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   VG Karlsruhe, 26.08.2020 - A 1 K 1026/20   

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VG Karlsruhe, 26.08.2020 - A 1 K 1026/20 (https://dejure.org/2020,25327)
VG Karlsruhe, Entscheidung vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20 (https://dejure.org/2020,25327)
VG Karlsruhe, Entscheidung vom 26. August 2020 - A 1 K 1026/20 (https://dejure.org/2020,25327)
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Volltextveröffentlichungen (5)

Corona: Rechtsprechungsübersichten

 
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Wird zitiert von ... (22)Neu Zitiert selbst (36)

  • OVG Schleswig-Holstein, 09.07.2020 - 1 LA 120/20

    Behördlichen Aussetzung der Vollziehung der Überstellungsentscheidung nach EUV

    Auszug aus VG Karlsruhe, 26.08.2020 - A 1 K 1026/20
    (b) Die Aussetzungsentscheidung des Bundesamtes vom 09.06.2020 ist nach diesen Grundsätzen beachtlich und hat die Überstellungsfrist unterbrochen (vgl. allgemein BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 28; für die streitgegenständliche Fallkonstellation im Ergebnis wie hier etwa VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris; anders etwa OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris; VG Münster, Beschlüsse vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris und vom 28.07.2020 - 8 L 523/20.A -, juris; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris und Gerichtsbescheid vom 21.07.2020 - M 2 K 19.51305 -, BeckRS 2020, 18797; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris; offen gelassen von VG Karlsruhe, Beschluss vom 06.08.2020 - A 9 K 2179/20 -).

    Die Aussetzungsentscheidung erfolgte hiernach aufgrund einer vorübergehend bestehenden tatsächlichen Unmöglichkeit im Sinne von § 60a Abs. 2 Satz 1 AufenthG, wie sie sich infolge der als Reaktion auf die Corona-Pandemie unionsweit erlassenen Einreisebeschränkungen ergab (vgl. OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 8; Schleswig-Holsteinisches VG, Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 18; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 29).

    Insofern wird von einigen Gerichten vertreten, die Auslegung von Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO ergebe, dass eine Aussetzung nur zum Zweck einer Prüfung der Überstellungsentscheidung (in Form eines Rechtsbehelfsverfahrens oder einer Überprüfung) angeordnet werden könne (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 7).

    Der Abschluss dieser Prüfung bestimme den Zeitpunkt, bis zu dem die Durchführung der Überstellungsentscheidung ausgesetzt werden könne (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 9; vgl. auch Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris Rn. 15).

    Ferner mache die Überschrift des Art. 27 Dublin III-VO und dessen systematische Einordnung in den Abschnitt IV der Verordnung ("Verfahrensgarantien") deutlich, dass Ziel der Vorschrift die Gewährleistung der Möglichkeit einer rechtlichen Prüfung der mitgliedstaatlichen Überstellungsentscheidung und damit eines effektiven Rechtsschutzes für den Asylantragsteller sei (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 10; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20).

    Das Dublin-System sei außerdem von einem Beschleunigungsgedanken geprägt (Erwägungsgrund 5), der mit der Gewährung effektiven Rechtsschutzes in einem Spannungsverhältnis stehe (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 11).

    Eine Aussetzung des Vollzugs der Überstellungsentscheidung, die den Fristbeginn nach Art. 29 Abs. 1 UAbs. 1 Dublin III-VO verzögere, könne demnach nur im Sinne der Gewährung effektiven Rechtsschutzes, d. h. mit der Zielsetzung einer rechtlichen Prüfung der Überstellungsentscheidung vorgenommen werden (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 12; ebenso Schleswig-Holsteinisches VG, Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 15 ff.; VG Münster, Beschlüsse vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris Rn. 9 ff. und vom 28.07.2020 - 8 L 523/20.A -, juris Rn. 17).

    Auch aus der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts im Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris, ergebe sich, dass die behördliche Aussetzung nur vor dem Hintergrund des effektiven Rechtsschutzes erlaubt sei (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 13 ff.).

    Eine von der Durchführung eines solchen Prüfungsverfahrens unabhängige Aussetzung der Überstellungsentscheidung aufgrund tatsächlicher Unmöglichkeit der Abschiebung sehe Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO nicht vor (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 7; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 26).

    Wenn die Aussetzungsentscheidung allein aufgrund tatsächlicher Unmöglichkeit - wie sie sich hier infolge der als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie unionsweit erlassenen Einreisebeschränkungen ergebe - getroffen werde, ohne dass dies der rechtlichen Prüfung der Überstellungsentscheidung diene, bewege sie sich nicht mehr in dem von Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO vorgegebenen Rahmen (vgl. OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 8; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris Rn. 13 ff. und Gerichtsbescheid vom 23.06.2020 - 15 K 8085/19.A -, juris Rn. 38 ff.; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 57 ff.; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 26 ff.).

    Die im nationalen Recht vorgesehene Aussetzungsentscheidung (§ 80 Abs. 4 Satz 1 VwGO) könne damit jedenfalls nicht die Unterbrechung der Überstellungsfrist nach Art. 29 Abs. 1 UAbs. 1 Dublin III-VO bewirken (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 8; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 29 ff.).

    Soweit weiter damit argumentiert wird, dass nach Art. 29 Dublin III-VO die tatsächliche Möglichkeit der Überstellung von der Frage nach der aufschiebenden Wirkung der Überprüfung der Überstellungsentscheidung zu trennen sei (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 17), gilt dies nur im Rahmen des von Gesetzes wegen vorgesehenen Laufs der Überstellungsfrist nach Art. 29 Dublin III-VO.

    Sie verhält sich jedoch nicht zu der Frage, ob die sich aufgrund der COVID-19-Pandemie ergebende Situation zur Anwendung des Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO berechtigt (ähnlich VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 64; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 122 ff.; so im Ausgangspunkt auch OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 18).

    Daraus, dass die Kommission eine Aussetzung der Überstellungsentscheidung nach Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO nicht in ihre Ausführungen zum Zuständigkeitsübergang infolge der COVID-19-Pandemie einbezieht, kann aber nicht die Unzulässigkeit einer solchen Vollziehungsaussetzung gefolgert werden (so aber OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 18).

    Dieses Verständnis stützten die systematische Stellung der Vorschrift und das Dublin-System, wonach Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO das Ziel verfolge, das Spannungsverhältnis zwischen Verfahrensbeschleunigung und Gewährung effektiven Rechtsschutzes zugunsten des effektiven Rechtsschutzes aufzulösen (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 24 ff.; vgl. auch Schleswig-Holsteinisches VG, Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 19; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 58 f.).

    Sofern die Unzulässigkeit einer Aussetzung der Vollziehung nach Art. 27 IV Dublin III-VO im Falle einer tatsächlichen Unmöglichkeit der Überstellung - wie hier im Fall der Corona-Pandemie - auch damit begründet ergibt, dass diese dem Beschleunigungsgrundsatz widerspreche (vgl. OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 11 f., 19; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 23 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 20; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris Rn. 18), teilt das Gericht diese Einschätzung nicht (ebenso VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris Rn. 7).

  • VG Berlin, 16.07.2020 - 28 L 203.20
    Auszug aus VG Karlsruhe, 26.08.2020 - A 1 K 1026/20
    Mindestvoraussetzung einer behördlichen Aussetzungsentscheidung gemäß § 80 Abs. 4 VwGO ist nach Art. 27 Abs. 4, 29 Abs. 1 UAbs. 1 Dublin III-VO, dass der Asylantragsteller einen Rechtsbehelf gegen die Abschiebungsanordnung eingelegt hat (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 26; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 41 f.; VG Potsdam, Beschluss vom 29.06.2020 - 11 L 563/20.A -, juris Rn. 6; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 16 f., 29 ff.; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 12; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 100 f.).

    (b) Die Aussetzungsentscheidung des Bundesamtes vom 09.06.2020 ist nach diesen Grundsätzen beachtlich und hat die Überstellungsfrist unterbrochen (vgl. allgemein BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 28; für die streitgegenständliche Fallkonstellation im Ergebnis wie hier etwa VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris; anders etwa OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris; VG Münster, Beschlüsse vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris und vom 28.07.2020 - 8 L 523/20.A -, juris; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris und Gerichtsbescheid vom 21.07.2020 - M 2 K 19.51305 -, BeckRS 2020, 18797; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris; offen gelassen von VG Karlsruhe, Beschluss vom 06.08.2020 - A 9 K 2179/20 -).

    Zumindest aber bestanden Zweifel an ihrer Rechtmäßigkeit (so etwa VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 14; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 76 f. m.w.N.).

    Dies setzt tatbestandlich voraus, dass die Überstellung nicht nur rechtlich zulässig, sondern zeitnah auch tatsächlich möglich ist (VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 14).

    Das Bundesamt hat diese Gegebenheiten in seiner Aussetzung vom 09.06.2020 ausreichend berücksichtigt, indem es Dublin-Überstellungen im Hinblick auf die Entwicklung der Corona-Krise derzeit und bis auf weiteres als nicht vertretbar ansah (vgl. VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 14), zugleich aber ausführte, die Entwicklung zu beobachten und im engen Austausch mit den zuständigen Behörden das weitere Vorgehen zu prüfen.

