Rechtsprechung
VerfGH Nordrhein-Westfalen, 04.10.1993 - VerfGH 15/92 |
Volltextveröffentlichungen (4)
- Verfassungsgerichtshof Nordrhein-Westfalen
Pflicht der Landesregierung zur Beantwortung parlamentarischer Anfragen von Abgeordneten des Landtags
- Wolters Kluwer(Abodienst, Leitsatz/Tenor frei)
Eine Nichtbeantwortung von Anfragen durch die Landesregierung verletzt die Rechte eines Antragstellers aus seinem Status als Abgeordneter; Ein gewährleisteter Status eines Abgeordneten schließt einen Anspruch auf vollständige und zutreffende Beantwortung seiner an die ...
- Wolters Kluwer
Eine Nichtbeantwortung von Anfragen durch die Landesregierung verletzt die Rechte eines Antragstellers aus seinem Status als Abgeordneter; Ein gewährleisteter Status eines Abgeordneten schließt einen Anspruch auf vollständige und zutreffende Beantwortung seiner an die ...
- juris(Abodienst) (Volltext/Leitsatz)
Sonstiges (5)
- nrw.de (Schriftsatz aus dem Verfahren)
- nrw.de (Schriftsatz aus dem Verfahren)
Antragsschrift - Nichtbeantwortung parlamentarischer Anfragen; Untersuchungsausschuss
- nrw.de (Schriftsatz aus dem Verfahren)
Schriftsatz
- nrw.de (Schriftsatz aus dem Verfahren)
Stellungnahme
- nrw.de (Schriftsatz aus dem Verfahren)
Papierfundstellen
- NJW 1994, 2751 (Ls.)
- NVwZ 1994, 678
- DVBl 1994, 48
Wird zitiert von ... (28) Neu Zitiert selbst (9)
- BVerfG, 17.07.1984 - 2 BvE 11/83
Flick-Untersuchungsausschuß
Auszug aus VerfGH Nordrhein-Westfalen, 04.10.1993 - VerfGH 15/92
Dem einzelnen Abgeordneten erwächst aus seinem Status ein Recht darauf, daß ihm grundsätzlich die diejenigen Informationen nicht vorenthalten werden, die ihm eine sachverständige Beurteilung ermöglichen" (vgl. auch BVerfGE 67, 100 [129] ).Die Kontrollfunktion des Parlaments als grundlegendes Prinzip des parlamentarischen Regierungssystems (BVerfGE 67, 100 [130]) ist angesichts des in der Verfassungswirklichkeit regelmäßig bestehenden Interessengegensatzes zwischen regierungstragender Mehrheit und oppositioneller Minderheit wesentlich von den Wirkungsmöglichkeiten der Minderheit abhängig (…vgl. Stern, a.a.O., Band I, S. 1031 ff., Band II, S. 55 f.i H. P. Schneider, AöR 99, 629 Li Scheuner, DÖV 1974, 433 [437 fL]).
Einen Teilaspekt dessen stellt der "Kernbereich exekutiver Eigenverantwortung" dar, der nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 67, 100 [139]) einen selbst gegenüber den Informationsrechten eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses geschützten Initiativ-, Beratungs- und Handlungsbereich der Regierung umfaßt.
- BVerfG, 13.06.1989 - 2 BvE 1/88
Wüppesahl
Auszug aus VerfGH Nordrhein-Westfalen, 04.10.1993 - VerfGH 15/92
Daran anknüpfend hat das Bundesverfassungsgericht dem verfassungs rechtlichen Status des Abgeordneten dessen Recht "zur Beteiligung an der Ausübung des Frage- und Informationsrechts des Parlaments" zugeordnet (BVerfGE 80, 188 [218]).Diese darf die Mitwirkungsbefugnisse des Abgeordneten zwar nicht substantiell entwerten, die Art und weise ihrer Ausübung im Interesse geordneter Wahrnehmung und sachgerechter Erfüllung der parlamentarischen Aufgaben aber an zum Teil weitreichende Bedingungen knüpfen (vgl. BVerfGE 80, 188 [218 ff.]i 84, 304 [321 L]. Das gilt auch für das Fragerecht des Abgeordneten. Zwar richtet sich das Fragerecht an die Regierungi es begründet aber Duldungspflichten auch des Parlaments. Dementsprechend unterwirft die Geschäftsordnung des Landtags das Recht zur Einbringung parlamentarischer Anfragen vielfältigen Voraussetzungen. Sie reichen von der Bindung an ein bestimmtes Quorum bei Großen Anfragen (§ 94 Abs. 1 Satz 2) über Art und Weise der Fragestellung (§ 94 Abs. 1 Satz 2 und Abs. 2 Satz 1, § 97 Abs. 2) bis zur Bestimmung des Zeitpunktes für mündliche Anfragen (§ 99 Abs. 1 i.V.m. Nrn. 1 und 2 der Anlage 1).
