Rechtsprechung
BGH, 18.11.1999 - 1 StR 221/99 |
Verleitung zur Verschaffung von 1 kg Kokain
V-Person als polizeilicher Lockspitzel (hier: hartnäckiges weiteres Anwerben eines nicht Tatgeneigten trotz mehrmaliger Ablehnungen):
kein Verfahrenshindernis, trotz Verstoßes gegen Art. 6 MRK reicht "Strafzumessungslösung" aus (§ 46 StGB, Annahme eines minderschweren Falles nach § 29a Abs. 2 BtMG, Möglichkeit einer Verwarnung mit Strafvorbehalt, § 59 StGB, Möglichkeit einer Einstellung nach §§ 153, 153a StPO)
Volltextveröffentlichungen (8)
- HRR Strafrecht
Art. 6 Abs. 1 Satz 1 MRK, § 46 StGB
Verleitung zu einer Straftat in einer dem Staat zuzurechnenden Weise; Grundsatz des fairen Verfahrens; Tatprovokation durch Lockspitzel; Agent provocateur; Vertrauensperson der Polizei; Schuldunabhängiger Strafmilderungsgrund; Voraussetzungen für den Einsatz von ... - DFR
Tatprovokation durch Vertrauensperson
- Wolters Kluwer
Staat - Straftat - Verleitung - Amtsträger - Faires Verfahren - Strafverfahren
- opinioiuris.de
Tatprovokation durch Vertrauensperson
- Judicialis
- Juristenzeitung(kostenpflichtig)
Zur Bestrafung eines durch staatliche Tatprovokation verleiteten Täters
- rechtsportal.de(Abodienst, kostenloses Probeabo)
- juris(Abodienst) (Volltext/Leitsatz)
Kurzfassungen/Presse (3)
- lexetius.com (Pressemitteilung)
Bundesgerichtshof beurteilt Lockspitzel-Einsatz gegen Unverdächtigen
- Max-Planck-Institut (Kurzinformation)
- nomos.de
, S. 53 (Leitsatz)
Art. 6 Abs. 1 Satz 1 EMRK; § 46 StGB
Lockspitzel-Einsatz gegen Unverdächtigen/Strafzumessung
Besprechungen u.ä. (4)
- uni-wuerzburg.de (Fallmäßige Aufbereitung - für Studienzwecke)
Lockspitzel-Fall
§ 29 a BtmG; § 46 StGB; Art. 6 Abs. 1 EMRK
Tatprovokation durch Vertrauensperson; Verstoß gegen den Grundsatz des fairen Verfahrens - Alpmann Schmidt | RÜ(Abo oder Einzelheftbestellung) (Fallmäßige Aufbereitung - für Studienzwecke)
Art. 6 Abs. 1 EMRK
Strafprozessrecht, Unzulässige Tatprovokation durch polizeilichen Lockspitzel - archive.org (Aufsatz mit Bezug zur Entscheidung)
Die Rezeption der Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte durch die Strafsenate des Bundesgerichtshofs (RA Ulrich Sommer)
- strafverteidigerbuero.de
(Aufsatz mit Bezug zur Entscheidung)
Neue Vorgaben des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte bei der V-Mann-Problematik
Verfahrensgang
- LG München I, 01.12.1998 - 8 KLs 361 Js 43974/97
- BGH, 18.11.1999 - 1 StR 221/99
- BGH, 02.02.2000 - 1 StR 221/99
- LG München I, 27.06.2000 - 9 KLs 361 Js 43974/97
Papierfundstellen
- BGHSt 45, 321
- NJW 2000, 1123
- NStZ 2000, 269
- NJ 2000, 158
- NJ 2000, 159 (Ls.)
- StV 2000, 114 (Ls.)
