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   VGH Hessen, 16.02.1996 - 7 UE 4242/95   

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VGH Hessen, 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 (https://dejure.org/1996,1602)
VGH Hessen, Entscheidung vom 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 (https://dejure.org/1996,1602)
VGH Hessen, Entscheidung vom 16. Februar 1996 - 7 UE 4242/95 (https://dejure.org/1996,1602)
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Volltextveröffentlichungen (3)

  • openjur.de
  • Justiz Hessen

    Art 16a Abs 1 GG, § 51 Abs 1 AuslG
    Keine Gruppenverfolgung albanischer Volkszugehöriger im Kosovo; Heranziehung zum Wehrdienst und Bestrafung wegen Wehrdienstentziehung oder Desertion nicht politisch motiviert

  • juris(Abodienst) (Volltext/Leitsatz)
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Verfahrensgang

Papierfundstellen

  • ESVGH 46, 234 (Ls.)
 
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Wird zitiert von ... (13)Neu Zitiert selbst (63)

  • OVG Niedersachsen, 28.09.1995 - 12 L 2034/95

    Gruppenverfolgung; Kosovo; Albaner; Mitgliedschaft in der LDK; Deserteur;

    Auszug aus VGH Hessen, 16.02.1996 - 7 UE 4242/95
    Das Gericht muß sich die feste Überzeugung von der Wahrheit des von dem Asylbewerber behaupteten Verfolgungsschicksals verschaffen, und zwar nicht nur hinsichtlich des individuellen Asylvorbringens, sondern auch hinsichtlich der relevanten Situation im Herkunftsland (vgl. BVerwG, Ue. v. 12.11.1985 - 9 C 27.85 -, EZAR 630 Nr. 23, u. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, BVerwGE 96, 200, sowie Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 16, u. OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 12).

    Mit dieser Überzeugung befindet sich der Senat in Übereinstimmung mit der Beurteilung durch - soweit ersichtlich - alle Oberverwaltungsgerichte, die sich seit Herbst 1994 mit der Frage der Gruppenverfolgung der Kosovo-Albaner befaßt haben (VGH Baden-Württemberg, Ue. v. 24.01.1995 - A 14 S 2075/94 -, v. 18.05.1995 - A 12 S 207/95 -, v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 - u. v. 13.06.1995 - A 14 S 2459/94 - Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 - Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - Nds. OVG, Ue. v. 24.02.1995 - 8 L 5275/93 - u. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 21.02.1995 - 13 A 265/94.A - u. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - OVG Rheinland-Pfalz, Ue. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 - u. v. 19.09.1995 - 7 A 12537/93 - OVG Saarland, U. v. 08.02.1995 - 9 R 25/95 - Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - OVG Sachsen-Anhalt, U. v. 28.02.1995 - 3 L 29/93 - Schlesw.-Holst.

    Deshalb fehlt es insoweit bei objektiver Betrachtung schon an der auf die albanische Volkszugehörigkeit zielenden Gerichtetheit; abgesehen davon ist auch die erforderliche Eingriffsintensität derartiger polizeilicher Überprüfungen zu verneinen (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 60).

    Die dokumentierten Vorladungen zu polizeilichen Verhören und deren Durchführung beinhalten zumindest für den Regelfall ebenfalls keinen Eingriff von asylerheblicher Intensität (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 61; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 29).

    Soweit diese Maßnahmen primär darauf gerichtet sind, jeglichen Waffenbesitz zu unterbinden und damit der Gefahr zu begegnen, daß der bislang weitgehend gewaltfreie Widerstand der albanischen Volkszugehörigen in einen bewaffneten Aufstand umschlägt, mangelt es schon an der an die albanische Volkszugehörigkeit anknüpfenden Gerichtetheit (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 59 f.; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 15 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 28).

    Soweit allerdings die Suche nach Waffen nur als Vorwand herangezogen wird, um ausschließlich albanische Volkszugehörige zu schikanieren, wofür etwa sprechen kann, daß bei erfolgloser Suche entweder unter Androhung eines empfindlichen Übels zur Ablieferung erst noch zu beschaffender Waffen aufgefordert wird oder Sachen beschädigt und/oder weggenommen werden (7., Nr. 191; 8., S. 6 f.; 26., S. 7), wird eine asylerhebliche Gerichtetheit zu bejahen sein (Nds. OVG, U.v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 60).

    Den mitgeteilten Festnahmen bis zu drei Tagen ist gleichfalls nicht ohne weiteres Asylrelevanz beizumessen, denn zumindest dann, wenn diese im Zusammenhang mit der Ermittlung kriminellen Unrechts und nur kurzzeitig - je nach Anlaß auch mehrstündig - erfolgen, ist ein hinreichend intensiver asylrelevanter Eingriff nicht festzustellen, und konkrete Angaben hierzu sind in aller Regel nicht dokumentiert (vgl. Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 61).

    Da derartige Übergriffe gegenüber nichtalbanischen Volkszugehörigen im Kosovo kaum bekannt geworden sind, erachtet der Senat die asylerhebliche Gerichtetheit in Anknüpfung an die albanische Volkszugehörigkeit regelmäßig für gegeben (ebenso Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 58 f.; vgl. auch BVerfG, Be. v. 08.01.1990 - 2 BvR 933/90 -, NVwZ 1991, 772, u. v. 30.11.1993 - 2 BvR 594/93 -, BayVBl. 1994, 143).

    Das gilt uneingeschränkt für strafgerichtliche Verurteilungen aus politischen Gründen, jedenfalls soweit ihnen keine terroristischen Aktivitäten zugrundeliegen (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 62 i.V.m. 6), und grundsätzlich auch für die Verhängung von Freiheitsstrafen nach dem serbischen Ordnungswidrigkeitengesetz, soweit hinreichend sichere Anhaltspunkte dafür fehlen, daß es im Einzelfall an der asylrechtlich erforderlichen Gerichtetheit im Hinblick auf die albanische Volkszugehörigkeit mangelt (ähnlich Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 62 f.; a.A. Bay. VGH, u. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 87 f.).

    Was die Handhabung der Wehrpflicht angeht, so ist diese jedenfalls für die hier beurteilte Zeit ab 1990 weder in bezug auf die Einberufungspraxis gegenüber Kosovo-Albanern noch in bezug auf deren Einsatz während des Wehrdienstes und auch nicht in bezug auf eine Bestrafung im Falle der Wehrdienstentziehung oder Desertion asylrechtlich relevant (VGH Baden-Württemberg, Ue. v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 - u. v. 19.09.1995 - A 14 S 1327/94 - Bay. VGH, Ue. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - u. v. 09.01.1995 - 19 BA 94.30683 - Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - Nds. OVG, Ue. v. 24.02.1995 - 8 L 5275/93 -, v. 31.05.1995 - 11 L 1899/95 -, v. 13.07.1995 - 3 L 2339/95 - u. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 18.10.1994 - 13 A 2045/94 - OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 -, Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - OVG Sachsen- Anhalt, U. v. 28.02.1995 - 3 L 29/93 - Schlesw.-Holst.

    Nur für den bereits aus anderen Gründen politisch Verfolgten ruht also die Wehrpflicht mit der Folge, daß ihre zwangsweise Durchsetzung oder eine an ihre Nichterfüllung anknüpfende Bestrafung ihrerseits - und zusätzlich - Asylrelevanz erlangt (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 7 f.; a.A. VG Frankfurt am Main, Ue. v. 25.04.1995 - 6 E 11177/93.A (3) - u. v. 21.06.1995 - 6 E 13533/93.A (V) -, beide nicht rechtskräftig).

    Denn damit macht sich der Staat lediglich den Umstand zunutze, daß die wehrpflichtigen Kosovo-Albaner die auch ihnen obliegende Wehrpflicht meist nicht erfüllen, weil sie einer nach ihrem politischen Verständnis "fremden Macht" nicht dienen wollen; die Einberufungen widerstreiten zwar dieser - objektiv unrichtigen und deshalb asylrechtlich unerheblichen - Überzeugung, sie beinhalten aber kein über deren - dann ebenfalls asylirrelevante - Brechung hinausgehendes Element politischer Disziplinierung (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 64 f.; vgl. auch VGH Baden-Württemberg, U. v. 19.09.1995 - A 14 S 1327/94 -, S. 6 f., u. OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 7 f.).

    Dieser Verfahrensweise kann zwar die an die Volkszugehörigkeit anknüpfende Gerichtetheit nicht abgesprochen werden; ihr fehlt indes die erforderliche Eingriffsintensität (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 64).

    Denn zum einen wurden bisher ganz allgemein nur wenige Strafverfahren nicht nur eingeleitet, sondern auch tatsächlich zum Abschluß gebracht (3., S. 11; 6., S. 57; 11., S. 11; 14.; 23.; 30., S. 15; 34.; 46.; 48.; 66.; 67.; 78., S. 9; 80.; 83.; 84.; 87.; 98.; 112.); und der Umstand, daß neuerdings vor allem aus dem Ausland zurückkehrende Wehrpflichtige aufgrund eines von den Grenzbehörden offenbar zunehmend praktizierten Listenabgleichs mit strafrechtlicher Ahndung rechnen müssen (30., S. 16; 33., S. 57; 34.; 47., S. 28; 64.; 73.; 78., S. 9; 80.; 83.; 84.), steigert lediglich die generelle Wahrscheinlichkeit der Bestrafung, vermag aber eine asylrelevante Gerichtetheit in Anknüpfung an die ethnische Zugehörigkeit nicht zu begründen (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 65).

    Denn zum einen fehlt es in der Regel an der erforderlichen Intensität, weil für die Betroffenen - von Ausnahmefällen abgesehen - jedenfalls das wirtschaftliche Existenzminimum, gemessen an der in der "Bundesrepublik Jugoslawien" allgemein herrschenden bedrückenden Wirtschaftslage, weiterhin gewährleistet ist (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 32 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 66 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 32 f.; vgl. BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

    Denn sie sind bei objektiver Betrachtung nicht hierauf, sondern vielmehr auf die Erlangung der serbischen Kontrolle über den staatlichen Gesundheitsdienst gerichtet, wie vor allem daraus erhellt, daß dessen Inanspruchnahme auch albanischen Volkszugehörigen weiterhin offensteht und die teilweise bestehende wirtschaftliche Zugangssperre nicht an deren Volkszugehörigkeit anknüpft, sondern die Folge von ihrerseits asylunerheblichen Umständen - wie etwa dem Verlust des Arbeitsplatzes - ist (Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 -, S. 57; Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 33; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 72 f.).

    Die seit 1990 gültigen Lehrpläne lassen nämlich muttersprachlichen Unterricht in einem gewissen, dem Schutz der Albaner als nationaler Minderheit ausreichend Rechnung tragendem Umfang zu; und einen asylrechtlich geschützten Anspruch der Kosovo-Albaner, die Unterrichtssprache und die Lehrinhalte selbst zu bestimmen, gibt es nicht; soweit Bildungsdefizite dadurch entstehen, daß die albanische Bevölkerungsmehrheit das offizielle Schul- und Hochschulsystem boykottiert, fällt dies demzufolge in ihren eigenen Verantwortungsbereich (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 12 f. u. 70 f.; vgl. auch OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 18).

    Soweit etwa im Sozialbereich eine faktische Benachteiligung der Kosovo-Albaner dadurch stattfindet, daß infolge der Begrenzung der öffentlichen Leistungen ab dem vierten Kind durch Gesetz vom 21. Juli 1992 die traditionell kinderreicheren albanischen Familien eine geringere finanzielle Unterstützung als zuvor erhalten (2., Nr. 158 b), fehlt es an der asylrechtlich nötigen Gerichtetheit schon deshalb, weil diese Regelung für die gesamte Bevölkerung gilt (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 29) und weil sie überdies das Ziel verfolgt, ein übermäßiges Bevölkerungswachstum allgemein einzudämmen (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 69 f.).

    Allerdings wird gelegentlich auch von der gewaltsamen Vertreibung kosovoalbanischer Familien aus Wohnungen berichtet, in denen sie offenbar rechtmäßig lebten (7., Nr. 195; 30., S. 5 f.; 41.; 78., S. 3); solchenfalls kann je nach den Umständen des Einzelfalles die Asylrelevanz durchaus zu bejahen sein (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 73).

    Es wird nämlich weder auf den Gebrauch der albanischen Sprache im häuslichen Bereich oder in dem der nachbarschaftlichen Kommunikation nachhaltig Einfluß genommen, noch wird den Kosovo-Albanern das Erlernen der Amtssprache verwehrt (vgl. Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 75 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 12 f. u. 74).

    Daraus und aus dem von seiten der "Bundesrepublik Jugoslawien" verlautbarten Wunsch, ein Rückübernahmeabkommen abschließen zu wollen, wird deutlich, daß die praktizierte Form der Einreiseverweigerung nicht gerade auf die Ethnie der Kosovo- Albaner abzielt (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 84; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 24 f.).

    Hinreichend gesicherte Anhaltspunkte für die Annahme eines staatlichen Programms mit dem Ziel einer gewaltsamen Vertreibung oder physischen Vernichtung eines Teils der albanischen Bevölkerung bestehen demgegenüber nicht (BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.; VGH Baden-Württemberg, U. v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 -, S. 22 f.; Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 37 ff.; Nds. OVG; U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 81 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 37 f.).

    Hierzu hat der Senat die Gesamtzahl der asylerheblichen Verfolgungsschläge und die Gesamtzahl der Gruppenmitglieder einer auf den maßgebenden Zeitraum bezogenen, - auch in qualitativer Hinsicht - wertenden Relationsbetrachtung unterzogen (vgl. dazu Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 20).

    Da sich die Verhältnisse in den Jahren 1994 und 1995 gegenüber den hier relevanten Vorjahren bis 1990 jedenfalls nicht verbessert haben (2., Nrn. 153 u. 171; 3., S. 8; 7., Nr. 189; 13., S. 3 u. 19; 42.; 47., S. 10; 48.; 56.; 62., S. 7), können sich die folgenden Überlegungen auf die Zahlen des Jahres 1994 beschränken (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 26 u. 41; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 54).

    Zu berücksichtigen ist einerseits zunächst, daß die dokumentierten polizeilichen Maßnahmen - wie weiter oben (1.1.1.1.) festgestellt - jedenfalls nicht generell, sondern nur insoweit asylrelevant sind, als diese zielgerichtet an die Ethnie anknüpfen und darüber hinaus auch nach dem jeweils verletzten Rechtsgut bzw. nach der jeweiligen Eingriffsintensität asylrechtlich beachtlich sind; schon aus diesem Grunde ist ein ganz erheblicher Abschlag erforderlich (vgl. Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 56 f.).

    Der Senat ist aufgrund der ihm zugänglichen Erkenntnisse - insbesondere über die Engmaschigkeit des Informationsnetzes der Dokumentationsstellen (32., S. 19 u. 22 f.) - der Überzeugung, daß die Dunkelziffer nicht bekannt gewordener Verfolgungsmaßnahmen jedenfalls die Zahl der dokumentierten, aber nicht asylerheblichen Polizeimaßnahmen nicht übersteigt, so daß gebotene Ab- und Zuschläge sich im wesentlichen ausgleichen (vgl. Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 56 f. u. 75).

    Beachtliche Anzeichen für eine in absehbarer Zeit zu erwartende Zunahme asylrelevanter Eingriffe gegenüber Kosovo-Albanern sind nicht zu erkennen; insbesondere ist gegenwärtig nicht ernsthaft zu erwarten, daß die seit längerem bestehende Pattsituation umschlägt, sei es durch eine drastische Ausweitung der Maßnahmen des serbischen Staates oder durch eine Radikalisierung des bislang weitgehend gewaltfreien Widerstands von seiten der ethnischen Albaner (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 75 f.).

    Von einem Klima gesellschaftlicher Verachtung kann nämlich für die weit überwiegende Bevölkerungsmehrheit der Kosovo-Albaner auch angesichts der sie treffenden wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Diskriminierungen nicht ausgegangen werden (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 77 f.).

    Zum einen stellen die albanischen Volkszugehörigen im Kosovo nämlich keine Minderheit, sondern die weit überwiegende Bevölkerungsmehrheit dar mit der Folge, daß sie selbst - nicht zuletzt durch ihren Zusammenhalt im passiven Widerstand gegen die serbischen Behörden - das moralische und gesellschaftliche Klima prägen (Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 101 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 87 f.; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 27).

    Bleiben indessen die Einschränkungen für eine Volksgruppe oder für einen einzelnen unterhalb der Schwelle der Asylerheblichkeit, so kann eine Ausgrenzung aus der übergreifenden Friedensordnung der staatlichen Einheit mit der Folge einer Suspendierung der Wehrpflicht jedenfalls nicht angenommen werden (Nds. OVG; U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 7 f.).

  • VGH Hessen, 23.01.1995 - 13 UE 2370/94

    Ethnische Albaner unterliegen im Kosovo keiner asylrelevanten Gruppenverfolgung

    Auszug aus VGH Hessen, 16.02.1996 - 7 UE 4242/95
    Mit dieser Überzeugung befindet sich der Senat in Übereinstimmung mit der Beurteilung durch - soweit ersichtlich - alle Oberverwaltungsgerichte, die sich seit Herbst 1994 mit der Frage der Gruppenverfolgung der Kosovo-Albaner befaßt haben (VGH Baden-Württemberg, Ue. v. 24.01.1995 - A 14 S 2075/94 -, v. 18.05.1995 - A 12 S 207/95 -, v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 - u. v. 13.06.1995 - A 14 S 2459/94 - Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 - Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - Nds. OVG, Ue. v. 24.02.1995 - 8 L 5275/93 - u. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 21.02.1995 - 13 A 265/94.A - u. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - OVG Rheinland-Pfalz, Ue. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 - u. v. 19.09.1995 - 7 A 12537/93 - OVG Saarland, U. v. 08.02.1995 - 9 R 25/95 - Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - OVG Sachsen-Anhalt, U. v. 28.02.1995 - 3 L 29/93 - Schlesw.-Holst.

    Was die Handhabung der Wehrpflicht angeht, so ist diese jedenfalls für die hier beurteilte Zeit ab 1990 weder in bezug auf die Einberufungspraxis gegenüber Kosovo-Albanern noch in bezug auf deren Einsatz während des Wehrdienstes und auch nicht in bezug auf eine Bestrafung im Falle der Wehrdienstentziehung oder Desertion asylrechtlich relevant (VGH Baden-Württemberg, Ue. v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 - u. v. 19.09.1995 - A 14 S 1327/94 - Bay. VGH, Ue. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - u. v. 09.01.1995 - 19 BA 94.30683 - Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - Nds. OVG, Ue. v. 24.02.1995 - 8 L 5275/93 -, v. 31.05.1995 - 11 L 1899/95 -, v. 13.07.1995 - 3 L 2339/95 - u. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 18.10.1994 - 13 A 2045/94 - OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 -, Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - OVG Sachsen- Anhalt, U. v. 28.02.1995 - 3 L 29/93 - Schlesw.-Holst.