- BVerfG, 10.05.1977 - 2 BvR 705/75
Beschlußfähigkeit
Auszug aus VerfGH Nordrhein-Westfalen, 04.10.1993 - VerfGH 15/92
Nur wenn er so umfassend wie möglich unterrichtet ist, vermag er seine Mitwirkungsbefugnisse voll auszuschöpfen (BVerfGE 44, 308 [320]).Das prinzipielle Gebot gleichberechtigter Mitwirkung aller Abgeordneten (BVerfGE 44, 308 [316]i 56, 396 [405]i 80, 188 [218]) ist gleichermaßen Vorbedingung und Gewährleistung für das Recht der Minderheit, ihren Standpunkt ln den parlamentarischen Willensbildungsprozeß einzubringen (BVerfGE 70, 324 [363]).
- BVerfG, 14.01.1986 - 2 BvE 14/83
Haushaltskontrolle der Nachrichtendienste
Auszug aus VerfGH Nordrhein-Westfalen, 04.10.1993 - VerfGH 15/92
Die Notwendigkeit einer sachangemessenen Information des Abgeordneten hat das Bundesverfassungsgericht auch aus seinem Status hergeleitet (BVerfGE 70, 324 [355 f.]): "Abgeordnete bedürfen (danach) grundsätzlich einer umfassenden Information, um ihren Aufgaben genügen zu können; das gilt insbesondere für parlamentarische Minderheiten.Das prinzipielle Gebot gleichberechtigter Mitwirkung aller Abgeordneten (BVerfGE 44, 308 [316]i 56, 396 [405]i 80, 188 [218]) ist gleichermaßen Vorbedingung und Gewährleistung für das Recht der Minderheit, ihren Standpunkt ln den parlamentarischen Willensbildungsprozeß einzubringen (BVerfGE 70, 324 [363]).
- VerfGH Nordrhein-Westfalen, 23.02.1963 - VerfGH 6/62
Auszug aus VerfGH Nordrhein-Westfalen, 04.10.1993 - VerfGH 15/92
Sie stellt deshalb ein Gebot dar, das Verfassungsrang besitzt (VerfGH NW, OVGE 18, 316; Stern, AöR 109, 199 [239]). - BVerfG, 23.10.1952 - 1 BvB 1/51
SRP-Verbot
Auszug aus VerfGH Nordrhein-Westfalen, 04.10.1993 - VerfGH 15/92
Das Fragerecht als orginäres Recht des Abgeordneten stärkt zugleich den Schutz der parlamentarischen Minderheit und das Recht auf verfassungsgemäße Bildung und Ausübung der Opposition (BVerfGE 2, 1 [13], 44, 308 [321]). - BVerfG, 18.07.1961 - 2 BvE 1/61
Fragestunde
Auszug aus VerfGH Nordrhein-Westfalen, 04.10.1993 - VerfGH 15/92
Das Frage- und Informationsrecht ist bereits in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 13, 123 [125]; BVerfGE 57, 1 [5]) angesprochen. - BVerfG, 16.03.1955 - 2 BvK 1/54
Abgeordneten-Entschädigung
Auszug aus VerfGH Nordrhein-Westfalen, 04.10.1993 - VerfGH 15/92
Das BVerfG versteht diese Vorschrift als Grundlage für den "verfassungsrechtlichen Status des Abgeordneten" (vgl. BVerfGE 4, 144 [149]i 10, 4 [12 ff.]i 80, 188 [217 ff.]i 84, 304 [321]). - BVerfG, 25.03.1981 - 2 BvE 1/79
NPD
Auszug aus VerfGH Nordrhein-Westfalen, 04.10.1993 - VerfGH 15/92
Das Frage- und Informationsrecht ist bereits in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 13, 123 [125]; BVerfGE 57, 1 [5]) angesprochen.