- StV 2000, 57
- JR 2000, 432
Wird zitiert von ... (71)
- BGH, 26.04.2017 - 2 StR 247/16
"Legendierte Polizeikontrollen" grundsätzlich zulässig
(a) Der Entscheidung des 1. Strafsenats zum Lockspitzeleinsatz (BGH, Urteil vom 18. November 1999 - 1 StR 221/99, BGHSt 45, 321, 337 f.), wonach präventive Vorschriften in der dort vorliegenden Konstellation nicht anzuwenden waren, lag zugrunde, dass das Ziel des Einsatzes der Vertrauensperson als Lockspitzel von vornherein ausschließlich repressiver Natur war. - BGH, 10.06.2015 - 2 StR 97/14
Rechtsstaatswidrige Tatprovokation durch Verdeckte Ermittler der Polizei führt …
Sie ist nur zulässig, wenn diese gegen eine Person eingesetzt wird, die in einem den § 152 Abs. 2, § 160 StPO vergleichbaren Grad verdächtig ist, an einer bereits begangenen Straftat beteiligt gewesen oder zu einer zukünftigen Straftat bereit zu sein (vgl. BGH, Urteil vom 30. Mai 2001 - 1 StR 42/01, BGHSt 47, 44, 47 f.; Urteil vom 18. November 1999 - 1 StR 221/99, BGHSt 45, 321, 336 f.).Zwar entspricht es der bisher ständigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs, dass eine unzulässige Tatprovokation kein Verfahrenshindernis nach sich zieht, sondern nur im Rahmen der Strafzumessung zu berücksichtigen ist (vgl. nur BGH…, Urteil vom 21. Oktober 2014 - 1 StR 78/14, juris Rn. 7, insoweit in NStZ 2015, 226 nicht abgedruckt; Urteil vom 11. Dezember 2013 - 5 StR 240/13, NStZ 2014, 277, 280; Urteil vom 30. Mai 2001 - 1 StR 42/01, BGHSt 47, 44, 47; Urteil vom 18. November 1999 - 1 StR 221/99, BGHSt 45, 321, 324 ff.; Urteil vom 23. Mai 1984 - 1 StR 148/84, BGHSt 32, 345, 348 ff.).
Ein solches Beweisverwertungsverbot stünde, wie der Bundesgerichtshof bereits dargelegt hat, indes mit grundlegenden Wertungen des deutschen Strafrechtssystems nicht ohne Weiteres in Einklang und führte zu unlösbaren Abgrenzungsschwierigkeiten (vgl. schon BGH, Urteil vom 18. November 1999 - 1 StR 221/99, BGHSt 45, 321, 334 f.; Urteil vom 23. Mai 1984 - 1 StR 148/84, BGHSt 32, 345, 355).
In vielen Fällen sind deren Angaben zur eigentlichen Überführung des Provozierten nicht notwendig, weil häufig auch Polizeibeamte die Rauschgiftübergabe beobachten und dabei unter Sicherstellung von Drogen und Festnahme der Täter zugreifen, so dass es für die Beweiswürdigung häufig nicht entscheidend darauf ankommt, ob der Angeklagte später - bedingt durch die erlangten Ermittlungsergebnisse oder um geltend zu machen, zur Tat provoziert worden zu sein - ein Geständnis ablegt (BGH, Urteil vom 18. November 1999 - 1 StR 221/99, BGHSt 45, 321, 331 f.).
Diese Lösung wurde bereits früher von der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs (vgl. nur Senat, Urteil vom 6. Februar 1981 - 2 StR 370/80, NJW 1981, 1626; Beschluss vom 13. November 1981 - 2 StR 242/81, NStZ 1982, 126; Beschluss 53 54 55 vom 23. Dezember 1981 - 2 StR 742/81, NStZ 1982, 156) und wird auch heute noch von Teilen der Literatur (…vgl. etwa Tyszkiewicz aaO S. 225 ff.; Gaede/Buermeyer, HRRS 2008, 279, 286;… Esser, Auf dem Weg zu einem europäischen Strafverfahrensrecht, 2002, S. 178; Sinner/Kreuzer, StV 2000, 114, 117; Küpper, JR 2000, 257;… s. auch LR/Erb, StPO, 26. Aufl., § 163 Rn. 72) befürwortet.
Der Annahme eines Verfahrenshindernisses als regelmäßige Folge einer rechtsstaatswidrigen Tatprovokation kann auch nicht entgegengehalten werden, die unterschiedslose Behandlung aller davon erfassten Fälle würde den großen Unterschieden insbesondere hinsichtlich des Umfangs des späteren schuldhaften Verhaltens des Provozierten nicht gerecht (so aber noch BGH, Urteil vom 18. November 1999 - 1 StR 221/99, BGHSt 45, 321, 333).