    Hierbei handelt es sich jedoch um nicht mehr als die Summe einzelner und im wesentlichen auf Kriegszeiten beschränkter Exzeßtaten, die dem insoweit schutzwilligen und auch grundsätzlich schutzfähigen Staat asylrechtlich nicht zurechenbar sind (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 18; OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 -, S. 18).

    Erst recht gab und gibt es keinerlei verifizierbare Anhaltspunkte für einen - ggf. freilich asylrelevanten - tatsächlichen oder beabsichtigten Einsatz von Wehrpflichtigen albanischer Volkszugehörigkeit aus dem Kosovo zur Bekämpfung des dortigen Widerstands der albanischen Bevölkerungsmehrheit (vgl. 8., S. 8; 13., S. 17; 33., S. 60); es kommt dort nämlich kaum zu Gewalthandlungen, und im übrigen wäre solchenfalls die Heranziehung gerade von als illoyal angesehenen Kosovo- Albanern schwerlich zu erwarten (Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 19 f.; Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 18).

    Denn zum einen fehlt es in der Regel an der erforderlichen Intensität, weil für die Betroffenen - von Ausnahmefällen abgesehen - jedenfalls das wirtschaftliche Existenzminimum, gemessen an der in der "Bundesrepublik Jugoslawien" allgemein herrschenden bedrückenden Wirtschaftslage, weiterhin gewährleistet ist (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 32 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 66 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 32 f.; vgl. BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

    Zum anderen läßt sich auch die außerdem gebotene Gerichtetheit auf die Ethnie nicht hinreichend sicher feststellen, weil die betreffenden Maßnahmen vor allem auf eine weitgehende Angleichung der Lebensverhältnisse des Kosovo an diejenigen in der übrigen "Bundesrepublik Jugoslawien" und auf den Abbau von Überkapazitäten zielten und weil im übrigen bei entsprechender Loyalitätsbekundung bzw. Anerkennung der von serbischer Seite verfügten Änderungen - beides war asylrechtlich zumutbar - ein Arbeitsplatzverlust oft hätte vermieden werden können (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 31 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 33 f.).

    Denn sie sind bei objektiver Betrachtung nicht hierauf, sondern vielmehr auf die Erlangung der serbischen Kontrolle über den staatlichen Gesundheitsdienst gerichtet, wie vor allem daraus erhellt, daß dessen Inanspruchnahme auch albanischen Volkszugehörigen weiterhin offensteht und die teilweise bestehende wirtschaftliche Zugangssperre nicht an deren Volkszugehörigkeit anknüpft, sondern die Folge von ihrerseits asylunerheblichen Umständen - wie etwa dem Verlust des Arbeitsplatzes - ist (Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 -, S. 57; Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 33; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 72 f.).

    Ihnen fehlt bereits die Gerichtetheit in bezug auf die Volksgruppe der Kosovo- Albaner; sie zielen nämlich nicht darauf ab, die albanischen Volkszugehörigen von Bildung und Erziehung auszuschließen, sondern dienen dem bildungspolitischen Zweck, die schulischen und universitären Rahmenbedingungen im Kosovo denjenigen im übrigen Serbien anzugleichen (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 34 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 35).

    Außerdem vermag der Senat auch die asylrechtlich nötige Eingriffsintensität nicht zu erkennen, denn das bildungsmäßige und kulturelle Existenzminimum ist nach wie vor gewährleistet (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 34 f.).

    Soweit etwa im Sozialbereich eine faktische Benachteiligung der Kosovo-Albaner dadurch stattfindet, daß infolge der Begrenzung der öffentlichen Leistungen ab dem vierten Kind durch Gesetz vom 21. Juli 1992 die traditionell kinderreicheren albanischen Familien eine geringere finanzielle Unterstützung als zuvor erhalten (2., Nr. 158 b), fehlt es an der asylrechtlich nötigen Gerichtetheit schon deshalb, weil diese Regelung für die gesamte Bevölkerung gilt (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 29) und weil sie überdies das Ziel verfolgt, ein übermäßiges Bevölkerungswachstum allgemein einzudämmen (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 69 f.).

    Hinreichend gesicherte Anhaltspunkte für die Annahme eines staatlichen Programms mit dem Ziel einer gewaltsamen Vertreibung oder physischen Vernichtung eines Teils der albanischen Bevölkerung bestehen demgegenüber nicht (BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.; VGH Baden-Württemberg, U. v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 -, S. 22 f.; Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 37 ff.; Nds. OVG; U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 81 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 37 f.).

    Denn zum einen haben sich die Diskriminierungs- und Verfolgungsformen in den letzten Jahren jedenfalls in qualitativer Hinsicht nicht maßgeblich verändert (3., S. 8; 42.; 62., S. 6 f. u. 9 f.), und zum anderen beläßt der serbische Staat den Kosovo-Albanern seit jeher jedenfalls den Raum, den sie benötigen, um ihre existentiellen Grundbedürfnisse zu decken; insbesondere geht er nicht systematisch gegen die entstandenen Parallelstrukturen vor, ohne daß dafür zwingende Hinderungsgründe ersichtlich wären (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 38 f. u. 46; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 37).

    Ebensowenig hat der Senat aufgrund der zur Situation der albanischen Volkszugehörigen im Kosovo getroffenen Feststellungen die Überzeugung gewinnen können, daß seit 1990 bis heute die für die Annahme einer Gruppenverfolgung erforderliche Verfolgungsdichte vorliegt (ebenso: VGH Baden-Württemberg, U. v. 13.06.1995 - A 14 S 2459794 -, S. 8 ff.; Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 95 ff.; Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 -, S. 84 ff.; Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 25 ff. u. 41 ff.; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 12 ff.; OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 19.09.1995 - 7 A 12537/93 -, S. 7 ff.; Schlesw.-Holst.

    Da sich die Verhältnisse in den Jahren 1994 und 1995 gegenüber den hier relevanten Vorjahren bis 1990 jedenfalls nicht verbessert haben (2., Nrn. 153 u. 171; 3., S. 8; 7., Nr. 189; 13., S. 3 u. 19; 42.; 47., S. 10; 48.; 56.; 62., S. 7), können sich die folgenden Überlegungen auf die Zahlen des Jahres 1994 beschränken (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 26 u. 41; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 54).

    Danach kann von der auch insoweit erforderlichen Verfolgungsdichte - selbst bei einer Gesamtschau mit den asylrelevanten Eingriffen staatlicher Stellen - nicht ausgegangen werden (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 21 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 39; Schlesw.-Holst.

  • BVerwG, 05.07.1994 - 9 C 158.94

    Asylrecht - Gruppenverfolgung - EntscheidungserheblicheTatsachenfeststellung -

    Auszug aus VGH Hessen, 16.02.1996 - 7 UE 4242/95
    Das Gericht muß sich die feste Überzeugung von der Wahrheit des von dem Asylbewerber behaupteten Verfolgungsschicksals verschaffen, und zwar nicht nur hinsichtlich des individuellen Asylvorbringens, sondern auch hinsichtlich der relevanten Situation im Herkunftsland (vgl. BVerwG, Ue. v. 12.11.1985 - 9 C 27.85 -, EZAR 630 Nr. 23, u. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, BVerwGE 96, 200, sowie Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 16, u. OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 12).

    Der Anspruch auf Asyl ist zwar ein Individualgrundrecht und setzt deshalb eigene Verfolgungsbetroffenheit voraus; die Gefahr eigener politischer Verfolgung kann sich aber auch aus gegen Dritte gerichteten Maßnahmen ergeben, wenn diese Dritten wegen eines asylerheblichen Merkmals verfolgt werden, das der Asylsuchende mit ihnen teilt, und wenn er sich mit ihnen in einer nach Ort, Zeit und Wiederholungsträchtigkeit vergleichbaren Lage befindet und deshalb seine eigene bisherige Verschonung von ausgrenzenden Rechtsgutsbeeinträchtigungen als eher zufällig anzusehen ist (BVerfG, B. v. 23.01.1991 - 2 BvR 902/85 u.a. -, a.a.O.; BVerwG, Ue. v. 23.02.1988 - 9 C 85.87 -, BVerwGE 79, 79, u. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

    Die Annahme einer gruppengerichteten Verfolgung setzt eine bestimmte Verfolgungsdichte voraus, welche die Regelvermutung eigener Verfolgung jedes einzelnen Gruppenmitglieds rechtfertigt; hierfür ist die Gefahr einer so großen Zahl von Eingriffshandlungen in asylrechtlich geschützte Rechtsgüter erforderlich, daß es sich dabei nicht mehr nur um vereinzelt bleibende individuelle Übergriffe oder um eine bloße Vielzahl solcher Übergriffe handelt; die Verfolgungshandlungen müssen vielmehr im Verfolgungszeitraum und -gebiet auf alle sich dort aufhaltenden Gruppenmitglieder zielen und in quantitativer und qualitativer Hinsicht so um sich greifen, daß dort für jeden Gruppenangehörigen nicht nur die Möglichkeit, sondern ohne weiteres die aktuelle Gefahr eigener Betroffenheit entsteht (BVerwG, Ue. v. 15.05.1990 - 9 C 17.89 -, BVerwGE 85, 139, u. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

    Eine mittelbare staatliche Gruppenverfolgung liegt danach typischerweise bei Pogromen, die sich auf große Teile des Landes erstrecken oder kleine Minderheiten mit besonderer Härte, Ausdauer und Unnachgiebigkeit erfassen, und auch ansonsten immer dann vor, wenn die Verfolgungsschläge so dicht und eng gestreut fallen, daß für jedes Gruppenmitglied die Furcht begründet ist, in eigener Person Opfer der Übergriffe zu werden (BVerwG, B. v. 24.09.1992 - 9 B 130.92 -, NVwZ 1993, 192, sowie Ue. v. 19.04.1994 - 9 C 462.93 -, NVwZ 1994, 1121, u. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

    Die unmittelbare staatliche Gruppenverfolgung setzt grundsätzlich ebenfalls eine solche Verfolgungsdichte voraus; sie kann aber - im Hinblick auf die prinzipielle Überlegenheit staatlicher Machtmittel und auf die dem Staat mögliche Durchsetzung eigener Ziele durch hierzu autorisierte Kräfte - auch schon dann anzunehmen sein, wenn sichere Anhaltspunkte für ein staatliches Verfolgungsprogramm vorliegen, dessen Umsetzung bereits eingeleitet ist oder alsbald bevorsteht; kann etwa festgestellt werden, daß der Herkunftsstaat eine bestimmte Gruppe physisch vernichten oder gewaltsam aus seinem Staatsgebiet vertreiben will, so bedarf es nicht erst der Feststellung einzelner Vernichtungs- oder Vertreibungsschläge, um eine Gruppenverfolgung annehmen zu können (BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

    Dabei sind auch nicht unmittelbar zum Verfolgungsgeschehen gehörende Umstände - wie etwa für sich betrachtet asylrechtlich unerhebliche Maßnahmen - indiziell zu berücksichtigen; allerdings können nur asylrechtlich beachtliche Eingriffe die Beurteilung der Verfolgungssituation als Gruppenverfolgung rechtfertigen (BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

    Bei Anlegung dieser Maßstäbe stellte und stellt sich die Situation der albanischen Volkszugehörigen im Kosovo (1.1.1.) aufgrund der in das Verfahren eingeführten und hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit differenziert zu bewertenden Erkenntnisquellen (vgl. hierzu BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O., und vor allem Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 -, S. 42 ff., u. Bay. VGH, U. v. 26.04.1994 - 19 BA 94.30770 -, S. 16 f.) so dar, daß ihnen jedenfalls seit 1990 bis heute und in absehbarer Zukunft keine unmittelbare staatliche Gruppenverfolgung drohte bzw. droht - es kann nämlich entgegen der Vorinstanz weder ein staatliches Verfolgungsprogramm (1.1.2.) noch die erforderliche Verfolgungsdichte (1.1.3.) festgestellt werden - und daß auch eine mittelbare staatliche Gruppenverfolgung in Anknüpfung an die Ethnie nicht beachtlich wahrscheinlich war bzw. ist (1.1.4.).

    OVG, U. v. 31.03.1995 - 3 L 258/94 -), und trägt damit auch dem gebotenen Interesse an einer möglichst einheitlichen tatrichterlichen Würdigung desselben generellen Lebenssachverhalts Rechnung (vgl. BVerwG, U. v. 05.07.1995 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

    Da so gut wie jeder Handlung eines albanischen Volkszugehörigen im Kosovo ein politischer Bezug unterstellt wird (78., S. 4), die Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppe mithin pauschal zumindest in die Nähe separatistischer Aktivitäten gerückt werden, schlägt dies dergestalt auf die vom serbischen Staat praktizierte Ahndung von politisch motivierten Rechtsverletzungen durch, daß hierbei aus objektiver Sicht regelmäßig auch an die Volkszugehörigkeit angeknüpft wird (vgl. BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

    Denn zum einen fehlt es in der Regel an der erforderlichen Intensität, weil für die Betroffenen - von Ausnahmefällen abgesehen - jedenfalls das wirtschaftliche Existenzminimum, gemessen an der in der "Bundesrepublik Jugoslawien" allgemein herrschenden bedrückenden Wirtschaftslage, weiterhin gewährleistet ist (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 32 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 66 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 32 f.; vgl. BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

    Hinreichend gesicherte Anhaltspunkte für die Annahme eines staatlichen Programms mit dem Ziel einer gewaltsamen Vertreibung oder physischen Vernichtung eines Teils der albanischen Bevölkerung bestehen demgegenüber nicht (BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.; VGH Baden-Württemberg, U. v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 -, S. 22 f.; Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 37 ff.; Nds. OVG; U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 81 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 37 f.).

    Die Feststellung einer - absolut gesehen - großen Zahl solcher Eingriffe reicht nämlich für sich allein nicht aus, weil eine bestimmte Zahl von Eingriffen, die sich für eine kleine Gruppe von Verfolgten bereits als bedrohlich erweist, gegenüber einer großen Gruppe vergleichsweise geringfügig erscheinen kann mit der Folge, daß noch keine Bedrohung für die gesamte Gruppe vorliegt (BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

    Die vom serbischen Staat ergriffenen legislativen und administrativen Maßnahmen im Bereich des Arbeits- und Wirtschaftslebens, des Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesens sowie von Kultur und Sport sowie im Zusammenhang mit dem Wehrdienst sind - wie oben festgestellt wurde - in aller Regel asylrechtlich nicht beachtlich und können schon deshalb die Qualifizierung der Situation der albanischen Volkszugehörigen im Kosovo als Gruppenverfolgung nicht rechtfertigen (BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

  • OVG Sachsen, 18.07.1995 - A 4 S 68/94

    Gruppenverfolgung; Kosovo- Albaner; Ethnische Abstammung; Wehdienstentziehung;

    Auszug aus VGH Hessen, 16.02.1996 - 7 UE 4242/95
    Mit dieser Überzeugung befindet sich der Senat in Übereinstimmung mit der Beurteilung durch - soweit ersichtlich - alle Oberverwaltungsgerichte, die sich seit Herbst 1994 mit der Frage der Gruppenverfolgung der Kosovo-Albaner befaßt haben (VGH Baden-Württemberg, Ue. v. 24.01.1995 - A 14 S 2075/94 -, v. 18.05.1995 - A 12 S 207/95 -, v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 - u. v. 13.06.1995 - A 14 S 2459/94 - Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 - Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - Nds. OVG, Ue. v. 24.02.1995 - 8 L 5275/93 - u. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 21.02.1995 - 13 A 265/94.A - u. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - OVG Rheinland-Pfalz, Ue. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 - u. v. 19.09.1995 - 7 A 12537/93 - OVG Saarland, U. v. 08.02.1995 - 9 R 25/95 - Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - OVG Sachsen-Anhalt, U. v. 28.02.1995 - 3 L 29/93 - Schlesw.-Holst.

    Die dokumentierten Vorladungen zu polizeilichen Verhören und deren Durchführung beinhalten zumindest für den Regelfall ebenfalls keinen Eingriff von asylerheblicher Intensität (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 61; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 29).

    Soweit diese Maßnahmen primär darauf gerichtet sind, jeglichen Waffenbesitz zu unterbinden und damit der Gefahr zu begegnen, daß der bislang weitgehend gewaltfreie Widerstand der albanischen Volkszugehörigen in einen bewaffneten Aufstand umschlägt, mangelt es schon an der an die albanische Volkszugehörigkeit anknüpfenden Gerichtetheit (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 59 f.; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 15 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 28).

    Dies gilt insbesondere für Familienangehörige, die bei der physischen Mißhandlung eines der Ihren lediglich anwesend sind und seelisch mitleiden, denn zwischen dem Erleiden von Gewalt am eigenen Leibe und der bloßen Anwesenheit bei der Gewaltanwendung gegen andere besteht ein qualitativer Unterschied, der jedenfalls nicht ohne weiteres zur Annahme der Asylrelevanz solcher - für die physisch nicht selbst mißhandelten Familienangehörigen nur mittelbar wirkenden - Maßnahmen führt (OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 14 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 30; a.A. VG Aachen, Ue. v. 23.03.1995 - 1 K 697/94.A -, S. 58, u. v. 20.07.1995 - 1 K 3726/94.A -).

    Was die Handhabung der Wehrpflicht angeht, so ist diese jedenfalls für die hier beurteilte Zeit ab 1990 weder in bezug auf die Einberufungspraxis gegenüber Kosovo-Albanern noch in bezug auf deren Einsatz während des Wehrdienstes und auch nicht in bezug auf eine Bestrafung im Falle der Wehrdienstentziehung oder Desertion asylrechtlich relevant (VGH Baden-Württemberg, Ue. v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 - u. v. 19.09.1995 - A 14 S 1327/94 - Bay. VGH, Ue. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - u. v. 09.01.1995 - 19 BA 94.30683 - Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - Nds. OVG, Ue. v. 24.02.1995 - 8 L 5275/93 -, v. 31.05.1995 - 11 L 1899/95 -, v. 13.07.1995 - 3 L 2339/95 - u. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 18.10.1994 - 13 A 2045/94 - OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 -, Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - OVG Sachsen- Anhalt, U. v. 28.02.1995 - 3 L 29/93 - Schlesw.-Holst.

