Rechtsprechung
KG, 07.05.1992 - (3) 1 Ss 215/91 (52/91) |
Volltextveröffentlichung
- juris(Abodienst) (Volltext/Leitsatz)
Kurzfassungen/Presse (2)
- Wolters Kluwer(Abodienst, Leitsatz/Tenor frei) (Leitsatz)
Allgemeines Persönlichkeitsrecht; Kunstfreiheit; Sexualität; Veranlagung; Sexuelle; Beleidigung; Üble Nachrede
- rechtsportal.de(Abodienst, kostenloses Probeabo) (Leitsatz)
Sonstiges
- queer.de (Meldung mit Bezug zur Entscheidung, 29.12.2018)
Von Baldur und anderen Homophoben, die nicht hetero sein wollen
Papierfundstellen
- NStZ 1992, 385
- NStZ 1999, 85 (Ls.)
Wird zitiert von ... (3)
- GStA Koblenz, 13.10.2016 - 4 Zs 831/16
Kein hinreichender Tatverdacht: Erdogan scheitert mit Beschwerde
In die Entscheidung sind namentlich folgende Gesichtspunkte einzubeziehen, die mitunter auch bei der Beurteilung der Sachaussage relevant sind und die teilweise Schnittmengen bilden oder in einander übergehen können: - Grad der Ehrverletzung nebst Folgen: * Stellung des Betroffenen im politischen Leben (vgl. KG, NStZ 1992, 385, 386) * Sexualbezug (vgl. KG, NStZ 1992, 385, 386) * Umfang der Auswirkungen bzw. Folgewirkungen (vgl. BayObLG, NVwZ-RR 1994, 65, 68; KG, NStZ 1992, 385, 387) - Grad des "Kunstbezugs" (vgl. BayObLG, NVwZ-RR 1994, 65, 66, 68) - Grad der Verfremdung (vgl. BVerfG, NJW 1971, 1645, 1647; BayObLG, NVwZ-RR 1994, 65, 68): * Art der Verfremdung (vgl. BayObLG, NVwZ-RR 1994, 65, 68) * Offenkundigkeit der Darstellung als satirisch (vgl. BVerfG, NJW 2005, 3271, 3273; VGH München, NJW 2011, 793, 794 f.) * Grad des Wirklichkeitsbezuges (vgl. OLG München, Beschl. v. 06.02.2013 - 18 W 206/13 -, BeckRs 2013, 07462) - Ausmaß des Unwahrheitsgehalts (vgl. BVerfG, NJW 1971, 1645, 1648) - Kritik an der Ausübung staatlicher Macht sowie öffentlichem Wirken und dessen Folgen (vgl. BVerfG, NJW 2009, 3016, 3019) - Grad des Sachbezugs (vgl. OLG München, NJW 2016, 2759, 2760), Sachzusammenhang (vgl. BVerfG, NJW 2009, 3016, 3019), Anlässe (vgl. BayObLG, NStZ 2005, 215, 216) und Begleitumstände.Die Satire oder eine ähnliche Übersteigerung darf als Stilmittel nicht schon selbst als Kundgabe der Missachtung gewürdigt werden (BVerfG, NJW 2002, 3767), zumal Übertreibung "naturgemäß immer unwahr" ist (KG, NStZ 1992, 385, 386).
Je geringer die Verfremdung ausfällt, desto eher bedarf die Darstellung einer Überprüfung auf Ihre Übereinstimmung mit der Realität (KG, NStZ 1992, 385, 386).
- BayObLG, 15.07.1993 - 3St RR 154/92
Peter Gauweiler
d) Schließlich berücksichtigt die vom Landgericht vorgenommene Einzelfallabwägung zwischen Kunstfreiheit und Persönlichkeitsschutz ausreichend alle maßgebenden Kriterien, insbesondere einerseits die Stärke des Kunstbezugs und Art und Grad einer etwaigen Verfremdung der inkriminierten Äußerungen, andererseits den Grad ihrer Außenwirkung, d.h. der Beeinträchtigung der Betroffenen (BVerfG NStZ 1985, 211 f.; BGHSt 37, 55 /65; KG NStZ 1992, 385 /386 f.;… Henschel aaO. S. 1942: Hillgruber/Schemmer JZ 1992, 946-949; Otto NJW 1986, 1206/1210).Deswegen ist es in vorliegendem Falle auch ohne rechtliche Bedeutung, ob die angegriffenen Politiker durch Äußerungen Anlaß dazu gegeben haben, gerade sie "satirisch verfremdet darzustellen« (KG NStZ 1992, 385/387).
- BayObLG, 22.08.1994 - 4St RR 81/94 Dabei unterliegt auch die Frage revisionsrichterlicher Kontrolle, ob der Tatrichter eine Äußerung zu Recht oder zu Unrecht als "Tatsachenbehauptung qualifiziert" hat, "weil der sich Äußernde aufgrund dieser Einordnung die Möglichkeit der Berufung auf das Grundrecht der Meinungsfreiheit weitgehend verliert" (BVerfGE 82, 43, 51; BVerfG NJW 1993, 1845 ; KG NStZ 1992, 385, 386).