- VerfGH Nordrhein-Westfalen, 28.01.2020 - VerfGH 5/18
Organstreitverfahren um das Frage- und Informationsrecht von Abgeordneten - …
Jedem Mitglied des Landtags Nordrhein-Westfalen steht nach Maßgabe der Ausgestaltung durch die Geschäftsordnung des Landtags (VerfGH NRW…, Urteil vom 15. Dezember 2015 - VerfGH 12/14 -, NWVBl. 2016, 371 = juris, Rn. 101) ein Frage- und Informationsrecht gegen die Landesregierung zu, dem grundsätzlich eine Pflicht der Landesregierung zur vollständigen und zutreffenden Beantwortung korrespondiert (VerfGH NRW, Urteile vom 4. Oktober 1993 - VerfGH 15/92 -, OVGE 43, 274 = juris, Rn. 95 ff., vom 19. August 2008 - VerfGH 7/07 -, OVGE 51, 289 = juris, Rn. 244, …und vom 15. Dezember 2015 - VerfGH 12/14 -, NWVBl. 2016, 371 = juris, Rn. 101).a) Dieses Frage- und Informationsrecht folgt im Ausgangspunkt aus dem in Art. 30 Abs. 2 LV gewährleisteten Status des Abgeordneten (VerfGH NRW, Urteile vom 4. Oktober 1993 - VerfGH 15/92 -, OVGE 43, 274 = juris, Rn. 95 ff., vom 19. August 2008 - VerfGH 7/07 -, OVGE 51, 289 = juris, Rn. 244, …und vom 15. Dezember 2015 - VerfGH 12/14 -, NWVBl. 2016, 371 = juris, Rn. 101).
Gerade im Hinblick auf die starke verfassungsrechtliche Stellung der Landesregierung ist der Abgeordnete zur Ausschöpfung seiner parlamentarischen Kontrollbefugnisse in hohem Maße auch auf denjenigen Sachverstand und die Informationen angewiesen, die der Landesregierung durch die Ministerialverwaltung zur Verfügung stehen (VerfGH NRW, Urteile vom 4. Oktober 1993 - VerfGH 15/92 -, OVGE 43, 274 = juris, Rn. 100, …und vom 15. Dezember 2015 - VerfGH 12/14 -, NWVBl. 2016, 371 = juris, Rn. 102).
Antwortpflicht und Antwortverweigerung stehen dabei in einem verfassungsrechtlichen Regel-Ausnahme-Verhältnis (VerfGH NRW, Urteile vom 4. Oktober 1993 - VerfGH 15/92 -, OVGE 43, 274 = juris, Rn. 104 f., vom 19. August 2008 - VerfGH 7/07 -, OVGE 51, 289 = juris, Rn. 244 f., …und vom 15. Dezember 2015 - VerfGH 12/14 -, NWVBl. 2016, 371 = juris, Rn. 108).
Zu respektieren ist vor allem ein Kernbereich exekutiver Eigenverantwortung, der einen grundsätzlich nicht ausforschbaren Initiativ-, Beratungs- und Handlungsbereich umfasst (VerfGH NRW, Urteile vom 4. Oktober 1993 - VerfGH 15/92 -, OVGE 43, 274 = juris, Rn. 105 ff., vom 19. August 2008 - VerfGH 7/07 -, OVGE 51, 289 = juris, Rn. 247, …und vom 15. Dezember 2015 - VerfGH 12/14 -, NWVBl. 2016, 371 = juris, Rn. 112 ff.).
Sie stellt deshalb ein Gebot dar, das Verfassungsrang besitzt (VerfGH NRW, Urteil vom 4. Oktober 1993 - VerfGH 15/92 -, OVGE 43, 274 = juris, Rn. 106).