    Denn zum einen fehlt es in der Regel an der erforderlichen Intensität, weil für die Betroffenen - von Ausnahmefällen abgesehen - jedenfalls das wirtschaftliche Existenzminimum, gemessen an der in der "Bundesrepublik Jugoslawien" allgemein herrschenden bedrückenden Wirtschaftslage, weiterhin gewährleistet ist (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 32 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 66 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 32 f.; vgl. BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

    Zum anderen läßt sich auch die außerdem gebotene Gerichtetheit auf die Ethnie nicht hinreichend sicher feststellen, weil die betreffenden Maßnahmen vor allem auf eine weitgehende Angleichung der Lebensverhältnisse des Kosovo an diejenigen in der übrigen "Bundesrepublik Jugoslawien" und auf den Abbau von Überkapazitäten zielten und weil im übrigen bei entsprechender Loyalitätsbekundung bzw. Anerkennung der von serbischer Seite verfügten Änderungen - beides war asylrechtlich zumutbar - ein Arbeitsplatzverlust oft hätte vermieden werden können (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 31 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 33 f.).

    Ihnen fehlt bereits die Gerichtetheit in bezug auf die Volksgruppe der Kosovo- Albaner; sie zielen nämlich nicht darauf ab, die albanischen Volkszugehörigen von Bildung und Erziehung auszuschließen, sondern dienen dem bildungspolitischen Zweck, die schulischen und universitären Rahmenbedingungen im Kosovo denjenigen im übrigen Serbien anzugleichen (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 34 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 35).

    Hinreichend gesicherte Anhaltspunkte für die Annahme eines staatlichen Programms mit dem Ziel einer gewaltsamen Vertreibung oder physischen Vernichtung eines Teils der albanischen Bevölkerung bestehen demgegenüber nicht (BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.; VGH Baden-Württemberg, U. v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 -, S. 22 f.; Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 37 ff.; Nds. OVG; U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 81 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 37 f.).

    Denn zum einen haben sich die Diskriminierungs- und Verfolgungsformen in den letzten Jahren jedenfalls in qualitativer Hinsicht nicht maßgeblich verändert (3., S. 8; 42.; 62., S. 6 f. u. 9 f.), und zum anderen beläßt der serbische Staat den Kosovo-Albanern seit jeher jedenfalls den Raum, den sie benötigen, um ihre existentiellen Grundbedürfnisse zu decken; insbesondere geht er nicht systematisch gegen die entstandenen Parallelstrukturen vor, ohne daß dafür zwingende Hinderungsgründe ersichtlich wären (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 38 f. u. 46; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 37).

    Danach kann von der auch insoweit erforderlichen Verfolgungsdichte - selbst bei einer Gesamtschau mit den asylrelevanten Eingriffen staatlicher Stellen - nicht ausgegangen werden (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 21 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 39; Schlesw.-Holst.

  • OVG Nordrhein-Westfalen, 15.11.1995 - 13 A 1451/94

    Kosovo; Gruppenverfolgung; Ethnische Albarner; Volkszugehörigkeit

    Auszug aus VGH Hessen, 16.02.1996 - 7 UE 4242/95
    Das Gericht muß sich die feste Überzeugung von der Wahrheit des von dem Asylbewerber behaupteten Verfolgungsschicksals verschaffen, und zwar nicht nur hinsichtlich des individuellen Asylvorbringens, sondern auch hinsichtlich der relevanten Situation im Herkunftsland (vgl. BVerwG, Ue. v. 12.11.1985 - 9 C 27.85 -, EZAR 630 Nr. 23, u. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, BVerwGE 96, 200, sowie Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 16, u. OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 12).

    Mit dieser Überzeugung befindet sich der Senat in Übereinstimmung mit der Beurteilung durch - soweit ersichtlich - alle Oberverwaltungsgerichte, die sich seit Herbst 1994 mit der Frage der Gruppenverfolgung der Kosovo-Albaner befaßt haben (VGH Baden-Württemberg, Ue. v. 24.01.1995 - A 14 S 2075/94 -, v. 18.05.1995 - A 12 S 207/95 -, v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 - u. v. 13.06.1995 - A 14 S 2459/94 - Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 - Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - Nds. OVG, Ue. v. 24.02.1995 - 8 L 5275/93 - u. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 21.02.1995 - 13 A 265/94.A - u. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - OVG Rheinland-Pfalz, Ue. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 - u. v. 19.09.1995 - 7 A 12537/93 - OVG Saarland, U. v. 08.02.1995 - 9 R 25/95 - Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - OVG Sachsen-Anhalt, U. v. 28.02.1995 - 3 L 29/93 - Schlesw.-Holst.

    Soweit diese Maßnahmen primär darauf gerichtet sind, jeglichen Waffenbesitz zu unterbinden und damit der Gefahr zu begegnen, daß der bislang weitgehend gewaltfreie Widerstand der albanischen Volkszugehörigen in einen bewaffneten Aufstand umschlägt, mangelt es schon an der an die albanische Volkszugehörigkeit anknüpfenden Gerichtetheit (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 59 f.; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 15 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 28).

    Dies gilt insbesondere für Familienangehörige, die bei der physischen Mißhandlung eines der Ihren lediglich anwesend sind und seelisch mitleiden, denn zwischen dem Erleiden von Gewalt am eigenen Leibe und der bloßen Anwesenheit bei der Gewaltanwendung gegen andere besteht ein qualitativer Unterschied, der jedenfalls nicht ohne weiteres zur Annahme der Asylrelevanz solcher - für die physisch nicht selbst mißhandelten Familienangehörigen nur mittelbar wirkenden - Maßnahmen führt (OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 14 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 -, S. 30; a.A. VG Aachen, Ue. v. 23.03.1995 - 1 K 697/94.A -, S. 58, u. v. 20.07.1995 - 1 K 3726/94.A -).

    Denn damit macht sich der Staat lediglich den Umstand zunutze, daß die wehrpflichtigen Kosovo-Albaner die auch ihnen obliegende Wehrpflicht meist nicht erfüllen, weil sie einer nach ihrem politischen Verständnis "fremden Macht" nicht dienen wollen; die Einberufungen widerstreiten zwar dieser - objektiv unrichtigen und deshalb asylrechtlich unerheblichen - Überzeugung, sie beinhalten aber kein über deren - dann ebenfalls asylirrelevante - Brechung hinausgehendes Element politischer Disziplinierung (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 64 f.; vgl. auch VGH Baden-Württemberg, U. v. 19.09.1995 - A 14 S 1327/94 -, S. 6 f., u. OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 7 f.).

    Die seit 1990 gültigen Lehrpläne lassen nämlich muttersprachlichen Unterricht in einem gewissen, dem Schutz der Albaner als nationaler Minderheit ausreichend Rechnung tragendem Umfang zu; und einen asylrechtlich geschützten Anspruch der Kosovo-Albaner, die Unterrichtssprache und die Lehrinhalte selbst zu bestimmen, gibt es nicht; soweit Bildungsdefizite dadurch entstehen, daß die albanische Bevölkerungsmehrheit das offizielle Schul- und Hochschulsystem boykottiert, fällt dies demzufolge in ihren eigenen Verantwortungsbereich (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 12 f. u. 70 f.; vgl. auch OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 18).

    Letzteren wird dadurch aber nicht das wirtschaftliche Existenzminimum entzogen, so daß es den betreffenden Maßnahmen zumindest in aller Regel an der notwendigen Eingriffsintensität mangelt (OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 22).

    Daraus und aus dem von seiten der "Bundesrepublik Jugoslawien" verlautbarten Wunsch, ein Rückübernahmeabkommen abschließen zu wollen, wird deutlich, daß die praktizierte Form der Einreiseverweigerung nicht gerade auf die Ethnie der Kosovo- Albaner abzielt (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 84; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 24 f.).

    Das Vorliegen eines staatlichen Verfolgungsprogramms kann nur festgestellt werden, wenn (erstens) Eckpunkte eines wenigstens in Ansätzen koordinierten und organisierten Vorgehens, für das eine gewisse Regel- oder Gleichmäßigkeit kennzeichnend ist, sichtbar sind, wenn (zweitens) dieses Programm auf einem entsprechenden Willensakt staatstragender Organe beruht und wenn (drittens) die geplanten Maßnahmen darauf abzielen, zumindest einen großen Teil der betroffenen Bevölkerungsgruppe physisch zu vernichten oder gewaltsam zu vertreiben (vgl. Bay. VGH, U. v. 09.01.1995 - 19 BA 94.30663 -, S. 8; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 19).

    Ebensowenig hat der Senat aufgrund der zur Situation der albanischen Volkszugehörigen im Kosovo getroffenen Feststellungen die Überzeugung gewinnen können, daß seit 1990 bis heute die für die Annahme einer Gruppenverfolgung erforderliche Verfolgungsdichte vorliegt (ebenso: VGH Baden-Württemberg, U. v. 13.06.1995 - A 14 S 2459794 -, S. 8 ff.; Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 95 ff.; Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 -, S. 84 ff.; Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 25 ff. u. 41 ff.; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 12 ff.; OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 19.09.1995 - 7 A 12537/93 -, S. 7 ff.; Schlesw.-Holst.

    Zum einen stellen die albanischen Volkszugehörigen im Kosovo nämlich keine Minderheit, sondern die weit überwiegende Bevölkerungsmehrheit dar mit der Folge, daß sie selbst - nicht zuletzt durch ihren Zusammenhalt im passiven Widerstand gegen die serbischen Behörden - das moralische und gesellschaftliche Klima prägen (Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 101 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 87 f.; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 27).

  • VGH Bayern, 22.04.1994 - 21 BA 94.30675
    Auszug aus VGH Hessen, 16.02.1996 - 7 UE 4242/95
    Solchen exzessiven polizeilichen Übergriffen kann nicht unter Berufung auf die in ganz Serbien übliche harte Vorgehensweise der Polizei (6., S. 39; 7., Nr. 166; 78., S. 4) die Asylrelevanz prinzipiell abgesprochen werden (so aber Bay. VGH, U. v. 22.4.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 85 ff., u. OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 24.01.1995 - 13 A 1792/94 -, S. 13).

    Das gilt uneingeschränkt für strafgerichtliche Verurteilungen aus politischen Gründen, jedenfalls soweit ihnen keine terroristischen Aktivitäten zugrundeliegen (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 62 i.V.m. 6), und grundsätzlich auch für die Verhängung von Freiheitsstrafen nach dem serbischen Ordnungswidrigkeitengesetz, soweit hinreichend sichere Anhaltspunkte dafür fehlen, daß es im Einzelfall an der asylrechtlich erforderlichen Gerichtetheit im Hinblick auf die albanische Volkszugehörigkeit mangelt (ähnlich Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 62 f.; a.A. Bay. VGH, u. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 87 f.).

    Was die Handhabung der Wehrpflicht angeht, so ist diese jedenfalls für die hier beurteilte Zeit ab 1990 weder in bezug auf die Einberufungspraxis gegenüber Kosovo-Albanern noch in bezug auf deren Einsatz während des Wehrdienstes und auch nicht in bezug auf eine Bestrafung im Falle der Wehrdienstentziehung oder Desertion asylrechtlich relevant (VGH Baden-Württemberg, Ue. v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 - u. v. 19.09.1995 - A 14 S 1327/94 - Bay. VGH, Ue. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - u. v. 09.01.1995 - 19 BA 94.30683 - Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - Nds. OVG, Ue. v. 24.02.1995 - 8 L 5275/93 -, v. 31.05.1995 - 11 L 1899/95 -, v. 13.07.1995 - 3 L 2339/95 - u. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 18.10.1994 - 13 A 2045/94 - OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 -, Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - OVG Sachsen- Anhalt, U. v. 28.02.1995 - 3 L 29/93 - Schlesw.-Holst.

    Selbst ethisch und moralisch gutzuheißende Beweggründe, etwa nicht an einem als völkerrechtswidrig erachteten bewaffneten Konflikt mitwirken zu wollen, sind dagegen asylrechtlich ohne Belang (Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 29 f.; VGH Baden-Württemberg, U. v. 19.09.1995 - A 14 S 1327/94 -, S. 12, unter Berufung auf BVerwG, U. v. 19.08.1986 - 9 C 322.85 -, Buchholz 402.25 § 1 AsylVfG Nr. 54).

    Erst recht gab und gibt es keinerlei verifizierbare Anhaltspunkte für einen - ggf. freilich asylrelevanten - tatsächlichen oder beabsichtigten Einsatz von Wehrpflichtigen albanischer Volkszugehörigkeit aus dem Kosovo zur Bekämpfung des dortigen Widerstands der albanischen Bevölkerungsmehrheit (vgl. 8., S. 8; 13., S. 17; 33., S. 60); es kommt dort nämlich kaum zu Gewalthandlungen, und im übrigen wäre solchenfalls die Heranziehung gerade von als illoyal angesehenen Kosovo- Albanern schwerlich zu erwarten (Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 19 f.; Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 18).

    Der gesetzlich vorgegebene Strafrahmen ist als solcher nicht überzogen (Bay. VGH, u. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 35) und wird von den Militärgerichten ausweislich der bisher bekannt gewordenen Verurteilungen zudem nicht ausgeschöpft (11., S. 15; 34.; 78., S. 9; 98.).

    Es wird nämlich weder auf den Gebrauch der albanischen Sprache im häuslichen Bereich oder in dem der nachbarschaftlichen Kommunikation nachhaltig Einfluß genommen, noch wird den Kosovo-Albanern das Erlernen der Amtssprache verwehrt (vgl. Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 75 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 12 f. u. 74).

    Ebensowenig hat der Senat aufgrund der zur Situation der albanischen Volkszugehörigen im Kosovo getroffenen Feststellungen die Überzeugung gewinnen können, daß seit 1990 bis heute die für die Annahme einer Gruppenverfolgung erforderliche Verfolgungsdichte vorliegt (ebenso: VGH Baden-Württemberg, U. v. 13.06.1995 - A 14 S 2459794 -, S. 8 ff.; Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 95 ff.; Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 -, S. 84 ff.; Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 -, S. 25 ff. u. 41 ff.; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 12 ff.; OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 19.09.1995 - 7 A 12537/93 -, S. 7 ff.; Schlesw.-Holst.

    Zum einen stellen die albanischen Volkszugehörigen im Kosovo nämlich keine Minderheit, sondern die weit überwiegende Bevölkerungsmehrheit dar mit der Folge, daß sie selbst - nicht zuletzt durch ihren Zusammenhalt im passiven Widerstand gegen die serbischen Behörden - das moralische und gesellschaftliche Klima prägen (Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 101 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 87 f.; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 27).

  • BVerfG, 23.01.1991 - 2 BvR 902/85

    Jeziden

    Auszug aus VGH Hessen, 16.02.1996 - 7 UE 4242/95
    Politisch ist eine solche Verfolgung dann, wenn dem einzelnen in Anknüpfung an seine politische Überzeugung, an seine Religions- oder Volkszugehörigkeit oder an andere für ihn unverfügbare Merkmale gezielt Rechtsverletzungen zugefügt werden oder unmittelbar drohen, die ihn aus der übergreifenden Friedensordnung der staatlichen Einheit ausgrenzen (BVerfG, Be. v. 10.07.1989 - 2 BvR 502/86 u.a. -, BVerfGE 80, 315, v. 23.01.1991 - 2 BvR 902/85 u.a. -, BVerfGE 83, 216, u. v. 11.05.1993 - 2 BvR 1989/92 u.a. -, NVwZ 1993, 975).

    Der Anspruch auf Asyl ist zwar ein Individualgrundrecht und setzt deshalb eigene Verfolgungsbetroffenheit voraus; die Gefahr eigener politischer Verfolgung kann sich aber auch aus gegen Dritte gerichteten Maßnahmen ergeben, wenn diese Dritten wegen eines asylerheblichen Merkmals verfolgt werden, das der Asylsuchende mit ihnen teilt, und wenn er sich mit ihnen in einer nach Ort, Zeit und Wiederholungsträchtigkeit vergleichbaren Lage befindet und deshalb seine eigene bisherige Verschonung von ausgrenzenden Rechtsgutsbeeinträchtigungen als eher zufällig anzusehen ist (BVerfG, B. v. 23.01.1991 - 2 BvR 902/85 u.a. -, a.a.O.; BVerwG, Ue. v. 23.02.1988 - 9 C 85.87 -, BVerwGE 79, 79, u. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

    Auch im Hinblick darauf, daß in bezug auf die Verfolgungsprognose zusätzlich weitere nicht unmittelbar zum Verfolgungsgeschehen gehörende Umstände - wie für sich betrachtet nicht asylrelevante Übergriffe und Diskriminierungen sowie ein Klima allgemeiner moralischer, religiöser oder gesellschaftlicher Verachtung - indiziell zu berücksichtigen sind (vgl. BVerfG, B. v. 23.01.1991 - 2 BvR 902/85 u.a. -, a.a.O., u. BVerwG, U. v. 23.07.1991 - 9 C 154.90 -, BVerwGE 88, 367), läßt sich die erforderliche Verfolgungsdichte nicht feststellen.

    Außerdem hatte er weder zum Zeitpunkt der Ausreise in seiner Person eine asylerhebliche Beeinträchtigung bereits erlitten und drohte ihm eine solche damals aus sonstigen Gründen unmittelbar (1.2.2.) - was eingetretener Verfolgung gleichstünde (BVerfG, B. v. 23.01.1991 - 2 BvR 902/85 u.a. -, a.a.O.) -, noch hat er im Falle jetziger Rückkehr sogleich oder in absehbarer Zeit gerade ihn treffende sonstige politische Verfolgung mit beachtlicher Wahrscheinlichkeit zu erwarten (1.2.3.).

    Diese Rechtsfigur, bei der es sich aber nicht um eine dritte Kategorie asylerheblicher Verfolgungsbetroffenheit neben denjenigen der Gruppen- und Einzelverfolgung handelt (BVerwG, U. v. 23.07.1991 - 9 C 154.90 -, a.a.O.), trägt dem Umstand Rechnung, daß im Übergangsbereich zwischen gruppengerichteter Kollektivverfolgung und anlaßgeprägter Einzelverfolgung asylerhebliche Gefährdungslagen gegeben sein können, die nicht in einer den Gewährleistungsinhalt des Grundrechts des Art. 16a Abs. 1 GG verkürzenden Weise unberücksichtigt bleiben dürfen (BVerfG, B. v. 23.01.1991 - 2 BvR 902/85 u.a. -, a.a.O.).