    Die durch die Corona-Pandemie hervorgerufene außerordentliche und extreme Lage und die dadurch ergriffenen Maßnahmen - wie hier die Reaktion auf die europaweit erfolgten Grenzschließungen - bildeten demgemäß einen sachlich tragfähigen willkürfreien und nicht missbräuchlichen Anlass für die Aussetzung der Vollziehung der Abschiebungsanordnung, der von den Beteiligten nicht beeinflusst werden konnte (vgl. Beschluss der Kammer vom 25.06.2020 - A 1 K 6703/19 - VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 16; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 20).

    Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO lässt sich nicht entnehmen, dass eine Vollziehung nur zu dem Zweck ausgesetzt werden darf, eine gerichtliche Klärung der Rechtmäßigkeit der Überstellungsentscheidung zu ermöglichen und damit der Gewährung effektiven Rechtsschutzes zu dienen (VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 53 ff.; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 17).

    Wenn in einem solchen Fall die Behörde eine vorübergehende Klärung durch ein (gegebenenfalls weiteres) gerichtliches Eilverfahren deshalb nicht für nötig erachtet, weil auch sie von der Rechtswidrigkeit ausgeht (vgl. insoweit auch VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 81 ff.), kann sie bereits in eigener Verantwortung dem Betroffenen vorübergehenden (behördlichen) Rechtsschutz gewähren (ähnlich VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 16; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 22).

    Die Annahme, dass die Aussetzung der Vollziehung zwingend darüber hinaus bis zum Abschluss des Klageverfahrens erfolgen müsse, liefe dem Beschleunigungsgedanken gerade zuwider (VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 16; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 35; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 139 ff.).

    Die Aussetzung "bis auf weiteres" ist auch nicht im Sinne einer zeitlich unbefristeten Aussetzung (so Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 - und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 19) - womöglich über den Abschluss des Klageverfahrens hinaus - zu verstehen (vgl. VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 41 ff.), sondern bringt nur zum Ausdruck, dass der Zeitpunkt des Wegfalls des Vollzugshindernisses noch nicht feststand (vgl. auch VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 16; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris).

    Die behördliche Aussetzungsanordnung dient der Klarstellung und Rechtssicherheit auch im Verhältnis zu dem zuständigen Mitgliedstaat (VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 16; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 19).

    Darüber hinaus hatte dieser durch den Erlass von Einreisebeschränkungen mittelbar zum Ausdruck gebracht, dass er seiner Pflicht zur Aufnahme von Asylantragstellern innerhalb der sechsmonatigen Frist nicht nachkommen möchte und an der Überstellung innerhalb von sechs Monaten bei entsprechender behördlicher Reaktion nicht festhält (VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 19).

    Ein solcher Fall liegt hier nicht vor (ebenso VG Sigmaringen, Beschluss vom 17.04.2020 - A 9 K 565/20 -, juris; VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris Rn. 7; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 14 ff.; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 20; bejahend aber VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris Rn. 17 und Gerichtsbescheid vom 21.07.2020 - M 2 K 19.51305 -, BeckRS 2020, 18797, Rn. 20; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 30; offengelassen von VG Münster, Beschluss vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris Rn. 9 ff., das die Vollziehungsaussetzung aufgrund von Ermessensfehlern mangels einer Einzelfallprüfung für rechtswidrig hält).

    Das Bundesamt hat die Vollziehung nicht allein deshalb ausgesetzt, um die Überstellungsfrist zu unterbrechen (VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 20), sondern nach seinem Ermessen, um dem tatsächlich aufgrund der Corona-Pandemie bestehenden Vollzugshindernis und der dadurch herbeigeführten vorübergehenden Rechtswidrigkeit der Abschiebungsanordnung Rechnung zu tragen.

  • VG Minden, 06.07.2020 - 12 L 485/20
    Auszug aus VG Karlsruhe, 26.08.2020 - A 1 K 1026/20
    Mindestvoraussetzung einer behördlichen Aussetzungsentscheidung gemäß § 80 Abs. 4 VwGO ist nach Art. 27 Abs. 4, 29 Abs. 1 UAbs. 1 Dublin III-VO, dass der Asylantragsteller einen Rechtsbehelf gegen die Abschiebungsanordnung eingelegt hat (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 26; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 41 f.; VG Potsdam, Beschluss vom 29.06.2020 - 11 L 563/20.A -, juris Rn. 6; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 16 f., 29 ff.; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 12; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 100 f.).

    (b) Die Aussetzungsentscheidung des Bundesamtes vom 09.06.2020 ist nach diesen Grundsätzen beachtlich und hat die Überstellungsfrist unterbrochen (vgl. allgemein BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 28; für die streitgegenständliche Fallkonstellation im Ergebnis wie hier etwa VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris; anders etwa OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris; VG Münster, Beschlüsse vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris und vom 28.07.2020 - 8 L 523/20.A -, juris; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris und Gerichtsbescheid vom 21.07.2020 - M 2 K 19.51305 -, BeckRS 2020, 18797; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris; offen gelassen von VG Karlsruhe, Beschluss vom 06.08.2020 - A 9 K 2179/20 -).

    Wenn nach dem Erlass der Abschiebungsanordnung ein Duldungsgrund entsteht, obliegt dessen Prüfung dem Bundesamt, das hierauf gegebenenfalls zu reagieren hat (vgl. VG Karlsruhe, Beschluss vom 19.05.2014 - A 9 K 3615/13 -, juris Rn. 4 m.w.N.; OVG Nordrhein-Westfalen, Beschluss vom 30.08.2011 - 18 B 1060/11 -, juris Rn. 3 f. m.w.N.; OVG des Saarlandes, Beschluss vom 25.04.2014 - 2 B 215/14 -, juris Rn. 7; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 35; Bergmann, in: Bergmann/Dienelt, Ausländerrecht, 13. Aufl., AsylG, § 29 Rn. 37).

    Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO lässt sich nicht entnehmen, dass eine Vollziehung nur zu dem Zweck ausgesetzt werden darf, eine gerichtliche Klärung der Rechtmäßigkeit der Überstellungsentscheidung zu ermöglichen und damit der Gewährung effektiven Rechtsschutzes zu dienen (VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 53 ff.; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 17).

    Aus der Verwendung der Konjunktion "um [...] zu" in der deutschen Fassung kann eine entsprechende finale Verknüpfung nicht hergeleitet werden, zumal eine solche sich aus den anderen sprachlichen Fassungen nicht ergibt; diesen ist alleine ein zeitlicher Gleichlauf des Rechtsbehelfs und der Möglichkeit einer Aussetzungsentscheidung zu entnehmen (vgl. etwa die englische Fassung ["pending the outcome of the appeal or review"] oder die französische Fassung ["en attendant l"issue du recours ou de la demande de révision"]; dazu VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 55 ff.).

    Dieses Verständnis steht zugleich im Einklang mit der Aufgabe der Behörde, die rechtliche Entwicklung nach Erlass der Abschiebungsanordnung im Blick zu behalten und selbst auf eintretende Abschiebungshindernisse zu reagieren (s. dazu oben; vgl. auch VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 35).

    Sie verhält sich jedoch nicht zu der Frage, ob die sich aufgrund der COVID-19-Pandemie ergebende Situation zur Anwendung des Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO berechtigt (ähnlich VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 64; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 122 ff.; so im Ausgangspunkt auch OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 18).

    Es ist nicht Voraussetzung, dass dieser Zeitraum bis zum Ende voll ausgeschöpft wird (vgl. VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 35; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris Rn. 14).

    Die Annahme, dass die Aussetzung der Vollziehung zwingend darüber hinaus bis zum Abschluss des Klageverfahrens erfolgen müsse, liefe dem Beschleunigungsgedanken gerade zuwider (VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 16; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 35; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 139 ff.).

    Die Aussetzung "bis auf weiteres" ist auch nicht im Sinne einer zeitlich unbefristeten Aussetzung (so Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 - und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 19) - womöglich über den Abschluss des Klageverfahrens hinaus - zu verstehen (vgl. VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 41 ff.), sondern bringt nur zum Ausdruck, dass der Zeitpunkt des Wegfalls des Vollzugshindernisses noch nicht feststand (vgl. auch VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 16; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris).

    In diesem Fall kann hinsichtlich des Endes der Aussetzung der Vollziehung auf die nationale Regelung des § 80b Abs. 1 Satz 2, 1. HS i.V.m. Satz 1 VwGO zurückgegriffen werden (vgl. VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 43 ff.).

    Auch ermöglicht die Vollziehungsaussetzung durch die Behörde, die das Verfahren unter Kontrolle zu halten hat (vgl. auch VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 35 ff.), gegenüber dem gerichtlichen Eilrechtsschutz einen flexibleren und zugleich schnelleren Umgang mit dem Bestehen und Fortfall des Vollzugshindernisses.

    Die Unterbrechung der Überstellungsfrist war hiernach bei objektiver Betrachtung jedenfalls nicht das alleinige Ziel der Aussetzungsentscheidung, sondern nur deren Folge (vgl. auch VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 65; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 129 ff.).

  • VG Düsseldorf, 21.07.2020 - 22 K 8760/18

    Aussetzung der Vollziehung Abschiebungsanordnung Kirchenasyl COVID-19 Pandemie

    Auszug aus VG Karlsruhe, 26.08.2020 - A 1 K 1026/20
    Auch sind die Belange des zuständigen Mitgliedstaats zu berücksichtigen (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 25; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 13; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 98 f.).