Zum anderen stellt das in diesem Zusammenhang bemühte Argument, im Hinblick auf die Intensität der anfänglichen Verdachtslage, die Hartnäckigkeit des Verdeckten Ermittlers sowie die Schuld des durch diesen zur Tat Provozierten gebe es weit auseinander liegende Fallgestaltungen, die eine Differenzierung erforderten (vgl. BGH, Urteil vom 18. November 1999 - 1 StR 221/99, BGHSt 45, 321, 333 f.), eine Behauptung dar, die jedenfalls mit den Vorgaben des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte nicht (mehr) in Einklang zu bringen ist.
- EGMR, 23.10.2014 - 54648/09
Unzulässige Tatprovokation (Anstiftung; verbleibende Opferstellung im Sinne der …
Nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs ist das Recht auf ein faires Verfahren aus Artikel 6 Abs. 1 der Konvention verletzt, wenn der Angeklagte zu der abgeurteilten Straftat durch eine unzulässige, dem Staat zuzurechnende Tatprovokation verleitet worden ist (siehe Bundesgerichtshof, 1 StR 221/99, Urteil vom 18. November 1999, BGHSt 45, S. 321 f., Rdnr. 8 (der Internetversion); bestätigt vom Bundesgerichtshof, 5 StR 240/13, Urteil vom 11. Dezember 2013, Rdnrn. 33 f., unter Verweis auf das Urteil des Gerichtshofs im Fall Ramanauskas./. Litauen [GK], Individualbeschwerde Nr. 74420/01, ECHR 2008).In einer Reihe von Entscheidungen wurden Lockspitzel-Einsätze bereits dann als rechtswidrig angesehen, wenn zum Zeitpunkt des Tätigwerdens des Lockspitzels kein Verdacht gegen die betroffene Person bestand, in schwere Straftaten wie den Betäubungsmittelhandel verwickelt zu sein (…siehe Bundesgerichtshof, 1 StR 453/89, Beschluss vom 29. August 1989, Rdnr. 3; und 1 StR 221/99, a. a. O., Rdnr. 15 mit weiteren Verweisen und Rdnr. 51).
Ihr sei lediglich im Rahmen der Strafzumessung als wesentlicher Strafmilderungsgrund Rechnung zu tragen (sogenannte Strafzumessungslösung;… siehe Bundesgerichtshof, 1 StR 148/84, a. a. O., Rdnrn. 10-35;… 1 StR 453/89, a. a. O., Rdnr. 4; 1 StR 221/99, a. a. O., Rdnrn. 13 und 18;… bestätigt in 5 StR 240/13, a. a. O., Rdnr. 37).
Darüber hinaus würde die Bejahung eines Verfahrenshindernisses die Rechte der Opfer der Straftat missachten (siehe Bundesgerichtshof, 1 StR 221/99, a. a. O., Rdnrn. 43-44;… und 5 StR 240/13, a. a. O., Rdnr. 37).
Die Berücksichtigung der Tatprovokation durch einen Lockspitzel als wesentlicher Strafmilderungsgrund bei der Strafzumessung erlaube dem Tatgericht ferner die angemessene Berücksichtigung aller Umstände, die zur Tat geführt hätten (…siehe Bundesgerichtshof, 1 StR 148/84, a. a. O., Rdnr. 31; und 1 StR 221/99, a. a. O., Rdnrn. 41-42).
Sei Artikel 6 der Konvention verletzt worden, so hätten die Strafgerichte dies in der Urteilsbegründung darzulegen und die Strafe messbar zu mildern (siehe Bundesgerichtshof, 1 StR 221/99, a. a. O., Rdnrn. 47 und 56).
Der Bundesgerichtshof vertrat die Auffassung, dass es durch die Strafzumessungslösung möglich sei, die für den Verstoß gegen Artikel 6 der Konvention erforderliche Entschädigung zu leisten (Bundesgerichtshof, 1 StR 221/99, a. a. O., Rdnrn. 18 f.).
