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KG, 15.04.2005 - 2 Ss 56/05 - 3 Ws (B) 132/05 |
Volltextveröffentlichungen (2)
- Wolters Kluwer(Abodienst, Leitsatz/Tenor frei)
Zulässigkeit der Entziehung einer Fahrerlaubnis wegen Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit; Kriterien zur Bestimmung der Strafe bei einer Ordnungswidrigkeit im Straßenverkehr
- juris(Abodienst) (Volltext/Leitsatz)
Kurzfassungen/Presse
- verkehrslexikon.de (Leitsatz und Auszüge)
Bei Überschreitung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit um mehr als 50% ist regelmäßig Vorsatz anzunehmen
Verfahrensgang
- AG Berlin-Tiergarten, 25.11.2004 - 308 OWi 2350/04
- KG, 15.04.2005 - 2 Ss 56/05 - 3 Ws (B) 132/05
Papierfundstellen
- NZV 2005, 596
- VRS 109, 132
Wird zitiert von ... (22)
- OLG Koblenz, 17.07.2018 - 1 OWi 6 SsBs 19/18
Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen Geschwindigkeitsüberschreitung; Elektronische …
Der Betroffene hat die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h auch um 41 km/h überschritten, woraus sich ein beweiskräftiges Indiz für seine Kenntnis von der gefahrenen Geschwindigkeit ergibt (vgl. Senat, Beschluss vom 6. Oktober 2014 - 1 OWi 3 SsBs 51/14; OLG Koblenz [2. StrS], Beschluss vom 2. Oktober 2009 - 2 SsBs 100/09 [in NZV 2010, 212 nur teilweise abgedruckt]; KG NZV 2005, 596; OLG Karlsruhe NStZ-RR 2006, 249; OLG Celle NZV 2011, 618). - OLG Brandenburg, 27.09.2022 - 1 OLG 53 Ss OWi 397/22
Geschwindigkeitsüberschreitung, Vorsatz, Aussetzung des Verfahrens, Geldbuße, …
aa) Insbesondere ist nicht zu beanstanden, dass das Tatgericht aus objektiven Umständen, namentlich der erheblichen Höhe der Geschwindigkeitsüberschreitung, auf ein vorsätzliches Handeln des Betroffenen geschlossen hat (std. Rspr. des Senats, vgl. statt vieler Beschluss vom 19. Februar 2021, 1 OLG 53 Ss-OWi 864/20; Beschluss vom 22. Oktober 2020, (1 B) 53 Ss-OWi 433/20 [264/20]; Beschluss vom 22. September 2020, (1 B) 53 Ss-OWi 374/20 [220/20]; Beschluss vom 24. Juli 2020, (1 B) 53 Ss-OWi 318/20 [193/20]; jeweils m. w. N.; so auch BGH DAR 1997, 497; KG NZV 2004, 598; VRS 109, 132; OLG Rostock VRS 108, 376; OLG Bamberg DAR 2006, 464; OLG Jena VRS 111, 52). - OLG Koblenz, 08.06.2018 - 1 OWi 6 SsBs 11/18
Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen Geschwindigkeitsüberschreitung: Anbringung …
Denn der Betroffene hat die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h um 52 km/h überschritten, woraus sich ein beweiskräftiges Indiz für seine Kenntnis von der gefahrenen Geschwindigkeit ergab (vgl. Senat, Beschluss vom 6. Oktober 2014 - 1 OWi 3 SsBs 51/14; OLG Koblenz [2. StrS], Beschluss vom 2. Oktober 2009 - 2 SsBs 100/09 [in NZV 2010, 212 nur teilweise abgedruckt]; KG NZV 2005, 596; OLG Karlsruhe NStZ-RR 2006, 249; OLG Celle NZV 2011, 618).Die Grenze zu besonders massiven, "qualifizierten" Geschwindigkeitsüberschreitungen, bei denen im Normalfall allein aus ihrem objektiven Ausmaß auf eine vorsätzliche Tatbegehung geschlossen werden kann, liegt im außerörtlichen Bereich bei einer absoluten Überschreitung um 40 km/h (…vgl. Senat a.a.O.; OLG Koblenz [2. StrS] NStZ 2000, 58;… Beschluss vom 2. Oktober 2009 - 2 SsBs 100/09 [juris, Rdn. 27]), alternativ bei einer relativen Überschreitung der erlaubten Geschwindigkeit um mindestens 50 % (vgl. KG NZV 2005, 596; OLG Karlsruhe NStZ-RR 2006, 249; OLG Celle NZV 2011, 618 [ab 45 %]; OLG Brandenburg VRS 127 [2014], 41).