    Hierfür sind Referenzfälle stattgefundener und stattfindender politischer Verfolgung sowie ein Klima allgemeiner moralischer, religiöser oder gesellschaftlicher Verachtung, in welchem die Gruppenangehörigen als Minderheit ganz allgemein Unterdrückungen und Nachstellungen - auch solchen von noch nicht asylrelevanter Schwere - ausgesetzt sind, gewichtige Indizien (BVerfG, B. v. 23.01.1991 - 2 BvR 902/85 u.a. -, a.a.O.); ungeachtet dessen ist eine Konkretisierung der Gefährdung in bezug auf den einzelnen Schutzsuchenden erforderlich (VGH Baden-Württemberg, U. v. 06.11.1995 - A 12 S 159/95 -, S. 7).

  • VGH Baden-Württemberg, 13.06.1995 - A 14 S 2459/94

    Keine Gruppenverfolgung der albanischen Volkszugehörigen im Kosovo

    Auszug aus VGH Hessen, 16.02.1996 - 7 UE 4242/95
    Mit dieser Überzeugung befindet sich der Senat in Übereinstimmung mit der Beurteilung durch - soweit ersichtlich - alle Oberverwaltungsgerichte, die sich seit Herbst 1994 mit der Frage der Gruppenverfolgung der Kosovo-Albaner befaßt haben (VGH Baden-Württemberg, Ue. v. 24.01.1995 - A 14 S 2075/94 -, v. 18.05.1995 - A 12 S 207/95 -, v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 - u. v. 13.06.1995 - A 14 S 2459/94 - Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 - Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - Nds. OVG, Ue. v. 24.02.1995 - 8 L 5275/93 - u. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 21.02.1995 - 13 A 265/94.A - u. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - OVG Rheinland-Pfalz, Ue. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 - u. v. 19.09.1995 - 7 A 12537/93 - OVG Saarland, U. v. 08.02.1995 - 9 R 25/95 - Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - OVG Sachsen-Anhalt, U. v. 28.02.1995 - 3 L 29/93 - Schlesw.-Holst.

    Für die im wesentlichen auf Befugnisüberschreitungen der Polizei beruhenden asylerheblichen Eingriffe, die nach Ort, Zeit und Betroffenen willkürlich erfolgen und auch in jeder Hinsicht unauffällig gebliebene Albaner treffen können (6., S. 34 ff.; 10., S. 6 f.; 11., S. 11; 31.; 33., S. 53; 47., S. 23; 92.), läßt sich dagegen eine irgendwie geartete Planmäßigkeit nicht feststellen, es sei denn, diese würde - wegen des damit erreichbaren breitgefächerten Einschüchterungseffekts - gerade in der mangelnden Voraussehbarkeit und Berechenbarkeit des polizeilichen Vorgehens erblickt (vgl. Baden-Württemberg, U. v. 13.06.1995 - A 14 S 2459/94 -, S. 16 f.).

    Legt man danach die für 1994 mit 25.000 Menschenrechtsverletzungen angegebene Höchstzahl zugrunde und setzt man diese zu der weiter oben (1.1.1.) ermittelten kleinstmöglichen Zahl der kosovo-albanischen Bevölkerung von gut 1, 5 Millionen in Beziehung (ebenso VGH Baden-Württemberg, U. v. 13.06.1995 - A 14 S 2459/94 -, S. 10), so ergibt sich für jeden albanischen Volkszugehörigen lediglich eine statistische Wahrscheinlichkeit von 1 zu 60 pro Jahr, von einem asylrelevanten Verfolgungsschlag getroffen zu werden.

    Denn bei gleicher statistischer Wahrscheinlichkeit, überhaupt von einem Verfolgungsschlag getroffen zu werden, ist die Zumutbarkeitsschwelle um so niedriger anzusetzen, je härter der drohende Eingriff voraussichtlich ausfällt (vgl. VGH Baden-Württemberg, U. v. 13.06.1995 - A 14 S 2459/94 -, S. 10).

  • OVG Schleswig-Holstein, 31.03.1995 - 3 L 258/94

    Anforderungen an einen Asylschutzantrag; Schutzbereich des Asylgrundrechts;

    Auszug aus VGH Hessen, 16.02.1996 - 7 UE 4242/95
    OVG, U. v. 31.03.1995 - 3 L 258/94 -), und trägt damit auch dem gebotenen Interesse an einer möglichst einheitlichen tatrichterlichen Würdigung desselben generellen Lebenssachverhalts Rechnung (vgl. BVerwG, U. v. 05.07.1995 - 9 C 158.94 -, a.a.O.).

    OVG, U. v. 31.03.1995 - 3 L 258/94 -).

    OVG, U. v. 31.03.1995 - 3 L 258/94 -, S. 17 ff.).

    OVG, U. v. 31.03.1995 - 3 L 258/94 -, S. 14 f.).

  • VGH Baden-Württemberg, 19.09.1995 - A 14 S 1327/94

    Einberufung albanischer Volkszugehöriger zum Wehrdienst keine politische

    Auszug aus VGH Hessen, 16.02.1996 - 7 UE 4242/95
    Was die Handhabung der Wehrpflicht angeht, so ist diese jedenfalls für die hier beurteilte Zeit ab 1990 weder in bezug auf die Einberufungspraxis gegenüber Kosovo-Albanern noch in bezug auf deren Einsatz während des Wehrdienstes und auch nicht in bezug auf eine Bestrafung im Falle der Wehrdienstentziehung oder Desertion asylrechtlich relevant (VGH Baden-Württemberg, Ue. v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 - u. v. 19.09.1995 - A 14 S 1327/94 - Bay. VGH, Ue. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - u. v. 09.01.1995 - 19 BA 94.30683 - Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - Nds. OVG, Ue. v. 24.02.1995 - 8 L 5275/93 -, v. 31.05.1995 - 11 L 1899/95 -, v. 13.07.1995 - 3 L 2339/95 - u. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 18.10.1994 - 13 A 2045/94 - OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 -, Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - OVG Sachsen- Anhalt, U. v. 28.02.1995 - 3 L 29/93 - Schlesw.-Holst.

    Selbst ethisch und moralisch gutzuheißende Beweggründe, etwa nicht an einem als völkerrechtswidrig erachteten bewaffneten Konflikt mitwirken zu wollen, sind dagegen asylrechtlich ohne Belang (Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -, S. 29 f.; VGH Baden-Württemberg, U. v. 19.09.1995 - A 14 S 1327/94 -, S. 12, unter Berufung auf BVerwG, U. v. 19.08.1986 - 9 C 322.85 -, Buchholz 402.25 § 1 AsylVfG Nr. 54).

    Denn damit macht sich der Staat lediglich den Umstand zunutze, daß die wehrpflichtigen Kosovo-Albaner die auch ihnen obliegende Wehrpflicht meist nicht erfüllen, weil sie einer nach ihrem politischen Verständnis "fremden Macht" nicht dienen wollen; die Einberufungen widerstreiten zwar dieser - objektiv unrichtigen und deshalb asylrechtlich unerheblichen - Überzeugung, sie beinhalten aber kein über deren - dann ebenfalls asylirrelevante - Brechung hinausgehendes Element politischer Disziplinierung (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 -, S. 64 f.; vgl. auch VGH Baden-Württemberg, U. v. 19.09.1995 - A 14 S 1327/94 -, S. 6 f., u. OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A -, S. 7 f.).

    Von asylrelevanter Intensität sind diese Maßnahmen in aller Regel jedoch nicht, es sei denn, ein Rückkehrer ist aus besonderen Gründen ins Blickfeld der jugoslawischen Behörden geraten (VGH Baden-Württemberg, U. v. 19.09.1995 - A 14 S 1327/94 -, S. 13 f.; hinsichtlich der Einreisebeschränkungen vgl. oben 1.1.1.7.), wofür beim Kläger keinerlei Anhaltspunkte vorliegen.

  • OVG Hamburg, 07.06.1995 - Bf VII 2/94

    Ethnischer Albaner; Kosovo; Volkszugehörigkeit; Gruppenverfolgung

  • BVerfG, 10.07.1989 - 2 BvR 502/86

    Tamilen

  • BVerwG, 23.07.1991 - 9 C 154.90

    Asylrecht - Ausreisedruck - Drittverfolgungsmaßnahmen auf den Staat - Fortbestand

  • OVG Rheinland-Pfalz, 04.10.1994 - 7 A 10280/92

    Albaner im Kosovo; Volkszugehörigkeit ; Politische Gruppenverfolgung; Einberufung

  • VGH Baden-Württemberg, 08.06.1995 - A 12 S 79/95

    Keine Gruppenverfolgung der Kosovo-Albaner; Einberufung albanischer

  • BVerfG, 11.05.1993 - 2 BvR 1989/92

    Verfassungsrechtliche Maßstäbe für die Asylrelevanz staatlicher Maßnahmen bei der

  • BVerfG, 02.07.1980 - 1 BvR 147/80

    Wirtschaftsasyl

  • OVG Rheinland-Pfalz, 19.09.1995 - 7 A 12537/93

    Albaner im Kosovo; Volkszugehörigkeit ; Politische Gruppenverfolgung;

  • VGH Baden-Württemberg, 06.11.1995 - A 12 S 159/95

    Bundesrepublik Jugoslawien: gegenwärtige

  • OVG Saarland, 08.02.1995 - 9 R 25/95

    Gruppenverfolgung; Kosovo-Albaner; Bundesrepublik Jugoslawien; Referenzfälle;

  • OVG Niedersachsen, 24.02.1995 - 8 L 5275/93
  • OVG Sachsen-Anhalt, 28.02.1995 - 3 L 29/93
  • VG Aachen, 23.03.1995 - 1 K 697/94
  • BVerwG, 06.12.1988 - 9 C 22.88

    Ausländer - Politische Verfolgung - Latente Gefährdungslage - Republikflucht -

  • BVerfG, 30.11.1993 - 2 BvR 594/93

    Verfassungsrechtliche Anforderungen an Ermittlungen zum Tatbestandsmerkmal der

  • BVerwG, 25.06.1991 - 9 C 131.90

    Asylanspruch wegen Nachfluchtgrund - Asylrelevanz der Wehrdienstentziehung -

  • OVG Nordrhein-Westfalen, 18.10.1994 - 13 A 2045/94

    Abschiebungshindernis; Nichtasylberechtigter Ausländer; Abschiebungsandrohung

  • BVerwG, 31.03.1981 - 9 C 6.80

    Anforderungen an die Anerkennung eines aus dem Libanon stammenden staatenlosen

  • OVG Nordrhein-Westfalen, 24.01.1995 - 13 A 1792/94

    Neuere Erkenntnisquellen; Gruppenverfolgung; Kosovo-Albaner

  • BVerwG, 18.01.1994 - 9 C 48.92

    Ausländer - Politisch Verfolgter - Asylrecht - Bürgerkriegsgebiet

  • VGH Baden-Württemberg, 24.01.1995 - A 14 S 2075/94

    Keine Gruppenverfolgung der ethnischen Albaner im Kosovo

  • BVerwG, 18.02.1992 - 9 C 59.91

    Streitwertfestsetzung im Asylverfahren

  • OVG Nordrhein-Westfalen, 21.02.1995 - 13 A 265/94

    Politische Verfolgung; Gruppenverfolgung; Subjektive Verfolgungsfurcht; Asylrecht

  • BVerfG, 09.12.1993 - 2 BvR 1638/93

    Verfassungsrechtliche Maßstäbe für die Beurteilung der asylrechtlichen Relevanz

  • BVerwG, 20.06.1995 - 9 C 294.94

    Voraussetzungen für die Anerkennung als Asylberechtigter - Ermittlung des Umfangs

  • BVerwG, 12.02.1985 - 9 C 45.84

    Asylrecht - Staatenloser - Politische Verfolgung - Gewöhnlicher Aufenthalt -

  • BVerfG, 08.01.1990 - 2 BvR 933/90

    Asylerhebliche Merkmale - Mittel - Verhör

  • BVerwG, 10.05.1994 - 9 C 501.93

    Ausländer - Rechtskraft des Urteils - Anspruch auf Anerkennung - Asylberechtigter

  • VGH Baden-Württemberg, 18.05.1995 - A 12 S 207/95

    Keine Gruppenverfolgung der albanischen Volkszugehörigen im Kosovo

  • OVG Niedersachsen, 31.05.1995 - 11 L 1899/95

    Politische Verfolgung; Verfolgungswahrscheinlichkeit; Kosovo; Mitgliedschaft in

  • VGH Bayern, 09.01.1995 - 19 BA 94.30663
  • VGH Bayern, 26.04.1994 - 19 BA 94.30770
  • BVerwG, 19.08.1986 - 9 C 322.85

    Misshandlung eines zairischen Staatsangehörigen auf Grund dessen Verweigerung des

  • BVerwG, 24.11.1981 - 9 C 251.81

    Gewährung politischen Asyls - Anerkennung als Asylberechtigter

  • BVerwG, 30.10.1990 - 9 C 72.89

    Asylrecht: Asylberechtigung von Ahmadis aus Pakistan

  • BVerwG, 05.11.1991 - 9 C 118.90

    Asylrecht - Gruppenverfolgung - Gefahr politischer Verfolgung - Zumutbarkeit

  • BVerwG, 12.11.1985 - 9 C 27.85

    Feststellung des asylerheblichen Sachverhalts - Überzeugungsmaßstab -

  • BVerwG, 25.09.1984 - 9 C 17.84

    Asylrecht - Asylbewerber - Politische Verfolgung - Anerkennung -

  • BVerwG, 23.02.1988 - 9 C 85.87

    Mittelbare staatliche Verfolgung - Gruppenverfolgung - Ahmadis - Moslems -

  • BVerwG, 17.01.1989 - 9 C 56.88

    Asylrecht - Politische Verfolgung - Nachfluchtgrund - Latente Gefährdungslage

  • BVerfG, 13.10.1993 - 2 BvR 888/93

    Drittstaatenregelung - Nach dem 30.6.1993 ins Bundesgebiet eingereist - Anordnung

  • BVerfG, 01.07.1987 - 2 BvR 478/86

    Ahmadiyya-Glaubensgemeinschaft

  • BVerwG, 16.04.1985 - 9 C 109.84

    Beiordnung eines Rechtsanwalts als Prozeßbevollmächtigter

  • BVerwG, 19.04.1994 - 9 C 462.93

    Festsetzung des Gegenstandswerts für das Revisionsverfahren

  • BVerwG, 24.03.1987 - 9 C 321.85

    Bewilligung von Prozesskostenhilfe

  • BVerwG, 03.12.1985 - 9 C 22.85

    Asylrecht - PLO - Quasi-Staatlichkeit - Krieg - Bürgerkrieg - Revolution -

  • BVerwG, 15.05.1990 - 9 C 17.89

    Unmittelbare Gruppenverfolgung - Mittelbare Gruppenverfolgung - Flächendeckende

  • BVerwG, 24.09.1992 - 9 B 130.92
  • BVerfG, 20.05.1992 - 2 BvR 205/92

    Verfassungsrechtliche Anforderungen zur Feststellung mittelbarer poitischer

  • BVerwG, 31.03.1992 - 9 C 57.91

    Irakischer Asylbewerber; Asylantrag als Nachfluchtgrund; latente Gefährdungslage

  • BVerwG, 23.02.1988 - 9 C 32.87

    Türkisches Staatsschutzstrafrecht - Asylrechtsrelevanz - Politische Motivation

  • BVerwG, 23.11.1982 - 9 C 74.81

    Asylrechtsstreitigkeiten - Örtliche Zuständigkeit - Umfang der gerichtlichen

  • BVerfG, 26.11.1986 - 2 BvR 1058/85

    Nachfluchttatbestände

  • VGH Hessen, 02.03.1998 - 7 UE 868/96

    Keine Gruppenverfolgung der Kosovo-Albaner in der serbischen Provinz Kosovo;

    Mit dieser Überzeugung befindet sich der Senat in Übereinstimmung mit der Beurteilung durch - soweit ersichtlich - alle Verwaltungsgerichtshöfe bzw. Oberverwaltungsgerichte, die sich seit Herbst 1994 mit der Frage der Gruppenverfolgung der Kosovo-Albaner befaßt haben (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - VGH Baden-Württemberg, Ue. v. 18.05.1995 - A 12 S 207/95 -, v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 -, v. 13.06.1995 - A 14 S 2459/94 - u. v. 18.06.1996 - A 14 S 531/96 - Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 - OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - Nds. OVG, Ue. v. 24.02.1995 - 8 L 5275/93 -, v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - u. v. 23.05.1996 - 12 L 3389/95 - OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 07.03.1996 - 13 A 1796/94.A - u. v. 10.12.1997 - 14 A 2826/94.A - OVG Rheinland- Pfalz, Ue. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 - u. v. 19.09.1995 - 7 A 12537/93 - OVG Saarland, U. v. 08.02.1995 - 9 R 25/95 - Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - OVG Sachsen-Anhalt, U. v. 28.02.1995 - 3 L 29/93 - Schlesw.-Holst.

    Deshalb fehlt es insoweit bei objektiver Betrachtung schon an der auf die albanische Volkszugehörigkeit zielenden Gerichtetheit; abgesehen davon ist auch die erforderliche Eingriffsintensität derartiger polizeilicher Überprüfungen zu verneinen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 21; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 60).

    Die dokumentierten Vorladungen zu polizeilichen Verhören und deren Durchführung beinhalten zumindest für den Regelfall ebenfalls keinen Eingriff von asylerheblicher Intensität (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 21; OVG Mecklenburg- Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 17; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 61; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 29).

    Soweit diese Maßnahmen primär darauf gerichtet sind, jeglichen Waffenbesitz zu unterbinden und damit der Gefahr zu begegnen, daß der bislang weitgehend gewaltfreie Widerstand der albanischen Volkszugehörigen in einen bewaffneten Aufstand umschlägt (116.; 150.), mangelt es schon an der an die albanische Volkszugehörigkeit anknüpfenden Gerichtetheit (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 21; OVG Mecklenburg- Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 18; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 59 f.; OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - S. 15 f. u. v. 16.04.1997 - 14 A 2800/94.A - S. 29 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 28).