    Mindestvoraussetzung einer behördlichen Aussetzungsentscheidung gemäß § 80 Abs. 4 VwGO ist nach Art. 27 Abs. 4, 29 Abs. 1 UAbs. 1 Dublin III-VO, dass der Asylantragsteller einen Rechtsbehelf gegen die Abschiebungsanordnung eingelegt hat (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 26; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 41 f.; VG Potsdam, Beschluss vom 29.06.2020 - 11 L 563/20.A -, juris Rn. 6; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 16 f., 29 ff.; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 12; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 100 f.).

    Weitere Grenzen folgen nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts aus dem von Art. 27 Abs. 3 und 4 i.V.m. Art. 29 Abs. 1 UAbs. 1 Dublin III-VO angestrebten Ziel eines angemessenen Ausgleichs zwischen einerseits der Gewährung effektiven Rechtsschutzes und der Ermöglichung einer raschen Bestimmung des für die inhaltliche Prüfung des Asylantrags zuständigen Mitgliedstaats (vgl. Erwägungsgrund 5 der Dublin III-VO) und andererseits dem Ziel der Vermeidung von Sekundärmigration, die beinhaltet, dass sich Asylbewerber durch Weiterwanderung den für die Prüfung ihres Asylbegehrens zuständigen Mitgliedstaat aussuchen (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 100 f.).

    Der Zuständigkeitsübergang nach Ablauf der Überstellungsfrist soll verhindern, dass Asylanträge monate- oder jahrelang nicht geprüft werden; zugleich soll das Ziel einer möglichst schnellen Prüfung aber nicht dazu führen, dass dem jeweiligen Mitgliedstaat keine zusammenhängende Überstellungsfrist von sechs Monaten zur Verfügung steht, in der nur noch die Überstellungsmodalitäten zu regeln sind (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 102 f.; s. im Einzelnen EuGH, Urteil vom 29.01.2009 - C-19/08 -, juris) oder der Beschleunigungsgedanke zulasten eines effektiven Rechtsschutzes verwirklicht wird (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 104 f.).

    Die Wirksamkeit des gerichtlichen Rechtsschutzes erlaubt eine behördliche Aussetzung aus sachlich vertretbaren Erwägungen, die nicht rechtlich zwingend sein müssen, auch unterhalb dieser Schwelle, wenn diese den Beschleunigungsgedanken und die Interessen des zuständigen Mitgliedstaats nicht willkürlich verkennen und auch sonst nicht missbräuchlich sind (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 27; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 106 ff.).

    (b) Die Aussetzungsentscheidung des Bundesamtes vom 09.06.2020 ist nach diesen Grundsätzen beachtlich und hat die Überstellungsfrist unterbrochen (vgl. allgemein BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 28; für die streitgegenständliche Fallkonstellation im Ergebnis wie hier etwa VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris; anders etwa OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris; VG Münster, Beschlüsse vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris und vom 28.07.2020 - 8 L 523/20.A -, juris; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris und Gerichtsbescheid vom 21.07.2020 - M 2 K 19.51305 -, BeckRS 2020, 18797; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris; offen gelassen von VG Karlsruhe, Beschluss vom 06.08.2020 - A 9 K 2179/20 -).

    Nichts anderes ergibt sich schließlich daraus, dass die Aussetzungsentscheidung auf außerhalb des konkreten Sachverhalts und des konkreten Verfahrens liegende Entwicklungen, nämlich das Auftreten einer Pandemie und damit zusammenhängende Überstellungshindernisse reagierte (so aber VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris Rn. 17 und Gerichtsbescheid vom 21.07.2020 - M 2 K 19.51305 -, BeckRS 2020, 18797, Rn. 20; offen gelassen von VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 115 ff.).

    Denn unabhängig davon, dass diese Entwicklung auch eine Vielzahl ähnlich gelagerter Fälle betraf (vgl. auch VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 121), wirkte sie sich gerade auch auf das konkrete Verfahren und die Möglichkeit einer Überstellung des Klägers nach Österreich aus.

    Sie verhält sich jedoch nicht zu der Frage, ob die sich aufgrund der COVID-19-Pandemie ergebende Situation zur Anwendung des Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO berechtigt (ähnlich VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 64; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 122 ff.; so im Ausgangspunkt auch OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 18).

    Die Annahme, dass die Aussetzung der Vollziehung zwingend darüber hinaus bis zum Abschluss des Klageverfahrens erfolgen müsse, liefe dem Beschleunigungsgedanken gerade zuwider (VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 16; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 35; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 139 ff.).

    Auch durch die nur vorübergehende Gestattung des Verbleibs im ersuchenden Mitgliedstaat während der Anhängigkeit des Rechtsbehelfs wird im Übrigen die Effektivität des Rechtsschutzes im Klageverfahren erhöht (VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 142 ff.).

    Im Übrigen ist das Interesse des Asylantragstellers an einem für die Zukunft erwarteten Zuständigkeitsübergang nicht als solches rechtlich geschützt (hierzu näher VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 131 ff.).

    Die Unterbrechung der Überstellungsfrist war hiernach bei objektiver Betrachtung jedenfalls nicht das alleinige Ziel der Aussetzungsentscheidung, sondern nur deren Folge (vgl. auch VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 65; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 129 ff.).

  • VG Aachen, 10.06.2020 - 9 K 2584/19

    Überstellung; Aussetzung der Vollziehung; Überstellungsfrist

    Auszug aus VG Karlsruhe, 26.08.2020 - A 1 K 1026/20
    Mindestvoraussetzung einer behördlichen Aussetzungsentscheidung gemäß § 80 Abs. 4 VwGO ist nach Art. 27 Abs. 4, 29 Abs. 1 UAbs. 1 Dublin III-VO, dass der Asylantragsteller einen Rechtsbehelf gegen die Abschiebungsanordnung eingelegt hat (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 26; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 41 f.; VG Potsdam, Beschluss vom 29.06.2020 - 11 L 563/20.A -, juris Rn. 6; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 16 f., 29 ff.; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 12; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 100 f.).

    (b) Die Aussetzungsentscheidung des Bundesamtes vom 09.06.2020 ist nach diesen Grundsätzen beachtlich und hat die Überstellungsfrist unterbrochen (vgl. allgemein BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 28; für die streitgegenständliche Fallkonstellation im Ergebnis wie hier etwa VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris; anders etwa OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris; VG Münster, Beschlüsse vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris und vom 28.07.2020 - 8 L 523/20.A -, juris; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris und Gerichtsbescheid vom 21.07.2020 - M 2 K 19.51305 -, BeckRS 2020, 18797; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris; offen gelassen von VG Karlsruhe, Beschluss vom 06.08.2020 - A 9 K 2179/20 -).

    Zumindest aber bestanden Zweifel an ihrer Rechtmäßigkeit (so etwa VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 14; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 76 f. m.w.N.).

    Sie sei nur zulässig, wenn sie dazu diene, dem Asylbewerber im Einzelfall effektiven Rechtsschutz zu gewähren, indem eine Prüfung der Rechtmäßigkeit der Überstellungsentscheidung in einem anhängigen Rechtsbehelf ermöglicht werde (VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 58 ff.; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris Rn. 14 ff.; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 26).

    Wenn die Aussetzungsentscheidung allein aufgrund tatsächlicher Unmöglichkeit - wie sie sich hier infolge der als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie unionsweit erlassenen Einreisebeschränkungen ergebe - getroffen werde, ohne dass dies der rechtlichen Prüfung der Überstellungsentscheidung diene, bewege sie sich nicht mehr in dem von Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO vorgegebenen Rahmen (vgl. OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 8; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris Rn. 13 ff. und Gerichtsbescheid vom 23.06.2020 - 15 K 8085/19.A -, juris Rn. 38 ff.; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 57 ff.; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 26 ff.).

    Die im nationalen Recht vorgesehene Aussetzungsentscheidung (§ 80 Abs. 4 Satz 1 VwGO) könne damit jedenfalls nicht die Unterbrechung der Überstellungsfrist nach Art. 29 Abs. 1 UAbs. 1 Dublin III-VO bewirken (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 8; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 29 ff.).

    Wenn in einem solchen Fall die Behörde eine vorübergehende Klärung durch ein (gegebenenfalls weiteres) gerichtliches Eilverfahren deshalb nicht für nötig erachtet, weil auch sie von der Rechtswidrigkeit ausgeht (vgl. insoweit auch VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 81 ff.), kann sie bereits in eigener Verantwortung dem Betroffenen vorübergehenden (behördlichen) Rechtsschutz gewähren (ähnlich VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 16; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 22).

    C 126, S. 12) ergibt sich deswegen nichts anderes (anders aber Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 21; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris Rn. 13 ff. und Gerichtsbescheid vom 23.06.2020 - 15 K 8085/19.A -, juris; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 66; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 32).

    Dieses Verständnis stützten die systematische Stellung der Vorschrift und das Dublin-System, wonach Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO das Ziel verfolge, das Spannungsverhältnis zwischen Verfahrensbeschleunigung und Gewährung effektiven Rechtsschutzes zugunsten des effektiven Rechtsschutzes aufzulösen (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 24 ff.; vgl. auch Schleswig-Holsteinisches VG, Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 19; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 58 f.).

    Ein anderes Verständnis lässt sich auch nicht den englischen und französischen Fassungen von Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO entnehmen (s. zu diesen oben; anders VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 39).

    Der Beschleunigungsgedanke kommt insbesondere in Art. 29 Abs. 2 Satz 1 Dublin III-VO zum Ausdruck, wonach die Zuständigkeit auf den ersuchenden Mitgliedstaat übergeht, sofern die Überstellung nicht innerhalb der sechsmonatigen Überstellungsfrist erfolgt (vgl. VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 47 ff.).