- OLG Brandenburg, 19.02.2021 - 1 OLG 53 Ss OWi 684/20
Informationsanspruch des Betroffenen, rechtzeitige Geltendmachung, Messunterlagen
Es ist im vorliegenden Fall nicht zu beanstanden, dass das Tatgericht aus objektiven Umständen, wie der erheblichen Höhe der Geschwindigkeitsüberschreitung, auf ein bewusstes und gewolltes Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit schließt (st. Rspr. des Senats, vgl. statt vieler: Beschluss vom 22. Oktober 2020, (1 B) 53 Ss-OWi 433/20 (264/20) Beschluss vom 22. September 2020, (1 B) 53 Ss-OWi 374/20 (220/20); Beschluss vom 24. Juli 2020, (1 B) 53 Ss-OWi 318/20 (193/20) Beschluss vom 6. Juli 2020, (1 B) 53 Ss-OWi 286/20 (178/20) siehe auch KG NZV 2004, 598; KG VRS 109, 132; OLG Rostock VRS 108, 376; OLG Bamberg DAR 2006, 464; OLG Jena VRS 111, 52). - OLG Bamberg, 21.11.2006 - 3 Ss OWi 1516/06
Verhängung des Regelfahrverbots bei Überschreitung einer aus Gründen des …
Als grobe Pflichtverletzung i.S. der §§ 25 Abs. 1 S. 1 StVG , 4 Abs. 1 S. 1 BKatV indiziert eine Geschwindigkeitsüberschreitung auch dann die Verhängung eines Fahrverbots, wenn die Geschwindigkeitsbegrenzung gem. § 45 Abs. 1 S. 2 Nr. 3 StVO aus Gründen des Lärmschutzes und nicht der Verkehrssicherheit angeordnet ist (Anschluss an KG VRS 109, 132/133).cc) Auch die heute alltägliche Verkehrssituation einer gemäß § 45 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 StVO aus Lärmschutzgründen und nicht aus Gründen der Verkehrssicherheit auf Autobahnen angeordneten Geschwindigkeitsbegrenzung begründet selbst dann keine eine Privilegierung rechtfertigende atypische Fallkonstellation, wenn die Umgebung für den nicht ortskundigen Autofahrer den Grund für die Lärmschutzmaßnahme nicht ohne weiteres erkennen lässt (KG VRS 109, 132/133) oder - wie hier - zusätzlich bereits eine Geschwindigkeitsbeschränkung über einen längeren Streckenverlauf vorausgegangen war.
- OLG Brandenburg, 27.04.2020 - 53 Ss OWi 174/20
Verfahrensdauer länger als 2 Jahre und Absehen vom Fahrverbot
Es wird aber kaum zu beanstanden sein, wenn das Tatgericht aus objektiven Umständen, wie beispielsweise eine besonders erhebliche Höhe der Geschwindigkeitsüberschreitung, auf ein bedingt vorsätzliches oder sogar bewusstes und gewolltes Überschreiten der zulässigen Höchstgeschwindigkeit schließt (vgl. KG NZV 2004, 598; KG VRS 109, 132; OLG Rostock VRS 108, 376; OLG Bamberg DAR 2006, 464; Thüringer OLG VRS 111, 52). - OLG Bamberg, 19.06.2013 - 3 Ss OWi 474/12
Verurteilung wegen Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit: Indizien …