Zu deren Wahrung darf diese innerhalb einer verfassungsrechtlich umgrenzten Einschätzungsprärogative über Art und Weise der Antwort befinden (VerfGH NRW, Urteile vom 4. Oktober 1993 - VerfGH 15/92 -, OVGE 43, 274 = juris, Rn. 103…, vom 19. August 2008 - VerfGH 7/07 -, OVGE 51, 289 = juris, Rn. 249, …und vom 15. Dezember 2015 - VerfGH 12/14 -, NWVBl. 2016, 371 = juris, Rn. 121).
Aus der grundsätzlichen verfassungsrechtlichen Pflicht der Landesregierung, Anfragen von Mitgliedern des Landtags Nordrhein-Westfalen vollständig und zutreffend zu beantworten, folgt schließlich, dass sie die Gründe darlegen muss, aus denen sie die erbetenen Auskünfte ganz oder teilweise verweigert (VerfGH NRW, Urteile vom 4. Oktober 1993 - VerfGH 15/92 -, OVGE 43, 274 = juris, Rn. 118, …und vom 15. Dezember 2015 - VerfGH 12/14 -, NWVBl. 2016, 371 = juris, Rn. 126) oder jedenfalls nicht in öffentlicher Form erteilt (vgl. BVerfG…, Urteil vom 7. November 2017 - 2 BvE 2/11 -, BVerfGE 147, 50 = juris, Rn. 253).
Sie ist wie die Funktions- und Arbeitsfähigkeit der Exekutive insgesamt Grundbedingung dafür, dass sie ihre verfassungsmäßig legitimierten Aufgaben erfüllen und ihrer Verantwortung gegenüber dem Parlament gerecht werden können, und besitzt Verfassungsrang (vgl. VerfGH NRW, Urteil vom 4. Oktober 1993 - VerfGH 15/92 -, OVGE 43, 274 = juris, Rn. 106).
- BVerfG, 01.07.2009 - 2 BvE 5/06
Überwachung von Bundestagsabgeordneten
Auch wenn Effizienzgesichtspunkte für die Auffassung sprechen, dass das Parlament in diesem Fall seine Kontrollkompetenz ausschließlich auf den Untersuchungsausschuss konzentrieren will (vgl. hierzu VerfGH NRW, Urteil vom 4. Oktober 1993 - VerfGH 15/92 -, DVBl 1994, S. 48 ), so kann daraus grundsätzlich keine Beschränkung des Informationsanspruchs der einzelnen Abgeordneten und der Fraktionen hergeleitet werden. - OVG Nordrhein-Westfalen, 05.02.2002 - 15 A 2604/99
Informationsrecht der Ratsmitglieder
Ebenso wie das Rederecht und das Fragerecht, vgl. hierzu: VerfGH NRW, Urteil vom 4.10.1993 - VerfGH 15/92 -, DVBl. 1994, 48 (49); Schneider, AöR 99, 629 f., steht es nicht dem Rat selbst oder einem Zusammenschluss seiner Mitglieder, sondern originär dem einzelnen Mitglied der Vertretungskörperschaft zu.BVerfG, Urteil vom 14.1.1986 - 2 BvE 14/83 und 2 BvE 4/84 -, BVerfGE 70, 324 (355); Morlok, in: Dreier, Grundgesetz, Kommentar, 1998, Art. 38 Rn. 144; ferner zum Status der Abgeordneten des Landtages: VerfGH NRW, Urteil vom 4.10.1993 - VerfGH 15/92 -, DVBl. 1994, 48 (50).
- VerfGH Nordrhein-Westfalen, 20.04.2021 - VerfGH 177/20
Teilweise erfolgreiches Organstreitverfahren wegen unvollständiger Zuleitung von …
Sie stellt deshalb ein Gebot dar, das Verfassungsrang besitzt (vgl. VerfGH NRW, Urteile vom 4. Oktober 1993 - VerfGH 15/92, OVGE 43, 274 = juris, Rn. 106, …und vom 28. Januar 2020 - VerfGH 5/18, NWVBl. 2020, 366 = juris, Rn. 98).Zu deren Wahrung darf diese innerhalb einer verfassungsrechtlich umgrenzten Einschätzungsprärogative über Art und Weise der Antwort befinden (vgl. VerfGH NRW, Urteile vom 4. Oktober 1993 - VerfGH 15/92, OVGE 43, 274 = juris, Rn. 104, 113, vom 19. August 2008 - VerfGH 7/07, OVGE 51, 289 = juris, Rn. 249…, vom 15. Dezember 2015 - VerfGH 12/14, NWVBl. 2016, 371 = juris, Rn. 121, …und vom 28. Januar 2020 - VerfGH 5/18, NWVBl. 2020, 366 = juris, Rn. 100).