    Die Interessen des zuständigen Mitgliedstaates werden durch die Aussetzungsentscheidung ebenfalls nicht willkürlich verkannt (anders VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 63 ff.).

  • BVerwG, 08.01.2019 - 1 C 16.18

    Ablauf Überstellungsfrist; Asylantrag; Aufnahmegesuch; Aussetzung der

    Auszug aus VG Karlsruhe, 26.08.2020 - A 1 K 1026/20
    (1) Die Aussetzung der Vollziehung der Abschiebungsanordnung gemäß § 80 Abs. 4 VwGO durch das Bundesamt ist generell geeignet, die in Art. 29 Abs. 1 Dublin III-VO vorgesehene Überstellungsfrist zu unterbrechen (BVerwG, Urteile vom 09.08.2016 - 1 C 6.16 -, juris Rn. 18 und vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 19 f.; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 24 f.; vgl. auch EuGH, Urteil vom 13.09.2017 - C-60/16 -, juris Rn. 61 ff.).

    Die in Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO den Mitgliedstaaten eröffnete Möglichkeit, dass auch die zuständigen Behörden die Durchführung der Überstellungsentscheidung aussetzen können, erweitert die Fallgruppen, in denen einem Rechtsbehelf aufschiebende Wirkung im Sinne des Art. 27 Abs. 3 Dublin III-VO zukommt (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 19 f.; vgl. auch EuGH, Urteil vom 13.09.2017 - C-60/16 -, juris Rn. 61 ff.).

    Diese unionsrechtlich vorgesehene Möglichkeit wird im nationalen Recht durch § 80 Abs. 4 VwGO eröffnet (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 19 f.).

    Vielmehr hält sie sich in den Grenzen, die durch das nationale Recht und Unionsrecht vorgegeben sind (vgl. allgemein BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 21).

    Denn selbst bei nach Erlass der Abschiebungsanordnung auftretenden Abschiebungsverboten oder Duldungsgründen ist das Bundesamt nicht verpflichtet, die Abschiebungsanordnung nach § 48 VwVfG aufzuheben; namentlich bei vorübergehenden Abschiebungshindernissen kann es deren Vollziehung auch (vorläufig) aussetzen (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 22 f.; vgl. auch BVerfG, Beschluss vom 17.09.2014 - 2 BvR 1795/14 -, juris Rn. 10; s. näher unten).

    Auch sind die Belange des zuständigen Mitgliedstaats zu berücksichtigen (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 25; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 13; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 98 f.).

    Mindestvoraussetzung einer behördlichen Aussetzungsentscheidung gemäß § 80 Abs. 4 VwGO ist nach Art. 27 Abs. 4, 29 Abs. 1 UAbs. 1 Dublin III-VO, dass der Asylantragsteller einen Rechtsbehelf gegen die Abschiebungsanordnung eingelegt hat (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 26; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 41 f.; VG Potsdam, Beschluss vom 29.06.2020 - 11 L 563/20.A -, juris Rn. 6; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 16 f., 29 ff.; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 12; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 100 f.).

    Weitere Grenzen folgen nach der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts aus dem von Art. 27 Abs. 3 und 4 i.V.m. Art. 29 Abs. 1 UAbs. 1 Dublin III-VO angestrebten Ziel eines angemessenen Ausgleichs zwischen einerseits der Gewährung effektiven Rechtsschutzes und der Ermöglichung einer raschen Bestimmung des für die inhaltliche Prüfung des Asylantrags zuständigen Mitgliedstaats (vgl. Erwägungsgrund 5 der Dublin III-VO) und andererseits dem Ziel der Vermeidung von Sekundärmigration, die beinhaltet, dass sich Asylbewerber durch Weiterwanderung den für die Prüfung ihres Asylbegehrens zuständigen Mitgliedstaat aussuchen (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 100 f.).

    Der Zuständigkeitsübergang nach Ablauf der Überstellungsfrist soll verhindern, dass Asylanträge monate- oder jahrelang nicht geprüft werden; zugleich soll das Ziel einer möglichst schnellen Prüfung aber nicht dazu führen, dass dem jeweiligen Mitgliedstaat keine zusammenhängende Überstellungsfrist von sechs Monaten zur Verfügung steht, in der nur noch die Überstellungsmodalitäten zu regeln sind (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 102 f.; s. im Einzelnen EuGH, Urteil vom 29.01.2009 - C-19/08 -, juris) oder der Beschleunigungsgedanke zulasten eines effektiven Rechtsschutzes verwirklicht wird (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 104 f.).

    Die Wirksamkeit des gerichtlichen Rechtsschutzes erlaubt eine behördliche Aussetzung aus sachlich vertretbaren Erwägungen, die nicht rechtlich zwingend sein müssen, auch unterhalb dieser Schwelle, wenn diese den Beschleunigungsgedanken und die Interessen des zuständigen Mitgliedstaats nicht willkürlich verkennen und auch sonst nicht missbräuchlich sind (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 27; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 106 ff.).

    (b) Die Aussetzungsentscheidung des Bundesamtes vom 09.06.2020 ist nach diesen Grundsätzen beachtlich und hat die Überstellungsfrist unterbrochen (vgl. allgemein BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 28; für die streitgegenständliche Fallkonstellation im Ergebnis wie hier etwa VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris; anders etwa OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris; VG Münster, Beschlüsse vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris und vom 28.07.2020 - 8 L 523/20.A -, juris; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris und Gerichtsbescheid vom 21.07.2020 - M 2 K 19.51305 -, BeckRS 2020, 18797; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris; offen gelassen von VG Karlsruhe, Beschluss vom 06.08.2020 - A 9 K 2179/20 -).

    Gerade bei nach Erlass der Abschiebungsanordnung auftretenden Abschiebungsverboten oder Duldungsgründen kann das Bundesamt die Vollziehung sodann (vorläufig) aussetzen (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 22 f.).

    Auch aus der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts im Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris, ergebe sich, dass die behördliche Aussetzung nur vor dem Hintergrund des effektiven Rechtsschutzes erlaubt sei (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 13 ff.).

    Dies wäre dann anzunehmen, wenn bei klarer Rechtslage - d.h. Rechtmäßigkeit der Überstellungsentscheidung - und offenkundig eröffneter Überstellungsmöglichkeit die behördliche Aussetzungsentscheidung allein dazu diente, die Überstellungsfrist zu unterbrechen, weil sie aufgrund behördlicher Versäumnisse ansonsten nicht (mehr) gewahrt werden könnte (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 27; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 13).

  • VG Ansbach, 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215

    Keine Unterbrechung der Überstellungsfrist durch pandemiebedingte Aussetzung der

    Auszug aus VG Karlsruhe, 26.08.2020 - A 1 K 1026/20
    (1) Die Aussetzung der Vollziehung der Abschiebungsanordnung gemäß § 80 Abs. 4 VwGO durch das Bundesamt ist generell geeignet, die in Art. 29 Abs. 1 Dublin III-VO vorgesehene Überstellungsfrist zu unterbrechen (BVerwG, Urteile vom 09.08.2016 - 1 C 6.16 -, juris Rn. 18 und vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 19 f.; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 24 f.; vgl. auch EuGH, Urteil vom 13.09.2017 - C-60/16 -, juris Rn. 61 ff.).

    (b) Die Aussetzungsentscheidung des Bundesamtes vom 09.06.2020 ist nach diesen Grundsätzen beachtlich und hat die Überstellungsfrist unterbrochen (vgl. allgemein BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 28; für die streitgegenständliche Fallkonstellation im Ergebnis wie hier etwa VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris; anders etwa OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris; VG Münster, Beschlüsse vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris und vom 28.07.2020 - 8 L 523/20.A -, juris; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris und Gerichtsbescheid vom 21.07.2020 - M 2 K 19.51305 -, BeckRS 2020, 18797; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris; offen gelassen von VG Karlsruhe, Beschluss vom 06.08.2020 - A 9 K 2179/20 -).

    Die Aussetzungsentscheidung erfolgte hiernach aufgrund einer vorübergehend bestehenden tatsächlichen Unmöglichkeit im Sinne von § 60a Abs. 2 Satz 1 AufenthG, wie sie sich infolge der als Reaktion auf die Corona-Pandemie unionsweit erlassenen Einreisebeschränkungen ergab (vgl. OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 8; Schleswig-Holsteinisches VG, Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 18; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 29).

    Sie sei nur zulässig, wenn sie dazu diene, dem Asylbewerber im Einzelfall effektiven Rechtsschutz zu gewähren, indem eine Prüfung der Rechtmäßigkeit der Überstellungsentscheidung in einem anhängigen Rechtsbehelf ermöglicht werde (VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 58 ff.; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris Rn. 14 ff.; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 26).

    Wenn die Aussetzungsentscheidung allein aufgrund tatsächlicher Unmöglichkeit - wie sie sich hier infolge der als Reaktion auf die COVID-19-Pandemie unionsweit erlassenen Einreisebeschränkungen ergebe - getroffen werde, ohne dass dies der rechtlichen Prüfung der Überstellungsentscheidung diene, bewege sie sich nicht mehr in dem von Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO vorgegebenen Rahmen (vgl. OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 8; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris Rn. 13 ff. und Gerichtsbescheid vom 23.06.2020 - 15 K 8085/19.A -, juris Rn. 38 ff.; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 57 ff.; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 26 ff.).