Schon aufgrund der über seinen Verteidiger für den Betroffenen abgegebenen Erklärung, " m it d e m Mo t o r rad no c h n icht v e rt ra u t" gewesen und " au f d ies e r Fa h rt d i e B e sc h le un i g u n g de s Fa hr z eu g s au s p ro b ie r en " zu wollen, weshalb der Betroffene " e r heb l i ch Ga s" gegeben habe, kann nach Auffassung des S en a ts am Vorliegen der für die Annahme eines jedenfalls bedingten Tatvorsatzes notwendigen kognitiven und voluntativen Vorsatzelemente kein vernünftiger Zweifel bestehen (vgl. hierzu z.B. OLG Bamberg, Beschluss vom 20.10.2010 - 3 Ss OWi 1704/10 = DAR 2010, 708 = zfs 2011, 50 = SVR 2011, 76 = OLGSt StPO § 267 Nr. 23 = VRR 2010, 472 m. Anm. G ieg [für vorsätzliche Nichteinhaltung des Mindestabstandes]), zumal selbst unter Zugrundelegung der außerhalb geschlossener Ortschaften auf Bundesstraßen nach § 3 Abs. 3 Nr. 2c StVO allgemein zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h hier noch eine Überschreitung um erhebliche 87 % erreicht wurde (vgl. insoweit etwa OLG Celle NZV 2011, 618 f.; OLG Braunschweig DAR 2011, 406 f.; OLG Hamm, Beschluss vom 04.03.2009 - 4 Ss OWi 123/09 [bei juris]; OLG Jena DAR 2008, 35 ff. und KG NZV 2005, 596 f.). - OLG Koblenz, 18.04.2017 - 1 OWi 4 SsBs 27/17
Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen Geschwindigkeitsüberschreitung: …
Anzunehmen ist Vorsatz zudem bei einer relativen Überschreitung der erlaubten Geschwindigkeit um mindestens 50 % (vgl. KG NZV 2005, 596; OLG Karlsruhe NStZ-RR 2006, 249; OLG Celle NZV 2011, 618 [ab 45 %]; OLG Brandenburg VRS 127 [2014], 41). - OLG Köln, 10.08.2006 - 82 Ss OWi 60/06 2000, 312 [313] u. NStZ-RR 2001, 214 [215] sowie NStZ-RR 2002, 88; OLG Hamm VRS 96, 458, 463; VRS 96, 466, 468; VRS 97, 207, 209; NStZ-RR 1999, 374 = VRS 97, 449 [454] = NZV 2000, 92 [94] m. w. Nachw.; OLG Hamm [15.11.00] NZV 2001, 90 [91]; OLG Hamm [29.10.02] VRS 104, 233 [235] = NZV 2003, 103 [104]; OLG Karlsruhe VRS 105, 306 [309] = NZV 2004, 211; NZV 2004, 653 [654] = zfs 2005, 101 = DAR 2005, 228 [229] = VRS 108, 37 [38] u. zfs 2006, 230 = DAR 2006, 227; KG NZV 2005, 596 [597] = VRS 109, 132 [133] u. VRS 108, 288 [289]; OLG Rostock VRS 101, 380 [386] = NZV 2002, 137 [139]; st. Senatsrechtsprechung: SenE v. 25.06.1999 - Ss 264/99 B - m. w. Nachw. = VRS 97, 381 [384]; SenE v. 30.07.1999 - Ss 343/99 B - = DAR 1999, 516 = NZV 2000, 97 [98] = VRS 97, 442 [447]; SenE v. 08.08.2000 - Ss 306/00 B - = VRS 99, 288 [290] = DAR 2000, 583 [584] = NZV 2001, 391 [393]; SenE v. 08.06.2004 - Ss 247/04 B - = DAR 2004, 541 = NZV 2004, 422 [423] = VRS 107, 129; SenE v. 26.10.2004 - 8 Ss OWi 69/04 -).