- BGH, 17.01.2008 - GSSt 1/07
Systemwechsel bei der Entschädigung für rechtsstaatswidrig verzögerte …
aa) Die MRK ist durch das Zustimmungsgesetz (Art. 59 Abs. 2 GG) vom 7. August 1952 (BGBl II 685; ber. 953) unmittelbar geltendes nationales Recht im Range eines einfachen Bundesgesetzes geworden (vgl. etwa BVerfGE 74, 358, 370; 111, 307, 323 f.; BGHSt 45, 321, 329; 46, 178, 186). - EGMR, 15.10.2020 - 40495/15
Polizeiliche Tatprovokation (Begriff: mittelbare Tatprovokation - Bestimmtsein …
RECHTSPRECHUNG DES BUNDESGERICHTSHOFS Vor dem Urteil in der Rechtssache F../. Deutschland entwickelte Rechtsprechung 46. Nach der ständigen Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs war das Recht auf ein faires Verfahren nach Artikel 6 Abs. 1 der Konvention verletzt, wenn der Beschuldigte zu der abgeurteilten Straftat durch eine unzulässige, dem Staat zuzurechnende Tatprovokation verleitet worden war (siehe BGH, 1 StR 221/99, Urteil vom 18. November 1999, BGHSt 45, S. 321 ff., Rdnr. 8 (der Internetversion); bestätigt vom Bundesgerichtshof, 5 StR 240/13, Urteil vom 11. Dezember 2013, Rdnrn. 33 ff., unter Verweis auf das Urteil des Gerichtshofs im Fall Ramanauskas./. Litauen [GK], Individualbeschwerde Nr. 74420/01, ECHR 2008).Ihr war lediglich im Rahmen der Strafzumessung als erheblicher Strafmilderungsgrund Rechnung zu tragen (sogenannte Strafzumessungslösung;… siehe BGH, 1 StR 148/84, a.a.O., Rdnrn. 10-35;… 1 StR 453/89, a.a.O., Rdnr. 4; 1 StR 221/99, a.a.O., Rdnrn. 13 und 18;… bestätigt in 5 StR 240/13, a.a.O., Rdnr. 37).
Darüber hinaus würde die Bejahung eines Verfahrenshindernisses die Rechte der Opfer der Straftat missachten (siehe BGH, 1 StR 221/99, a.a.O., Rdnrn. 43-44;… und 5 StR 240/13, a.a.O., Rdnr. 37).
Die Tatprovokation durch einen Lockspitzel bei der Strafzumessung als Grund für eine erhebliche Strafmilderung zu berücksichtigen, erlaube es dem Tatgericht, alle Umstände, die zur Tat geführt haben, angemessen in Betracht zu ziehen (…siehe BGH, 1 StR 148/84, a.a.O., Rdnr. 31; und 1 StR 221/99, a.a.O., Rdnrn. 41-42).
Sei Artikel 6 der Konvention verletzt worden, so hätten die Strafgerichte dies in der Urteilsbegründung darzulegen und die Strafe messbar zu mildern (siehe BGH, 1 StR 221/99, a.a.O., Rdnrn. 47 und 56).
Der Bundesgerichtshof vertrat die Auffassung, dass es durch die Strafzumessungslösung möglich sei, die für den Verstoß gegen Artikel 6 der Konvention erforderliche Entschädigung zu leisten (BGH, 1 StR 221/99, a.a.O., Rdnrn. 18 f.).
- BGH, 03.03.2005 - GSSt 1/04
Zulässigkeit von Urteilsabsprachen und Wirksamkeit des Rechtsmittelverzichts
Hinzu kommt, daß Verfahrensverzögerungen, selbst wenn diese auf einer Überlastung des Gerichts beruhen, nicht selten dazu führen, daß die schuldangemessene Strafe unterschritten werden muß (BVerfG - Kammer - NJW 1995, 1277; 2003, 2225; NStZ 2004, 335; BGH NStZ 1999, 181; BGHSt 45, 321, 339; BGH, Beschluß vom 23. Juni 2004 - 1 ARs 5/04). - BVerfG, 18.03.2003 - 2 BvB 1/01
NPD-Verbotsverfahren
In den jeweiligen Einzelfällen hat der Bundesgerichtshof ein Verfahrenshindernis bei den geltend gemachten Verstößen gegen das Rechtsstaatsgebot selbst nicht angenommen, so bei erheblicher Verfahrensverzögerung (vgl. BGHSt 21, 81; 24, 239; 35, 137; 46, 159), bei Tatprovokation durch staatlich gelenkte Lockspitzel (vgl. BGHSt 32, 345; 33, 356; 45, 321 m.w.N.) sowie bei Kenntnis der Strafverfolgungsbehörden vom Verteidigungskonzept des Angeklagten (…vgl. BGH, NStZ 1984, S. 419 f.). - BGH, 25.07.2000 - 1 StR 169/00
Fragerecht gegenüber Belastungszeugen
b) Die Ausgestaltung des Fragerechts ist primär dem nationalen Recht überlassen (Fälle Kostovski Nr. 39; Windisch Nr. 25; Asch Nr. 26; Saidi Nr. 43, Doorson Nr. 67; siehe auch BGHSt 45, 321 und Gollwitzer in Löwe/Rosenberg, StPO 24. Aufl. Art. 6 MRK Rdn. 216).Der Senat hat dazu im Urteil vom 18. November 1999 (Tatprovokation, Umsetzung der Entscheidung Teixeira = NJW 2000, 1123, zur Veröffentlichung vorgesehen in BGHSt 45, 321) ausgeführt:.