    C 126, S. 12) ergibt sich deswegen nichts anderes (anders aber Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 21; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris Rn. 13 ff. und Gerichtsbescheid vom 23.06.2020 - 15 K 8085/19.A -, juris; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 66; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 32).

    In dieser Mitteilung, die nicht rechtsverbindlich ist (vgl. insoweit auch VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 32), führt die Kommission im Hinblick auf Dublin-Überstellungen aus, dass die Zuständigkeit nach Artikel 29 Abs. 2 Dublin III-VO auf den ersuchenden Mitgliedstaat übergehe, wenn die Überstellung in den zuständigen Mitgliedstaat nicht innerhalb der geltenden Frist durchgeführt werde.

    Als Alternative könnte der Betroffene (gegebenenfalls weiteren) gerichtlichen Eilrechtsschutz beantragen (vgl. insoweit auch VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 29).

    Ein solcher Fall liegt hier nicht vor (ebenso VG Sigmaringen, Beschluss vom 17.04.2020 - A 9 K 565/20 -, juris; VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris Rn. 7; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 14 ff.; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 20; bejahend aber VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris Rn. 17 und Gerichtsbescheid vom 21.07.2020 - M 2 K 19.51305 -, BeckRS 2020, 18797, Rn. 20; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 30; offengelassen von VG Münster, Beschluss vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris Rn. 9 ff., das die Vollziehungsaussetzung aufgrund von Ermessensfehlern mangels einer Einzelfallprüfung für rechtswidrig hält).

  • VG Schleswig, 15.05.2020 - 10 A 596/19

    Unterbrechung der Überstellungsfrist nach der Dublin-III-VO

    Auszug aus VG Karlsruhe, 26.08.2020 - A 1 K 1026/20
    (b) Die Aussetzungsentscheidung des Bundesamtes vom 09.06.2020 ist nach diesen Grundsätzen beachtlich und hat die Überstellungsfrist unterbrochen (vgl. allgemein BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 28; für die streitgegenständliche Fallkonstellation im Ergebnis wie hier etwa VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris; anders etwa OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris; VG Münster, Beschlüsse vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris und vom 28.07.2020 - 8 L 523/20.A -, juris; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris und Gerichtsbescheid vom 21.07.2020 - M 2 K 19.51305 -, BeckRS 2020, 18797; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris; offen gelassen von VG Karlsruhe, Beschluss vom 06.08.2020 - A 9 K 2179/20 -).

    Der Abschluss dieser Prüfung bestimme den Zeitpunkt, bis zu dem die Durchführung der Überstellungsentscheidung ausgesetzt werden könne (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 9; vgl. auch Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris Rn. 15).

    Ferner mache die Überschrift des Art. 27 Dublin III-VO und dessen systematische Einordnung in den Abschnitt IV der Verordnung ("Verfahrensgarantien") deutlich, dass Ziel der Vorschrift die Gewährleistung der Möglichkeit einer rechtlichen Prüfung der mitgliedstaatlichen Überstellungsentscheidung und damit eines effektiven Rechtsschutzes für den Asylantragsteller sei (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 10; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20).

    Eine von der Durchführung eines solchen Prüfungsverfahrens unabhängige Aussetzung der Überstellungsentscheidung aufgrund tatsächlicher Unmöglichkeit der Abschiebung sehe Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO nicht vor (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 7; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 26).

    C 126, S. 12) ergibt sich deswegen nichts anderes (anders aber Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 21; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris Rn. 13 ff. und Gerichtsbescheid vom 23.06.2020 - 15 K 8085/19.A -, juris; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 66; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 32).

    Die Aussetzung "bis auf weiteres" ist auch nicht im Sinne einer zeitlich unbefristeten Aussetzung (so Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 - und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 19) - womöglich über den Abschluss des Klageverfahrens hinaus - zu verstehen (vgl. VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 41 ff.), sondern bringt nur zum Ausdruck, dass der Zeitpunkt des Wegfalls des Vollzugshindernisses noch nicht feststand (vgl. auch VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 16; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris).

    Sofern die Unzulässigkeit einer Aussetzung der Vollziehung nach Art. 27 IV Dublin III-VO im Falle einer tatsächlichen Unmöglichkeit der Überstellung - wie hier im Fall der Corona-Pandemie - auch damit begründet ergibt, dass diese dem Beschleunigungsgrundsatz widerspreche (vgl. OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 11 f., 19; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 23 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 20; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris Rn. 18), teilt das Gericht diese Einschätzung nicht (ebenso VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris Rn. 7).

  • VG Schleswig, 18.05.2020 - 5 A 255/19

    Keine Unterbrechung der Dublin-Überstellungsfrist wegen "Corona-Krise"

    Auszug aus VG Karlsruhe, 26.08.2020 - A 1 K 1026/20
    (b) Die Aussetzungsentscheidung des Bundesamtes vom 09.06.2020 ist nach diesen Grundsätzen beachtlich und hat die Überstellungsfrist unterbrochen (vgl. allgemein BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 28; für die streitgegenständliche Fallkonstellation im Ergebnis wie hier etwa VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris; anders etwa OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris; VG Münster, Beschlüsse vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris und vom 28.07.2020 - 8 L 523/20.A -, juris; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris und Gerichtsbescheid vom 21.07.2020 - M 2 K 19.51305 -, BeckRS 2020, 18797; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris; offen gelassen von VG Karlsruhe, Beschluss vom 06.08.2020 - A 9 K 2179/20 -).

    Die Aussetzungsentscheidung erfolgte hiernach aufgrund einer vorübergehend bestehenden tatsächlichen Unmöglichkeit im Sinne von § 60a Abs. 2 Satz 1 AufenthG, wie sie sich infolge der als Reaktion auf die Corona-Pandemie unionsweit erlassenen Einreisebeschränkungen ergab (vgl. OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 8; Schleswig-Holsteinisches VG, Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 18; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 29).

    Eine Aussetzung des Vollzugs der Überstellungsentscheidung, die den Fristbeginn nach Art. 29 Abs. 1 UAbs. 1 Dublin III-VO verzögere, könne demnach nur im Sinne der Gewährung effektiven Rechtsschutzes, d. h. mit der Zielsetzung einer rechtlichen Prüfung der Überstellungsentscheidung vorgenommen werden (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 12; ebenso Schleswig-Holsteinisches VG, Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 15 ff.; VG Münster, Beschlüsse vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris Rn. 9 ff. und vom 28.07.2020 - 8 L 523/20.A -, juris Rn. 17).

    Eine von der Durchführung eines solchen Prüfungsverfahrens unabhängige Aussetzung der Überstellungsentscheidung aufgrund tatsächlicher Unmöglichkeit der Abschiebung sehe Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO nicht vor (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 7; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 26).

    Dieses Verständnis stützten die systematische Stellung der Vorschrift und das Dublin-System, wonach Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO das Ziel verfolge, das Spannungsverhältnis zwischen Verfahrensbeschleunigung und Gewährung effektiven Rechtsschutzes zugunsten des effektiven Rechtsschutzes aufzulösen (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 24 ff.; vgl. auch Schleswig-Holsteinisches VG, Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 19; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 58 f.).

    Die Aussetzung "bis auf weiteres" ist auch nicht im Sinne einer zeitlich unbefristeten Aussetzung (so Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 - und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 19) - womöglich über den Abschluss des Klageverfahrens hinaus - zu verstehen (vgl. VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 41 ff.), sondern bringt nur zum Ausdruck, dass der Zeitpunkt des Wegfalls des Vollzugshindernisses noch nicht feststand (vgl. auch VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 16; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris).

    Sofern die Unzulässigkeit einer Aussetzung der Vollziehung nach Art. 27 IV Dublin III-VO im Falle einer tatsächlichen Unmöglichkeit der Überstellung - wie hier im Fall der Corona-Pandemie - auch damit begründet ergibt, dass diese dem Beschleunigungsgrundsatz widerspreche (vgl. OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 11 f., 19; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 23 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 20; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris Rn. 18), teilt das Gericht diese Einschätzung nicht (ebenso VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris Rn. 7).

  • VG Osnabrück, 12.05.2020 - 5 B 95/20

    Abschiebungsanordnung; behördliche Aussetzung der Vollziehung; behördliche

    Auszug aus VG Karlsruhe, 26.08.2020 - A 1 K 1026/20
    Auch sind die Belange des zuständigen Mitgliedstaats zu berücksichtigen (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 25; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 13; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris Rn. 98 f.).

    (b) Die Aussetzungsentscheidung des Bundesamtes vom 09.06.2020 ist nach diesen Grundsätzen beachtlich und hat die Überstellungsfrist unterbrochen (vgl. allgemein BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 28; für die streitgegenständliche Fallkonstellation im Ergebnis wie hier etwa VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris; VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A -, juris; VG Cottbus, Beschluss vom 04.08.2020 - 5 L 327/20.A -, juris; anders etwa OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris; Schleswig-Holsteinisches VG, Urteil vom 15.05.2019 - 10 A 596/19 -, juris Rn. 20 und Beschluss vom 18.05.2020 - 5 A 255/19 -, juris Rn. 26; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris; VG Münster, Beschlüsse vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris und vom 28.07.2020 - 8 L 523/20.A -, juris; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris; VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris und Gerichtsbescheid vom 21.07.2020 - M 2 K 19.51305 -, BeckRS 2020, 18797; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris; offen gelassen von VG Karlsruhe, Beschluss vom 06.08.2020 - A 9 K 2179/20 -).