    Soweit allerdings die Suche nach Waffen nur als Vorwand herangezogen wird, um albanische Volkszugehörige zu schikanieren, wofür etwa sprechen kann, daß bei erfolgloser Suche entweder unter Androhung eines empfindlichen Übels zur Ablieferung erst noch zu beschaffender Waffen aufgefordert wird oder Sachen beschädigt und/oder weggenommen werden (7., Nr. 191; 8., S. 6 f.; 20., S. 7; 114., Abschn. II.2; 129.; 150.), wird eine asylerhebliche Gerichtetheit zu bejahen sein (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 21 f.; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 18 f.; Nds. OVG, U.v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 60).

    Indessen fehlt es dann jedenfalls hinsichtlich der Wohnungsdurchsuchung als solcher und der damit einhergehenden Eingriffe in bloße Sachwerte regelmäßig an der notwendigen Eingriffsintensität (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 22; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 19).

    Den registrierten Festnahmen ist, jedenfalls soweit sie nicht länger als drei Tage dauern, gleichfalls nicht ohne weiteres Asylrelevanz beizumessen, denn zumindest dann, wenn diese Inhaftierungen im Zusammenhang mit der Ermittlung kriminellen Unrechts oder nur kurzzeitig - je nach Anlaß auch mehrstündig - erfolgen, ist eine an die albanische Volkszugehörigkeit anknüpfende Gerichtetheit bzw. ein hinreichend intensiver asylrelevanter Eingriff grundsätzlich nicht festzustellen, und konkrete Tatsachenangaben hierzu sind in aller Regel nicht dokumentiert (vgl. Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 22; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 19 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 61).

    Da von derartigen Übergriffen gegenüber nichtalbanischen Volkszugehörigen im Kosovo kaum berichtet wird, erachtet der Senat die Asylerhebliche Gerichtetheit in Anknüpfung an die albanische Volkszugehörigkeit hier regelmäßig für gegeben (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 22; ebenso OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 20, u. Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 58 f.; vgl. auch BVerfG, Be. v. 08.01.1990 - 2 BvR 933/90 - NVwZ 1991, 772, u. v. 30.11.1993 - 2 BvR 594/93 - BayVBl. 1994, 143).

    Die erforderliche Eingriffsintensität steht bei physischen Mißhandlungen, die die Rechtsgüter Leib oder gar Leben verletzen, ohnehin außer Frage (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 23, u. OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 20).

    Dies gilt insbesondere für Familienangehörige, die bei der physischen Mißhandlung eines der Ihren lediglich anwesend sind und seelisch mitleiden, denn zwischen dem Erleiden von Gewalt am eigenen Leibe und der bloßen Anwesenheit bei der Gewaltanwendung gegen andere besteht ein qualitativer Unterschied, der jedenfalls nicht ohne weiteres zur Annahme der Asylrelevanz solcher - für die physisch nicht selbst mißhandelten Familienangehörigen nur mittelbar wirkenden - Maßnahmen führt (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 23; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 20; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - S. 14 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 30; a.A. VG Aachen, Ue. v. 23.03.1995 - 1 K 697/94.A - S. 58 u. v. 20.07.1995 - 1 K 3726/94.A -).

    Es wird nämlich mit strafrechtlichen Mitteln gegen als separatistisch eingestufte, aber regelmäßig gewaltfreie Aktivitäten vorgegangen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 25; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 24).

    Da so gut wie jeder Handlung eines albanischen Volkszugehörigen im Kosovo ein politischer Bezug unterstellt wird (189., S. 5), die Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppe mithin pauschal zumindest in die Nähe separatistischer Aktivitäten gerückt werden, schlägt dies dergestalt auf die vom serbischen Staat praktizierte Ahndung von politisch motivierten Rechtsverletzungen durch, daß hierbei aus objektiver Sicht regelmäßig auch an die Volkszugehörigkeit angeknüpft wird (vgl. BVerfG, B. v. 20.05.1992 - 2 BvR 205/92 - a.a.O.; BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 - a.a.O.; Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 25; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 24 f.).

    Das gilt uneingeschränkt für strafgerichtliche Verurteilungen aus politischen Gründen, jedenfalls soweit ihnen keine terroristischen Aktivitäten zugrundeliegen (Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 62 i.V.m. 6; vgl. auch BVerwG, U. v. 10.01.1995 - 9 C 276.94 - NVwZ 1996, 86), und grundsätzlich auch für die Verhängung von Haftstrafen nach dem serbischen Ordnungswidrigkeitengesetz, soweit hinreichend sichere Anhaltspunkte dafür fehlen, daß es im Einzelfall an der asylrechtlich erforderlichen Gerichtetheit im Hinblick auf die albanische Volkszugehörigkeit mangelt (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 25; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 25; ähnlich Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 62 f.; a.A. Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - S. 87 f.).

    Soweit im Zusammenhang mit strafgerichtlichen Verfahren Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind, werden diese regelmäßig ebenfalls auf die albanische Volkszugehörigkeit der Angeklagten gezielt, allerdings nicht immer - soweit nicht Leib, Leben oder persönliche Freiheit betroffen waren - asylrelevante Intensität erreicht haben (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 25).

    Was die Handhabung der Wehrpflicht angeht, so ist diese jedenfalls für die hier beurteilte Zeit ab 1990 weder in bezug auf die Einberufungspraxis gegenüber Kosovo-Albanern noch in bezug auf deren Einsatz während des Wehrdienstes und auch nicht in bezug auf eine Bestrafung im Falle der Wehrdienstentziehung oder der Desertion asylrechtlich relevant (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - VGH Baden-Württemberg, Ue. v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 - u. v. 18.06.1996 - A 14 S 531/96 - Bay. VGH, Ue. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - u. v. 09.01.1995 - 19 BA 94.30683 - OVG Mecklenburg- Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - Nds. OVG, Ue. v. 24.02.1995 - 8 L 5275/93 -, v. 31.05.1995 - 11 L 1899/95 -, v. 13.07.1995 - 3 L 2339/95 - u. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 07.03.1996 - 13 A 1796/94.A - u. v. 10.12.1997 - 14 A 2826/94.A - OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 - Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - OVG Sachsen-Anhalt, U. v. 28.02.1995 - 3 L 29/93 - Schlesw.-Holst.

    Selbst ethisch und moralisch gutzuheißende Beweggründe, etwa nicht an einem als völkerrechtswidrig erachteten bewaffneten Konflikt mitwirken zu wollen, sind dagegen asylrechtlich ohne Belang (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 26; Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - S. 29 f.; VGH Baden-Württemberg, U. v. 18.06.1996 - A 14 S 531/96 - S. 15, unter Berufung auf BVerwG, U. v. 19.08.1986 - 9 C 322.85 - Buchholz 402.25 § 1 AsylVfG Nr. 54).

    Stellt sich hiernach die Wehrpflicht als Ausdruck einer prinzipiell berechtigten Loyalitätserwartung des Staates gegenüber seinen Angehörigen dar, so gilt sie uneingeschränkt auch für solche Volksgruppenzugehörigen und für solche Einzelpersonen, die der Staat durch wie auch immer geartete Maßnahmen an den Rand seines Schutzverbandes drängt, sofern die damit verbundenen Beeinträchtigungen noch keine die Betroffenen aus der übergreifenden Friedensordnung der staatlichen Einheit ausgrenzende - d.h. asylerhebliche - Wirkung haben (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 26 f.; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 26).

    Nur für den bereits aus anderen Gründen politisch Verfolgten ruht also die Wehrpflicht mit der Folge, daß ihre zwangsweise Durchsetzung oder eine an ihre Nichterfüllung anknüpfende Bestrafung ihrerseits - und zusätzlich - Asylrelevanz erlangt (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 27; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 7 f.; a.A. VG Frankfurt am Main, U. v. 25.04.1995 - 6 E 11177/93.A (3) -, nicht rechtskräftig).

    Insbesondere kann eine verstärkte Heranziehung von albanischen Volkszugehörigen aus dem Kosovo zum Wehrdienst nicht festgestellt werden (104.; 159.; 183.), und zwar auch nicht in der Zeit des von Anfang oder Mitte Oktober 1991 bis Ende Mai 1992 erklärten Zustands der unmittelbaren Kriegsgefahr (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 27 f.).

    Denn damit macht sich der Staat lediglich den Umstand zunutze, daß die wehrpflichtigen Kosovo-Albaner diese auch ihnen obliegende Dienstpflicht meist nicht erfüllen, weil sie einer nach ihrem politischen Verständnis "fremden Macht" nicht dienen wollen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 27 f.; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 26 f.); die Einberufungen widerstreiten zwar dieser - objektiv unrichtigen und schon deshalb asylrechtlich unerheblichen - Überzeugung, sie beinhalten aber kein über deren - dann ebenfalls asylirrelevante - Brechung hinausgehendes Element politischer Disziplinierung (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 28; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 64 f.; vgl. auch VGH Baden-Württemberg, U. v. 18.06.1996 - A 14 S 531/96 - S. 7 f., u. OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - S. 7 f.).

    Dieser Verfahrensweise kann zwar die an die Volkszugehörigkeit anknüpfende Gerichtetheit nicht abgesprochen werden; ihr fehlt indes die erforderliche Eingriffsintensität (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 28; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 27; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 64).

    Es läßt sich auch nicht zur Überzeugung des Senats feststellen, daß albanische Volkszugehörige aus dem Kosovo darüber hinaus einer zielgerichteten und auch im übrigen asylrelevanten Sonderbehandlung unterzogen werden (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 28; VGH Baden-Württemberg, U. v. 18.06.1996 - A 14 S 531/96 - S. 8).

    Hierbei handelt es sich jedoch um nicht mehr als die Summe einzelner und im wesentlichen auf Kriegszeiten beschränkter Exzeßtaten, die dem insoweit schutzwilligen und auch grundsätzlich schutzfähigen Staat asylrechtlich nicht zurechenbar sind (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 18 u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 28; OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 - S. 18; Thür.

    Erst recht gab und gibt es keinerlei verifizierbare Anhaltspunkte für einen - ggf. freilich asylrelevanten - tatsächlichen oder beabsichtigten Einsatz von Wehrpflichtigen albanischer Volkszugehörigkeit aus dem Kosovo zur Bekämpfung des dortigen Widerstands der albanischen Bevölkerungsmehrheit (vgl. 8., S. 8; 24., S. 60); es kommt dort nämlich nur zu vereinzelten Gewalthandlungen, und im übrigen wäre solchenfalls die Heranziehung gerade von als illoyal angesehenen Kosovo-Albanern schwerlich zu erwarten (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 18 u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 29; Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - S. 19 f.).

    Der gesetzlich vorgegebene Strafrahmen ist als solcher nicht überzogen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 29; Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - S. 35) und wird von den Militärgerichten ausweislich der bisher bekannt gewordenen Verurteilungen zudem nicht ausgeschöpft (11., S. 15; 55.; 63., S. 9; 80.; 101.); insbesondere sind aus der Zeit vor Abschaffung der Todesstrafe für Desertion im Zustand unmittelbarer Kriegsgefahr keine auf die Höchststrafe lautenden Strafanträge oder gar Urteile bekannt geworden (63., S. 9).

    Die vorgenannte Verfahrensweise der Grenzbehörden steigert demzufolge lediglich die generelle Wahrscheinlichkeit einer Rekrutierung oder Bestrafung, vermag aber eine asylrelevante Gerichtetheit in Anknüpfung an die Volkszugehörigkeit nicht zu begründen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 30; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 30; Nds. OVG; U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 65).

    Denn zum einen fehlt es in der Regel an der erforderlichen Intensität, weil für die Betroffenen - von Ausnahmefällen abgesehen - jedenfalls das wirtschaftliche Existenzminimum, gemessen an der in der Bundesrepublik Jugoslawien allgemein herrschenden bedrückenden Wirtschaftslage, weiterhin gewährleistet ist (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 32 f. u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 32; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 35; Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 66 f. u. v. 23.05.1996 - 12 L 3389/95 - S. 17; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 32 f.; vgl. BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 - a.a.O.).

    Zum anderen läßt sich auch die außerdem gebotene Gerichtetheit auf die Ethnie nicht hinreichend sicher feststellen, weil die betreffenden Maßnahmen vor allem auf eine weitgehende Angleichung der Lebensverhältnisse im Kosovo an diejenigen in der übrigen Bundesrepublik Jugoslawien und auf den Abbau von Überkapazitäten zielten und weil im übrigen bei entsprechender Loyalitätsbekundung bzw. Anerkennung der von serbischer Seite verfügten Änderungen - beides war asylrechtlich zumutbar - ein Arbeitsplatzverlust oft hätte vermieden werden können (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 31 u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 32; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 33 f.; Thür.

    Denn sie sind bei objektiver Betrachtung nicht hierauf, sondern vielmehr auf die Erlangung der serbischen Kontrolle über den staatlichen Gesundheitsdienst gerichtet, wie vor allem daraus erhellt, daß dessen Inanspruchnahme auch albanischen Volkszugehörigen weiterhin offensteht und die teilweise bestehende wirtschaftliche Zugangssperre nicht an deren Volkszugehörigkeit anknüpft, sondern die Folge von ihrerseits asylunerheblichen Umständen - wie etwa dem Verlust des Arbeitsplatzes - ist (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 33 u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 34; Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 - S. 57; OVG Mecklenburg- Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 37; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 72 f.).

    Jedenfalls sind verifizierbare Anhaltspunkte dafür, daß allein wegen sprachlicher Probleme eine medizinisch gebotene Behandlung albanischer Volkszugehöriger nicht erfolgreich durchgeführt werden kann, den vorliegenden Erkenntnisquellen nicht zu entnehmen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 34).

    Abgesehen davon fehlt es für den Regelfall auch an der notwendigen Eingriffsintensität, weil zumindest das existentielle Minimum medizinischer Grundversorgung durch das Vorhandensein staatlicher und hierzu paralleler Gesundheitseinrichtungen gewährleistet ist (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 34; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 38).

    Der schlechte Zustand des Gesundheitssystems im Kosovo unterscheidet sich zudem nicht wesentlich von demjenigen in den anderen Landesteilen der Bundesrepublik Jugoslawien; auch dies macht deutlich, daß maßgebende Ursache hierfür die schwierige politische und wirtschaftliche Lage ist und nicht - wie die Vorinstanz mutmaßt - serbische Maßnahmen mit dem Ziel einer Beeinträchtigung der Gesundheit der Kosovo-Albaner (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 34 f.; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 37).

    Ihnen fehlt bereits die Gerichtetheit in bezug auf die Volksgruppe der Kosovo- Albaner; sie zielen nämlich nicht darauf ab, die albanischen Volkszugehörigen von Bildung und Erziehung auszuschließen, sondern dienen dem bildungspolitischen Zweck, die schulischen und universitären Rahmenbedingungen im Kosovo denjenigen im übrigen Serbien anzugleichen (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 34 f. u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 36 f.; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 10.12.1997 - 14 A 2826/94.A - S. 33; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 35; zweifelnd OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 40).

    Außerdem vermag der Senat auch die asylrechtlich nötige Eingriffsintensität nicht zu erkennen, denn das bildungsmäßige und kulturelle Existenzminimum ist nach wie vor gewährleistet (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 34 u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 37; OVG Mecklenburg- Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 40).

    Die seit 1990 gültigen Lehrpläne lassen nämlich muttersprachlichen Unterricht in einem gewissen, dem Schutz der Albaner als nationaler Minderheit ausreichend Rechnung tragenden Umfang zu; und einen asylrechtlich geschützten Anspruch der Kosovo-Albaner, die Unterrichtssprache und die Lehrinhalte selbst zu bestimmen, gibt es nicht; soweit Bildungsdefizite dadurch entstehen, daß die albanische Bevölkerungsmehrheit das offizielle Schul- und Hochschulsystem boykottiert, fällt dies demzufolge in ihren eigenen Verantwortungsbereich (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 37; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 40 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 12 f. u. 70 f.; vgl. auch OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - S. 18).

    Dies gilt unabhängig davon, daß im parallelen Bildungssystem lehrende und lernende sowie dieses unterstützende Personen im Einzelfall ihrer Intensität nach asylerheblichen Eingriffen ausgesetzt sein können (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 37; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 41; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 26.09.1996 - 13 A 3255/94.A - S. 12 f.).

    Soweit etwa im Sozialbereich eine faktische Benachteiligung der Kosovo-Albaner dadurch stattfindet, daß infolge der Begrenzung der öffentlichen Leistungen ab dem vierten Kind durch Gesetz vom 21. Juli 1992 die traditionell kinderreicheren albanischen Familien eine geringere finanzielle Unterstützung als zuvor erhalten (2., Nr. 158 b), fehlt es an der asylrechtlich nötigen Gerichtetheit schon deshalb, weil diese Regelung für die gesamte Bevölkerung gilt (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 29) und weil sie überdies das Ziel verfolgt, ein übermäßiges Bevölkerungswachstum allgemein einzudämmen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 37 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 69 f.).

    Den albanischen Volkszugehörigen im Kosovo wird durch diese Maßnahmen aber nicht das wirtschaftliche Existenzminimum entzogen, so daß es zumindest in aller Regel an der notwendigen Eingriffsintensität mangelt (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 38; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - S. 22; Thür. OVG, U. v. 20.02.1997 - 3 KO 744/96 - S. 57).

    Allerdings wird gelegentlich auch von der gewaltsamen Vertreibung kosovo-albanischer Familien aus Wohnungen berichtet, in denen sie offenbar rechtmäßig lebten (7., Nr. 195; 31.; 63., S. 3; 65., S. 9; 109.; 110.; 114., Abschn. II.5; 125., S. 10 f.; 160., S. 27 f.; 189., S. 4; 191.); solchenfalls kann je nach den Umständen des Einzelfalles die Asylrelevanz durchaus zu bejahen sein (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 38; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 73).

    Soweit staatliche Maßnahmen kulturelle und sportliche Aktivitäten der Kosovo-Albaner berühren (2., Nr. 157 f), wird die Schwelle zur Asylerheblichkeit in der Regel ebenfalls nicht erreicht (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 39).

    In bezug auf die bis zum 30. November 1996 und seither auch gegenüber freiwilligen Rückkehrern offenbar nur noch gelegentlich geübte Praxis der Einreiseverweigerung (174.; 175.) fehlt es indessen schon an der Gerichtetheit in Anknüpfung an die albanische Volkszugehörigkeit (zweifelnd, aber im Ergebnis offengelassen: Schlesw.-Holst. OVG, U. v. 05.03.1996 - 5 L 19/95 - S. 52), denn die betreffende Verfahrensweise galt und gilt grundsätzlich für alle Staatsangehörigen der Bundesrepublik Jugoslawien (vgl. Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 39; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 84; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - S. 24 f.) und zielt(e) objektiv darauf ab, einer unkontrollierten, massenhaften - mithin nicht sozialverträglichen - Rückkehr sowie einer Zuwanderung unter Benutzung falscher Personalpapiere entgegenzusteuern (vgl. OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 10.12.1997 - 14 A 2826/94 - S. 49 f.).