Bei der Beweiswürdigungslösung darf zwar auf den Vernehmungsrichter zurückgegriffen werden, allerdings sind dann - ähnlich wie beim anonymen Zeugen (grundlegend BGHSt 17, 382; vgl. zuletzt BGH NStZ 1998, 97; StV 1999, 7; NStZ 2000, 265;… BGHR StPO § 261 Uberzeugungsbildung 27; siehe auch BVerfG - Kammer - NJW 1997, 999 sowie BGHSt 45, 321: konventionswidrige Tatprovokation) - besonders strenge Beweis- und Begründungsanforderungen aufzustellen.
Die Verneinung eines Verwertungsverbots erweist sich auch systemkonform mit der Strafzumessungslösung bei einem Konventionsverstoß aufgrund einer unzulässigen Tatprovokation (BGHSt 45, 321).
- BGH, 19.05.2015 - 1 StR 128/15
Rechtstaatswidrige Tatprovokation (Verletzung des Rechts auf ein faires …
Nach der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs begründet ein aus einer solchen Tatprovokation folgender Verstoß gegen den Grundsatz des fairen Verfahrens (Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 20 Abs. 3 GG, Art. 6 Abs. 1 Satz 1 EMRK) grundsätzlich kein Verfahrenshindernis (BGH, Urteile vom 23. Mai 1984 - 1 StR 148/84, BGHSt 32, 345, 350 ff.; vom 18. November 1999 - 1 StR 221/99, BGHSt 45, 321, 324 ff.;… vom 11. Dezember 2013 - 5 StR 240/13, NStZ 2014, 277, 280 Rn. 37 mwN;… vom 21. Oktober 2014 - 1 StR 78/14 Rn. 7; siehe auch BVerfG [2.a) Der Bundesgerichtshof nimmt eine Verletzung von Art. 6 Abs. 1 EMRK aufgrund polizeilicher Tatprovokation dann an, wenn eine unverdächtige und zunächst nicht tatgeneigte Person durch eine von einem Amtsträger geführte Vertrauensperson in einer dem Staat zurechenbaren Weise zu einer Straftat verleitet wird und dies zu einem Strafverfahren führt (BGH, Urteile vom 30. Mai 2001 - 1 StR 42/01, BGHSt 47, 44, 47; vom 18. November 1999 - 1 StR 221/99, BGHSt 45, 321, 335).
Ebenso fehlt es an einer Provokation, wenn die Vertrauensperson nur die offen erkennbare Bereitschaft zur Begehung oder Fortsetzung von Straftaten ausnutzt (BGH, Urteile vom 30. Mai 2001 - 1 StR 42/01, BGHSt 47, 44, 47; vom 18. November 1999 - 1 StR 221/99, BGHSt 45, 321, 338).