Sie stellt deshalb - wie ausgeführt - ein Gebot dar, das Verfassungsrang besitzt (vgl. VerfGH NRW, Urteile vom 4. Oktober 1993 - VerfGH 15/92, OVGE 43, 274 = juris, Rn. 106, …und vom 28. Januar 2020 - VerfGH 5/18, NWVBl. 2020, 366 = juris, Rn. 98).
Einen Grund für einen "in ein und derselben Angelegenheit kurz nacheinander doppelt anfallenden Arbeitsaufwand" gebe es "nur selten" (vgl. VerfGH NRW, Urteil vom 4. Oktober 1993 - VerfGH 15/92, OVGE 43, 274 = juris, Rn. 112).
- VerfGH Bayern, 17.07.2001 - 56-IVa-00
Verfassungsstreitigkeit wegen der Antwort der Bayerischen Staatsregierung auf …
Die Kontrollfunktion des Parlaments als grundlegendes Prinzip des parlamentarischen Regierungssystems und der Gewaltenteilung ist angesichts des regelmäßig bestehenden Interessengegensatzes zwischen regierungstragender Mehrheit und oppositioneller Minderheit wesentlich von den Wirkungsmöglichkeiten der Minderheit abhängig (vgl. VerfGH 51, 34/41; BVerfGE 70, 324/363; VerfGH NW NVwZ 1994, 678/679).Entsprechend dieser verfassungsrechtlichen Begründung des Fragerechts und entsprechend dem Sinn und Zweck dieses Fragerechts ist die Exekutive grundsätzlich dazu verpflichtet, die Fragen eines Abgeordneten zu beantworten (vgl. BVerfGE 13, 123/125; 57, 1/5; 67, 100/129; 70, 324/355; BVerfG NJW 1996, 2085; VerfGH NW NVwZ 1994, 678; VerfG Bbg DÖV 2001, 164/165).
Dabei sind die Gründe für die Ablehnung anzugeben, damit diese nachvollziehbar wird und damit es dem anfragenden Abgeordneten möglich ist, gegebenenfalls in eine politische Auseinandersetzung über die Ablehnung einzutreten (vgl. VerfGH NW NVwZ 1994, 678/681; Sächs. VerfGH LVerfGE 8, 282/287; Kehrhahn, ZParl 1985, 484/485 ff.).
Nur so ist ein sinnvolles Zusammenwirken mehrerer prinzipiell gleichgeordneter Staatsorgane im Interesse bestmöglicher Verwirklichung des Gemeinwohls zu erreichen (vgl. VerfGH NW NVwZ 1994, 678/679.
Der Staatsregierung gebührt mithin bei der Beantwortung von Anfragen von Abgeordneten eine gewisse Einschätzungsprärogative (vgl. VerfGH NW NVwZ 1994, 678/680 m.w.N.).
Es liegt letztlich im Rahmen dieser Einschätzungsprärogative, wie die Staatsregierung ihre Antwort abfasst, in welchem Umfang sie auf Einzelheiten eingeht und ob sie sogleich oder erst nach gründlicher Auseinandersetzung mit der Frage antwortet (vgl. VerfGH NW NVwZ 1994, 678/680).
- VerfGh Saarland, 31.10.2002 - LV 1/02
Zuverlässigkeit der Empfehlungen der Grundschulen beim Übergang zum Gymnasium; …
Mit dem verfassungsrechtlich begründeten Status des Abgeordneten ist daher das Recht verbunden, der Regierung Fragen zu stellen, sowie ein damit korrespondierender Anspruch auf eine inhaltliche Beantwortung der gestellten Fragen (VerfGH NRW Urteil vom 4.10.1993 - VerfGH 15/92, NVwZ 1994, 678 unter B 13; BayVerfGH, Entscheidung vom 17.7.2001 - Vf. 56-IVa-00, NVwZ 2002, 715, 716 unter VI A 1).Die Antwort der Regierung auf die Frage eines Abgeordneten muß daher grundsätzlich erschöpfend, d. h. vollständig und zutreffend sein (VerfGH NRW Urteil vom 4.10.1993 - VerfGH 15/92, NVwZ 1994, 678 unter B I 3).