    Vorliegend ging es aber zum überwiegenden Teil um eine lediglich vorübergehende Einreiseverweigerung, die erkennbar vor allem die Position der Bundesrepublik Jugoslawien im Rahmen der Verhandlungen über das zwischenzeitlich abgeschlossene Rückführungs- und Rückübernahmeabkommen stärken sollte (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 40; VGH Baden-Württemberg, U. v. 06.11.1995 - A 12 S 159/95 - S. 8 ff.; Nds. OVG, U. v. 23.05.1996 - 12 L 3389/95 - S. 20 f.); dies zeigt sich nicht zuletzt daran, daß auch die Zahl der erfolgreichen freiwilligen Rückkehrer seither stetig ansteigt (174.; 189., S. 14).

    Dem weit überwiegenden Teil der dokumentierten Maßnahmen (Verhören, Paßeinbehaltungen, Beschlagnahmen) gegenüber Rückkehrern fehlt es schon von vornherein an der asylrelevanten Eingriffsintensität (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 53 u. B. v. 15.12.1997 - 7 UE 2249/97.A - S. 24), und auch hinsichtlich der gemeldeten Mißhandlungen und Verhaftungen enthalten die vorliegenden Dokumente in aller Regel keine Angaben zu Art und Schwere bzw. Dauer (vgl. OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 10.12.1997 - 14 A 2826/94.A - S. 19).

    Hinreichend gesicherte Anhaltspunkte für die Annahme eines staatlichen Programms mit dem Ziel einer physischen Vernichtung, gewaltsamen Vertreibung oder sonst asylerheblichen Beeinträchtigung der gesamten oder eines sachlich oder persönlich begrenzten Teils der albanischen Bevölkerung im Kosovo bestehen demgegenüber nicht (BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 - a.a.O.; Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 37 ff. u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 42; VGH Baden-Württemberg, U. v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 - S. 22 f.; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 56; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 81 f.; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 10.12.1997 - 14 A 2826/94.A - S. 39; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 37 f.; Schlesw.-Holst.

    Ebensowenig kann - und zwar entgegen der Vorinstanz auch nicht mit Blick auf die schlechte medizinische Versorgungslage und die daraus resultierenden gesundheitlichen Risiken - zur Überzeugung des Senats festgestellt werden, daß die gegenwärtige bedrückende Situation für die albanischen Volkszugehörigen im Kosovo sich lediglich als erste Stufe eines letztlich doch auf ihre asylrelevante Verfolgung gerichteten Gesamtkonzepts darstellt (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 42; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 58; Schlesw.-Holst. OVG, U. v. 05.03.1996 - 5 L 19/95 - S. 37 u. 44).

    Und zum anderen beläßt der serbische Staat den Kosovo-Albanern seit jeher jedenfalls den Raum, den sie benötigen, um ihre existentiellen Grundbedürfnisse zu decken; insbesondere geht er nicht systematisch gegen die entstandenen Parallelstrukturen vor, ohne daß dafür zwingende Hinderungsgründe ersichtlich wären (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 38 f. u. 46 sowie v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 42; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 37).

    Größere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang allerdings dem Umstand zu, daß die albanischen Volkszugehörigen im Kosovo keine Minderheit, sondern die weit überwiegende Bevölkerungsmehrheit darstellen mit der Folge, daß sie selbst - nicht zuletzt durch ihren Zusammenhalt im passiven Widerstand gegen die serbischen Behörden - das moralische, religiöse und gesellschaftliche Klima prägen oder wenigstens erträglicher erscheinen lassen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 46 u. 49; Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - S. 101 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 77 f. u. 87 f.; OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - S. 27 u. v. 21.05.1996 - 14 A 2035/94.A - S. 39 f.; einschränkend Schlesw.-Holst.

    Ebensowenig hat der Senat aufgrund der zur Situation der albanischen Volkszugehörigen im Kosovo getroffenen Feststellungen die Überzeugung gewinnen können, daß seit 1990 bis heute die für die Annahme einer Gruppenverfolgung erforderliche Verfolgungsdichte vorliegt (ebenso: Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 25 ff. u. 41 ff. sowie v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 43 ff.; VGH Baden-Württemberg, U. v. 18.06.1996 - A 14 S 531/96 - S. 16 f.; Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - S. 95 ff.; Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 - S. 84 ff.; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 41; OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 07.03.1996 - 13 A 1796/94.A - S. 14 ff. u. v. 16.04.1997 - 14 A 2800/94.A - S. 27 f.; OVG Rheinland- Pfalz, U. v. 19.09.1995 - 7 A 12537/93 - S. 7 ff.; Schlesw.-Holst.

    Da sich danach die Verhältnisse im Jahr 1994 im Vergleich zu den hier relevanten Vorjahren seit 1990 und zu den Folgejahren seit 1995 als am schlechtesten darstellen (vgl. 2., Nrn. 153 u. 171; 3., S. 8; 7., Nr. 189; 32.; 37., S. 10; 38.; 45.; 50., S. 7; 142.; 160., S. 5; 189., S. 5), können sich die folgenden Überlegungen auf die Zahlen des Jahres 1994 beschränken (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 26 u. 41 sowie v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 44; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 54).

    Zu berücksichtigen ist einerseits zunächst, daß die dokumentierten polizeilichen Maßnahmen - wie weiter oben (1.1.1.1.) festgestellt - jedenfalls nicht generell, sondern nur insoweit asylrelevant sind, als diese zielgerichtet an die Ethnie anknüpfen und darüber hinaus auch nach dem jeweils verletzten Rechtsgut bzw. nach der jeweiligen Eingriffsintensität asylrechtlich beachtlich sind; schon aus diesem Grunde ist ein ganz erheblicher Abschlag erforderlich (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 44; vgl. Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 56 f.).

    Der Senat ist aufgrund der ihm zugänglichen Erkenntnisse - insbesondere über die Engmaschigkeit des Informationsnetzes der Dokumentationsstellen (23., S. 19 u. 22 f.) - der Überzeugung, daß die Dunkelziffer nicht bekannt gewordener Verfolgungsmaßnahmen jedenfalls die Zahl der dokumentierten, aber nicht asylerheblichen Polizeimaßnahmen nicht übersteigt, so daß gebotene Zu- und Abschläge sich im wesentlichen ausgleichen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 44 f.; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 47 f.; vgl. auch VGH Baden-Württemberg, U. v. 18.06.1996 - A 14 S 531/96 - S. 21, u. Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 56 f. u. 75).

    Beachtliche Anzeichen für eine in absehbarer Zeit zu erwartende Zunahme asylrelevanter Eingriffe gegenüber Kosovo-Albanern sind nicht zu erkennen; insbesondere ist gegenwärtig - auch unter Berücksichtigung der vor allem der UCK zugerechneten Serie von in der Zeit von April bis November 1996 verübten Anschlägen (189., S. 2 f.) und des daraufhin zu Beginn des Jahres 1997 registrierten schärferen Vorgehens der Polizei gegen mutmaßliche Terroristen (164.), der in jüngster Zeit vereinzelt wieder veranstalteten Demonstrationen im Kosovo (184.; 191.) und der im Winter 1996/97 infolge der Nichtanerkennung der Ergebnisse von Lokalwahlen im übrigen Serbien erfolgten mehrmonatigen Massenkundgebungen (144.; 189., S. 1) - nicht ernsthaft zu erwarten, daß die seit längerem bestehende Pattsituation umschlägt, sei es durch eine drastische Ausweitung der Maßnahmen des serbischen Staates oder durch eine Radikalisierung des bislang weitgehend gewaltfreien Widerstands von seiten der ethnischen Albaner (vgl. Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 45; vgl. ferner Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 75 f. u. v. 23.05.1996 - 12 L 3389/95 - S. 15 f., sowie Schlesw.-Holst.

    Legt man danach die für 1994 mit 25.000 Menschenrechtsverletzungen angegebene Höchstzahl zugrunde und setzt man diese zu der weiter oben (1.1.1.) ermittelten kleinstmöglichen Zahl der kosovo-albanischen Bevölkerung von gut 1, 5 Millionen in Beziehung (ebenso VGH Baden-Württemberg, U. v. 13.06.1995 - A 14 S 2459/94 - S. 10), so ergibt sich für jeden albanischen Volkszugehörigen im Kosovo lediglich eine statistische Wahrscheinlichkeit von knapp 1, 7 % pro Jahr, von einem asylrelevanten Verfolgungsschlag getroffen zu werden (vgl. Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 45).

    Denn bei gleicher statistischer Wahrscheinlichkeit, überhaupt von einem Verfolgungsschlag getroffen zu werden, ist die Zumutbarkeitsschwelle um so niedriger anzusetzen, je härter der drohende Eingriff nach Art und Intensität voraussichtlich ausfällt (vgl. Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 45, VGH Baden-Württemberg, U. v. 18.06.1995 - A 14 S 531/96 - S. 21 f., u. OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 51).

    Insgesamt läßt die erforderliche Relationsbetrachtung danach weder in quantitativer noch in qualitativer Hinsicht den Schluß zu, daß im Kosovo für jeden albanischen Volkszugehörigen oder für jedes Mitglied eines sachlich oder persönlich begrenzten Teils dieser Gruppe nicht nur die Möglichkeit, sondern - objektiv gesehen und ungeachtet des menschlich verständlichen subjektiven Furchtempfindens der Gruppenangehörigen - die aktuelle Gefahr besteht, Opfer eines asylerheblichen Übergriffs der serbischen Staatsmacht zu werden (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 46).

    Danach kann von der auch insoweit erforderlichen Verfolgungsdichte - selbst bei einer Gesamtschau mit den asylrelevanten Eingriffen staatlicher Stellen - nicht ausgegangen werden (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 21 f. u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 47; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 39; Schlesw.- Holst.

  • VGH Hessen, 03.02.1999 - 7 UE 655/97

    Rücknahmefiktion für Asylantrag bei Reise in den Verfolgerstaat - Geltung im

    Mit dieser Überzeugung befindet sich der Senat in Übereinstimmung mit der Beurteilung durch - soweit ersichtlich - alle Verwaltungsgerichtshöfe bzw. Oberverwaltungsgerichte, die sich seit Herbst 1994 mit der Frage der Gruppenverfolgung der Kosovo-Albaner befaßt haben (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - VGH Baden-Württemberg, Ue. v. 18.05.1995 - A 12 S 207/95 -, v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 -, v. 18.06.1996 - A 14 S 531/96 - u. v. 04.12.1998 - A 14 S 495/98 - Bay. VGH, Ue. v. 25.05.1998 - 21 BA 94.33279 - u. v. 29.10.1998 - 22 BA 94.34252 - Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 - OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - Nds. OVG, Ue. v. 24.02.1995 - 8 L 5275/93 -, v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/95 - OVG Nordrhein- Westfalen, Ue. v. 10.12.1997 - 14 A 2826/94.A - u. v. 19.01.1998 - 13 A 2296/94.A - OVG Rheinland-Pfalz, Ue. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 - u. v. 19.09.1995 - 7 A 12537/93 - OVG Saarland, U. v. 08.02.1995 - 9 R 25/95 - Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - OVG Sachsen-Anhalt, U. v. 28.02.1995 - 3 L 29/93 - Schlesw.-Holst.

    Deshalb fehlt es insoweit bei objektiver Betrachtung schon an der auf die albanische Volkszugehörigkeit zielenden Gerichtetheit; abgesehen davon ist auch die erforderliche Eingriffsintensität derartiger sicherheitsbehördlicher Überprüfungen zu verneinen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 21 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 27; Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 60 u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 68 f.).

    Die dokumentierten Vorladungen zu polizeilichen Verhören und deren Durchführung beinhalten zumindest für den Regelfall ebenfalls keinen Eingriff von asylerheblicher Intensität (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 21 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 27; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 17; Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 61 u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 70 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 29).

    Soweit diese Maßnahmen bis Ende Februar 1998 primär darauf gerichtet gewesen sind, jeglichen Waffenbesitz zu unterbinden und damit der Gefahr zu begegnen, dass der bis dahin überwiegend gewaltfreie Widerstand der albanischen Volkszugehörigen in einen bewaffneten Aufstand umschlägt (116.; 150.), und seither darauf abzielen, einen Fortgang bzw. ein Wiederaufflammen der bewaffneten Auseinandersetzungen zu verhindern, mangelt es schon an der an die albanische Volkszugehörigkeit anknüpfenden Gerichtetheit (vgl. Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 21 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 27; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 18; Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 59 f. u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 69; OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - S. 15 f. u. v. 16.04.1997 - 14 A 2800/94.A - S. 29 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 28).

    Soweit allerdings die Suche nach Waffen nur als Vorwand herangezogen wird, um albanische Volkszugehörige zu schikanieren, wofür etwa sprechen kann, dass bei erfolgloser Suche entweder unter Androhung eines empfindlichen Übels zur Ablieferung erst noch zu beschaffender Waffen aufgefordert wird oder Sachen beschädigt und/oder weggenommen werden (7., Nr. 191; 8., S. 6 f.; 20., S. 7; 114., Abschn. II.2; 129.; 150.), wird eine asylerhebliche Gerichtetheit zu bejahen sein (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 21 f. u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 28; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 18 f.; Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 60 u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 69 f.).

    Indessen fehlt es dann jedenfalls hinsichtlich der Wohnungsdurchsuchung als solcher und der damit einhergehenden Eingriffe in bloße Sachwerte regelmäßig an der notwendigen Eingriffsintensität (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 22 u. B. v. 02.03.1998 - 868/96 - S. 28; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 19).

    Den registrierten Festnahmen ist, jedenfalls soweit sie nicht länger als drei Tage dauern, gleichfalls nicht ohne weiteres Asylrelevanz beizumessen, denn zumindest dann, wenn diese Inhaftierungen im Zusammenhang mit der Ermittlung kriminellen Unrechts oder nur kurzzeitig - je nach Anlass auch mehrstündig - erfolgen, ist eine an die albanische Volkszugehörigkeit anknüpfende Gerichtetheit bzw. ein hinreichend intensiver asylrelevanter Eingriff grundsätzlich nicht festzustellen, und konkrete Tatsachenangaben hierzu sind in aller Regel nicht dokumentiert (vgl. Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 22 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 28; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 19 f.; Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 61 u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 70).

    Da von derartigen Übergriffen gegenüber nicht albanischen Volkszugehörigen im Kosovo kaum berichtet wird, erachtet der Senat die asylerhebliche Gerichtetheit in Anknüpfung an die albanische Volkszugehörigkeit hier regelmäßig für gegeben (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 22 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 29; ebenso OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 20, u. Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 58 f. u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 68; vgl. auch BVerfG, Be. v. 08.01.1990 - 2 BvR 933/90 - NVwZ 1991, 772, u. v. 30.11.1993 - 2 BvR 594/93 - BayVBl. 1994, 143).

    Die erforderliche Eingriffsintensität steht bei physischen Misshandlungen, die die Rechtsgüter Leib oder gar Leben verletzen, ohnehin außer Frage (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 23 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 29, sowie OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 20; vgl. auch BVerfG, B. v. 24.09.1998 - 2 BvR 2470/96 - NVwZ- Beilage 1999, 1).

    Dies gilt insbesondere für Familienangehörige, die bei der physischen Misshandlung eines der Ihren lediglich anwesend sind und seelisch mitleiden, denn zwischen dem Erleiden von Gewalt am eigenen Leibe und der bloßen Anwesenheit bei der Gewaltanwendung gegen andere besteht ein qualitativer Unterschied, der jedenfalls nicht ohne weiteres zur Annahme der Asylrelevanz solcher - für die physisch nicht selbst misshandelten Familienangehörigen nur mittelbar wirkenden - Maßnahmen führt (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 23 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 30; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 20; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - S. 14 f.; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 30; a.A. VG Aachen, Ue. v. 23.03.1995 - 1 K 697/94.A - S. 58 u. v. 20.07.1995 - 1 K 3726/94.A -).

    Eine Gesamtbetrachtung und -würdigung der vorstehend festgestellten Maßnahmen des serbischen Staates zur Ahndung von politisch motivierten Rechtsverletzungen ergibt zur Überzeugung des Senats, dass diesen jedenfalls Asylerheblichkeit zuzuerkennen ist, soweit mit strafrechtlichen Mitteln gegen als separatistisch eingestufte, aber gewaltfreie Aktivitäten vorgegangen wird (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 25 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 32; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 24).

    Da so gut wie jeder Handlung eines albanischen Volkszugehörigen im Kosovo ein politischer Bezug unterstellt wird (189., S. 5; 231., S. 6), die Angehörigen dieser Bevölkerungsgruppe mithin pauschal zumindest in die Nähe separatistischer Aktivitäten gerückt werden, schlägt dies dergestalt auf die vom serbischen Staat praktizierte Ahndung von politisch motivierten Rechtsverletzungen durch, dass hierbei aus objektiver Sicht regelmäßig auch an die Volkszugehörigkeit angeknüpft wird (vgl. BVerfG, B. v. 20.05.1992 - 2 BvR 205/92 - a.a.O.; BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 - a.a.O.; Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 25 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 32; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 24 f.).

    Das gilt uneingeschränkt für strafgerichtliche Verurteilungen aus politischen Gründen, jedenfalls soweit ihnen keine terroristischen Aktivitäten zugrundeliegen (Hess. VGH, B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 33; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 62 i.V.m. 6; vgl. auch BVerwG, U. v. 10.01.1995 - 9 C 276.94 - NVwZ 1996, 86), und grundsätzlich auch für die Verhängung von Haftstrafen nach dem serbischen Ordnungswidrigkeitengesetz, soweit hinreichend sichere Anhaltspunkte dafür fehlen, dass es im Einzelfall an der asylrechtlich erforderlichen Gerichtetheit im Hinblick auf die albanische Volkszugehörigkeit mangelt (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 25 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 33; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 25; ähnlich Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 62 f.; a.A. Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - S. 87 f.).

    Soweit im Zusammenhang mit strafgerichtlichen Verfahren Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind, werden diese regelmäßig ebenfalls auf die albanische Volkszugehörigkeit der Angeklagten gezielt, allerdings nicht immer - soweit nicht Leib, Leben oder persönliche Freiheit betroffen waren - asylrelevante Intensität erreicht haben (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 25 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 33).