    Die durch die Corona-Pandemie hervorgerufene außerordentliche und extreme Lage und die dadurch ergriffenen Maßnahmen - wie hier die Reaktion auf die europaweit erfolgten Grenzschließungen - bildeten demgemäß einen sachlich tragfähigen willkürfreien und nicht missbräuchlichen Anlass für die Aussetzung der Vollziehung der Abschiebungsanordnung, der von den Beteiligten nicht beeinflusst werden konnte (vgl. Beschluss der Kammer vom 25.06.2020 - A 1 K 6703/19 - VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 16; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 20).

    Wenn in einem solchen Fall die Behörde eine vorübergehende Klärung durch ein (gegebenenfalls weiteres) gerichtliches Eilverfahren deshalb nicht für nötig erachtet, weil auch sie von der Rechtswidrigkeit ausgeht (vgl. insoweit auch VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 81 ff.), kann sie bereits in eigener Verantwortung dem Betroffenen vorübergehenden (behördlichen) Rechtsschutz gewähren (ähnlich VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 16; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 22).

    Die behördliche Aussetzungsanordnung dient der Klarstellung und Rechtssicherheit auch im Verhältnis zu dem zuständigen Mitgliedstaat (VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 16; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 19).

    Dies wäre dann anzunehmen, wenn bei klarer Rechtslage - d.h. Rechtmäßigkeit der Überstellungsentscheidung - und offenkundig eröffneter Überstellungsmöglichkeit die behördliche Aussetzungsentscheidung allein dazu diente, die Überstellungsfrist zu unterbrechen, weil sie aufgrund behördlicher Versäumnisse ansonsten nicht (mehr) gewahrt werden könnte (BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, juris Rn. 27; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 13).

    Ein solcher Fall liegt hier nicht vor (ebenso VG Sigmaringen, Beschluss vom 17.04.2020 - A 9 K 565/20 -, juris; VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.GI.A -, juris Rn. 7; VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 14 ff.; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 20; bejahend aber VG München, Urteil vom 07.07.2020 - M 2 K 19.51274 -, juris Rn. 17 und Gerichtsbescheid vom 21.07.2020 - M 2 K 19.51305 -, BeckRS 2020, 18797, Rn. 20; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 30; offengelassen von VG Münster, Beschluss vom 22.05.2020 - 8 L 367/20.A -, juris Rn. 9 ff., das die Vollziehungsaussetzung aufgrund von Ermessensfehlern mangels einer Einzelfallprüfung für rechtswidrig hält).

  • VG München, 07.07.2020 - M 2 K 19.51274

    Unvereinbarkeit der behördlichen Aussetzung mit Unionsrecht

  • VG Gießen, 08.04.2020 - 6 L 1015/20
  • VG Düsseldorf, 18.05.2020 - 15 L 776/20
  • VG Cottbus, 04.08.2020 - 5 L 327/20
  • VG Münster, 22.05.2020 - 8 L 367/20
  • VG München, 21.07.2020 - M 2 K 19.51305

    Keine Unterbrechung der Dublin-Überstellungsfrist durch coronabedingte Aussetzung

  • VG Düsseldorf, 23.06.2020 - 15 K 8085/19
  • VG Würzburg, 25.03.2020 - W 10 K 19.50254

    Erfolglose Klage gegen Dublin-Bescheid (Italien)

  • VG Münster, 28.07.2020 - 8 L 523/20
  • VG Ansbach, 15.06.2020 - AN 17 K 20.50046

    Zweitantrag nach Durchführung eines Asylverfahrens in Frankreich

  • EuGH, 13.09.2017 - C-60/16

    Khir Amayry

  • OVG Saarland, 25.04.2014 - 2 B 215/14

    Vorläufiger Rechtsschutz gegen Abschiebung eines Asylbewerbers nach Schweden nach

  • OVG Nordrhein-Westfalen, 30.08.2011 - 18 B 1060/11

    Notwendigkeit eines schon konkret vorliegenden Eheschließungstermins für die

  • VGH Baden-Württemberg, 31.05.2011 - A 11 S 1523/11

    Zur Prüfung von Duldungsgründen vor Erlass einer Abschiebungsanordnung gegen

  • BVerwG, 17.06.2010 - 10 B 8.10

    Abschiebungsschutz; Zielstaat der Abschiebung; konkrete und allgemeine Gefahr;

  • BVerwG, 09.01.2019 - 1 C 19.18
  • VGH Baden-Württemberg, 08.05.2020 - A 4 S 1082/20

    Dublin-Asylverfahren; Zulassung der Berufung nur im Hinblick auf die

  • VG Osnabrück, 20.03.2020 - 5 B 88/20

    Duldung wegen Dublin-Überstellungsaussetzung aufgrund Corona-Pandemie

  • VG Karlsruhe, 19.05.2014 - A 9 K 3615/13

    Erlass einer Abschiebungsanordnung; inlandsbezogenes Abschiebungsverbot

  • VG Berlin, 22.02.2016 - 23 K 349.15

    Asylrecht - Notwendiger Inhalt des Bescheides des Bundesamtes, Rechtsgrundlagen

  • VGH Baden-Württemberg, 05.04.2011 - A 9 S 2504/10
  • VG Sigmaringen, 17.04.2020 - A 9 K 565/20
  • BVerfG, 17.09.2014 - 2 BvR 1795/14

    Die zuständige Behörde hat jedenfalls bei der Abschiebung von Familien mit

  • BVerwG, 09.08.2016 - 1 C 6.16

    Asylantrag; Unzulässigkeit; Zuständigkeit; Dublin; Zuständigkeitsübergang;

  • EuGH, 29.01.2009 - C-19/08

    Petrosian u.a. - Asylrecht - Verordnung (EG) Nr. 343/2003 - Wiederaufnahme durch

  • VG Potsdam, 29.06.2020 - 11 L 563/20
  • VG Gera, 11.08.2021 - 4 K 157/20

    Nigeria: Dublin Italien; Kein Zuständigkeitsübergang auf Deutschland bei einer

    Zum Zeitpunkt der Aussetzung bestanden aufgrund der erfolgten Grenzschließungen Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Abschiebungsanordnung (vgl. VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 76f; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A - Juris Rn. 14; VG Trier, Beschluss vom 05.08.2020 - 7 L 2362/20.TR -, VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20).

    Die Aussetzungsentscheidufig unter Berufung auf Grenzschließungen und Reiseverbote infolge der Corona-Krise war danach, wenn nicht sogar geboten, so jedenfalls sachlich vertretbar, da Dublin-Überstellungen nicht zu vertreten waren (vgl. VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.G1.A - juris Rn. 7; VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20).

    Die durch die Corona-Pandemie hervorgerufene außerordentliche und extreme Lage und die deshalb ergriffenen Maßnahmen bildeten einen sachlich tragfähigen, willkürfreien und nicht rechtsmissbräuchlichen Anlass für die Aussetzung der Vollziehung der Abschiebungsanordnung (vgl. VG Osnabrück, Beschluss vom 1?,05.2020 - 5 B 95/20 -, juris Rn. 16; VG Karlsruhe, Beschluss vom 25.06.2020 - A 1 K 6703/19 - VG Berlin, Beschluss. vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris Rn. 20, VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20).

    Die Aussetzung der Vollziehung setzt - über das Vorliegen sachlich vertretbarer Erwägungen hinaus - nicht die Gewährung effektiven Rechtschutzes voraus (vgl. VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20).

    Aus Art. .27 Abs. 4 Dublin-III-VO lässt sich nicht entnehmen, dass seine Vollziehung nur zu dem Zweck ausgesetzt werden darf, eine gerichtliche Klärung der Rechtmäßigkeit der Überstellungsentscheidung zu ermöglichen und damit der Gewährung effektiven Rechtschutzes zu dienen (vgl. VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A-, juris Rn. 53ff.; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020-28'L 203/20 A-, juris Rn. 17; VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20).

    Dieses Verständnis steht zugleich im Einklang mit der Aufgabe des Bundesamtes, die rechtliche Entwicklung nach Erlass der Abschiebungsanordnung im Blick zu behalten und selbst auf eintretende Abschiebungshindernisse zu reagieren (vgl. VG Minden Beschluss vom 06.07.2020 - 12L485/20.A -, juris Rn. 35; VG Karlsruhe, Urteil, vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20).

    Die Vorgehensweise der Beklagten ist damit rechtlich zulässig und steht nicht im Widerspruch zu den Aussagen der EU-Kommission, die sich mit den genannten Rechtsgrundlagen in ihrer Mitteilung gar nicht auseinandersetzt (vgl. VG. Karlsruhe Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20 -, ähnlich auch VG Minden Beschluss vom 06.07.2020 - 1 2 L 485/20. A -, juris Rn. 64, VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18. A - , juris Rn. 122 ff., so im Ausgangspunkt auch OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 18).

    Für die Europäische Kommission bestand demgemäß kein Anlass, zu dieser Frage Stellung zu nehmen (so auch VG Karlsruhe Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20).

  • VG Karlsruhe, 15.09.2020 - A 9 K 4825/19

    Dublin-Verfahren; Aussetzung der Vollziehung von Überstellungsentscheidungen

    Die allgemeine Aussetzung der Vollziehung von Überstellungsentscheidungen nach Italien durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Zusammenhang mit der im März 2020 vor dem Hintergrund der Ausbreitung der COVID-19-Epidemie unionsweit verhängten Reisebeschränkungen war nicht geeignet, eine Unterbrechung der Überstellungsfrist herbeizuführen (im Ergebnis wie OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris, Rn. 8 ff.; entgegen VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20 -, juris, Rn. 27 ff. [zur Überstellung in die Republik Österreich]).

