - 1 S 2342/17 - juris Rn. 23 m.w.N. sowie mit Verweis auf den Gesetzentwurf der Bundesregierung für ein Gesetz zur Neuregelung des Waffenrechts vom 7.12.2001, BT-Drs. 14/7758, S. 66).

    Wegen der stets vorzunehmenden Würdigung der gesamten Umstände des einzelnen Falls ist jedoch mit der Zugehörigkeit des Antragstellers zu einer solchen Personengruppe allein das erforderliche Bedürfnis noch nicht ohne weiteres nachgewiesen (vgl. VGH BW, U.v. 9.10.2018 - 1 S 2342/17 - juris Rn. 26 m.w.N.).

  • VGH Baden-Württemberg, 21.10.2019 - 1 S 1725/19

    Streitwertfestsetzung in einem waffenrechtlichen Verfahren

    Bei einem Verfahren betreffend einen Waffenschein (vgl. § 10 Abs. 4 WaffG) setzt er danach in der Regel 7.500,-- EUR (Nr. 50.1, vgl. Senat, Urt. v. 09.10.2018 - 1 S 2342/17 - juris), bei einem Verfahren betreffend eine Waffenbesitzkarte (vgl. § 10 Abs. 1 bis 3 WaffG) den Auffangwert zuzüglich 750,-- EUR je weiterer Waffe an (Nr. 50.2, vgl. Senat, Beschl. v. 14.03.2019 - 1 S 315/19 - juris m.w.N.).
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