    Was die Handhabung der Wehrpflicht angeht, so ist diese jedenfalls für die hier beurteilte Zeit ab 1990 weder in Bezug auf die Einberufungspraxis gegenüber Kosovo-Albanern noch in Bezug auf deren Einsatz während des Wehrdienstes und auch nicht in Bezug auf eine Bestrafung im Falle der Wehrdienstentziehung oder der Desertion asylrechtlich relevant (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - sowie B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - VGH Baden-Württemberg, Ue. v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 - u. v. 18.06.1996 - A 14 S 531/96 - Bay. VGH, Ue. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - u. v. 09.01.1995 - 19 BA 94.30683 - OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - Nds. OVG, Ue. v. 24.02.1995 - 8 L 5275/93 -, v. 31.05.1995 - 11 L 1899/95 -, v. 13.07.1995 - 3 L 2339/95 -, v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 10.12.1997 - 14 A 2826/94.A - u. v. 19.01.1998 - 13 A 2296/94.A - OVG Rheinland- Pfalz, U. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 - Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - OVG Sachsen-Anhalt, U. v. 28.02.1995 - 3 L 29/93 - Schlesw.-Holst.

    Selbst ethisch und moralisch gutzuheißende Beweggründe, etwa nicht an einem als völkerrechtswidrig erachteten bewaffneten Konflikt mitwirken zu wollen, sind dagegen asylrechtlich ohne Belang (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 26 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 35; Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - S. 29 f.; VGH Baden- Württemberg, U. v. 18.06.1996 - A 14 S 531/96 - S. 15, unter Berufung auf BVerwG, U. v. 19.08.1986 - 9 C 322.85 - Buchholz 402.25 § 1 AsylVfG Nr. 54; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 19.01.1998 - 13 A 2296/94.A - S. 17 f.).

    Stellt sich hiernach die Wehrpflicht als Ausdruck einer prinzipiell berechtigten Loyalitätserwartung des Staates gegenüber seinen Angehörigen dar, so gilt sie uneingeschränkt auch für solche Volksgruppenzugehörigen und für solche Einzelpersonen, die der Staat durch wie auch immer geartete Maßnahmen an den Rand seines Schutzverbandes drängt, sofern die damit verbundenen Beeinträchtigungen noch keine die Betroffenen aus der übergreifenden Friedensordnung der staatlichen Einheit ausgrenzende - d.h. asylerhebliche - Wirkung haben (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 26 f. u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 35; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 26).

    Nur für den bereits aus anderen Gründen politisch Verfolgten ruht also die Wehrpflicht mit der Folge, dass ihre zwangsweise Durchsetzung oder eine an ihre Nichterfüllung anknüpfende Bestrafung ihrerseits - und zusätzlich - Asylrelevanz erlangt (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 27 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 35; Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 7 f. u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 8; a.A. VG Frankfurt am Main, U. v. 25.04.1995 - 6 E 11177/93.A (3) -, nicht rechtskräftig).

    Insbesondere kann eine verstärkte Heranziehung von albanischen Volkszugehörigen aus dem Kosovo zum Wehrdienst nicht festgestellt werden (104.; 159.; 183.), und zwar auch nicht in der Zeit des von Anfang oder Mitte Oktober 1991 bis Ende Mai 1992 erklärten Zustands der unmittelbaren Kriegsgefahr (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 27 f. u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 35).

    Denn damit macht sich der Staat lediglich den Umstand zunutze, dass die wehrpflichtigen Kosovo-Albaner diese auch ihnen obliegende Dienstpflicht meist nicht erfüllen, weil sie einer nach ihrem politischen Verständnis "fremden Macht" nicht dienen wollen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 27 f. u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 36; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 26 f.); die erfolgenden Einberufungen widerstreiten zwar dieser - objektiv unrichtigen und schon deshalb asylrechtlich unerheblichen - Überzeugung, sie beinhalten aber kein über deren - dann ebenfalls asylirrelevante - Missachtung hinausgehendes Element politischer Disziplinierung (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 28 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 36; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 64 f.; vgl. auch VGH Baden-Württemberg, U. v. 18.06.1996 - A 14 S 531/96 - S. 7 f., u. OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - S. 7 f.).

    Dieser Verfahrensweise kann zwar die an die Volkszugehörigkeit anknüpfende Gerichtetheit nicht abgesprochen werden; ihr fehlt indes die erforderliche Eingriffsintensität (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 28 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 37; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 27; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 64).

    Es lässt sich auch nicht zur Überzeugung des Senats feststellen, dass albanische Volkszugehörige aus dem Kosovo darüber hinaus einer zielgerichteten und auch im Übrigen asylrelevanten Sonderbehandlung unterzogen werden (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 28 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 37; VGH Baden-Württemberg, U. v. 18.06.1996 - A 14 S 531/96 - S. 8).

    Hierbei handelt es sich jedoch um nicht mehr als die Summe einzelner und im Wesentlichen auf Kriegszeiten beschränkter Exzesstaten, die dem insoweit schutzwilligen und auch grundsätzlich schutzfähigen Staat asylrechtlich nicht zurechenbar sind (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 18 u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 28 sowie B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 37; OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 04.10.1994 - 7 A 10280/92 - S. 18; Thür.

    Erst recht gab und gibt es keinerlei verifizierbare Anhaltspunkte für einen - ggf. freilich asylrelevanten - tatsächlichen oder beabsichtigten Einsatz von Wehrpflichtigen albanischer Volkszugehörigkeit aus dem Kosovo zur Bekämpfung des dortigen - überwiegend weiterhin passiven - Widerstands der albanischen Bevölkerungsmehrheit und/oder zur Niederschlagung der betreffenden gewaltsamen Aktionen der UCK (vgl. 8., S. 8; 24., S. 60); im Übrigen ist hierfür die Heranziehung gerade von als illoyal angesehenen Kosovo-Albanern am wenigsten zu erwarten (vgl. Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 18 u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 29 sowie B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 37 f.; ferner Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - S. 19 f.).

    Der gesetzlich vorgegebene Strafrahmen ist als solcher nicht überzogen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 29 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 38; Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - S. 35) und wird von den Militärgerichten ausweislich der bisher bekannt gewordenen Verurteilungen zudem nicht ausgeschöpft (11., S. 15; 55.; 63., S. 9; 80.; 101.); insbesondere sind aus der Zeit vor Abschaffung der Todesstrafe für Desertion im Zustand unmittelbarer Kriegsgefahr keine auf die Höchststrafe lautenden Strafanträge oder gar Urteile bekannt geworden (63., S. 9).

    Die vorgenannte Verfahrensweise der Grenzbehörden steigert demzufolge lediglich die generelle Wahrscheinlichkeit einer Rekrutierung oder Bestrafung, vermag aber eine asylrelevante Gerichtetheit in Anknüpfung an die Volkszugehörigkeit nicht zu begründen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 30 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 39; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 30; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 65).

    Denn zum einen fehlt es in der Regel an der erforderlichen Intensität, weil für die Betroffenen - von Ausnahmefällen abgesehen - jedenfalls das wirtschaftliche Existenzminimum, gemessen an der in der Bundesrepublik Jugoslawien allgemein herrschenden bedrückenden Wirtschaftslage, weiterhin gewährleistet ist (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 32 f. u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 32 sowie B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 41; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 35; Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 66 f. u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 75; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 32 f.; vgl. BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 - a.a.O.).

    Zum anderen lässt sich auch die außerdem gebotene Gerichtetheit auf die Ethnie nicht hinreichend sicher feststellen, weil die betreffenden Maßnahmen vor allem auf eine weitgehende Angleichung der Lebensverhältnisse im Kosovo an diejenigen in der übrigen Bundesrepublik Jugoslawien und auf den Abbau von Überkapazitäten zielten und weil im Übrigen bei entsprechender Loyalitätsbekundung bzw. Anerkennung der von serbischer Seite verfügten Änderungen - beides war asylrechtlich zumutbar - ein Arbeitsplatzverlust oft hätte vermieden werden können (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 31 u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 32 sowie B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 42; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 33 f.; Thür.

    Denn sie sind bei objektiver Betrachtung nicht hierauf, sondern vielmehr auf die Erlangung der serbischen Kontrolle über den staatlichen Gesundheitsdienst gerichtet, wie vor allem daraus erhellt, dass dessen Inanspruchnahme auch albanischen Volkszugehörigen weiterhin offensteht und die teilweise bestehenden Zugangserschwernisse nicht an deren Volkszugehörigkeit anknüpfen, sondern die Folge von ihrerseits asylunerheblichen Umständen sind (vgl. Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 33 u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 34 sowie B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 44; Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 - S. 57; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 37; Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 72 f. u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 78 f.).

    Jedenfalls sind verifizierbare Anhaltspunkte dafür, dass allein wegen sprachlicher Probleme eine medizinisch gebotene Behandlung albanischer Volkszugehöriger nicht erfolgreich durchgeführt werden kann, den vorliegenden Erkenntnisquellen nicht zu entnehmen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 34 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 44).

    Abgesehen davon fehlt es für den Regelfall auch an der notwendigen Eingriffsintensität, weil zumindest das existenzielle Minimum medizinischer Grundversorgung durch das Vorhandensein staatlicher und hierzu paralleler Gesundheitseinrichtungen gewährleistet ist (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 34 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 44; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 38; Nds. OVG, U. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 79).

    Der schlechte Zustand des Gesundheitssystems im Kosovo unterscheidet sich zudem nicht wesentlich von demjenigen in den anderen Landesteilen der Bundesrepublik Jugoslawien; auch dies macht deutlich, dass maßgebende Ursache hierfür die schwierige politische und wirtschaftliche Lage ist und nicht - wie die Vorinstanz mutmaßt - serbische Maßnahmen mit dem Ziel einer Beeinträchtigung der Gesundheit der Kosovo-Albaner (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 34 f. u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 44 f.; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 37).

    Ihnen fehlt bereits die Gerichtetheit in Bezug auf die Volksgruppe der Kosovo-Albaner; sie zielen nämlich nicht darauf ab, die albanischen Volkszugehörigen von Bildung und Erziehung auszuschließen, sondern dienen dem bildungspolitischen Zweck, die schulischen und universitären Rahmenbedingungen im Kosovo denjenigen im übrigen Serbien anzugleichen (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 34 f. u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 36 f. sowie B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 47; OVG Nordrhein- Westfalen, U. v. 10.12.1997 - 14 A 2826/94.A - S. 33; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 35; zweifelnd OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 40).

    Außerdem vermag der Senat auch die asylrechtlich nötige Eingriffsintensität nicht zu erkennen, denn das bildungsmäßige und kulturelle Existenzminimum ist nach wie vor gewährleistet (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 34 u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 37 sowie B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 47; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 40).

    Die seit 1990 gültigen Lehrpläne lassen nämlich muttersprachlichen Unterricht in einem gewissen, dem Schutz der Albaner als nationaler Minderheit ausreichend Rechnung tragenden Umfang zu; und einen asylrechtlich geschützten Anspruch der Kosovo-Albaner, die Unterrichtssprache und die Lehrinhalte selbst zu bestimmen, gibt es nicht; soweit Bildungsdefizite dadurch entstehen, dass die albanische Bevölkerungsmehrheit das offizielle Schul- und Hochschulsystem boykottiert, fällt dies demzufolge in ihren eigenen Verantwortungsbereich (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 37 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 47; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 40 f.; Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 12 f. u. 70 f. sowie v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 77; vgl. auch OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - S. 18).

    Dies gilt unabhängig davon, dass im parallelen Bildungssystem lehrende und lernende sowie dieses unterstützende Personen im Einzelfall ihrer Intensität nach asylerheblichen Eingriffen ausgesetzt sein können (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 37 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 48; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 41; Nds. OVG, U. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 51 u. 78; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 26.09.1996 - 13 A 3255/94.A - S. 12 f.).

    Soweit etwa im Sozialbereich eine faktische Benachteiligung der Kosovo-Albaner dadurch stattfindet, dass infolge der Begrenzung der öffentlichen Leistungen ab dem vierten Kind durch Gesetz vom 21. Juli 1992 die traditionell kinderreicheren albanischen Familien eine geringere finanzielle Unterstützung als zuvor erhalten (2., Nr. 158 b), fehlt es an der asylrechtlich nötigen Gerichtetheit schon deshalb, weil diese Regelung für die gesamte Bevölkerung gilt (Hess. VGH, U. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 29) und weil sie überdies das Ziel verfolgt, ein übermäßiges Bevölkerungswachstum allgemein einzudämmen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 37 f. u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 48; Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 69 f. u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 76).

    Den albanischen Volkszugehörigen im Kosovo wird durch diese Maßnahmen aber nicht das wirtschaftliche Existenzminimum entzogen, sodass es zumindest in aller Regel an der notwendigen Eingriffsintensität mangelt (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 38 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 49; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - S. 22; Thür.

    Allerdings wird gelegentlich auch von der gewaltsamen Vertreibung kosovo-albanischer Familien aus Wohnungen berichtet, in denen sie offenbar rechtmäßig lebten (7., Nr. 195; 31.; 63., S. 3; 65., S. 9; 109.; 110.; 114., Abschn. II.5; 125., S. 10 f.; 160., S. 27 f.; 189., S. 4; 191.; 231., S. 36); solchenfalls kann je nach den Umständen des Einzelfalles die Asylrelevanz durchaus zu bejahen sein (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 38 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 49; Nds. OVG, Ue v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 73 u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 79 f.).

    Soweit staatliche Maßnahmen kulturelle und sportliche Aktivitäten der Kosovo-Albaner berühren (2., Nr. 157 f), wird die Schwelle zur Asylerheblichkeit in der Regel ebenfalls nicht erreicht (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 39 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 50).

    In Bezug auf die bis zum 30. November 1996 generell und seither nur noch gegenüber freiwilligen Rückkehrern unter bestimmten Voraussetzungen geübte Praxis der Einreiseverweigerung (174.; 175.; 202.; 231., S. 19) fehlt es indessen schon an der Gerichtetheit in Anknüpfung an die albanische Volkszugehörigkeit (zweifelnd, aber im Ergebnis offengelassen: Schlesw.-Holst. OVG, U. v. 05.03.1996 - 5 L 19/95 - S. 52), denn die betreffende Verfahrensweise galt und gilt grundsätzlich für alle Staatsangehörigen der Bundesrepublik Jugoslawien (vgl. Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 39 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 51; Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 84 u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 81; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - S. 24 f.) und zielt(e) objektiv darauf ab, einer unkontrollierten, massenhaften - mithin nicht sozialverträglichen - Rückkehr sowie einer Zuwanderung unter Benutzung falscher Personalpapiere entgegenzusteuern (Hess. VGH, B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 51; vgl. ferner Nds. OVG, U. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 81, sowie OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 10.12.1997 - 14 A 2826/94 - S. 49 f. u. v. 19.01.1998 - 13 A 2296/94.A - S. 56 f.).

    Vorliegend ging es aber zum überwiegenden Teil um eine lediglich vorübergehende Einreiseverweigerung, die erkennbar vor allem die Position der Bundesrepublik Jugoslawien im Rahmen der Verhandlungen über das zwischenzeitlich abgeschlossene Rückführungs- und Rückübernahmeabkommen stärken sollte (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 40 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 51 f.; VGH Baden-Württemberg, U. v. 06.11.1995 - A 12 S 159/95 - S. 8 ff.; Nds. OVG, U. v. 23.05.1996 - 12 L 3389/95 - S. 20 f.); dies zeigt sich nicht zuletzt daran, dass auch die Zahl der erfolgreichen freiwilligen Rückkehrer seither stetig angestiegen ist (174.; 189., S. 14).

    Dem weit überwiegenden Teil der dokumentierten Maßnahmen (Verhören, Passeinbehaltungen, Beschlagnahmen) gegenüber Rückkehrern fehlt es schon von vornherein an der asylrelevanten Eingriffsintensität (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 53 sowie Be. v. 15.12.1997 - 7 UE 2249/97.A - S. 24 u. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 53; Nds. OVG, U. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 82), und auch hinsichtlich der gemeldeten Misshandlungen und Verhaftungen enthalten die vorliegenden Dokumente in aller Regel keine Angaben zu Art und Schwere bzw. Dauer (vgl. OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 10.12.1997 - 14 A 2826/94.A - S. 19 u. v. 19.01.1998 - 13 A 2296/94.A - S. 24 f.).

    Hinreichend gesicherte Anhaltspunkte für die Annahme eines staatlichen Programms mit dem Ziel einer physischen Vernichtung, gewaltsamen Vertreibung oder sonst asylerheblichen Beeinträchtigung der gesamten oder eines sachlich oder persönlich begrenzten Teils der albanischen Bevölkerung im ganzen Kosovo oder in Teilgebieten davon bestehen demgegenüber nicht (BVerwG, U. v. 05.07.1994 - 9 C 158.94 - a.a.O.; Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 37 ff. u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 42 sowie B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 55; VGH Baden-Württemberg, U. v. 08.06.1995 - A 12 S 79/95 - S. 22 f.; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 56; Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 81 f. u. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 86 f.; OVG Nordrhein-Westfalen, U. v. 10.12.1997 - 14 A 2826/94.A - S. 39; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 37 f.; Schlesw.-Holst.

    Ebenso wenig kann - und zwar entgegen der Vorinstanz auch nicht mit Blick auf die schlechte medizinische Versorgungslage und die daraus resultierenden gesundheitlichen Risiken - zur Überzeugung des Senats festgestellt werden, dass die gegenwärtige bedrückende Situation für die albanischen Volkszugehörigen im Kosovo sich lediglich als erste Stufe eines letztlich doch auf ihre asylrelevante Verfolgung gerichteten Gesamtkonzepts darstellt (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 42 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 56; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 58; Nds. OVG, U. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 88; Schlesw.-Holst.

    Und zum anderen belässt der serbische Staat den Kosovo-Albanern nach wie vor den Raum, den sie benötigen, um ihre existenziellen Grundbedürfnisse zu decken; insbesondere geht er nicht systematisch gegen die entstandenen Parallelstrukturen vor, ohne dass dafür zwingende Hinderungsgründe ersichtlich wären (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 38 f. u. 46 sowie v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 42 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 56; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 37).