- LG Frankfurt/Main, 09.04.2003 - 22 Ks 2/03
Verfahrenshindernis bei unzulässiger Vernehmungsmethode (Androhung von Folter)
Weitere verfahrensrechtliche Folgerungen aus einem Verstoß haben weder der Gesetzgeber noch die Rechtsprechung gezogen, wobei der BGH in seiner Entscheidung vom 18.11.1999 (BGHSt 45, 321ff) noch einmal ausdrücklich hervorgehoben hat, dass selbst der massive Verstoß gegen § 136a StPO, eine schwere Verletzung des Fairnessgebotes, nach ausdrücklicher gesetzlicher Regelung lediglich ein Verwertungsverbot und kein Verfahrenshindernis begründet. - BGH, 04.03.2004 - 3 StR 218/03
Verurteilung El Motassadeqs vom BGH aufgehoben
- BVerfG, 19.09.2006 - 2 BvR 2115/01
Belehrung ausländischer Beschuldigter über das Recht auf konsularische …
- BVerfG, 18.12.2014 - 2 BvR 209/14
Die rechtsstaatswidrige Tatprovokation steht einer Verurteilung nicht zwingend …
- BGH, 11.12.2013 - 5 StR 240/13
Verurteilung wegen Einfuhr von 97 kg Kokain rechtskräftig
- BGH, 30.05.2001 - 1 StR 42/01
Tatprovokation durch Vertrauensperson
- BGH, 25.09.2007 - 5 StR 116/01
Belehrung eines Festgenommenen mit fremder Staatsangehörigkeit gemäß Art. 36 Abs. …
- EGMR, 03.05.2001 - 31827/96
Verstoß gegen die Grundsätze des fairen Verfahrens wegen des Zwangs der Vorlegung …
- OLG Düsseldorf, 02.10.2018 - 6 Kart 6/17
Urteil im Verfahren um das "Wurstkartell" wegen Preisabsprachen: …
- BGH, 29.11.2006 - 1 StR 493/06
Konfrontationsrecht im Ermittlungsverfahren (Fragerecht: wesentliche Bedeutung …
- BGH, 07.12.2017 - 1 StR 320/17
Rechtsstaatswidrige Tatprovokation (Voraussetzungen: stimulierende Einwirkung mit …
- BGH, 23.08.2007 - 3 StR 50/07
Rechtsstaatswidrige Verfahrensverzögerung (Kompensationslösung; …
- BVerfG, 01.03.2000 - 2 BvR 2017/94
Zur Frage der Zulässigkeit des Einsatzes privater Vertrauensleute im …
- BGH, 12.01.2005 - 5 StR 191/04
Zwangsmittelverbot bei anhängigem Steuerstrafverfahren (nemo tenetur se ipsum …
- BGH, 19.01.2016 - 4 StR 252/15
Rechtsstaatswidrige Tatprovokation (Voraussetzungen: erhebliche Stimulierung des …
- OLG Bremen, 31.10.2011 - 2 SsRs 28/11
Abgabe von Alkohol an Jugendliche; Testkauf durch von der Polizei angeleitete …
- BVerfG, 01.03.2000 - 2 BvR 2120/99
Keine Grundrechtsverletzung durch sofort vollziehbare Ausweisung eines wegen - …
- BGH, 04.07.2018 - 5 StR 650/17
Voraussetzungen für die Annahme eines Verfahrenshindernisses bei …
- BGH, 26.09.2002 - 1 StR 111/02
Vorlage; Anfrageverfahren; audiovisuelle Vernehmung von Vertrauenspersonen der …
- BGH, 26.07.2017 - 3 StR 52/17
Kein Verfahrenshindernis bei Verstoß gegen insolvenzrechtliches Verwendungsverbot …
- BGH, 21.10.2014 - 1 StR 78/14
Bewaffnetes unerlaubtes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer …
- BGH, 19.07.2000 - 3 StR 245/00
Verletzung des Grundsatzes des fairen Verfahren durch Tatprovokation eines …
- BGH, 07.03.2006 - 5 StR 547/05
Herabsetzung des Strafausspruchs im Beschlusswege (Teilerfolg; angemessene …
- BGH, 30.05.2001 - 1 StR 116/01
Grundsätze des BGH zur Tatprovokation (Begriff; Ausnutzung beeinträchtigter …
- KG, 12.02.2015 - 27 U 112/14
Scheinkauf für Drogenhändler in jeder Hinsicht nachteilig
- BGH, 21.06.2007 - 5 StR 83/07
Unzulässige Tatprovokation (Recht auf ein faires Verfahren; Tatgeneigtheit zum …
- BGH, 02.12.1999 - 3 StR 479/99
Unerlaubte Einfuhr und unerlaubtes Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht …
- LG Duisburg, 05.04.2017 - 33 KLs 8/16
Abwicklung der Betäubungsmittelgeschäfte und Falschgeldgeschäfte über sog. …