Eine Pflicht zu einer Antwort in der Sache besteht nicht, wenn die Regierung für den Bereich, auf den sich die Frage bezieht, weder unmittelbar noch mittelbar zuständig ist - es sei denn, die Frage betrifft gerade ein unzuständiges Handeln der Regierung -, wenn die Beantwortung der Fragen berechtigte Geheimhaltungsinteressen oder Grundrechte anderer verletzen würde (BayVerfGH, Entscheidung vom 17.7. 2001 - Vf. 56-IVa-00, NVwZ 2002, 715 unter VI A 2 a; VfG Brandenburg, Beschluß vom 16.11.2000 - VfGBbg 31/00, DÖV 2001, 164, 165 unter 1 a) oder wenn der - enge - Kernbereich exekutiver Eigenverantwortung betroffen ist (BVerfGE 67, 100, 139 = NJW 1984, 2271, 2275; VerfGH NRW, Urteil vom 4.10.1993 - VerfGH 15/92, NVwZ 1994, 678 unter B II 1 ; SachsAnhVerfG, Urteil vom 17.1.2000 - LVG 6/99, NVwZ 2000, 671,672 unter 8.1.1.;… VfG Brandenburg, a.a.O.; BayVerfGH, a.8oO.).
Das Fragerecht des Abgeordneten und sein Anspruch auf erschöpfende Beantwortung dürfen deshalb die Funktions- und Arbeitsfähigkeit der Landesregierung nicht gefährden (BayVerfGH, Entscheidung vom 17.7. 2001 - Vf. 56-IVa-00, NVwZ 2002, 715 unter VI A 2 b; VerfGH NRW, Urteil vom 4.10.1993 - VerfGH 15/92, NVwZ 1994, 678 unter B II 1; die Frage einer Begrenzung der Antwortpflicht durch die Arbeits- und Funktionsfähigkeit der Landesregierung lassen - bei anderer Verfassungsrechtslage - offen VfG Brandenburg, Beschluß vom 16.11.2000 - VfGBbg 31/00, DÖV 2001, 164, 165 unter 1 a und SächsVGH, Urteil vom 16.4.1998 - Vf. 14-1-97, SächsVBI.
Das aus dem Statusrecht abgeleitete Informationsrecht des Abgeordneten garantiert diesem ein Recht auf Unterstützung, weil er zur eigenverantwortlichen Mitwirkung an den Aufgaben des Parlaments auf den Sachverstand angewiesen ist, der der Regierung durch die Ministerialverwaltung zur Verfügung steht (vgl. VerfGH NRW, Urteil vom 4.10.1993 - VerfGH 15/92, NVwZ 1994, 678 unter B I 3).
Die Ableitung des Fragerechts des Abgeordneten aus seinem durch Art. 66 Abs. 2 Satz 1 SVerf begründeten Status, der ihn verpflichtet, sein Mandat nach seiner freien, nur durch die Rücksicht auf das Volkswohl bestimmten Überzeugung auszuüben, impliziert allerdings, dass grundsätzlich nur der Abgeordnete selbst darüber befindet, welcher Informationen er für eine verantwortliche Erfüllung seiner Aufgabe bedarf (VerfGH Nordrhein Westfalen U. v. 4.10.1993 NVwZ 1994, 678 BI.
- VerfGH Bayern, 26.07.2006 - 11-IVa-05
Organstreitverfahren Schriftliche Anfrage BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN im Bayerischen …
Es erfüllt keinen Selbstzweck, sondern hat das Ziel, die Arbeit der Abgeordneten zu erleichtern (VerfGH Nordrhein-Westfalen vom 4.10.1993 = NVwZ 1994, 678/679).Zwar befindet grundsätzlich allein der Abgeordnete darüber, welcher Informationen er zur Erfüllung seiner Aufgaben bedarf ( LVerfG Mecklenburg-Vorpommern vom 19.12.2002 = LVerfGE 13, 284/296; VerfGH Nordrhein-Westfalen vom 4.10.1993 = NVwZ 1994, 678/679); das parlamentarische Kontrollrecht wird jedoch durch den Verantwortungsbereich der Staatsregierung begrenzt.