    Nicht unerhebliche Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem Umstand zu, dass die albanischen Volkszugehörigen im Kosovo keine Minderheit, sondern die weit überwiegende Bevölkerungsmehrheit darstellen mit der Folge, dass sie selbst - nicht zuletzt durch ihren Zusammenhalt im Widerstand gegen die serbischen Behörden - das moralische, religiöse und gesellschaftliche Klima prägen oder wenigstens erträglicher gestalten können (vgl. Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 46 u. 49 sowie Be. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 56 f. u. v. 03.03.1998 - 7 UE 869/96 - S. 23 f.; Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - S. 101 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 77 f. u. 87 f.; OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 21.05.1996 - 14 A 2035/94.A - S. 39 f. u. v. 19.01.1998 - 13 A 2296/94.A - S. 59; einschränkend Schlesw.-Holst.

    Ebenso wenig hat der Senat aufgrund der zur Situation der albanischen Volkszugehörigen im Kosovo getroffenen Feststellungen die Überzeugung gewinnen können, dass seit 1990 bis heute die für die Annahme einer Gruppenverfolgung erforderliche Verfolgungsdichte landes- oder kosovoweit oder - lässt man die für den vorliegenden Fall rechtlich nicht maßgebende Zeit von März bis Oktober 1998 außer Betracht - begrenzt auf Teilgebiete des Kosovo vorliegt (ebenso für die Zeit bis zum jeweiligen Entscheidungszeitpunkt: Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 25 ff. u. 41 ff. sowie v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 43 ff., ferner B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 57 ff.; VGH Baden-Württemberg, U. v. 18.06.1996 - A 14 S 531/96 - S. 16 f.; Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - S. 95 ff.; Hamb. OVG, U. v. 07.06.1995 - Bf VII 2/94 - S. 84 ff.; OVG Mecklenburg- Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 41; OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 16.04.1997 - 14 A 2800/94.A - S. 27 ff. u. v. 19.01.1998 - 13 A 2296/94.A - S. 28 ff.; OVG Rheinland-Pfalz, U. v. 19.09.1995 - 7 A 12537/93 - S. 7 ff.; Schlesw.-Holst.

    Da sich danach die Verhältnisse im Jahr 1994 im Vergleich zu den hier relevanten Vorjahren seit 1990 und zu den Folgejahren seit 1995 - auch zu 1998 - als am schlechtesten darstellen (vgl. 2., Nrn. 153 u. 171; 3., S. 8; 7., Nr. 189; 32.; 37., S. 10; 38.; 45.; 50., S. 7; 142.; 160., S. 5; 189., S. 5; 231., S. 6), können sich die folgenden Überlegungen zunächst einmal auf die Zahlen des Jahres 1994 beschränken (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 26 u. 41 sowie v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 44, ferner B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 58; vgl. auch Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 54).

    Zu berücksichtigen ist dabei einerseits, dass die dokumentierten sicherheitsbehördlichen Maßnahmen - wie weiter oben (1.1.1.1.2.) festgestellt - jedenfalls nicht generell, sondern nur insoweit asylrelevant sind, als diese zielgerichtet an die Ethnie anknüpfen und darüber hinaus auch nach dem jeweils verletzten Rechtsgut bzw. nach der jeweiligen Eingriffsintensität asylrechtlich beachtlich sind; schon aus diesem Grunde ist ein erheblicher Abschlag erforderlich (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 44 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 58; vgl. Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 56 f.); hinzu kommt, dass nach der Art der Dokumentation der berichteten Fälle die angegebenen Zahlen offenbar auch Mehrfachnennungen desselben Vorfalls unter verschiedenen Rubriken enthalten.

    Der Senat ist aufgrund der ihm zugänglichen Erkenntnisse - insbesondere über die Engmaschigkeit des Informationsnetzes der Dokumentationsstellen (23., S. 19 u. 22 f.) - der Überzeugung, dass die Dunkelziffer nicht bekannt gewordener Verfolgungsmaßnahmen jedenfalls die Zahl der dokumentierten, aber nicht asylerheblichen Maßnahmen der Sicherheitsbehörden nicht übersteigt, sodass gebotene Zu- und Abschläge sich im Wesentlichen ausgleichen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 44 f. u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 59; OVG Mecklenburg-Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 47 f.; vgl. auch VGH Baden-Württemberg, U. v. 18.06.1996 - A 14 S 531/96 - S. 21, u. Nds. OVG, Ue. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 56 f. u. 75 sowie v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 20 u. 84).

    Kann danach von der für 1994 mit 25.000 Menschenrechtsverletzungen angegebenen Höchstzahl ausgegangen werden, weil diese - wie im vorvorletzten Absatz dargelegt - bei Ausblendung der untypischen Spitzen auch 1998 nicht überschritten worden ist, und setzt man diese zu der weiter oben (1.1.1.) ermittelten kleinstmöglichen Zahl der kosovo-albanischen Bevölkerung von gut 1, 5 Millionen in Beziehung (ebenso VGH Baden-Württemberg, U. v. 13.06.1995 - A 14 S 2459/94 - S. 10), so ergibt sich für jeden albanischen Volkszugehörigen im Kosovo lediglich eine statistische Wahrscheinlichkeit von knapp 1, 7 % pro Jahr, von einem asylrelevanten Verfolgungsschlag getroffen zu werden (vgl. Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 45).

    Denn bei gleicher statistischer Wahrscheinlichkeit, überhaupt von einem Verfolgungsschlag getroffen zu werden, ist die Zumutbarkeitsschwelle um so niedriger anzusetzen, je härter der drohende Eingriff nach Art und Intensität voraussichtlich ausfällt (vgl. Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 45 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 61, VGH Baden-Württemberg, U. v. 18.06.1995 - A 14 S 531/96 - S. 21 f., u. OVG Mecklenburg- Vorpommern, U. v. 04.12.1996 - 3 L 119/95 - S. 51).

    Insgesamt lässt die erforderliche Relationsbetrachtung danach weder in quantitativer noch in qualitativer Hinsicht den Schluss zu, dass im gesamten Kosovo für jeden albanischen Volkszugehörigen oder für jedes Mitglied eines sachlich oder persönlich begrenzten Teils dieser Gruppe nicht nur die Möglichkeit, sondern - objektiv gesehen und ungeachtet des verständlichen subjektiven Furchtempfindens der Gruppenangehörigen - die aktuelle Gefahr besteht, Opfer eines asylerheblichen Übergriffs der serbischen Staatsmacht zu werden (vgl. Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 46 u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 62., ferner Nds. OVG, U. v. 22.10.1998 - 12 L 1448/98 - S. 59 u. 149 f.).

    Danach kann von der auch hier erforderlichen Verfolgungsdichte - selbst bei einer Gesamtschau mit den asylrelevanten Eingriffen staatlicher Stellen - nicht ausgegangen werden (vgl. Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 21 f. u. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 47 sowie B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 63, Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 39, u. Schlesw.-Holst.

  • VGH Hessen, 23.05.1997 - 7 UE 1465/96

    Jugoslawien: keine Gruppenverfolgung albanischer Volkszugehöriger mit

    Dies hat der Senat in seinem Urteil vom 16. Februar 1996 - 7 UE 4242/95 -, das ebenso wie sämtliche dort verwerteten Erkenntnisquellen in das vorliegende Verfahren eingeführt worden ist, grundsätzlich festgestellt, und hieran hält das Berufungsgericht weiterhin fest, da die seither bekannt gewordenen neueren Erkenntnisquellen jedenfalls in ihrer Gesamtheit die dort getroffenen Feststellungen nicht erschüttern, sondern vielmehr bestätigen.

    Auch dies hat der Senat für einen albanischen Volkszugehörigen in dem Kläger vergleichbaren Lage in seinem - bereits oben erwähnten und in das vorliegende Verfahren eingeführten - Urteil vom 16. Februar 1996 - 7 UE 4242/95 - im einzelnen dargetan; hierauf wird verwiesen.

    Abgesehen von diesen Widersprüchlichkeiten, die der Kläger nicht plausibel aufgelöst hat, bestehen Bedenken gegen die Glaubhaftigkeit seiner betreffenden Angaben auch deshalb, weil Einberufungen ethnischer Albaner - wie bereits in dem mehrfach erwähnten Urteil des Senats vom 16. Februar 1996 - 7 UE 4242/95 - unter 1.1.1.3.

    Einer abschließenden Überzeugungsbildung des Berufungsgerichts hierüber und über die Glaubhaftigkeit der die befürchtete Heranziehung zum Wehrdienst betreffenden Angaben des Klägers bedarf es indessen jedenfalls im vorliegenden Zusammenhang nicht, weil selbst eine dem Kläger bei seiner Ausreise unmittelbar bevorstehende Zwangsrekrutierung - wie ebenfalls in dem Grundsatzurteil des Senats vom 16. Februar 1996, a.a.O., dargelegt - asylrechtlich nicht relevant gewesen wäre; das gilt auch dann, wenn der Kläger die Möglichkeit eines Fronteinsatzes auf seiten der bosnischen Serben während des Bürgerkrieges in Bosnien-Herzegowina hätte in Betracht ziehen müssen.

    Eine abschließende Überzeugung brauchte das Berufungsgericht freilich auch insoweit nicht zu gewinnen; denn selbst wenn dem Kläger seinerzeit Bestrafung wegen Wehrdienstentziehung oder Desertion gedroht hat, wäre dies - wie wiederum in dem Grundsatzurteil des Senats vom 16. Februar 1996, a.a.O., näher begründet wurde - rechtlich ohne Bedeutung gewesen.

    Denn jedenfalls wäre die asylrechtliche Relevanz - übrigens auch einer wenig wahrscheinlichen Bestrafung wegen Wehrdienstentziehung - zu verneinen; abgesehen davon hätte der Kläger im Falle seiner Heranziehung zum Wehrdienst auf keinen Fall mit einem Einsatz in Bosnien-Herzegowina zu rechnen, da sich dort seit langem keine Einheiten der Bundesrepublik Jugoslawien mehr befinden und überdies in jüngerer Zeit überhaupt keine offiziellen Kampfhandlungen mehr stattfinden (vgl. das Grundsatzurteil des Senats v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - unter 1.1.1.3. sowie insbesondere 132.).

    Von rechtlich relevanter Intensität sind diese Maßnahmen in aller Regel jedoch nicht, es sei denn, ein Rückkehrer ist aus besonderen Gründen ins Blickfeld der jugoslawischen Behörden geraten (VGH Baden-Württemberg, U. v. 19.09.1995 - A 14 S 1327/94 -, S. 13 f.; hinsichtlich der Einreisebeschränkungen vgl. das Urteil des Senats v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - unter 1.1.1.7.).

  • VGH Hessen, 03.03.1998 - 7 UE 869/96

    Echtheitsüberprüfung ausländischer Gerichtsurteile im Asylverfahren; Jugoslawien:

    Dies hat der Senat bereits mit Urteil vom 16. Februar 1996 - 7 UE 4242/95 - grundsätzlich festgestellt, und hieran hat er - in Fortführung seiner Rechtsprechung - mit den Beteiligten bekanntem Beschluß vom 2. März 1998 - 7 UE 868/96 - festgehalten.

    Der serbische Staat beläßt ihnen nämlich seit jeher jedenfalls den Raum, den sie benötigen, um ihre existentiellen Grundbedürfnisse zu decken; insbesondere geht er nicht systematisch gegen die entstandenen Parallelstrukturen vor, ohne daß dafür zwingende Hinderungsgründe ersichtlich wären (Hess. VGH, Ue. v. 23.01.1995 - 13 UE 2370/94 - S. 38 f. u. 46 sowie v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 42, ferner B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 56; Sächs. OVG, U. v. 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - S. 37).

    Größere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang noch dem Umstand zu, daß die albanischen Volkszugehörigen im Kosovo keine Minderheit, sondern die weit überwiegende Bevölkerungsmehrheit darstellen mit der Folge, daß sie selbst - nicht zuletzt durch ihren Zusammenhalt im passiven Widerstand gegen die serbischen Behörden - das moralische, religiöse und gesellschaftliche Klima prägen oder wenigstens erträglicher erscheinen lassen (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - S. 46 u. 49 sowie B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - S. 56 f.; Bay. VGH, U. v. 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 - S. 101 f.; Nds. OVG, U. v. 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - S. 77 f. u. 87 f.; OVG Nordrhein-Westfalen, Ue. v. 15.11.1995 - 13 A 1451/94.A - S. 27 u. v. 21.05.1996 - 14 A 2035/94.A - S. 39 f.; einschränkend Schlesw.-Holst.

    Wie in den bereits oben erwähnten Grundsatzentscheidungen des Senats (U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - u. B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 - jeweils unter 1.1.1.3.) festgestellt, wurden und werden nämlich Einberufungen ethnischer Albaner aus dem Kosovo, obwohl ihnen nur selten Folge geleistet wird, lediglich in exemplarischen Einzelfällen durchgesetzt.

  • VGH Hessen, 20.01.1997 - 7 UE 2507/94

    Zur Gefährdungssituation für ehemalige Polizisten albanischer Volkszugehörigkeit

    Dies hat der Senat bereits in seinem Urteil vom 16. Februar 1996 - 7 UE 4242/95 -, das ebenso wie sämtliche dort verwerteten Erkenntnisquellen in das vorliegende Verfahren eingeführt worden ist, grundsätzlich festgestellt.

    Von rechtlich relevanter Intensität sind diese Maßnahmen in aller Regel jedoch nicht, es sei denn, ein Rückkehrer ist aus besonderen Gründen ins Blickfeld der jugoslawischen Behörden geraten (VGH Baden-Württemberg, U. v. 19.09.1995 - A 14 S 1327/94 -, S. 13 f.; hinsichtlich der Einreisebeschränkungen vgl. das Urteil des Senats v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 -).

  • VGH Baden-Württemberg, 18.06.1996 - A 14 S 531/96

    Heranziehung albanischer Volkszugehöriger aus dem Kosovo zum Wehrdienst in den

    Diese Beurteilung entspricht der mittlerweile einhelligen Auffassung der Obergerichte (vgl. Schleswig-Holsteinisches OVG, Urteil vom 05.03.1996 - 5 L 19/95 - Hess. VGH, Urteil vom 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 - OVG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 07.03.1996 - 13 A 1796/94.A -, vom 05.03.1996 - 14 A 1538/94.A - Niedersächsisches OVG, Urteil vom 28.09.1995 - 12 L 2034/95 - OVG Rheinland-Pfalz, Urteil vom 19.09.1995 - 7 A 12537/93.OVG - Sächsisches OVG, Urteil vom 18.07.1995 - A 4 S 68/94 - Hamburgisches OVG, Urteil vom 07.06.1995 - OVG Bf VII 2/94 - OVG Saarland, Urteil vom 08.02.1995 - 9 K 25/95 - Bay. VGH, Urteil vom 22.04.1994 - 21 BA 94.30675 -).

    Es bestehen auch nach wie vor keine nachvollziehbaren durch entsprechende Tatsachenfeststellungen belegte Anhaltspunkte dafür, daß die mögliche Dunkelziffer eine Größenordnung erreicht, die zusammen mit der Zahl der dokumentierten und als asylerheblich in Betracht zu ziehenden Maßnahmen des serbischen Staates zur Feststellung einer Gruppenverfolgung führen würde (vgl. Urteile des Senats vom 24.01.1995 - A 14 S 2075/94 - und vom 13.06.1995 - A 14 S 2459/94 - aus der Rechtsprechung anderer Obergerichte: OVG Nordrhein-Westfalen, Urteil vom 07.03.1996 - 13 A 1796/94.A - Hess. VGH, Urteil vom 16.02.1996 7 UE 4242/95; OVG Niedersachsen, Urteil vom 28.09.1995 - 12 L 2043/95 -).

  • OVG Saarland, 09.09.1996 - 3 R 111/96

    Asylberechtigung; Asylberechtigter; Anerkennung; Jugoslawien; Politische

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  • VGH Hessen, 15.02.2000 - 7 UE 3645/99

    Rückkehrmöglichkeit für Kosovo-Albaner bejaht nach Einsatz der KFOR-Truppen

    Nur ergänzend weist der Senat in diesem Zusammenhang darauf hin, dass eine Vorverfolgung des Klägers unter dem Gesichtspunkt einer (damaligen) Gruppenverfolgung der Kosovo-Albaner bereits deshalb ausscheidet, weil der Senat in ständiger Rechtsprechung auf der Grundlage der seinerzeitigen Erkenntnisquellen für den Zeitraum von 1990 bis einschließlich Februar 1999 (unter Ausklammerung des Zeitraumes von März bis Oktober 1998) das Vorliegen einer landes- oder kosovoweiten unmittelbaren oder mittelbaren staatlichen Gruppenverfolgung verneint hat (Hess. VGH, U. v. 16.02.1996 - 7 UE 4242/95 -, B. v. 02.03.1998 - 7 UE 868/96 -, B. v. 03.02.1999 - 7 UE 655/97.A -, zuletzt: U. v. 23.02.1999 - 7 UE 456/98.A -).
  • VGH Baden-Württemberg, 15.04.1997 - A 14 S 3518/96

    Rückkehrmöglichkeit für Kosovo-Albaner - Einschätzung der Rückkehrsicherheit

    Dies hat der Senat in seiner ständigen - dem Kläger mitgeteilten - Rechtsprechung im einzelnen ausgeführt, worauf Bezug genommen wird (vgl. besonders Leitsatzurteile des Senats vom 13.09.1994 - A 14 S 736/94 -, vom 19.09.1995 - A 14 S 1327/94 - und vom 18.06.1996 - A 14 S 531/96; ebenso z.B.: Hess. VGH, Urteil vom 16.02.1996 - 7 UE 4242/95; OVG NW, Urteil vom 07.03.1996 - 13 A 1796/94.A).

    Diese Beurteilung entspricht der mittlerweile einhelligen Auffassung der Obergerichte (vgl. aus jüngster Zeit z.B. auch: Hess. VGH, Urteil vom 16.02.1996 - 7 UE 4242/95; OVG NW, Urteil vom 07.03.1996 - 13 A 1796/94.A).

  • VGH Hessen, 15.02.2000 - 7 UE 3645

    Feststellung der Sicherheit albanischer Volkszugehöriger aus dem Kosovo

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  • OVG Niedersachsen, 19.02.1997 - 13 L 2629/96

    Frage der Gruppenverfolgung im Kosovo; Asyl; Gruppenverfolgung: Kosovo; Kosovo

  • OVG Niedersachsen, 19.02.1997 - 13 L 389/97

    Frage der Gruppenverfolgung im Kosovo; Asyl; Gruppenverfolgung: Kosovo; Kosovo

  • VG Frankfurt/Main, 18.03.1997 - 6 E 30925/95
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