    Sie kann insbesondere nicht mit dem Effektivitätsgrundsatz oder der Gefahr einer faktischen Aussetzung des Dublin-Systems durch (rechtswidrige) Aufnahmeverweigerung einzelner Mitgliedsstaaten gerechtfertigt werden (vgl. hierzu aber VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - 1 K 1026/20 -, juris, Rn. 56).

    Dem kann nicht entgegengehalten werden, dass sich eine solche finale Verknüpfung aus dem Wortlaut jedenfalls der englischen und französischen Sprachfassung nicht ergebe und auch der Wortlaut der deutschen Sprachfassung ("um ... zu") lediglich einen zeitlichen Gleichlauf zwischen Rechtsbehelf und Aussetzungsentscheidung impliziere (so aber VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - 1 K 1026/20 -, juris, Rn. 48).

    Schließlich kann eine Unterbrechung der Überstellungsfrist vorliegend auch nicht mit dem Einwand begründet werden, dass die Aussetzung der Vollziehung der unmittelbaren Gewährung effektiven Rechtsschutzes durch die zuständige Behörde selbst gedient habe (so aber z.B. VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20 -, Rn. 48 ff.; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris, Rn. 22).

    Ein Erst-Recht-Schluss, der eine fristunterbrechende Aussetzungsentscheidung auch in Fällen ermöglicht, in denen die Rechtswidrigkeit der Abschiebungsanordnung feststeht (so in der Sache VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20 -, juris, Rn. 48), wäre mit der rechtsschutzsichernden Funktion der Art. 27 Abs. 3 und 4 Dublin III-VO nicht vereinbar und liegt weit außerhalb der Konstellationen, in denen die obergerichtliche Rechtsprechung bislang eine Aussetzungsentscheidung mit fristunterbrechender Wirkung angenommen hat (vgl. BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, BVerwGE 164, 165 = juris, Rn. 31; Urteil vom 09.08.2016 - 1 C 6.16 -, BVerwGE 156, 9 = juris, Rn. 18).

  • VG Karlsruhe, 01.10.2020 - A 9 K 343/20

    Sog. Dublin-Verfahren; Überstellungsfrist und Fristunterbrechung; Aussetzung der

    Die allgemeine Aussetzung der Vollziehung von Überstellungsentscheidungen nach Italien durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Zusammenhang mit der im März 2020 vor dem Hintergrund der Ausbreitung der COVID-19-Epidemie unionsweit verhängten Reisebeschränkungen war nicht geeignet, eine Unterbrechung der Überstellungsfrist herbeizuführen (im Ergebnis wie OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris, Rn. 8 ff.; entgegen VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20 -, juris, Rn. 27 ff. [zur Überstellung in die Republik Österreich]).

    Sie kann insbesondere nicht mit dem Effektivitätsgrundsatz oder der Gefahr einer faktischen Aussetzung des Dublin-Systems durch (rechtswidrige) Aufnahmeverweigerung einzelner Mitgliedsstaaten gerechtfertigt werden (vgl. hierzu aber VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - 1 K 1026/20 -, juris, Rn. 56).

    Dem kann nicht entgegengehalten werden, dass sich eine solche finale Verknüpfung aus dem Wortlaut jedenfalls der englischen und französischen Sprachfassung nicht ergebe und auch der Wortlaut der deutschen Sprachfassung ("um ... zu") lediglich einen zeitlichen Gleichlauf zwischen Rechtsbehelf und Aussetzungsentscheidung impliziere (so aber VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - 1 K 1026/20 -, juris, Rn. 48).

    Schließlich kann eine Unterbrechung der Überstellungsfrist vorliegend auch nicht mit dem Einwand begründet werden, dass die Aussetzung der Vollziehung der unmittelbaren Gewährung effektiven Rechtsschutzes durch die zuständige Behörde selbst gedient habe (so aber z.B. VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20 -, Rn. 48 ff.; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A -, juris, Rn. 22).

    Ein Erst-Recht-Schluss, der eine fristunterbrechende Aussetzungsentscheidung auch in Fällen ermöglicht, in denen die Rechtswidrigkeit der Abschiebungsanordnung feststeht (so in der Sache VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20 -, juris, Rn. 48), wäre mit der rechtsschutzsichernden Funktion der Art. 27 Abs. 3 und 4 Dublin III-VO nicht vereinbar und liegt weit außerhalb der Konstellationen, in denen die obergerichtliche Rechtsprechung bislang eine Aussetzungsentscheidung mit fristunterbrechender Wirkung angenommen hat (vgl. BVerwG, Urteil vom 08.01.2019 - 1 C 16.18 -, BVerwGE 164, 165 = juris, Rn. 31; Urteil vom 09.08.2016 - 1 C 6.16 -, BVerwGE 156, 9 = juris, Rn. 18).

  • VG Gera, 11.08.2021 - 4 K 161/20

    Nigeria: Dublin Italien; Keine individuelle Zusicherung aufgrund systemischer

    Zum Zeitpunkt der Aussetzung bestanden aufgrund der erfolgten Grenzschließungen Zweifel an der Rechtmäßig keit der Abschiebungsanordnung (vgl. VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A juris Rn. 76f.; VG Berlin, Beschluss vom 16107.2020 - 28 L 203/20 A -Juris Rn. 14; VG Trier, Beschluss vom 05.08.2020 - 7L2362/20.TR -,.VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20).

    Die Aussetzungsentscheidung unter Berufung auf Grenzschließungen und Reiseverbote infolge der Corona-Krise war danach, wenn nicht sogar geboten, so jedenfalls sachlich vertretbar, da Dublin-Überstellungen nicht zu vertreten waren (vgl. VG Gießen, Beschluss vom 08.04.2020 - 6 L 1015/20.G1.A - juris Rn. 7; VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020- A 1 K 1026/20).

    rechtsmissbräuchlichen Anlass für die Aussetzung der Vollziehung der Abschiebungsanordnung (vgl. VG Osnabrück, Beschluss vom 12.05:2020 - 5 B 95/20 - J u r i s Rn. 16; VG Karlsruhe, Beschluss vom 25.06.2020 - A 1 K 6703/19 - ; VG Berlin, Beschluss vom 16.07.2020 - 28 L 203/20 A - Juris Rn. 20, VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20).

    Die Aussetzung der Vollziehung setzt - über das Vorliegen sachlich vertretbarer Erwägungen hinaus - nicht die Gewährung effektiven Rechtschutzes voraus (vgl. VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20).

    reagieren (vgl. VG Minden Beschluss vom 06.07.2020 - 12L485/20.A -, juris Rn. 35; VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20).

    Die Vorgehensweise der Beklagten ist damit rechtlich zulässig und steht nicht im Widerspruch zu den Aussagen der EU-Kommission, die sich mit den genannten Rechtsgrundlagen in ihrer Mitteilung gar nicht auseinandersetzt (vgl. VG Karlsruhe Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20 -, ähnlich auch VG Minden Beschluss vom 06.07.2020-12 L 485/20. A - Juris Rn. 64, VG Düsseldorf, Urteil vom 21.07.2020 - 22 K 8760/18.A - Juris Rn. 122ff, so im Aus gangspunkt auch OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020- 1 LA 120/20 - Juris Rn. 18).

  • OVG Niedersachsen, 27.10.2020 - 10 LA 217/20

    Antrag auf Aussetzung der Überstellung aus tatsächlichen der Abschiebung

    Vor diesem Hintergrund kann eine Aussetzung der Durchführung der Überstellungsentscheidung im Sinne des Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO, die den Fristbeginn nach Art. 29 Abs. 1 UA 1 Dublin III-VO verzögert und somit dem Beschleunigungsgedanken zuwiderläuft, nur zugunsten der Gewährung effektiven Rechtsschutzes vorgenommen werden (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 12; VG Hamburg, Beschluss vom 16.09.2020 - 9 AE 3364/20 -, juris Rn. 13; VG Karlsruhe, Beschluss vom 15.09.2020 - A 9 K 4825/19 -, juris Rn. 20; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 26 ff.; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 29 ff.; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris Rn. 10 ff.; a.A. etwa: VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20 -, juris Rn. 36 ff. m.w.N.; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 53 ff.).

    EU C 126, S. 12, 16; ebenso OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 18; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris Rn. 20; Verständnis als unergiebig: VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20 -, juris Rn. 50).

  • OVG Nordrhein-Westfalen, 27.11.2020 - 11 A 2239/20

    Aussetzung der Durchführung der Überstellungsentscheidung im Hinblick auf die

    So aber u. a. VG Karlsruhe, Urteil vom 26. August 2020 - 1 K 1026/20 -, juris, Rn. 48; VG Minden, Beschluss vom 6. Juli 2020 - 12 L 485/20.A -, juris, Rn. 55 ff.