Dazu gehören insbesondere erhebliche Härten durch Arbeits- oder Existenzverlust, die auch durch Vollstreckung im Urlaub oder andere Maßnahmen nicht vermeidbar sind, oder mehrere für sich betrachtet gewöhnlichen Umstände, welche die Tat aus dem Rahmen der typischen Begehungsweise herausheben (BGH NJW 1992, 1397; OLG Düsseldorf VRS 93, 200, 201; OLG Frankfurt NStZ-RR 2000, 312 [313] u. NStZ-RR 2001, 214 [215] sowie NStZ-RR 2001, 344; OLG Karlsruhe VRS 105, 306 [309] = NZV 2004, 211 u. NZV 2004, 653 [654] = zfs 2005, 101 = DAR 2005, 228 [229] = VRS 108, 37 [38]; KG NZV 2005, 596 [597] = VRS 109, 132 [133]; Senat VRS 86, 152 = NZV 1994, 161 sowie NStZ-RR 1996, 52 u. NZV 1998, 165; SenE v. 25.06.1999 - Ss 264/99 B - m. w. Nachw. = VRS 97, 381 [383]; SenE v. 30.07.1999 - Ss 343/99 B -= DAR 1999, 516 = NZV 2000, 97 [98] = VRS 97, 442 [447] ; SenE v. 08.06.2004 - Ss 247/04 B - = DAR 2004, 541 = NZV 2004, 422 [423] = VRS 107, 129; SenE v. 09.07.2004 - Ss 306/04 B -).
- OLG Bamberg, 01.06.2010 - 3 Ss OWi 814/10
Verkehrsordnungswidrigkeitenverfahren: Urteilsfeststellungen bei Absehen vom …
Hieran ändert für sich genommen auch die ergänzende Feststellung des Amtsgerichts nichts, dass das die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 30 km/h begrenzende Verkehrszeichen "vor der Messstelle nicht mehrfach wiederholt worden" sei, zumal die unmittelbar vorausgehende Erwägung, wonach auch zu berücksichtigen gewesen sei, "dass die äußeren Umstände nicht zwingend auf eine Geschwindigkeitsbeschränkung hindeuteten" , sondern "diese (...) 'lediglich' eingerichtet worden" sei, "um Anwohner vor Unfallgefahren oder übermäßigen Lärmbelästigungen zu schützen" , für den Senat nicht nachzuvollziehen ist (zur Frage eines Augenblicksversagens bei einer gemäß § 45 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 StVO allein aus Gründen des Lärmschutzes angeordneten Geschwindigkeitsbeschränkung vgl. im Übrigen OLG Bamberg, Beschluss vom 21.11.2006 - 3 Ss OWi 1516/06 = VRR 2007, 113 ff. = VerkMitt. 2007 Nr. 57 = DAR 2007, 94 = NStZ-RR 2007, 123 sowie schon KG VRS 109, 132 f.). - OLG Köln, 26.07.2006 - 82 Ss 47/06
- OLG Frankfurt, 24.08.2007 - 2 Ss OWi 223/07
Bußgeldhauptverhandlung wegen Verkehrsordnungswidrigkeit: Wartepflicht des …
- KG, 03.05.2017 - 3 Ws (B) 102/17
Bußgeldverfahren wegen Geschwindigkeitsüberschreitung: Absehen vom Fahrverbot aus …
- KG, 02.06.2009 - 3 Ws (B) 264/09
Beweiswürdigung im Bußgeldverfahren wegen Geschwindigkeitsüberschreitung: …
- KG, 25.08.2006 - 3 Ws (B) 437/06
Verkehrsordnungswidrigkeit: Voraussetzungen des Vorsatzes bei einer …
- OLG Koblenz, 01.12.2017 - 1 OWi 6 SsBs 99/17
Überzeugung von der Eichung des Messgeräts durch aufgebrachte Eichsiegel; …
- KG, 19.06.2006 - 3 Ws (B) 282/06
Bußgeldverfahren wegen Verkehrsordnungswidrigkeit: Feststellungen zu den …
- KG, 20.07.2021 - 3 Ws (B) 175/21
Erfordernis einer kritischen Würdigung der vom Betroffenen behaupteten …
- KG, 25.05.2007 - 3 Ws (B) 290/07
Bußgeldurteil wegen erheblicher Geschwindigkeitsüberschreitung: Abgrenzung …
- AG Berlin-Tiergarten, 16.03.2015 - 342 OWi 831/14
Fahrverbot wegen wiederholter Geschwindigkeitsüberschreitung
- KG, 02.06.2009 - 2 Ss 114/09
Beweiswürdigung des Tatrichters bei standardisierten Messverfahrendddd
- OLG Karlsruhe, 09.10.2017 - 2 Rb 8 Ss 643/17
Geschwindigkeitsüberschreitung bei Geschwindigkeitsbeschränkung wegen Lärmschutz