- StGH Bremen, 14.02.2017 - St 4/16
Organstreitverfahren zwischen dem Mitglied der Bremischen Bürgerschaft Jan Timke …
Der Antwortpflicht entspricht auch ein Informationsanspruch des Fragestellers (für die jeweilige Rechtslage z.B. HbgVerfG, LVerfGE 14, 221, 228; HbgVerfG, NVwZ-RR 2011, 425, 426; NRWVerfGH, NVwZ 1994, 678, 679).Dabei ist jedes Mitglied der Bürgerschaft (Landtag) aufgrund seines Mandats auch einzeln berufen, eigenverantwortlich an der parlamentarischen Kontrolle mitzuwirken (vgl. für die dortige Rechtslage NRWVerfGH, NVwZ 1994, 678, 679).
Bei der Abfassung der Antwort auf eine zulässigerweise gestellte Frage kommt dem Senat eine gewisse Einschätzungsprärogative hinsichtlich des Zeitpunkts der Beantwortung und der Detailgenauigkeit seiner Antwort zu (für die dortige Rechtslage NRWVerfGH, NVwZ 1994, 678, 680; BayVerfGH, BayVBl. 2001, 657, 658; NdsStGH, DVBl. 2016, 371, 372).
Bei der Entscheidung über die Art und Weise der Beantwortung ist zudem zu berücksichtigen, dass für die Bearbeitung von Fragen nur ein begrenztes Zeitkontingent zur Verfügung steht (vgl. zur dortigen Rechtslage NRWVerfGH, NVwZ 1994, 678, 680 sowie zum Zusammenhang von Recherchetiefe und Schnelligkeit der Antwort NdsStGH, DVBl. 2016, 371, 372 f.).
Angesichts der dargestellten Bedeutung des Frage- und Informationsrechts im Rahmen des Systems parlamentarischer Kontrolle müssen die Erfassung des wesentlichen Inhalts der Frage und die Befriedigung des Kerns des Informationsverlangens aber in jedem Fall sichergestellt sein (vgl. für das jeweilige Landesrecht BayVerfGH, BayVBl. 2001, 657, 658; SaarlVerfG, LVerfGE 13, 303, 309; NRWVerfGH, NVwZ 1994, 678, 680; NRWVerfGH, NWVBl. 2016, 371, 375; BerlVerfGH, DVBl. 2015, 572, 573).
- VerfGH Bayern, 20.03.2014 - 72-IVa-12
Verfassungsstreitigkeit: Umfang und Grenzen der Antwortpflicht auf …
Es erfüllt keinen Selbstzweck, sondern hat das Ziel, die Arbeit der Abgeordneten zu erleichtern (VerfGH Nordrhein-Westfalen vom 4.10.1993 NVwZ 1994, 678/679).Dies ist auch unentbehrliche Grundlage für die verfassungsgerichtliche Kontrolle (VerfGHE 54, 62/74; 64, 70/83; BVerfGE 124, 78/128 f.; 124, 161/192 f.; VerfGH Berlin vom 20.4.2010 DVBl 2010, 966/968; VerfG Hamburg NVwZ 2014, 135/136; VerfG Mecklenburg-Vorpommern NJW 2003, 815/817; VerfGH Nordrhein-Westfalen NVwZ 1994, 678/681;… VerfGH Sachsen vom 5.11.2010 - Vf. 35-I-10 - juris Rn. 24 f.;… vom 19.7.2012 - Vf. 102-I-11 - juris Rn. 33;… vom 21.2.2013 - Vf. 34-I-12 - juris Rn. 31; Huber/Unger, NordÖR 2007, 479/486 f.; Wolff, JZ 2010, 173/177;… Klein in Maunz/ Dürig, GG, Art. 43 Rn. 109).