    Sofern die Beklagte und die von ihr in der Berufungsbegründung zitierten verwaltungsgerichtlichen Entscheidungen, u. a. VG Düsseldorf, Urteil vom 21. Juli 2020 - 22 K 8762/18.A -, juris, Rn. 103 ff.; VG Trier, Beschluss vom 5. August 2020 - 7 L 2362/20.TR -, juris, Rn. 11; VG Karlsruhe, Urteil vom 26. August 2020 - A 1 K 1026/20 -, juris, Rn. 34 f., aus der Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts ableiten, dass jede sachlich vertretbare, willkürfreie und nicht rechtsmissbräuchliche Erwägung eine Aussetzung im Sinne des Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO stützen kann, verkennen sie, dass auch das Bundesverwaltungsgericht die Aussetzung nur - wie aufgezeigt - vor dem Hintergrund der Gewährung wirksamen Rechtsschutzes erlaubt hat.

  • VG Ansbach, 13.11.2020 - AN 14 K 19.50319

    Erfolgreiche Klage einer syrischen Familie gegen Überstellungsanordnung nach

    Die Beklagte nahm hierzu mit Schreiben vom 7. Oktober 2020 dahingehend Stellung, dass die Aussetzung der Vollziehung der Abschiebungsanordnung die Überstellungsfrist unterbrochen habe (unter Verweis auf EuGH, U.v. 13.9.2017 - C-60/16 - NVwZ 2018, 46 Rn. 71; BVerwGE 156, 9 = NVwZ 2016, 1492 Rn. 18; BayVGH, B.v. 11.5.2020 - 15 ZB 20.50009; VG Würzburg, Gerichtsbescheid v. 12.5.2020 - W 8 K 20.50144; VG Düsseldorf, B.v. 15.6.2020 - 22 L 701/20.A; VG Lüneburg, B.v. 29.4.2020 - 8 B 18/20; VG Karlsruhe, U.v. 26.8.2020 - A 1 K 1026/20).

    Das ausführlich begründete Urteil des Verwaltungsgerichts Karlsruhe (U.v. 26.8.2020 - A 1 K 1026/20 - juris insb. Rn. 51ff) vermag das erkennende Gericht nicht zu überzeugen.

  • VG Trier, 30.09.2020 - 7 K 617/20

    Iran: Dublin: Aussetzungsentscheidung des Bundesamtes wegen Corona rechtmäßig

    Vielmehr schließt sich das Gericht den diesbezüglichen Ausführungen der Beklagten im streitgegenständlichen Bescheid, auf die gemäß § 77 Abs. 2 AsylG Bezug genommen wird, und der einhellig in der Rechtsprechung vertretenen Auffassung an, dass Österreich über ausreichende Unterbringungskapazitäten sowie ein ordnungsgemäßes und richtlinienkonformes Asyl- und Aufnahmeverfahren verfügt (BVerwG, Urteil vom 8. Januar 2019 - 1 C 16.18 - , BVerwGE 164, 165-179, Rn. 36; ebenso: VG Karlsruhe, Urteil vom 26. August 2020 - A 1 K 1026/20 - ; VG München, Beschluss vom 13. März 2020 - M 19 S 20.50148 - ; VG Würzburg, Beschluss vom 5. Dezember 2019 - W 8 S 19.50805 - ; VG Aachen, Beschluss vom 28. Januar 2019 - 6 L 1826/18.A - ; VG Würzburg, Gerichtsbescheid vom 13. Dezember 2018 - W 10 K 18.50490 - ; VG Greifswald, Beschluss vom 8. November 2017 - 6 B 2037/17 As HGW - ; VG Augsburg, Beschluss vom 5. August 2015 - Au 3 S 14.50165 - ; alle juris).

    Die Aussetzungsentscheidung des Bundesamts steht mit diesen Grundsätzen im Einklang (ebenso: VG Münster, Beschluss vom 2. September 2020 - 10 L 704/20.A - ; VG Karlsruhe, Urteil vom 26. August 2020 - A 1 K 1026/20 - ; VG Cottbus, Beschluss vom 4. August 2020 - 5 L 327/20.A - ; VG Düsseldorf, Urteile vom 2 1 .

  • VGH Bayern, 24.11.2020 - 9 ZB 20.50022

    Keine Aussetzung des Überstellungsvollzugs

    Vor diesem Hintergrund kann eine Aussetzung der Durchführung der Überstellungsentscheidung im Sinne des Art. 27 Abs. 4 Dublin III-VO, die den Fristbeginn nach Art. 29 Abs. 1 UA 1 Dublin III-VO verzögert und somit dem Beschleunigungsgedanken zuwiderläuft, nur zugunsten der Gewährung effektiven Rechtsschutzes vorgenommen werden (OVG Schleswig-Holstein, Beschluss vom 09.07.2020 - 1 LA 120/20 -, juris Rn. 12; VG Hamburg, Beschluss vom 16.09.2020 - 9 AE 3364/20 -, juris Rn. 13; VG Karlsruhe, Beschluss vom 15.09.2020 - A 9 K 4825/19 -, juris Rn. 20; VG Ansbach, Beschluss vom 23.07.2020 - AN 17 E 20.50215 -, juris Rn. 26 ff.; VG Aachen, Urteil vom 10.06.2020 - 9 K 2584/19.A -, juris Rn. 29 ff.; VG Düsseldorf, Beschluss vom 18.05.2020 - 15 L 776/20.A -, juris Rn. 10 ff.; a.A. etwa: VG Karlsruhe, Urteil vom 26.08.2020 - A 1 K 1026/20 -, juris Rn. 36 ff. m.w.N.; VG Minden, Beschluss vom 06.07.2020 - 12 L 485/20.A -, juris Rn. 53 ff.).
  • VG Würzburg, 21.10.2020 - W 8 S 20.50245

    Keine Unterbrechung der Dublin-Überstellungsfrist wegen behördlich verfügter

    Diese Rechtsfolge vermag die Aussetzung der Abschiebungsanordnung und deren Widerruf nicht zu bewirken (so auch OVG SH, B.v. 9.7.2020 - 1 LA 120/20 - juris sowie schon VG Würzburg, U.v. 11.8.2020 - W 8 K 19.50795 - juris m.w.N.; siehe ansonsten zuletzt etwa VG Dresden, B.v. 13.10.2020 - 6 L 712/20.A - Milo; Saarl VG, B.v. 1.10.2020 - 5 L 814/20 - juris; VG Karlsruhe, U.v. 1.10.2020 - A 9 K 343/20 - juris; B.v. 15.9.2020 - A 9 K 4825/19 - juris; VG Ansbach, U.v. 23.9.2020 - AN 14 K 18.50955 - juris; VG Bremen, U.v. 18.9.2020 - 2 K 1112/19 - juris; SH VG, U.v. 14.9.2020 - 5 A 57/20 - juris; VG Greifswald, U.v. 28.8.2020 - 3 A 1865/19 HGW - juris; VG Berlin, B.v. 20.8.2020 - 32 L 173/20 A - juris, jeweils m.w.N.; Neumann, Offene Fragen rund um die Aussetzung der sofortigen Vollziehung in Dublin-Verfahren durch das BAMF, ZAR 2020, 314; Lehnert/Werdermann, Aussetzungen der Dublin-Überstellungen durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge während der Corona-Krise, NVwZ 2020, 1308; Hupke, Coronabedingte Aussetzungen von Dublin-Überstellungen, Asylmagazin 8/2020, 257; Pettersson, Abschiebungen und Corona - Auswirkungen der Pandemie auf die Asylrechtsprechung, ZAR 2020, 230; alle m.w.N.; a. A. etwa VG Bremen, B.v. 29.9.2020 - 6 V 1878/20 - juris; VG Münster, B.v. 2.9.2020 - 10 L 704/20.A - juris; VG Karlsruhe, U.v. 26.8.2020 - A 1 K 1026/20 - juris sowie BAMF, Referat 32 A, Aussetzungsentscheidungen des Bundesamtes - ein Überblick, Entscheiderbrief 09/2020, 4; jeweils m.w.N.).
  • VG Düsseldorf, 02.03.2022 - 22 K 2834/18

    Beschleunigungsgrundsatz; Beschleunigung; Verfahrensdauer; Integration

  • VG Würzburg, 09.11.2020 - W 8 K 20.50114

    Zuständigkeit zur Durchführung des weiteren Asylverfahrens

  • VG Wiesbaden, 06.05.2022 - 3 K 1656/18

    Dublin-Überstellungen nach Polen

  • VG Hamburg, 16.09.2020 - 9 AE 3364/20

    Aussetzung der Vollziehung durch das Bundesamt als Reaktion auf die

  • VG München, 12.07.2021 - M 5 K 20.50028

    Keine Unterbrechung der Überstellungsfrist durch Aussetzungsentscheidungen des

  • VG Schleswig, 14.09.2020 - 5 A 57/20

    (Keine) Unterbrechung der Dublin-Überstellungsfrist wegen "Corona-Krise"

  • VG Berlin, 04.12.2020 - 34 L 435.20

    Einstweiliger Rechtsschutz gegen Abschiebung

  • VG Würzburg, 09.11.2020 - W 8 K 20.50244

    Keine Unterbrechung der Überstellungsfrist durch Aussetzung der Vollziehung der

  • VG Bremen, 29.09.2020 - 6 V 1878/20

    Dublin Italien, 6 V 1878/20 - Aussetzung der Vollziehung; Coronavirus; COVID-19;

  • VG Dresden, 13.10.2020 - 6 L 712/20

    Iran, Asylantrag unzulässig, Abschiebungsanordnung nach Italien, Aussetzung der

  • VG München, 20.01.2021 - M 5 K 20.50006

    Dublin III-Verfahren während der Corona-Pandemie

  • VG München, 20.01.2021 - M 5 K 19.51320

    Dublin III-Verfahren - Ablauf der Überstellungsfrist

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