- BGH, 15.01.2003 - 1 StR 506/02
Kein Anspruch auf Strafverfolgung gegen sich selbst aus der EMRK (frühzeitige …
- OLG Bamberg, 21.07.2014 - 3 Ss 86/14
Strafverfahren wegen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht …
- BGH, 16.09.2010 - AK 12/10
Untersuchungshaft über sechs Monate: Mitgliedschaft in einer ausländischen …
- BGH, Ermittlungsrichter, 16.12.2020 - 2 BGs 408/20
Haftbefehlsantrag im Ermittlungsverfahren: Vorlage einer unvollständigen Akte an …
- OLG Hamm, 14.11.2002 - 2 Ss 906/02
Telefonüberwachung, Beweisverwertungsverbot, Anfangsverdacht, Agent provocateur, …
- BGH, 19.04.2000 - 5 StR 644/99
Gewaltsamer Schmuggel; Beisichführen einer Waffe; Steuerhinterziehung: …
- OLG München, 17.06.2008 - 5St RR 28/08
Veranstalten von Sportwetten: Straflosigkeit für Inhaber einer …
- OLG Hamm, 02.05.2000 - 5 Ss 1133/99
Betrug, Verstoß gegen das BtM-Gesetz, Abgrenzung Mittäterschaft und Beihilfe, …
- BGH, 08.03.2000 - 3 StR 50/00
Beihilfe zum Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge; …
- BGH, 07.06.2005 - 3 StR 109/05
Recht auf Verfahrensbeschleunigung und Aufklärungshilfe (numerische Kompensation …
- BGH, 20.04.2005 - 5 StR 69/05
Zutreffende Ablehnung eines Verfahrenshindernis bei Annahme einer …
- BGH, 12.01.2000 - 5 StR 587/99
Handeltreiben; Betrug; Tateinheit; Minder schwerer Fall (Luftgeschäft); …
- BGH, 03.04.2000 - 5 StR 87/00
Strafrahmenbestimmung beim unerlaubten Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in …
- BGH, 18.08.2004 - 5 StR 333/04
Tatprovokation (Begriff; V-Mann-Einsatz)
- BGH, 12.06.2002 - 5 StR 207/02
Strafmildernde Berücksichtigung des Zeitpunkts des Eingreifens von …
- BVerwG, 25.04.2001 - 1 D 16.00
Dienstvergehen wegen Nachgehen einer ungenehmigten Nebentätigkeit und …
- BGH, 14.02.2001 - 3 StR 299/00
Fehlerhafte Würdigung von Zeugenaussagen; Unerlaubtes Handeltreiben mit …
- BGH, 21.01.2009 - 1 StR 727/08
- BGH, 28.06.2000 - 1 StR 129/00
Betäubungsmittel - Handeltreiben - Einfuhr - Vertrauensperson - Polizei - …
- OLG Nürnberg, 16.02.2015 - 1 OLG 8 Ss 295/14
Revisionsbegründung in Strafsachen: Anforderungen an die Verfahrensrüge …
- BGH, 23.11.2000 - 1 StR 362/00
Polizeilicher Lockspitzeleinsatz; Grundsatz des fairen Verfahren; Strafzumessung
- ArbG Gelsenkirchen, 09.04.2009 - 5 Ca 2327/08
Verhaltensbedingte Kündigung, Testkäufe, grundrechtlich geschützte …
- BGH, 11.01.2000 - 1 StR 572/99
Voraussetzungen der Annahme einer Tatprovokation; Lockspitzel
- BGH, 19.04.2000 - 3 StR 151/00
Bewaffnetes Handeltreiben
- BGH, 15.12.1999 - 1 StR 559/99
Verwerfung der Revision als unbegründet, Tatbestandliche Voraussetzungen der …
- BGH, 15.12.1999 - 1 StR 272/99
Tatprovokation - Vertrauensperson - Polizei - Anfangsverdacht - Lockspitzel
- BGH, 15.12.1999 - 1 StR 522/99
Verwerfung einer Revision als unbegründet
- LG Köln, 20.03.2020 - 112 KLs 5/19
- OVG Hamburg, 15.08.2002 - 3 Bs 127/02
Ausnahmefall als Abschiebehindernis; Einwirkung von Vertrauenspersonen auf …
- OVG Berlin-Brandenburg, 25.09.2017 - 10 S 38.17
Erteilung der Zustimmung zur Vernehmung einer Vertrauensperson in der …
- OLG Köln, 29.05.2001 - 2 Ws 215/01
- VG München, 26.10.2006 - M 12 K 06.2686
Ausländerrecht: Ausweisung, Regelausweisung, Schwerwiegende Gründe der …
- LG Mainz, 10.10.2002 - 3030 Js 23700/02
Feststellung eines minder schweren Falls als Wiederaufnahmegrund
- OLG Jena, 31.07.2012 - 1 Ws 291/12
Ausgehen eines ganz erheblichen Fluchtanreizes von der Gesamtstrafenerwartung bei …