- LVerfG Sachsen-Anhalt, 17.01.2000 - LVG 6/99
Parlamentarisches Fragerecht als Instrument zur Erfüllung der sachlichen Aufgaben …
v. 19.07.1989 - Vf. 67-IV-88, NJW 1990, 380; VfGH Berlin, Beschl. v. 08. April 1997, - VerfGH 78/96 -, LVerfGE 6, 66, 74; VfG Brandenburg, Urt. v. 20.11.1997, - VfGBbg 12/97 -, LVerfGE 7, 123, 128; HambVfG, Urt. v. 23. Juni 1997, - HVerfG 1/96 -, LVerfGE 6, 157, 157, 163; LVfG MV, Urt. v. 18. Dezember 1997, - LVerfG 2/97 -, LVerfGE 7, 199, 205; VerfGH NW, Urt. v. 04.10.1993, - VerfGH 15/92 -, DVBl. 1994, 48; Reich, Verfassung des Landes Sachsen-Anhalt, 1994, Art. 75, Anm. 1 a).Diese sind aufgrund ihres Mandats berufen, eigenverantwortlich an den Aufgaben mitzuwirken, die dem Landtag obliegen (VerfG NW, DVBl. 1994, 48, 49; Burkholz VerwArch 84, 203, 220).
Im Hinblick auf die starke Stellung der Regierung, die auf den Sachverstand und die Kompetenz der Landesverwaltung unmittelbar zugreifen kann, muss die parlamentarische Kontrolle durch das Fragerecht der Abgeordneten wirksam sein (BVerfGE 67, 100, 130; VerfGH NW, DVBl. 1994, 48, 50).
- VerfGH Bayern, 11.09.2014 - 67-IVa-13
Beantwortung parlamentarischer Anfragen durch die Staatsregierung
- VerfG Brandenburg, 16.11.2000 - VfGBbg 31/00
Verletzung des Fragerechts einer Landtagsabgeordneten wegen Verweigerung …
- VerfGH Bayern, 22.05.2014 - 53-IVa-13
Beantwortung parlamentarischer Anfragen durch die Staatsregierung
- VerfGH Thüringen, 19.12.2008 - VerfGH 35/07
Verletzung des parlamentarischen Fragerechts
- OVG Nordrhein-Westfalen, 02.03.2004 - 15 A 4168/02
Besetzung des Jugendhilfeausschusses
- VG Braunschweig, 25.04.2013 - 1 A 225/12
Umfassendes Auskunftsrecht für Ratsmitglieder
- VerfG Hamburg, 28.11.2013 - HVerfG 6/12
Schriftliche kleine Anfrage zu anonymen Schreiben durch den Senat nicht …
- LVerfG Mecklenburg-Vorpommern, 19.12.2002 - LVerfG 5/02
Pflicht der Landesregierung zur Beantwortung von Fragen einzelner Abgeordneter
- BVerfG, 09.02.1995 - 2 BvQ 6/95
Erfolglose Anträge auf Erlass einer einstweiligen Anordnung betreffend Rechte von …
- VerfGH Berlin, 22.11.2005 - VerfGH 217/04
Organstreitverfahren: Verletzung von Art 86 Abs 3 S 2 Verf BE durch Unterlassen …
- VerfGH Bayern, 06.06.2011 - 49-IVa-10
Organstreitverfahren: Schriftliche Anfragen zu sog. Resonanzstudien
- VerfGH Thüringen, 04.04.2003 - VerfGH 8/02
Verletzung des parlamentarischen Fragerechts
- VerfG Hamburg, 28.11.2013 - HVerfG 1/13
Anspruch eines Mitglieds der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg auf …
- OVG Nordrhein-Westfalen, 15.09.2004 - 15 A 4544/02
Auslegungsgrundsätze; Vertretung sämtlicher Fraktionen in Ausschüssen …
- StGH Niedersachsen, 29.01.2016 - StGH 1/15
Organstreitverfahren wegen Auskunft nach Art. 24 Abs. 1 der NV - …
- VerfG Hamburg, 20.05.2003 - HVerfG 9/02
Einschränkung des Fragerechts nach Art. 25 HV auf öffentliche Angelegenheiten
- VerfGH Sachsen, 20.04.2010 - 54-I-09
- VerfGH Sachsen, 19.07.2012 - 21-I-12
Kleine Anfragen zum Thema Menschenhandel; Beurteilung mehrerer Kleiner Anfragen …